Der
Manchester Ship Canal
ist ein
Kanal
mit 58 km Lange im Nordwesten von
England
. Sudlich von
Liverpool
an der Mundung des
Mersey
in die
Irische See
beginnend, folgt er dessen Verlauf sowie dem des
Irwell
bis
Manchester
. Das auffalligste Bauwerk des Kanals ist der
Barton Swing Aqueduct
.
Der Manchester Ship Canal ubernahm die Funktion, die seit dem 18. Jahrhundert die
Mersey and Irwell Navigation
und der
Bridgewater-Kanal
als Schiffsverbindung von Manchester zur Irischen See erfullten. Diese beiden Kanale waren jedoch nur von vergleichsweise kleinen
Flussbooten
befahrbar. Als in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts eine langandauernde
Depression
zum Niedergang der Industrie Manchesters fuhrte, wurde die Idee entwickelt, Seeschiffen einen direkten Zugang zu der Stadt zu offnen. Der Kanal sollte Manchester ermoglichen, ein direkter Konkurrent von Liverpool zu werden, das mit hohen Hafengebuhren den Warentransport mit kleinen Schiffen von und nach Manchester unattraktiv machte.
Widerstand von Seiten Liverpools ließ den notwendigen Parlamentsbeschluss 1882 und 1884 scheitern und erst der dritte Entwurf konnte 1885 das Parlament passieren. Erst jetzt konnte die Finanzierung des geplanten Kanals beginnen. Der Parlamentsbeschluss schrieb ein Kapital von 8 Millionen
?
fur die Kanalgesellschaft vor und sah einen Zeitraum von zwei Jahren vor, in dem dieses Geld zu beschaffen war. Die Konkurrenz von Liverpool und die hohen Kosten schreckten aber mogliche Investoren ab. 1887 wurde schließlich durch einen erneuten Parlamentsbeschluss eine Teilung des Kapitals in
Vorzugs-
und
Stammaktien
moglich. Die
Barings Bank
und die
Rothschild Bank
konnten innerhalb kurzer Zeit Investoren fur die Vorzugsaktien finden. So konnte am 11. November 1887 der erste Spatenstich zum Bau des Kanals erfolgen. Nach vier Jahren war das Kapital von ? 8 Millionen verbraucht, der Kanal aber noch nicht fertiggestellt. Die Kanalgesellschaft wandte sich mit dem Ersuchen an den Stadtrat von Manchester, die weitere Finanzierung zu garantieren. Die Stadt ubernahm es, das notwendige Geld aufzubringen und ließ sich im Gegenzug eine Mehrheit in der Fuhrung der Kanalgesellschaft zusichern.
Edward Leader Williams
war der fur den Bau verantwortliche Ingenieur, der von ihm entworfene
Barton Swing Aqueduct
ist als einzige Dreh-
Trogbrucke
der Welt noch immer ein technisch bedeutendes Bauwerk.
Der Kanal wurde am 7. Dezember 1893 nach sechs Jahren Bauzeit fertiggestellt und am 1. Januar 1894 fur den Verkehr freigegeben. Die offizielle Eroffnung durch Konigin
Victoria
erfolgte bei einem Besuch in Manchester am 21. Mai 1894.
Der Kanal war darauf ausgelegt, den zur Bauzeit großten Schiffen die Durchfahrt zu ermoglichen und machte den Hafen von Manchester zum drittgroßten Seehafen Englands, obwohl die Stadt 64 km vom Meer entfernt liegt. Das großte Guteraufkommen auf dem Kanal wurde 1958 verzeichnet. Seitdem geht der Handelsverkehr darauf stetig zuruck, auch weil heutige Seeschiffe oft zu groß fur eine Passage sind. Der Eigentumer Peel Ports (
Peel Holdings
) plant, den Kanal auszubauen, um den Schiffsverkehr wiederzubeleben.
