Ludwig Renn

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Ludwig Renn (links) mit dem polnischen Politiker Ignacy Loga-Sowi?ski (1954)

Ludwig Renn (* 22. April 1889 in Dresden ; † 21. Juli 1979 in Ost-Berlin ; eigentlich Arnold Friedrich Vieth von Golßenau ) war ein deutscher Offizier und Schriftsteller .

Jugend, Erster Weltkrieg

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Ludwig Renn (bis 1930 Arnold Vieth von Golßenau) entstammte sachsischem Adel mit Stammsitz in Golßen (Niederlausitz). Seine Mutter Bertha Julie, geborene Raspe (1867?1949), war burgerlicher Herkunft und stammte aus Moskau. Uber seinen Vater Carl Johann Vieth von Golßenau (1856?1938), der Mathematikprofessor und Erzieher am Dresdner Konigshof war, kam es zu einer freundschaftlichen Bindung mit dem sachsischen Kronprinzen , Georg von Sachsen . 1910 begann Ludwig Renns Offizierslaufbahn im 1. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 der Sachsischen Armee , wo auch sein Freund Georg von Sachsen diente. Von 1914 bis 1918 kampfte er im Ersten Weltkrieg als Kompaniefuhrer , zeitweise auch als Bataillonsfuhrer an der Westfront . Nach dem Krieg war er Hauptmann der Dresdner Sicherheitspolizei . 1920 weigerte er sich, im Verlauf des Kapp-Putsches auf revolutionare Arbeiter zu schießen, und quittierte kurz danach den Dienst.

Studien und Reisen

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Von 1920 bis 1923 studierte er in Gottingen und Munchen Jura, Nationalokonomie, Kunstgeschichte und russische Philologie. 1923 war er wahrend der Inflationszeit als Kunsthandler in Dresden tatig. 1925/26 unternahm er eine Fußreise durch Sudeuropa und den Orient . Kurz nach seiner Ruckkehr nach Dresden im Jahre 1926 inspirierte ihn Cornelius Gurlitt , am Zweiten Kunsthistorischen Institut Wien ein Studium zu beginnen. 1927 beendete er in Wien sein Studium der Archaologie und der ostasiatischen Geschichte. Im selben Jahr kehrte er nach Deutschland zuruck und hielt vor Arbeitern Vortrage uber die Geschichte Chinas . 1928 wurde er mit seinem ersten Buch Krieg , einem vielgelesenen, nuchtern-sachlichen Antikriegsroman, beruhmt.

Renn als kommunistischer Schriftsteller und Spanienkampfer

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Joris Ivens und Ernest Hemingway mit Ludwig Renn 1936 wahrend des spanischen Burgerkriegs

Von den Nationalsozialisten angegriffen, wahlte er fur seinen Adelsnamen das Pseudonym ?Ludwig Renn“, nach dem Helden seines Erfolgsromans, und schloss sich den Kommunisten an. Nach dem Eintritt 1928 in die KPD und den Roten Frontkampferbund engagierte er sich auch als Sekretar im Bund proletarisch-revolutionarer Schriftsteller und Herausgeber der kommunistischen Literaturzeitschriften Linkskurve und Aufbruch . Renn war auch Mitglied des ? Aufbruchkreises “, der von zehn Offizieren im Marz 1931 anlasslich des Ubertritts Leutnant Richard Scheringers von der NSDAP zur KPD gegrundet worden war. Seine Bucher Nachkrieg (1930) und Russlandfahrten (1932) machten ihn zum wichtigsten deutschen kommunistischen Schriftsteller der Zwischenkriegszeit. Er lebte damals im Berliner Arbeiterbezirk Friedrichshain in Alt-Stralau 70. [1] Im Marz 1933 wurde er nach dem Reichstagsbrand von Rudolf Diels aufgrund der Verordnung des Reichsprasidenten zum Schutz von Volk und Staat zusammen mit Carl von Ossietzky und Ernst Torgler verhaftet und der auslandischen Presse vorgefuhrt. Im Januar 1934 wurde Renn ?wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 2 ½ Jahren Gefangnis verurteilt, die er im Zuchthaus Bautzen [2] verbußte. Nach seiner Entlassung nahm er Wohnsitz in Unteruhldingen / Meersburg und Uberlingen am Bodensee, von wo aus er im Februar 1936 in die Schweiz fluchtete und um politisches Asyl ersuchte. Nach einem Monat Aufenthalt beim Verleger Emil Oprecht in Zurich zog er in den Kanton Tessin . Mitte August 1936 verließ Renn die Schweiz heimlich und ging nach Spanien , vorerst inkognito. Als Ende Oktober 1936 die XI. Internationale Brigade gegrundet wurde, ubernahm Renn das Kommando des Bataillons Ernst Thalmann und ab Dezember 1936 als Stabschef ? gemeinsam mit Kommandeur Hans Kahle ? die Fuhrung der Brigade. [3]

