Magnus von Fussen

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Der heilige Magnus von Fussen lebte vermutlich als Einsiedler im 8. Jahrhundert in Fussen . In der Uberlieferung der Abtei St. Mang (um 840?1802/1803) gilt Magnus als ihr Klostergrunder und erster Abt .

Zwar ist die historische Person Magnus nur schwer zu fassen, die Wirkungsgeschichte des als Heiligen und Wundertater Verehrten ist jedoch uber einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren im Bereich der Kunst und der Volksfrommigkeit vor allem im Allgau und Tirol , in Oberschwaben und der Schweiz noch vielgestaltig nachvollziehbar. Seine Verehrung druckt sich auch im Titel Apostel des Allgaus aus. Das Magnusfest wird am 6. September gefeiert.

Magnus-Figur am Hochaltar der Pfarrkirche St. Gallus in Scheidegg

Historische Gestalt

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Von Magnus ist fast nichts historisch Gesichertes bekannt. Den altesten schriftlichen Beleg stellt eine Lebensbeschreibung dar, die ?Vita S. Magni“, die wohl um 895 von einem anonymen Autor verfasst wurde. Eine Abschrift der ?Urvita“ aus dem Anfang des 10. Jahrhunderts befindet sich in der Stiftsbibliothek Einsiedeln im Codex 265.

In der alteren Forschungsliteratur wird die Vita als historische Quelle kritisch hinterfragt und daraus der Lebensweg nachgezeichnet: Demnach sei Magnus vermutlich 699 in der Nahe von St. Gallen geboren und im Jahr 746 zur Missionierung nach Fussen gekommen, wo er nach 26-jahrigem Wirken 772 verstarb.

Dagegen wird in der neuesten Forschungsliteratur [1] diese Vita als ein literarisches Werk, als Symbollegende interpretiert, die das Streben des Heiligen zur Vollkommenheit schildert. Die Vita wird nun nicht mehr als ein historischer Tatsachenbericht herangezogen.

?Das einzig Sichere ist, dass er gelebt hat. Vermutlich war er ein einheimischer Einsiedler der Fussener Gegend, (…) der irgendwann an einem 6. September wohl im 8. Jahrhundert gestorben ist.“ [1]

Stefan Vatter [2] hingegen weist in seiner aktuellen Monographie uber Magnus darauf hin, dass Magnus aufgrund der Angaben der altesten Magnusvita und seiner darin beschriebenen Lebensweise ein iroschottischer Monch aus St. Gallen gewesen sein wird. Magnus gilt mit den iroschottischen Monchen Gallus und Kolumban als einer der drei ?Allgauheiligen“. In einer im Jahre 2000 errichteten Autobahnkapelle , an der A 96 beim Rastplatz Winterberg bei Leutkirch im Allgau, wurden die drei Allgauheiligen in einer Bronzeskulptur abgebildet. Allgemein sind wissenschaftliche und literarische Werke zu Magnus umstritten. Vielmehr wird die Christianisierung des Allgaus durch Magnus als Legende gedeutet.

Schon das Todesjahr von Magnus ist nicht mehr uberliefert. In der Lokaltradition hat sich 750 als Todesjahr eingeburgert. Andere Quellen nennen den 6. September 772: er habe Tozzo (im Amt 772 bis 778) als Bischof von Augsburg vorgeschlagen. Bischof Tozzo leitete die Beerdigung von Magnus.

Der Bedeutungsgehalt der Vita S. Magni wurde von Dorothea Walz anschaulich gehoben. Das Streben, Christus nachzufolgen und Vollkommenheit zu erreichen, durchzieht den Geist dieser Lebensbeschreibung und druckt sich in einer genau festgelegten Ordnung, symbolisiert in Zahlenkombinationen, aus.

