Ludwig Nissen

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Elisabeth Vilma Lwoff-Parlaghy , Ludwig Nissen , Nordsee Museum Husum

Ludwig Nissen (* 2. Dezember 1855 in Husum ; † 26. Oktober 1924 in Brooklyn , New York ) war ein New Yorker Diamantenhandler und Mazen. Er wurde als Stifter des Ludwig-Nissen-Hauses im nordfriesischen Husum bekannt.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kindheit in Husum (1855?1872) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 2. Dezember 1855 wurde Ludwig Nissen als sechstes von zehn Kindern des Reepschlagers Hans Friedrich Nissen (1821?1887) und seiner Ehefrau Lucie Catherine Dawartz (1822?1898) in Husum geboren. Er besuchte zunachst die Volksschule und arbeitete nach seiner Konfirmation als Schreiber auf dem Amtsgericht im Husumer Schloss , wo zur selben Zeit Theodor Storm , Husums heute weltweit bekannter Dichter, als Richter tatig war. Personliche Beziehungen zwischen den beiden sind jedoch nicht uberliefert.

Auswanderung 1872 und Anfangsjahre in New York [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 28. August 1872 verließ der 16-jahrige Ludwig mit Erlaubnis seiner Eltern die Heimatstadt und reiste auf dem Dampfer ?Westphalia“ von Hamburg aus nach New York . Am 11. September 1872 traf Ludwig Nissen in der neuen Heimat ein. Personliche Zeugnisse, die Aufschluss geben konnten uber die Grunde seiner Auswanderung, deren nahere Umstande sowie uber Traume und Ziele fehlen. Allerdings vermitteln Portratfotos aus dieser Zeit das Bild eines selbstbewussten, jungen Mannes, der sich trotz seiner kleinstadtischen Herkunft durchaus in New York zurechtzufinden vermochte. Sicherlich war ihm zumindest anfanglich sein alterer Bruder Fritz (* 1847) hilfreich. Er war bereits im August 1869 auf der ?Hamonia“ in New York angelangt. Von den zehn Kindern wanderten insgesamt vier aus, drei verstarben in fruhem Alter. Lediglich drei blieben in der Heimat.

Ludwig Nissens Leben gestaltete sich in New York zunachst wechselhaft. Er begann als Stiefelputzer, wusch Geschirr, arbeitete als Kellner und Kassierer, spater auch als Schlachter und Gastwirt. Seine Geschafte brachen zusammen, mehrfach betrogen ihn seine Partner.

Grundung der Firma Schilling & Nissen (1881) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Mai 1881 eroffnete Nissen schließlich zusammen mit dem Diamantensetzer Fred Schilling aus Hamburg die Juwelenhandlung ?Schilling & Nissen“. Das Unternehmen war zwar noch mit Schulden belastet, nahm aber einen schnellen Aufschwung. Am 27. Dezember 1882 heiratete er die geburtige New Yorkerin Katharine Quick (1862?1930). Ihre Mutter stammte aus der Schweiz , der Vater aus Darmstadt . Das Paar blieb kinderlos. 1908 ließen sie sich in Brooklyn vom norwegischen Einwanderer Arne Dehli eine Villa bauen, die sie mit vielen kostbaren Kunstgegenstanden und Erinnerungsstucken ausstatteten. Das reprasentative, dreistockige Gebaude enthielt im Erdgeschoss Stallungen fur Pferde, Kraftfahrzeug-Garagen und eine Bowlingbahn.

Geschaftlich gelangen Ludwig Nissen in dieser Zeit grundlegende Erfolge. Ludwig Nissen verlegte sein Geschaft in die vornehmste Straße New Yorks, die Fifth Avenue . Er engagierte sich in der Vereinigung der Juwelierhandler New Yorks und avancierte 1891 zu ihrem Schatzmeister, wurde Vizeprasident und 1895 schließlich ihr Prasident. Andere Ehrenamter brachten ihm weiteres Ansehen. Im Jahre 1897 wurde Ludwig Nissen Kommissar der Stadt Brooklyn fur die Atlanta-Ausstellung, 1901 fur die Pan-Amerikanische Ausstellung in Buffalo, 1898 wurde er zum Prasidenten der ?Manufacturers Association von New York“ gewahlt und 1900 zum Schatzmeister der New Yorker Staatskommission fur die Weltausstellung in Paris .

Mehr als 30 Jahre bezeugte er aktives Interesse an den offentlichen und okonomischen Angelegenheiten. Die amerikanischen Prasidenten Roosevelt , Taft und Coolidge suchten das Gesprach mit ihm. Er war durch und durch Amerikaner geworden, der seiner neuen Heimat diente. Dennoch stand er fur Deutschland ein, wandte sich beispielsweise gegen die Vorwurfe, dass die kaiserliche Regierung Deutschlands schuld sei am Ausbruch des Ersten Weltkrieges .