Nach der Niederlage der Republikaner in Spanien gelangte Renn uber England und die Vereinigten Staaten nach Mexiko ins Exil, wo er als Vorsitzender der Bewegung ?Freies Deutschland“ tatig war und die Welthilfssprache Esperanto forderte.

Renn in der SBZ/DDR

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Ludwig Renn signiert 1959 fur Jugendliche sein Buch Trini
Grab von Ludwig Renn auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin

1947 kehrte Renn nach Deutschland zuruck, ließ sich in der SBZ nieder und wurde Mitglied der SED . Er war Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts und Professor an der Technischen Hochschule Dresden . Spater wechselte er an die Humboldt-Universitat zu Berlin . Renn war Mitglied des 1. Volksrates der SBZ.

Ab 1952 schrieb er als freier Schriftsteller militarhistorische und politische Abhandlungen, Reise- und Lebensberichte sowie Kinderbucher. Dabei blieb er streng auf Parteilinie. [4]

Der homosexuelle Renn lebte seit der Ruckkehr aus dem mexikanischen Exil mit dem aus Dresden stammenden Max Hunger (1901?1973) zusammen. Zu beiden stieß 1949 noch Hans Pierschel (1922?1994). Von 1952 bis zu seinem Tod wohnte Renn mit seinen Freunden in Berlin-Kaulsdorf .

Er und seine Lebensgefahrten wurden in einem gemeinsamen Grab in der ?Kunstlerabteilung“ auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt, das unter Denkmalschutz steht. [5]

Auszeichnungen und Ehrungen

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In der DDR wurde Ludwig Renn nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Antifaschist und Widerstandskampfer geehrt.

Neben Kinderbuchpreisen des Ministeriums fur Kultur der DDR erhielt er zweimal den Nationalpreis der DDR und 1969 den Karl-Marx-Orden . 1959 erhielt er die Deutsche Friedensmedaille . Am 1. Mai 1979 bekam er den Orden Großer Stern der Volkerfreundschaft verliehen.

1969?1975 war er Ehrenprasident der Akademie der Kunste .

In Berlin-Marzahn ist die Ludwig-Renn-Straße [6] sowie in seiner Geburtsstadt Dresden die Ludwig-Renn-Allee nach ihm benannt.

Auch in Zwickau gibt es im Stadtteil Weißenborn eine Ludwig-Renn-Straße. An der Volkshochschule Zwickau hielt er ab Oktober 1927 ? erstmals unter seinem Pseudonym Ludwig Renn ? Vortrage fur Arbeiter uber die Geschichte Chinas und Russlands.

Eine heute geschlossene Kinderbibliothek in der Berliner Leipziger Straße trug ebenfalls seinen Namen. Noch heute ist eine Grundschule in Potsdam nach Renn benannt. Ein Hochseetrawler (ROS 337) der DDR-Fischereiflotte war ebenfalls nach ihm benannt.