Die Kapiteleinteilung enthalt den Schlussel fur das tiefere Verstandnis der Vita, die aus 28 Kapiteln besteht. Die Zahl 28 galt im Mittelalter als ?numerus perfectus“, als vollkommene Zahl , da die Summe ihrer Teiler (1+2+4+7+14 = 28) wiederum die Zahl 28 ergibt. Die Kapitel 1 bis 25 schildern das irdische Leben von Magnus, die drei letzten Ereignisse und das Wunderwirken nach seinem Tod. Zunachst wird in den ersten 8 Kapiteln Magnus als irischer Prinz, der dem hl. Columban als Schuler folgt, geschildert, die nachsten 8 Kapitel beschreiben ihn als Schuler von St. Gallus . Nach diesen 16 Kapiteln des Schulerdaseins, das mit seinem Weggang aus St. Gallen und der Blindenheilung in Bregenz endet, wird in den folgenden 9 Kapiteln Magnus als vollkommener Meister vorgestellt. Er bezwingt die Schlange Boa in Kempten , besiegt den Drachen in Roßhaupten , vernichtet die Fluss- und Berggeister im Lechtal an dem Ort, der ?fauces“ (Schlund, Rachen) = Fussen genannt wird, und grundet hier eine Zelle und ein Oratorium . Und wiederum verbindet sich mit dem Ordnungsschema dieser 25 Kapitel eine besondere Zahlenkombination, namlich die Aufteilung einer Quadratzahl in zwei Quadratzahlen (25 = 16 + 9), so wie im Satz des Pythagoras .

Nach Magnus’ Tod wurde dessen Zelle zerstort. Der Augsburger Bischof Simpert ließ diese wieder errichten und unter seinen Nachfolgern Kirche und Klosterbau vollenden. Bischof Lanto ließ nun nach dem Magnus-Grab suchen. Wie die Vita weiter berichtet, wurde das Grab durch eine Wunderwirkung signalisiert entdeckt und der unversehrt erhaltene Leib von Magnus erhoben, ein deutliches Zeichen seiner Heiligkeit und glanzvolle Legitimation fur das neu gegrundete Benediktinerkloster. Diese Klostergrundung kann um 830/840 angesetzt werden.

Heiligenverehrung

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Magnus war Ordensheiliger der Benediktiner und so ist seine Verehrung vor allem auch in Benediktinerklostern zu finden. Im alpenlandischen Raum verehrte man ihn als Schutzpatron und Nothelfer gegen Mause-, Raupen- und Engerling-Plagen. Teilweise ubernimmt die Magnuslegende die vorchristliche Verehrung von heiligen Orten, z. B. der Apfelbaum bei Schwangau/Waltenhofen; der Schalenstein am Lusalten/Lechfall wird zum ? Magnustritt “. Besondere Wunderkraft wurde dabei dem St.-Mang-Stab zugesprochen. [3] Dieser wurde haufig zur Schadlingsbekampfung aus dem Fussener Kloster erbeten.

?Die Segnungen mit dem Magnusstab nahm normalerweise der Kustos des Klosters Fussen vor. Er ritt zum Ort, wo man eine Segnung wunschte. Dort wurde der Pater durch die Flur gefuhrt. An vier Stationen steckte er den Magnusstab in den Acker, sang den Beginn des Evangeliums, las den Exorzismus und erteilte mit dem Stab den Segen. Dieser Flurumgang dauerte ca. einen halben Tag.“ (Epple, Alois: in Ausstellungskatalog 2000) Ein Fussener Pater notierte nach einer Etschreise 1643: ?Wo des Heiligen Stab unter Anrufung des frommen Abtes hinkam, blieben die Trauben sieben Jahre vom Schimmel verschont, und wo man ihn unter Gebeten segnend uber die Felder schwang, mussten alle Schadlinge weichen.“

Im Zeitalter der Aufklarung wurde diese volkstumliche Praxis jedoch als Aberglauben gebrandmarkt und nach der Sakularisation per Regierungsdekret verboten, der Magnusstab 1804 konfisziert. 1822 brachte man ihn wieder nach Fussen zuruck. Noch heute finden am Magnustag (6. September) und Pfingstdienstag in Fussen Prozessionen mit dem Magnusstab statt.