Die Stiftung des Ludwig-Nissen-Hauses in Husum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nissen-Haus

1915 außerte Nissen in seinem ersten Testament, seiner Geburtsstadt ein umfassendes kulturelles Erbe zu schaffen. Im selben Text brachte er auch sein Selbstverstandnis als europaischer Einwanderer zum Ausdruck: ?Mein Hausstand ist ein historisches Dokument fur mein Leben und das meiner Zeitgenossen“. Die kulturelle Statte wollte er dem Gedachtnis seiner Eltern widmen. Rund funfzig Jahre nach seiner Auswanderung besuchte Ludwig Nissen im Jahre 1920 zum ersten Mal wieder Husum. Bei dieser Gelegenheit involvierte er den Landrat des Kreises Husum, Heinrich Clasen , in seine Plane.

Das geplante Haus sollte den Charakter eines Volkshauses , eines Museums und einer Kunstgalerie haben. Dazu sollten weitere Raume kommen, in denen sich die Bevolkerung zu wohltatigen, wissenschaftlichen, literarischen oder erzieherischen Zwecken treffen konnte. 1921 verkundete der Deutsch-Amerikaner im Husumer Schutzenhof seine Plane offentlich. Die Plane wurden in seinem Testament vom 12. Juni 1922 festgehalten und in der Stiftungsurkunde ab dem 29. Februar 1928 rechtskraftig. Ludwig Nissen wahlte fur sein Vermachtnis die Form einer selbststandigen Stiftung . Sie sollte Unabhangigkeit garantieren gegenuber sich wandelnden politischen und wirtschaftlichen Stromungen.

Am 26. Oktober 1924 starb Ludwig Nissen in Brooklyn. Er setzte die Stadt Husum als Erbin seines Vermogens von 2,5 Millionen Mark ein und bestimmte in seinem Testament, dass sein Vermachtnis in erster Linie dem Bau des Ludwig-Nissen-Hauses und damit verbundenen kulturellen Zwecken dienen sollte. Schon vor seinem Tod hatte Ludwig Nissen fur dieses Volkshaus eine große Zahl wertvoller Museumsstucke gestiftet, die vorher in den Buroraumen des Husumer Schlosses untergebracht waren.

Kathie Quick-Nissen († 1930)

Am 29. Dezember 1930 erlag Ludwig Nissens Witwe Kathie einem Schlaganfall. Aus ihrem Nachlass vermachte sie der Stadt Husum einen Betrag von 170.000 Dollar, so dass sich die gesamte Erbschaft der Stadt vom Ehepaar Nissen aus New York auf reichlich drei Millionen Mark belief. Damit ließen sich die testamentarisch verfugten Plane in Husum verwirklichen.

Die Grundsteinlegung des nach Planen von Georg Rieve (1888?1966) bis 1939 ausgefuhrten Ludwig-Nissen-Hauses erfolgte am 2. November 1933. Unter der Kuppel der Rotunde ist die Asche des Stifters bewahrt. [1]

In der Sammlung Ludwig Nissen vertretene Kunstler [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Klaus Lengsfeld: Sammlung Ludwig Nissen. Husum 1855?1924 New York. Dokumentation der Kunstsammlung Ludwig Nissens anlasslich der Ausstellung zu seinem 125. Geburtstag im Nissenhaus zu Husum 1980, (= Schriften des Nordfriesischen Museums Ludwig-Nissen-Haus, Nr. 16).
  • Bilder aus der Neuen und Alten Welt. Die Sammlung des Diamantenhandlers Ludwig Nissen. Beitrage von Karin Heise, Klaus Lengfeld, Hermann Mildenberger und Cornelius Steckner. Cismar: Kloster Cismar und Husum: Nissen-Haus, 1993.
  • Peter Nicolaisen: ?Zwischen der Neuen und der Alten Welt“. Ludwig Nissen und die deutsch-amerikanischen Beziehungen am Anfang der Weimarer Republik. In: Nordfriesisches Jahrbuch. Band 42, 2006/2007, S. 73?90.
  • Paul-Heinz Pauseback: Auswanderung und Integration am Beispiel des New Yorker Deutsch-Amerikaners Ludwig Nissen. Nordfriesisches Jahrbuch. Band 46, 2011, S. 87?104.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. geschichte-s-h.de ( Memento vom 26. September 2007 im Internet Archive )
  2. Ubersicht zum NordseeMuseum. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 21. Februar 2015 ; .
  3. Friedrich Laubengeiger: Albert Johannsen. (PDF; 368 kB) Zwischen Eider und Wiedau. In: husumer-stadtgeschichte.de. Nordfriesischer Verein e. V., Heimatbund Landschaft Eiderstedt, 2005 ; .
  4. Cornwall Artists: Julius Olsson. In: www.wcaa.org.uk. April 2019 ; ehemals im Original (nicht mehr online verfugbar) ; . @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.wcaa.org.uk ( Seite nicht mehr abrufbar . Suche in Webarchiven )
  5. Werke von C. Sell im Nissenhaus. In: www.museen-nord.de. Museen Schleswig-Holstein & Hamburg ;