Lucrezia Tornabuoni

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Portrat von Domenico Ghirlandaio

Lucrezia Tornabuoni (* 22. Juni 1425 in Florenz ; † 25. Marz 1482 ebenda) war eine italienische Dichterin, bedeutend auch als Ehefrau des Bankiers und florentinischen Politikers Piero di Cosimo de’ Medici .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herkunft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lucrezia wurde als Tochter von Francesco di Simone Tornabuoni (1377?1436) und dessen zweiter Ehefrau Nanna di Niccolo di Luigi Guicciardini († 1446) geboren. Francesco di Simone Tornabuoni war bereits seit 1400 in erster Ehe mit Selvaggia Alessandrini (* nach 1384; † 1410) verheiratet. 1411 vermahlte er sich mit seiner zweiten Ehefrau. Da Lucrezia erst 1425 geboren wurde, muss ihre Mutter Nanna di Niccolo di Luigi Guicciardini gewesen sein, obwohl einige Quellen auf Selvaggia Alessandrini hinweisen. [1] Ihr Bruder war der Kaufmann, Bankier und langjahrige Vorstand der Medici-Bank Giovanni Tornabuoni (* 22. Dezember 1428; † 17. April 1497).

Bereits im 13. Jahrhundert verzichteten die Tornabuoni auf alle Privilegien einer hochadligen Familie, um als einfache Burger in die Signoria von Florenz gewahlt zu werden. Sie fuhlten sich jedoch in ihrem elitaren Bewusstsein verpflichtet, weiterhin die Kirche finanziell zu unterstutzen und Wissenschaftler und Kunstler zu fordern. Die Florentiner gedenken heute noch mit der in der Altstadt gelegenen Straße ?Via de’ Tornabuoni“ der ehemals einflussreichen Familie. Die zwischen 1485 und 1490 von Domenico Ghirlandaio geschaffenen Fresken fur die Capella Tornabuoni in der Kirche Santa Maria Novella wurden von Lucrezias Bruder Giovanni finanziert. Giovanni war Schatzmeister des Papstes Sixtus IV. und leitete seit 1465 die Filiale der Medici-Bank in Rom, ehe er 1484 in die Direktion der Bank aufstieg.

Ehe, Familie und Nachkommen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 3. Juni 1444 vermahlten sich Lucrezia Tornabuoni und Piero de’ Medici in Florenz, wobei sie ihren Madchennamen beibehielt, um als Ehefrau eines Medici nichts von der Geltung und dem Ansehen einer Tornabuoni einzubußen. Als Angehorige des Adels wertete sie durch ihre Eheschließung das Prestige der burgerlichen Medici erheblich auf.

Pieros Vater Cosimo de’ Medici hatte ursprunglich versucht, seinen Sohn mit der Tochter von Francesco Guido, dem Grafen von Poppi, zu verheiraten. Nachdem dieses Vorhaben scheiterte, bemuhte sich seit 1443 der bereits gichtkranke Piero um die schone und geistvolle Lucrezia, deren Familie den Medici bis dato nur freundschaftlich verbunden war.

Die Ehe zwischen Lucrezia und Piero war glucklich. Lucrezia erwies sich als treue und weise Gefahrtin ihres energischen und staatsklugen Ehemannes, der jedoch aufgrund seiner Erkrankung und Invaliditat am Ende seines Lebens verbitterte. Sie agierte, wie die meisten zeitgenossischen, adligen und burgerlichen Frauen Italiens, hinter den Kulissen und wird als lebenskluge, fromme Frau beschrieben, die hohe Intelligenz mit hauslichen Tugenden und Herzenswarme miteinander verband.