Magnusdarstellungen (eine Auswahl)

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Die alteste Darstellung des heiligen Magnus ist in der Krypta der ehemaligen Klosterkirche des Klosters Fussen
St.-Mang-Brunnen in Kempten von Georg Wrba, Magnus wird als christlicher Siegfried dargestellt.
Wappen von Kempten-St. Mang

In der religiosen Kunst wird Magnus durch verschiedene Attribute kenntlich gemacht. Als Abt eines Benediktinerklosters tragt er Kukulle , Brustkreuz und Krummstab . Der gezahmte Bar steht fur die Bandigung und Indienstnahme gefahrlicher Naturgewalten. Im Zuge der Gegenreformation wird der Drache, den Magnus der Legende nach in der Schlucht bei Roßhaupten bezwang, zu seinem zentralen Attribut ? ein Bildzeichen der gegenreformatorischen Kirche gegen Heidentum und Haresie.

  • Fussen, Stadtmuseum : Skulptur aus dem spatgotischen ehem. Choraltar von St. Mang, 1463.
  • Gagers, Gemeinde Lana (Sudtirol), Magnuskapelle: Thronender Magnus, Skulptur aus dem fruhbarocken Hochaltar von St. Mang Fussen, Bartholomaus Steinle, 1619.
  • Fussen, Stadtpfarrkirche St. Mang , Magnuskapelle: Marmorfigur Thronender Magnus, Anton Sturm, vor 1717.
  • Gossenzugen, Magnuskapelle: Magnusaltar inszeniert als Grotte, J.J. Christian und Johann M. Feichtmayr, 1749.
  • Birnau, Wallfahrtskirche: Drachentoter, J.A. Feichtmayr, um 1750.
  • Ettal, Benediktinerabteikirche: Drachentoter, J.B. Straub, um 1762.
  • Fussen, Stadtpfarrkirche St. Mang , Außenwand: Magnusfigur, bis 1928 am ehemaligen Magnusbrunnen auf dem Magnusplatz, 1872. [4]
  • Kempten, St.-Mang-Brunnen : Bronzefigur, Georg Wrba, 1905.
  • Kempten, St.-Mang-Brucke : Bruckenfigur St. Magnus und St. Lorenz, Karl Hoefelmayr, 1952.
  • Fussen, Stadtbrunnen : Bronzefigur des hl. Magnus, Alois Vogler , 1968. [5]
  • Landeck/Tirol, Pfarrkirche Perjen, Statuen des hl. Magnus und des hl. Gallus im Altarraum. [6]
  • Fussen, Stadtpfarrkirche St. Mang, Krypta: Magnus folgt Gallus; Reichenauer Schule, um 980.
  • Fussen, Stadtpfarrkirche St. Mang: Freskenzyklus Das Leben des hl. Magnus, Johann Jakob Herkomer und Franz Georg Hermann, 1709 ? um 1720.
  • Bad Schussenried, ehem. Pramonstratenser Klosterkirche St. Mang: Magnuszyklus, Johann Zick, 1746.
  • Unterrammingen, Pfarrkirche St. Mang: Deckenfresko Vier Szenen aus dem Leben des hl. Magnus, Johann Baptist Enderle, 1769.
  • Geislatsried, Kirche St. Magnus: Deckengemalde Der hl. Magnus verkundet den Bewohnern des Allgaus das Evangelium, Franz Osterried , 1861/62.
  • Dienhausen, Gemeinde Denklingen, Filialkirche St. Mang: Deckengemalde: Der Augsburger Bischof Wikterp trifft den hl. Magnus in Epfach und erteilt ihm den Missionsauftrag fur das Allgau; entstanden im Jahre 1898, Kunstler unbekannt.
  • Kempten, Keckkapelle : Tafelbild Magnus bekampft den Drachen und Ungeziefer, 1495.
  • Fussen, Staatsgalerie im Hohen Schloss: Tafelbilder Legende des hl. Magnus, Stephan Mair (?), um 1570.
  • Fussen, Museum der Stadt: Hinterglasbild Er wird meinem Namen ein Haus erbauen, 1711.
  • Seedorf (Kanton Uri), Klosterkirche St. Lazarus: Abt Magnus, 1733.
  • Fussen, Museum der Stadt: Entwurf eines Altarblattes Magnus erbittet von der Hl. Dreifaltigkeit Schutz vor dem Drachen Thomas Christian Winck, 1794.
  • Buchenberg, Pfarrei Rettenberg, Wallfahrtskapelle zum hl. Magnus: Votivtafeln Magnus als Nothelfer, 18./19. Jahrhundert.
  • Willisau, Heiligblutkapelle: Magnuswasser, Anton Amberger, 1854.
  • Fluh, Bregenz, St. Wendelin : Tafelbild Magnus bekampft Drachen und Ungeziefer, 1876.

