Die
Metro Lille
bildet zusammen mit dem
Straßenbahn
- und Busnetz den
offentlichen Personennahverkehr
im
Ballungsraum
Lille
, welcher sich als nordlichstes
franzosisches
Ballungsgebiet
mit mehr als einer Million Einwohnern um die Stadt Lille gebildet hat und sich bis in die
belgischen
Provinzen
Hennegau
und
Westflandern
erstreckt.
[1]
Das
1983
eroffnete
Untergrundbahnnetz
umfasst zwei Linien und war das erste U-Bahn-System, welches die
VAL
-Technologie mit gummibereiften Fahrzeugen anwandte. Damit gehort die Metro Lille zu den wenigen U-Bahnen weltweit, die
automatisch, das heißt ohne Fahrer
, betrieben werden. Betreiber des Metronetzes ist
Transports en commun de la metropole lilloise (Transpole)
.
Die U-Bahn der Stadt Lille besteht aus zwei Linien. Zusammen sind diese derzeit 45,5 Kilometer lang und haben 62 Stationen. Abhangig von der Station verkehren die Metrozuge zwischen 5:00 Uhr und 6:00 Uhr morgens und 23:00 Uhr bis 0:30 Uhr in der Nacht. Das Zugintervall betragt in den Spitzenzeiten rund 60 Sekunden.
Linie
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Farbe
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Strecke
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Eroffnung
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Lange
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Bahnhofe
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1
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Gelb
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Quatre Cantons ? Stade Pierre-Mauroy ↔ CHU ? Eurasante
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1983
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13,5 km
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18
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2
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Rot
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Saint-Philibert ↔ CH Dron
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1989
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32 km
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44
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Charakteristisch fur die Stationen der Metro sind die fur fahrerlose Systeme typischen
Bahnsteigturen
. Zudem wurden 47 der 62 Stationen architektonisch und kunstlerisch individuell durch verschiedene Kunstler gestaltet und weisen so eine große Vielfalt moderner Architektur auf.
Lille, im Norden Frankreichs, bildet mit seinen zahlreichen Umlandgemeinden mit mehr als einer Million Einwohnern die viertgroßte
Agglomeration
des Landes. Die Einfuhrung eines Metrosystems wurde fur diesen Ballungsraum erforderlich.
1968 erfolgte die Grundung der
Communaute Urbaine de Lille
(CUDL), welche sich unter anderem auf Grund eines zu erwartenden Verkehrschaos in der Zukunft die Verbesserung des Offentlichen Nahverkehrs als Ziel setzte. Nach Studien konnte dieses Szenario des Verkehrschaos nur dadurch verhindert werden, wenn ein offentliches Verkehrsmittel eine hohe Frequenz und einen unabhangigen Fahrweg hatte. Dabei war die Wahl des geeigneten Verkehrssystems seitens der CUDL noch offengehalten.
Fur ein solches System wurden mehrere Kriterien aufgestellt. Einerseits sollte das Verkehrsmittel eine moglichst ideale Reisegeschwindigkeit erbringen, andererseits musste auch eine hohe Frequenz in den
Hauptverkehrszeiten
moglich sein, obwohl nur ein Transport von geschatzten 6.000 Personen pro Stunde zu erbringen war. Infolgedessen wurde 1971 international ein Konzept fur den Nahverkehr fur die Stadt Lille und ihre Umlandgemeinden ausgeschrieben, welches mehrere Bedingungen erfullen sollten. Dazu gehorten ein eigener Gleiskorper, eine
Reisegeschwindigkeit
von mehr als 30 km/h, eine Zugfrequenz von einem Zug pro Minute, vollautomatischer Betrieb ohne Fahrzeugfuhrer und ein kleines
Lichtraumprofil
. Zudem sollten die Betriebskosten und Baukosten gering gehalten werden, um die Realisierung des Projekts zu erleichtern.