Lucrezia Tornabuoni und Piero de’ Medici haben folgende gemeinsame Kinder:

  • Bianca de’ Medici (* 10. September 1445 in Florenz; † April 1488), war seit 1458 mit Guiglielmo Pazzi (1437?1516) verheiratet, dessen Familie nach der Pazzi-Verschworung von 1478 aus Florenz verbannt wurde.
  • Lucrezia, genannt Nannina, de’ Medici (* 14. Februar 1448 in Florenz; † 14. Marz 1493) war seit dem 8. Juni 1466 mit dem Humanisten Bernardo Rucellai (1449?1514) verheiratet.
  • Lorenzo der Prachtige (* 1. Januar 1449 in Florenz; † 8. April 1492 in Florenz), war seit 1469 mit Clarice Orsini (1453?1488) verheiratet.
  • Giuliano I. de’ Medici (* 25. Marz 1453 in Florenz, † 26. April 1478 in Florenz ? als Opfer der Pazzi-Verschworung ), sein von Fioretta Gorini postum geborener Sohn Giulio (1478?1534) wurde 1523 als Clemens VII. Papst. Botticelli verwendete die Gesichtszuge von Fioretta und Giuliano auf seinem 1483 geschaffenen Gemalde ? Venus und Mars
  • zwei weitere (nach 1453 geborene) Kinder, die als Kleinkinder verstarben
  • Zusatzlich zog Lucrezia Tornabuoni Maria, die illegitime Tochter ihres Mannes mit ihren leiblichen Kindern auf. Maria de’ Medici (1445?1474) heiratete Leonetto de’ Rossi und wurde Mutter des spateren Kardinals Luigi de’ Rossi (1474?1519).

Aufgrund ihrer beidseitigen labilen Gesundheit entschieden sich Piero und Lucrezia nach dem Tod ihrer zwei jungsten Kinder ganz bewusst dafur, keine weiteren Kinder mehr zu wollen. Lucrezia kummerte sich um die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder und uberwachte spater die Erziehung und Ausbildung ihrer Enkel. Sie sorgte dafur, dass nach dem Tod ihrer Tochter Maria und ihres Sohnes Giuliano deren Kinder Luigi de’ Rossi und Giulio de’ Medici im Haushalt ihres altesten Sohnes Lorenzo aufwuchsen. Ihrem Ratschlag folgend, entschied sich Lorenzo de’ Medici fur eine kirchliche Laufbahn seiner beiden Ziehsohne und seines zweiten leiblichen Sohnes Giovanni (1475?1521), der 1513 unter dem Namen Leo X. Papst wurde.

Zu den Nachfahren der Lucrezia Tornabuoni zahlen neben den bereits genannten Papsten Leo X. und Clemens VII. auch der Papst Leo XI. sowie die franzosischen Koniginnen Katharina und Maria de’ Medici . Die Herzoge und Großherzoge der Toskana von 1531 bis 1737 sind ebenfalls Nachkommen der Lucrezia Tornabuoni.

Politische Aktivitaten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Scheitern des 1465/66 gegen die Medici-Herrschaft gerichteten Aufstands von Luca Pitti (1398?1472), Diotisalvi Neroni (1401?1482), Niccolo Soderini und Angelo Acciaioli di Cassano († nach 1467) bemuhte sich Letzterer 1467 in Rom um Unterstutzung fur die Aufstandischen. Aus diesem Grund schickte Piero de’ Medici seine Frau nach Rom, um fur die Sache der Medici zu werben. Untergebracht war sie im Hause ihres Bruders Giovanni, der seit 1465 die romische Filiale der Medici-Bank leitete. Von hier aus sollte sie auch Ausschau nach einer geeigneten Braut fur Lorenzo halten. Obwohl Acciaioli Lucrezias Aktivitaten Rom mit Misstrauen verfolgte und gegen sie agierte, konnte sie den Kardinal Latino Orsini aus dem Zweig der Herren von Braccianto fur die Sache der Medici gewinnen. Lucrezia uberzeugte den Kardinal, dass dessen Nichte Clarice die geeignete Ehefrau fur ihren Sohn Lorenzo ware.