Goldschmiedearbeiten

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  • Wangen, Stadtpfarrkirche St. Martin: Magnusstab mit Reliquiar aus Weißsilber in Form eines Abtstabes, um 1500.
  • Fussen, Stadtpfarrkirche St. Mang: Magnusstab mit einer Magnus-Statuette aus Silber, 1572.
  • Bad Schussenried, Klostermuseum: Magnusstab-Reliquiar, spatgotisch und 1720.
  • Zwiefalten, Munsterpfarramt: Magnusstab mit Statuette, um 1680.
  • Fussen, Museum der Stadt: Holzschnitt, Magnus besanftigt den Bar, erster Inkunabeldruck: Der Heiligen Leben, Sommerteil von Gunther Zainer, 1472.
  • Hartmann Schedel, Weltchronik: Holzschnitt, Der Magnustanz von Kolbigk, Michael Wolgemuth, 1493.
  • Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek: Kupferstich, Magnus, ein St. Galler Heiliger, Pierre Wuilleret/ Wolfgang Kilian , 1630.
  • Fussen, Museum der Stadt: ehem. Chorfenster aus St. Mang, Magnus der Drachenbezwinger, Kgl. Glasmalereianstalt Munchen, 1870.
  • Eduard Gebele: Der heilige Magnus von Fussen . Munchen, Univ., Diss., 1953
  • Gerold Meyer von Knonau Magnus von Fussen . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 74 f.
  • Gebhard Spahr: Der heilige Magnus. Leben, Legende, Verehrung . (= Allgauer Heimatbucher; 75). Verlag fur Heimatpflege, Kempten 1970
  • Dorothea Walz: Auf den Spuren der Meister. Die Vita des heiligen Magnus von Fussen . Thorbecke, Sigmaringen 1989, ISBN 3-7995-7047-0
  • Manfred Weitlauff Magnus von Fussen (St. Mang). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6 , S. 670 f. ( Digitalisat ).
  • Elisabeth Wintergerst: ?Orte der Gottin & Magnuslegende“ Matriarchale Spuren in Fussen und Umgebung, im Selbstverlag der Autorin, Fussen, 2009
  • Magnus ? Drache, Bar und Pilgerstab. 1250 Jahre Apostel des Allgaus . Kunstverlag Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-69-7 (Ausstellungskatalog)
  • Klaus Wankmiller: Auf den Spuren des hl. Magnus in Tirol ? I. Teil: Ranggen: Die Pfarrkirche St. Magnus in Ranggen und die Fresken von Franz Anton Zeiller , in: Alt Fussen ? Jahrbuch des Historischen Vereins Alt Fussen (2012), S. 114?144.
  • Stefan Vatter: St. Magnus. Apostel des Allgaus: Leben, Wirken und Bedeutung. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2010, ISBN 978-3-89870-657-5
Commons : Magnus von Fussen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Dorothea Walz: Auf den Spuren der Meister. Die Vita des heiligen Magnus von Fussen. Thorbecke, Sigmaringen 1989, ISBN 3-7995-7047-0
  2. Stefan Vatter: St. Magnus. Apostel des Allgaus: Leben, Wirken und Bedeutung. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2010, ISBN 978-3-89870-657-5
  3. Dazu: Magnusstab ? ?Schutzmagie“ der Kirche gegen Ungeziefer. In: Margarete Ruff: Zauberpraktiken als Lebenshilfe. Magie im Alltag vom Mittelalter bis heute. Frankfurt 2003, S. 106ff
  4. Magnusplatz. Stadt Fussen, abgerufen am 12. Oktober 2023 .
  5. Bernard Kuhling: Allgauer Kunstlerlexikon . Kuhling, Kempten 2012, ISBN 978-3-00-042566-0 , S. 372.
  6. Gunther-Maria Ehlers: ?Der Hl. Magnus im Altarraum der Perjener Pfarrkirche“. In: Pfarrhomepage Perjen. Abgerufen am 2. Februar 2018 (deutsch).