Der Kanal verlauft von seinem westlichen Ende bei
Eastham
sudlich des Mersey an
Ellesmere Port
vorbei. Zwischen Rixton, ostlich des Thelwall Viaducts der
M6
, und
Irlam
folgt er dem Mersey. Am Zusammenfluss von Mersey und Irwell bei Irlam folgt der Kanal dem alten Verlauf des Irwell bis hinein nach Manchester. Mit funf
Schleusen
wird eine Hohendifferenz von insgesamt 18 m uberwunden.
Im Planungs- und fruhen Ausfuhrungsstadium wurde von folgenden Kennzahlen ausgegangen:
[1]
- Lange: 57 km
- Wasserspiegelbreite: maximal 52 m
- Sohlenbreite: 36,5 m
- Minimalwassertiefe 7,9 m
- Wasserspiegeldifferenz: 18 m
- Schleusen: vier (jeweils maximal 180 m auf 24 m); Material:
Grunherzholz
- Schleusen und Kaimauern: ca. 900.000 m³ Beton; 120.000 m³ Ziegelmauerwerk und 150.000 m³ sonstiges Mauerwerk
- Gesamtaushub (Kanal plus Docks): 35 Millionen m³, davon ca. 7 Mill. m³ Fels
- Baumaschinen (Durchstich): ca. 100
Exkavatoren
(jeweilige mittlere Tagesleistung: 500 m³ bis 1.400 m³)
- Materialtransport: 173 Lokomotiven, 6.300 Waggons auf 360 km Arbeitsgleisen
- Hilfsmaschinen: 194 Dampfkrane, 209 Dampfpumpen, 182 diverse Dampfmaschinen
- Energieaufwand: monatlich ca. 10.000 t Kohle
- Einschnittstiefe: 20 m (auf kurze Lange), 16,5 m (auf Lange von 2,4 km)
- Neigung der Boschungen: 1:1 bis 1:2; in den Felsenpartien bis zu 10:1
- Arbeitspersonal (1890): 15.600 Personen
Fur den Gutertransport zwischen den Lagerhausern und den Kais betrieb die Kanalgesellschaft die
Manchester Ship Canal Railway
, die bis zu ihrer Einstellung im April 2009 eine Privatbahn war.
Bis 1993 unterhielt die Kanalgesellschaft die
Manchester Ship Canal Police
, die entlang der Strecke des Kanals auf einer Breite von 1,5 km auf beiden Seiten des Kanals die Polizeigewalt innehatte.
- Sir Bosdin Leech:
History of the Manchester Canal. From its Inception to its Completion
. (englisch). Band I. Sherratt & Hughes, Manchester/London 1907.
- David Elystan Owen:
The Manchester Ship Canal
. (englisch). Manchester University Press, Manchester 1983,
ISBN 0-7190-0864-6
.
- David Elystan Owen:
Canals to Manchester
. (englisch). Palgrave Macmillan, Houndmills, Basingstoke (Hampshire) 1988,
ISBN 0-7190-2631-8
.
- Ian Harford:
Manchester and its Ship Canal Movement. Class, work and politics in late-Victorian England
. (englisch). Ryburn Publishing, Staffordshire 1994,
ISBN 1-85331-075-1
.
- Edward Gray:
Manchester Ship Canal
. (englisch). Sutton Publishing, Stroud 1997,
ISBN 0-7509-1459-9
.
- Manchester Ship Canal Police
. (englisch). In:
Magazine of the Police Memorabilia Collectors Club
. Nr. 149, 13. August 2010.
- Karina Karadensky:
Die Salford Quays
. In: ?:
Zeitgenossische Kulturbauten als ?Flaggschiffe“ urbaner Regeneration am Beispiel der Salford Quays im Großraum Manchester
. Diplomarbeit. Universitat Wien, Wien 2011, S. 38?41. ?
Volltext online (PDF; 7 MB)
.
- ↑
Vom IV. internationalen Binnenschifffahrts-Congress in Manchester. (…) Ueber den Manchester-Schiffscanal (…).
In:
Wochenschrift des osterreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines
, Jahrgang 1890, Nr. 36/1890 (XV. Jahrgang), S. 309, Mitte links. (online bei
ANNO
).
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