Lutte Ouvriere

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Lutte Ouvriere
Logo der Partei
Grundung 1939
Haupt­sitz Paris
Aus­richtung Trotzkismus
Farbe(n) rot
Parlamentssitze
31/577
Mitglieder­zahl 8000 [1]
Website www.lutte-ouvriere.org

Lutte Ouvriere (wortlich: ?Arbeiterkampf“), abgekurzt LO, ist eine trotzkistische Partei in Frankreich .

Der Vorlaufer der LO, die Groupe Communiste (IVeme Internationale) , spater Union Communiste (Trotskyste) , entstand um das Jahr 1939 im Kreis des rumanischen Immigranten David Korner . Sie zeichnete sich durch eine konspirative Arbeitsweise und die fast ausschließliche Konzentration auf die Betriebs - und Gewerkschaftsarbeit aus. Der Organisation gelang es, die deutsche Besatzung Frankreichs (1940?1944) zu uberstehen, und sie spielte beim Renault - Streik im April 1947 eine fuhrende Rolle. Die Gruppe zerfiel 1949, und Korner zog sich aus der Politik zuruck. Verbliebene Aktivisten grundeten 1956 die Gruppe Voix Ouvriere (?Arbeiterstimme“), aus der nach einem Organisationsverbot infolge der Pariser Maiunruhen von 1968 die Lutte Ouvriere hervorging.

Prasidentschaftskandidatin der LO war von 1974 an die heute pensionierte Bankangestellte Arlette Laguiller . Mit ihren vergleichbare Wahlergebnisse wurden von keiner anderen trotzkistischen Partei in Westeuropa erreicht. Ihre besten Resultate erzielte sie in den Industrieregionen Nordfrankreichs, im Pariser Umland und Gegenden Westfrankreichs. Zusammen mit der Ligue communiste revolutionnaire (LCR), einer weiteren trotzkistischen Partei in Frankreich, stellte sie zu den Europawahlen 1999 und 2004 sowie den Regionalwahlen 2004 gemeinsame Listen auf. Bei der Europawahl 1999 erreichte die Liste 5,2 % der abgegebenen Wahlerstimmen und zog mit funf Sitzen ins Europaische Parlament ein. Bei der franzosischen Prasidentschaftswahl 2002 erzielte die Parteisprecherin (Vorsitzende) der LO, Laguiller, 5,7 %, bei der Prasidentschaftswahl 2007 1,3 %.

Am 5. Dezember 2010 wurde die Lehrerin Nathalie Arthaud zur Prasidentschaftskandidatin der LO fur die Wahlen 2012 bestimmt. [2] Sie erreichte 0,56 % der Stimmen. Zur Prasidentschaftswahl 2017 trat Arthaud erneut an und konnte sich geringfugig auf 0,64 % verbessern. Bei der Prasidentschaftswahl 2022 erreichte Arthaud ahnliche Werte. [3]

Lutte Ouvriere beruft sich auf den russischen Revolutionar Leo Trotzki und nennt sich selbst ?trotzkistisch“ als ?einzige Moglichkeit den kommunistischen Ideen treu zu bleiben (la seule facon de rester fideles aux idees communistes)“. [4] Zudem beruft sich LO auf die Linke Opposition in der Sowjetunion und Trotzkis Analyse der Entartung Letzterer.

Ein weiterer wichtiger programmatischer Bezugspunkt ist das von L. T. verfasste Ubergangsprogramm der IV. Internationale . Auch wenn LO nie Teil der IV. Internationale war, sei das Ubergangsprogramm immer ein ?unentbehrliches Instrument unseren Kampf zu fuhren.“ [5] Viele der dort vorgeschlagenen Kampfziele seinen nach wie vor aktuell. So die gleitende Skala der Lohne, die gleitende Skala der Arbeitszeit, Arbeiterkontrolle uber die Unternehmen, die Abschaffung des Bank- und Handelsgeheimnisses, die Enteignung der privaten Banken und der Verstaatlichung des Kreditsystems. Diese Forderungen werden sowohl in Publikationen als auch in Wahlkampfen immer wieder aufgegriffen und als zentrale Forderungen aufgestellt. [6] Durchsetzbar seien diese nur durch umfassende und entschlossene Kampfe der Arbeiter. Lutte Ouvriere gibt an, die einzige Partei in Frankreich zu sein, die wirklich im Lager der Arbeiter steht.

Lutte Ouvriere betont die Notwendigkeit ihr Schicksal und somit auch die trotzkistischen Ideen ?organisch, menschlich und konkret mit der Arbeiterklasse zu verbinden (lier leur sort a la classe ouvriere organiquement, humainement, concretement)“ [7] und somit eine Arbeiterpartei mit bolschewistischen Methoden aufzubauen, weswegen LO eine systematische Betriebsarbeit mache. [8]

Diesbezuglich beruft LO sich auf David Korner (Barta) und die Gruppe Union Communiste. Zudem begrundet LO damit ihre politische Originalitat und ihre Weigerung Teil der IV. Internationale oder anderer Stromungen des Trotzkismus zu sein.