Bereits 1972 wurde ein
Unternehmenskonsortium
unter Fuhrung der Firma
MATRA
zum Sieger dieses Wettbewerbs erklart. Damit konnte das VAL-System entwickelt werden (VAL: Vehicule automatique leger, leichter automatisch betriebener Zug). In den Jahren 1973 und 1974 wurden auf einem Versuchsstandort zwei
Prototypen
getestet. Nach abschließenden Prufungen und Begutachtungen entschied sich der Conseil de la Communaute urbaine de Lille (deutsch
Rat der Stadtgemeinschaft Lille
) am 29. Marz 1974 ein System von vier VAL-Linien zu bauen. Dabei raumte man dem Streckenabschnitt zwischen Villeneuve d’Ascq und Lille Prioritat ein.
Der Bau der Werksanlagen am spateren Endbahnhof Linie 1,
4 Cantons
in Villeneuve d’Ascq, erfolgte 1977. Die Bauarbeiten an der Strecke der Linie 1 begannen im darauffolgenden Jahr. Beim Bau nahm man am ursprunglichen Konzept noch einige Korrekturen vor. So forderte der Kommunalverband Lille-
Roubaix
-
Tourcoing
, dass nicht wie zunachst vorgesehen Wendeschleifen an den Streckenenden konstruiert und somit
Zweirichtungsfahrzeuge
eingesetzt werden. Ohne diesen Einspruch des Verbandes hatten
Einrichtungsfahrzeuge
fur den Betrieb der Strecke ausgereicht. Auch entgegnete man der Kritik aus der Bevolkerung mit der teilweisen Uberplanung der Strecke, was die Fertigstellung und die Inbetriebnahme des Systems verzogerte.
Das Ende der Bauarbeiten erfolgte am 25. April 1983, als die erste Linie zwischen
4 Cantons
und
Republique
im Beisein des damaligen franzosischen Prasidenten
Francois Mitterrand
eroffnet wurde. Zwei Wochen lang war die Metro im Rahmen der
Tage der offenen Tur
zu besichtigen, rund 400.000 Personen nahmen dieses Angebot in Anspruch. Am 16. Mai 1983 begann der kommerzielle Betrieb der U-Bahn. Das System bewahrte sich sehr gut und hatte Erfolg. Daraufhin wurde schon im Februar 1984 der Beschluss fur den Bau einer zweiten Metrostrecke auf dieser technischen Basis gefasst. Es entstand die Linie 1bis, wobei die
lateinische Zusatzbezeichnung
bis
auf eine Zweiglinie der regularen Linie 1 hinwies. Am 2. Mai 1984 war bereits das zweite Teilstuck zwischen
Republique
und
C.H.R. B-Calmette
eingeweiht. Seitdem erreicht die Trasse eine Lange von 13,5 Kilometer, davon sind 8,5 Kilometer unterirdisch gefuhrt. Bis heute erfuhr die Linie 1 keine weitere Verlangerung.
Mitte der 1980er Jahre kam es zu einem kontroversen Diskurs, ob das Metrosystem zu Lasten des
Straßenbahnnetzes
in der Region ausgebaut werden sollte. Als Ergebnis dieser Auseinandersetzung setzte sich die Erkenntnis durch, dass das Straßenbahnnetz erganzend zur Metro fungieren soll. Zur Attraktivierung der Straßenbahn wollte man diese in den kommenden Jahren modernisieren.
Weiterhin konzentrierte man sich auf den Bau der Linie 1bis. Ein erstes Teilstuck dieser Linie war am 3. April 1989 zwischen
St-Philibert
und
Gare
(heute
Gare Lille Flandres
) fertiggestellt. Mit der ersten Verlangerung der Trasse von
Gare Lille Flandres
bis zur neuen
TGV
-Station
Gare Lille Europe
am 5. Mai 1994 erfolgte auch die Umbenennung in Linie 2, da diese den Charakter einer Zweiglinie der Linie 1 verlor.
In den darauffolgenden Jahren wurde die Strecke stetig verlangert: 1995 bis
Fort de Mons
, 1999 bis
Tourcoing-Centre
und 2000 wurde schon fast die belgische Grenze mit dem Bahnhof
C.H. Dron
erreicht. Derzeit ist die Linie 2 mit 31,7 Kilometer und 43 Stationen die langste automatische Linie der Welt.
