Magdekrieg

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Adolf Liebscher : Div?i valka (um 1900)

Der Magdekrieg (auch Amazonenkrieg oder Bohmischer Magdekrieg ; tschech. Div?i valka ) ist ein sagenhafter Krieg zwischen Frauen und Mannern um die Herrschaft in Bohmen .

Josef Mathauser : Div?i valka (1907)
Joseph Max : Vlasta (1842)

Die alteste schriftliche Uberlieferung findet sich in der Chronik des Cosmas von Prag zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Ihr gemaß lebten die Madchen des Landes nach dem Tod der Furstin Libu?e wie Amazonen , wahlten sich eigene Anfuhrerinnen, trugen die gleiche Kleidung wie die Manner, jagten in den Waldern und suchten sich ihre Manner selbst aus. Als sie sogar eine eigene Burg namens D?vin (Madchen- oder Magdeburg) errichteten, bauten die Manner in der Nahe an der Stelle des spateren Vy?ehrad eine zweite Burg mit dem Namen Chrasten und es kam zum Krieg zwischen beiden Geschlechtern. Zum Friedensschluss sei ein dreitagiges Festmahl ausgerichtet worden, doch bereits in der ersten Nacht entfuhrte jeder Mann eine Frau, und seitdem lebten die Frauen unter der Vorherrschaft der Manner. [1]

Josef V. Myslbek  : Ctirad und ?arka (1881)
V?nceslav ?erny : Ctirad und ?arka (um 1900)

Die Chronik des Dalimil staltet den Sagenstoff im 14. Jahrhundert im Stil der hofischen Epik aus. Zum Anfuhrer der Manner wird Libu?es Mann P?emysl , die gewahlte Konigin der Frauen erhalt den Namen Vlasta .

Dalimil bindet auch das Motiv der Verfuhrung in die Erzahlung ein. ?arka , die schonste unter den Frauen, lasst sich zum Schein fesseln und lockt so einen jungen Adligen namens Ctirad in die Falle. Die Frauen flechten ihn, den anderen Mannern zur Abschreckung, ins Rad . Er uberlebt jedoch die Tortur und lasst nach dem endgultigen Sieg P?emysls ?arka lebendig begraben. [2] Besonders dieses blutrunstige Motiv wurde spater mit zahlreichen phantastischen Details ausgestaltet und variiert.

Auch Vaclav Hajek z Libo?an (dt. Hagek oder Hajek) verarbeitete den Stoff in seiner Kronika ?eska (Bohmische Chronik, 1541). [3]

Interpretation und Rezeption

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In Band 1 der Illustrierten Chronik von Bohmen (1852) wird der Versuch einer historischen Einordnung der Motive des Madchenkrieges unternommen. [4]

Der Historiker Du?an T?e?tik identifiziert die Erzahlung als einen der vier tschechischen Mythen , neben einem indogermanischen Mythos von der Erschaffung der Welt, der Ankunft des Stammes im Land unter Urvater ?ech und der Hochzeit des Pflugers P?emysl mit der Wahrsagerin Libu?e.

Die ?Burg der Frauen“ D?vin wurde an verschiedenen Orten zu lokalisieren versucht, die diesen Namen tragen.