Der Schwerpunkt der Aktivitat der Lutte Ouvriere liegt in der Arbeit in Betrieben . Dafur gibt die Partei neben der Wochenzeitung Lutte Ouvriere (Auflage ca. 15.000 Exemplare) und dem theoretisch orientierten Monatsmagazin Lutte de Classe (?Klassenkampf“) mehrere hundert regelmaßig erscheinende lokale Betriebs- und Branchenzeitungen heraus. Auf Martinique und Guadeloupe existiert eine Schwesterorganisation, Combat Ouvrier ; mit anderen Zirkeln in Haiti, der Elfenbeinkuste, den USA, Großbritannien, der Turkei und Spanien bilden diese die Union Communiste Internationaliste . In Deutschland ist die Gruppe Bund Revolutionarer Arbeiter [9] Teil der Union Communiste Internationaliste . Die Mitgliederzahl der LO ist nicht bekannt; sie durfte zwischen 1.000 und 1.500 Vollmitgliedern liegen, zusatzlich kann von mehreren Tausend in regelmaßige Aktivitaten eingebundene Sympathisanten ausgegangen werden. Jedes Jahr zu Pfingsten veranstaltet die LO seit 1968 im Pariser Umland die Fete de Lutte Ouvriere , eines der großten Treffen der revolutionaren Linken in Westeuropa, zu dem bis zu 50.000 Menschen kommen.

Kritik und Spaltungen

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Kritiker innerhalb der franzosischen Linken werfen LO eine Uberbewertung der Arbeiterklasse ( ouvrierisme ) und Okonomismus sowie die Vernachlassigung anderer Bereiche (wie Antirassismus und die Frauenbewegung ) sowie eine autoritare [10] innere Struktur (unter ihrem 2009 verstorbenen [11] Leitungsmitglied Robert Bacia alias ?Hardy“ bzw. ?Roger Girardot“) und ein ubersteigert konspiratives Verhalten vor. [12] In mehreren Interviews mit dem Journalisten Christophe Bourseiller wies Barcia viele dieser Behauptungen zuruck. [13]

1997 schloss LO die Sektionen Rouen und Bordeaux auf Grund ihrer Annaherung an die LCR aus, woraus die Gruppe Voix des Travailleurs (VdT, ?Stimme der Arbeiter“) hervorging. [14] Von 1996 bis zu ihrem Ausschluss 2008 existierte die Fraktion l’Etincelle (?Der Funke“) als organisierte Minderheiten in LO. [15] Ein Teil ihrer Mitglieder nahmen am jahrlichen Kongress teil und waren in der Fuhrung der Organisation vertreten. Sie veroffentlichten Artikel in den Publikationen von LO und wurden auf Wahllisten aufgestellt. Anlass der Fraktionsgrundung waren Meinungsverschiedenheiten uber die Entwicklung der ehemaligen Sowjetunion. In der Folge zeigten sich weitere Meinungsverschiedenheiten zu organisatorischen sowie politischen Entscheidungen von LO. 2008 kundigte Lutte Ouvriere den Ausschluss der Fraktion an und erklarte, dass diese "sich seit ihrer Grundung immer weiter von Lutte Ouvriere entfernt hat, bis zu dem Punkt, dass sie heute eine vollig unabhangige Organisation darstellt". Die Fraktion hatte bei den Kommunalwahlen in Wattrelos Gegenkandidaten von Lutte Ouvriere unterstutzt und an Grundungstreffen der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA) teilgenommen. [16]

Sowohl VdT als auch L'Etincelle sind heute Teil der linken Sammlungsbewegung Nouveau Parti anticapitaliste .

Einzelnachweise

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  1. La tres instructive publication des comptes 2017 des partis politiques par la CNCCFP 25. Januar 2019
  2. Anthony Torres: Lutte Ouvriere startet nationalistischen Prasidentschaftswahlkampf. Internationales Komitee der Vierten Internationale , 30. Marz 2012, abgerufen am 9. April 2012 .
  3. https://www.ifop.com/presidentielle-2022/ , abgerufen am 16. April 2022.
  4. https://www.lutte-ouvriere.org/qui-sommes-nous/trotskysme , abgerufen am 7. September 2022.
  5. https://www.union-communiste.org/de/1966-02/die-probleme-der-weltpartei-der-revolution-und-der-wiederaufbau-der-iv-internationale-5004 , abgerufen am 7. September 2022.
  6. https://www.lutte-ouvriere.org/sites/default/files/documents/caravane-ete-2022.pdf , abgerufen am 7. September 2022.
  7. https://www.lutte-ouvriere.org/publications/brochures/le-trotskysme-seul-programme-pour-lemancipation-des-exploites-114339.html , abgerufen am 7. September 2022.
  8. https://www.union-communiste.org/de/2003-12/die-programmatische-basis-unserer-politik-aus-lutte-de-classe-klassenkampf-von-dezember-2003 , abgerufen am 7. September 2022.
  9. Bund Revolutionarer Arbeiter. Abgerufen am 7. September 2022 .
  10. Apres la Conference nationale de Lutte Ouvriere du 21 septembre. Abgerufen am 8. Juli 2023 (franzosisch).
  11. La tres discrete disparition de Robert Barcia, alias Hardy, fondateur de Lutte Ouvriere . In: Le Monde.fr . 16. September 2010 ( lemonde.fr [abgerufen am 7. September 2022]).
  12. Daniel Cohn-Bendit, Gabriel Cohn-Bendit: Arlette n’est pas une sainte. Abgerufen am 7. September 2022 (franzosisch).
  13. Christophe Bourseiller: Die Geschichte von Lutte Ouvriere: Gesprache mit Robert Barcia . In: Marxismus-Buchreihe . Band   35 . Wien 2016.
  14. Une_1. Abgerufen am 7. September 2022 .
  15. Qui sommes-nous ? Abgerufen am 7. September 2022 (franzosisch).
  16. Apres la Conference nationale de Lutte Ouvriere du 21 septembre. Abgerufen am 8. Juli 2023 (franzosisch).