Seit zahlreichen Jahren wird eine Verlangerung der Linie 1 bis zum
Flughafen Lille-Lesquin
in Betracht gezogen. Diese Erweiterung kann sowohl vom Streckenende
C.H.R. B-Calmette
als auch von
4 Cantons
mit 4,5 km zusatzlicher Trasse erfolgen. Eine Erweiterung der Strecke von
C.H.R. B-Calmette
hatte den Vorteil, die Gemeinden Wattignies, Ronchin und Faches-Thumesnil zu erschließen. Allerdings steht diese Verlangerung der Metrostrecke mit einem
Tram-Train
-Projekt im Wettbewerb. Zum heutigen Zeitpunkt ist die Verlangerung nach Wattignies bzw. zum Flughafen unwahrscheinlich, eine Verlangerung um eine Station ab C.H.R. Calmette wird aber in Erwagung gezogen, um das neue Gewerbegebiet ?Eurasante“ zu erschließen.
In Planung steht auch, die Zuge in
Mehrfachtraktion
fahren zu lassen, da die Bahnsteige seit dem Bau 52 m lang sind (doppelt so lang wie die Fahrzeuge). Wahrend der Hauptverkehrszeiten sind die Zuge trotz des Ein-Minuten-Taktes regelmaßig uberfullt, wobei eine weitere Taktverdichtung aus betrieblichen Grunden nicht moglich ist. Allerdings wird die Anschaffung der zusatzlichen Fahrzeuge auf 400 Millionen Euro geschatzt, weswegen eine Umsetzung erst ca. 2015?2017 in Betracht kommt.
Fur die Linie 2 gibt es Plane, die Strecke einerseits von St. Philibert weiter nach Perenchies zu erweitern und auch von C.H. Dron bis zur Stadt
Mouscron
in
Belgien
zu verlangern. Dabei konnte es auch in Zukunft ab Roubaix mehrere Abzweige, moglicherweise nach
Hem
und
Wattrelos
geben. Doch die Verlangerung der Metrostrecke hangt neben dem Willen der betreffenden Gemeinden auch von gesetzlichen Bestimmungen zwischen Frankreich und Belgien ab, die auf Schwierigkeiten stoßen und damit die Realisierung dieses Projekts gefahrden.
Der Bau einer dritten Linie ist derzeit zuruckgestellt, die Verbindung wird durch eine Buslinie bedient. Langfristig konnte diese Achse von einem
Tram-Train
bedient werden.
Die Fahrzeuge sind zentraler Bestandteil des vollautomatischen VAL-Systems. Daher wurde speziell fur dieses U-Bahn-System der neue Fahrzeugtyp
VAL 206
entwickelt. 2000 wurde davon eine zweite Generation, das minimal breitere
VAL 208
, auf der Linie 1 in Betrieb gesetzt.
Die Metrozuge des Systems VAL unterscheiden sich sehr stark von Modellen konventioneller U-Bahn-Fahrzeuge. Die
Doppeltriebwagen
haben eine Lange von 26,14 m, eine Breite von 2,06 m, eine Hohe von 3,25 m sowie ein Leergewicht von rund 28 t. Daraus resultiert ein fur U-Bahn-Systeme ungewohnlich kleines
Lichtraumprofil
.
Jeder der beiden Wagen hat zwei Achsen mit jeweils zwei Gummiradern und vier horizontal dazu angeordneten Radern mit Gummibereifung. Letztere uben Druck auf die Fuhrungsschiene aus und fuhren somit den Wagen. Im Inneren der Gummirader befindet sich jeweils ein weiterer Reifen, um bei Beschadigungen eine Verformung zu verhindern. So soll sichergestellt werden, dass bei Zwischenfallen die Fahrzeuge mindestens bis zur nachsten Station fahren konnen.
Alstom liefert 27 Vierwagenzuge eines neuen Typs. Sie sollen ab 2023 eingesetzt werden.
- ↑
Lille - Die Metropole
, in:
Stadterneuerung Jahrbuch 2006/07
des Arbeitskreises Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen, Institut fur Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin, hrsg. von
Altrock, Uwe
et al., Universitatsverlag der TU Berlin,
ISBN 978-3-7983-2029-1
, S. 358ff.