Belletristik
  • Carl Franz van der Velde : Der bohmische Magdekrieg. Ein Nachtstuck aus dem zweiten Viertel des achten Jahrhunderts (Novelle). Macklot, Stuttgart 1824
    • Dritte verbesserte Auflage (= Schriften , Bde. 15+16). Arnoldische Buchhandlung, Dresden 1826 (Digitalisate von Band 1 und Band 2 bei Google Books)
  • Carl Egon von Ebert : Wlasta. Bohmisch-nationales Heldengedicht in drei Buchern. Calve, Prag 1829 ( Digitalisat bei Google Books)
  • Carl Franz van der Velde: Die bohmischen Amazonen. Romantisches Gemalde in zwei Akten (= Sammtliche Schriften , Bd. 24). Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1832 ( Digitalisat bei Google Books)
  • Theodor Mundt : Bohemiconymphomachia . Novellenskizze in: ders.: Madonna. Unterhaltungen mit einer Heiligen. Reichenbach, Leipzig 1835, S. 302?343 [5] ( Digitalisat bei Google Books)
  • Carl Franz van der Velde: Der bohmische Magdekrieg. Drama in funf Acten . In: Die deutsche Schaubuhne , Bd. 12 (1871), Heft 7/8, S. 1?22 ( Digitalisat bei Google Books)
  • Friedrich Carl Schubert : Wlasta oder der Magdekrieg. Tragodie in vier Aufzugen . Schreiber, Munchen 1877 ( Digitalisat bei Google Books)
Musik
  • Joseph Geigers Wlasta. Tragische Oper in vier Aufzugen, nach dem gleichnamigen Epos von Carl Egon Ebert frei bearbeitet von L. B. [6] wurde 1840 uraufgefuhrt und komplett verrissen. [7]
  • Der dritte Teil von Bed?ich Smetanas sechsteiligem Zyklus sinfonischer Dichtungen Ma vlast (Mein Vaterland) tragt den Titel ?arka (komponiert 1875, Klavierfassung 1880, Partitur postum 1888) [8] und ?enthalt sicherlich die gewaltsamste Musik, die Smetana je komponiert hat“ [9] .
  • Zden?k Fibichs Oper ?arka (UA am 28. Dezember 1897 im Nationaltheater Prag ) gilt als dramatisches Hauptwerk des Komponisten. [10]
  • Leo? Jana?eks erste, 1887/88 komponierte Oper ?arka erlebte erst 1925 (in mehrfach uberarbeiteter Fassung) ihre Urauffuhrung.

Einzelnachweise

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  1. Des Dekanus Cosmas Chronik von Bohmen nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae ubersetzt von Georg Grandaur . Duncker, Leipzig 1885, S. 21?23 ( Digitalisat im Internet Archive ).
  2. Dalimils Chronik von Bohmen , S. 42?55.
  3. Digitalisat der deutschen Ubersetzung von 1718 (S. 23?33) in der Universitats- und Landesbibliothek Dusseldorf .
  4. Illustrirte Chronik von Bohmen. Ein geschichtliches Nationalwerk. Herausgegeben von einem Vereine vaterlandischer Gelehrten und Kunstler. Prag 1852, S. 8?10 ( 2. Das Ende des Madchenkrieges , mit Illustration nach Joseph Fuhrich ), 63 u. 67?69 ( 16. Scharka und Ctirad ) ( Digitalisat bei Google Books).
  5. Auf S. 300 spottelt Mundt uber Eberts Wlasta (1826): ?Dann wollte ich zu Egon Ebert gehen, ihm einen Besuch machen, und ihn fragen, warum er in seiner ?Wlasta‘ den bohmischen Magdekrieg so sentimental verhunzt habe? Ein humoristisches Heldengedicht, oder eine historisch-komische Novelle hatte er aus diesem Stoff machen sollen, aber nichts Lyrisch-Heroisches a la Egon Ebert.“
  6. Vorlage vgl. Belletristik; Digitalisat des Librettos bei Google Books.
  7. Vgl. Allgemeine Musikalische Zeitung , 43. Jg., Breitkopf & Hartel, Leipzig 1841, Spalte 151?153 ( Digitalisat bei Google Books).
  8. Smetana, Bedrich. ?arka auf baerenreiter.com.
  9. Booklet zur CD Smetana. Ma Vlast. Malaysian Philharmonic Orchestra. Claus Peter Flor , S. 17 ( PDF, 2,9 MB auf eclassical.com).
  10. Marie Luise Maintz: Der un-tschechische Tscheche. Zdenek Fibich: Bereit fur die Wiederentdeckung. In: [t]akte. Das Barenreiter-Magazin , Nr. 1/2008, S. 4?7 ( PDF, 125 MB ).