Ein
Lunarkalender
oder
Mondkalender
ist ein ausschließlich am Lauf des
Mondes
orientierter
Kalender
. Zur Abgrenzung von einem
Lunisolarkalender
, bei dem mit Hilfe eines gelegentlichen
Schaltmonats
eine grobe Anpassung an das
Sonnenjahr
vorgenommen wird, heißt er auch
freier Lunarkalender
oder
ungebundener Lunarkalender
.
In ihm werden zwolf
Mondmonate
zu einem Mondjahr (Lunarjahr) zusammengefasst, das etwa 11 Tage kurzer als ein Sonnenjahr in einem
Solarkalender
ist.
Die vier Mondphasen fur das Jahr 2019 aus der Sicht eines nordlichen Beobachters
Vereinfachte Darstellung der
Mondphasen
Lunarkalender
sind alter als
Solarkalender
, weil sie sich an einer sicher beobachtbaren Himmelserscheinung, namlich den
Mondphasen
, orientieren. Die Sonnenphasen, zum Beispiel die
Aquinoktien
oder die
Solstitien
, sind ungleich schwieriger festzustellen.
Die Mondphasen haben als
Periode
den
synodischen Monat
(
Lunation
) mit einer durchschnittlichen Lange von 29,53059 Tagen (Schwankung zwischen etwa 29,27 und 29,83 Tagen). Im Kalender werden in der Regel 6 Monate mit 29 Tagen und 6 Monate mit 30 Tagen im Wechsel verwendet. Damit ist das kalendarische Mondjahr 354 Tage lang (6·29 + 6·30). Zur Anpassung an die astronomisch genaue Lange eines Mondjahrs mit 354,3671 Tagen (12 Lunationen) ist das kalendarische Mondjahr etwa alle drei Jahre um einen Tag langer.
Schaltregeln
werden ublicherweise nicht verwendet, der Beginn jedes Mondmonats ergibt sich einfach aus der Beobachtung.
Als Beginn des Monats wird in der Regel der gut feststellbare Tag des
Neulichts
benutzt, der fruher von einer Autoritatsperson beobachtet und verkundet wurde. Die Moglichkeit, dieses Datum vorauszuberechnen (sogenanntes
arithmetisches
oder
zyklisches
Datum) macht von Willkur und eventueller Bewolkung unabhangig. Das neue Jahr beginnt nach jeweils zwolf Monaten.
Beispiel fur einen heute noch ? wenigstens fur religiose Zwecke ? gebrauchten
Lunarkalender
ist der
Islamische Kalender
. Sein Fastenmonat
Ramadan
ist das wichtigste religiose Jahres-Ereignis im Islam. Er gleitet wie alle Islamischen Kalender-Daten in etwa 34 Jahren einmal ruckwarts durch ein Sonnenjahr eines Solarkalenders.
Eine Person, deren Lebensalter nach islamischer Tradition mit 34 Jahren angegeben wird, ist erst 33 Sonnenjahre alt. 100 Sonnenjahre entsprechen etwa 103 lunar gezahlten Jahren. Der Lunarkalender eilt also umso mehr vor, je langer die Jahre gezahlt werden.
Die Wiederverwendung des Lunarkalenders verordnete der Prophet
Mohammed
im 7. Jahrhundert, also zu einer Zeit, als in seiner Umgebung (
Arabische Halbinsel
) bereits ein
Lunisolarkalender
(
Judischer Kalender
) sowie ein
Solarkalender
(
Julianischer Kalender
) in Gebrauch waren.
Im Iran errechnet sich die
Volljahrigkeit
nach Mondjahren.
- L. E. Dogett:
Calendars
. In: P. Kenneth Seidelmann (Hrsg.):
Explanatory Supplement to the Astronomical Almanac
. University Science Books, Mill Valley CA. 1992,
ISBN 0-935702-68-7
, Kapitel 12, S. 575?608
(englisch)