Darstellung Renns in der bildenden Kunst (Auswahl)

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Vor großen Wandlungen (1936)
  • Krieg . Frankfurter Societats-Druckerei, Frankfurt am Main 1928
    • Neuaufl.: Krieg: mit einer Dokumentation. Aufbau-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-351-01402-3
    • Neuaufl., Nachwort Gunther Drommer: Das Neue Berlin, Berlin 2001, ISBN 3-360-00976-2
    • Auszug: In vorderster Linie. Aus der Aisne-Champagne-Schlacht 1917 . Diesterweg, 1929
  • Nachkrieg. Agis, Berlin 1930 Volltext
  • Rußlandfahrten. Lasso, Berlin 1932
  • Vor großen Wandlungen. Oprecht, Zurich 1936. Neuaufl.: Aufbau, Berlin 1989, ISBN 3-351-01478-3
  • Death without battle. Dodd, Mead & Company, New York und M. Secker & Warburg, London 1937
  • Warfare. The relation of war to society. Oxford University Press, New York und Faber & Faber, London, 1939
  • Adel im Untergang . El Libro Libre, Mexico 1944
  • Morelia . Eine Universitatsstadt in Mexiko. Aufbau, Berlin 1950
  • Vom alten und neuen Rumanien. Aufbau, Berlin 1952
  • Trini. Die Geschichte eines Indianerjungen . Kinderbuchverlag, Berlin 1954. Nationalpreis der DDR 1955
  • Der spanische Krieg. Aufbau, Berlin 1955; wieder (ungekurzt): Das Neue Berlin, 2006 ISBN 978-3-360-01287-6
  • Der Neger Nobi. 1955, seit 8. Auflage 1962 unter dem Titel Nobi , wieder: Eulenspiegelverlag, Berlin 2001, ISBN 3-359-01427-8
  • Herniu und der blinde Asni. 1956
  • Krieg ohne Schlacht. Verlag der Nation, Berlin 1957
  • Meine Kindheit und Jugend . 1957
  • Herniu und Armin. 1958
  • Auf den Trummern des Kaiserreiches . Aufbau, Weimar 1961
  • Camilo. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1963 (Illustrationen Kurt Zimmermann )
  • Inflation . Aufbau, Weimar 1963
  • Zu Fuss zum Orient. Aufbau, Weimar 1966
  • Ausweg. Aufbau, Weimar 1967
  • Krieger, Landsknecht und Soldat. (zusammen mit Helmut Schnitter ) Kinderbuchverlag, Berlin 1976
  • In Mexiko. Aufbau, Berlin 1979
  • Anstoße in meinem Leben. Aufbau, Berlin 1980 (Autobiographie)
als Ubersetzer
  • Ermilo Abreu Gomez: Geschichten von den Maja-Indianern. Aufbau, Weimar 1948; Teilnachdruck: Jacinto Kaneck, in Die schonsten Erzahlungen der Welt. Hausbuch unverganglicher Prosa. Geleitwort Thomas Mann . Kurt Desch, Munchen 1956, 2. Teil, S. 806 ? 828 ( Heroes Mayas : Zamna , Cocom . Canek. Mexico 1942)
Commons : Ludwig Renn  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hans-Jurgen Mende und Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg. Haude & Spener, Berlin 2003, S. 313.
  2. Ernst Klee : Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5 , S. 480.
  3. Erich Gunthart, Romy Gunthart: Spanische Eroffnung 1936. Rotes Zurich, deutsche Emigranten und der Kampf gegen Franco . Chronos-Verlag, Zurich 2017, ISBN 978-3-0340-1375-8 , S.   21?41, 125?137 .
  4. So behandelte er Ernest Hemingway , mit dem er in Spanien mehrfach zusammengekommen war, in seinem Spanien-Buch als Unperson, weil dieser in der DDR bis Mitte der 1950er als spatburgerlicher Modernist kritisiert wurde. Er sprach lediglich von einem ?Amerikaner“. (Der Spanische Krieg, Berlin 1956, S. 250).
  5. Berliner Landesdenkmalliste: Grabstatte Ludwig Renn
  6. Ludwig-Renn-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins (beim  Kaupert )
  7. Bildnis Ludwig Renn | Wolfgang Frankenstein | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 30. September 2021 .
  8. Erwin Unbekannter Fotograf; Weiß: Bildnis des Schriftstellers Ludwig Renn. 1952, abgerufen am 17. Oktober 2022 .
  9. SKD | Online Collection. Abgerufen am 17. Oktober 2022 .