Sie hat Clarice zum ersten Mal in der Peterskirche zu Rom gesehen und einen sehr guten Eindruck von ihr bekommen. Ihrem Mann schrieb sie uber die Tochter von Jacopo Orsini, des Herren von Monterotondo und dessen Ehefrau Maddalena Orsini, der Schwester des Kardinals: ?Das Madchen ist mehr mittelgroß und hat eine reine Haut und angenehme Manieren. Sie mag nicht so schon sein, wie unsere Tochter, aber sie wirkt sehr bescheiden. Sie ist keine Blondine, solche Madchen gibt es hier nicht. Ihr starkes, dunkles Haar hat einen rotlichen Schimmer. Ihr Gesicht ist ziemlich rund, aber nicht so, dass es stort. Der Hals ist recht schon, wenn auch eher dunn, oder, sollte man vielleicht sagen, zart. Ich konnte ihre Bruste nicht sehen, weil man sie hier ganz bedeckt, aber so weit ich erkennen konnte, sind sie wohlgeformt. Die Hande sind sehr lang und schlank. Im ganzen scheint das Madchen weit uber dem Durchschnitt. Aber mit Maria, Lucrezia und Bianca kann man sie nicht vergleichen.“ [2]

Piero war mit Lucrezias Wahl einverstanden. Die Braut war nicht nur reich, sie bot auch die Moglichkeit eines Bundnisses mit einer Familie der romischen Aristokratie. Das Bundnis zwischen den beiden Familien erwies sich im 15. und 16. Jahrhundert fur beide Familien als vorteilhaft, sodass in Zukunft noch mehrere Ehen zwischen Angehorigen der beiden Familien geschlossen wurden. Allerdings billigte ein Teil der florentinischen Familien diese Heirat nicht, da es nicht Brauch war, ein ?fremdes“ Madchen zu heiraten. Trotzdem hielten Piero und Lucrezia an ihrem Vorhaben fest, da eine Ehe Lorenzos mit einem einheimischen Madchen Feindseligkeiten und Zwietracht innerhalb der stadtischen Oberschicht verursacht hatten. Die Ehe zwischen Lorenzo und Clarice wurde in Abwesenheit beider Partner am 10. Dezember 1468 in Pisa geschlossen.

Um die Florentiner mit seiner Heirat zu versohnen, richtete Lorenzo am 7. Februar 1469 ein in ganz Italien beachtetes Turnier auf dem Piazza Santa Croce aus. Der junge Medici kleidete sich bei dem Turnier in den Farben seiner Jugendliebe, des florentinischen Madchens Lucrezia Donati (1447?1501), die er zur Konigin des Turniers erhoben hatte. Clarice selbst kam erst am 4. Juni 1469 in Florenz an, nachdem sie von ihrem Schwager Giuliano von Rom aus abgeholt wurde. Lorenzo reiste auf Anraten seiner Eltern nicht nach Rom, da die politische Lage zu viele Gefahren fur ihn barg.

Nach dem Tod ihres Mannes Piero am 3. Dezember 1469, aber vor allem in den Wochen nach der Pazzi-Verschworung vom 26. April 1478 behauptete sich Lucrezia als Lorenzos wichtigste Beraterin. Lorenzo schrieb nach dem Tod seiner Mutter († 25. Marz 1482) an den Herzog von Ferrara, dass er ?im Kummer ertrankt“ , nicht nur seine Mutter verloren habe, sondern ?seine einzige Zuflucht in vielen Noten und die Labsal all seiner Muhen“ . [3] Ebenso wurde Lorenzo gemahnt, ?sich vor Verschworungen zu huten, nun, da Eure Mutter Euch nicht mehr davor bewahren kann, wie sie es zu tun pflegte“ . [4]

Gesellschaftliche Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lucrezia Tornabuoni wird als musisch gebildete, tief religiose Frau geschildert, die Stil und Sitte vereinte. Sie scharte Kunstler unter dem Schutz der Medici um sich und forderte diese, darunter Angelo Poliziano , welcher ihre Enkel unterrichtete, und sogar den spottischen Freigeist Luigi Pulci . [5]

Obwohl Piero de’ Medici nur von 1464 bis 1469 die politische Macht in Florenz ausubte, fanden in diesen funf Jahren mehr literarische Zusammenkunfte statt, als in den dreißig Jahren der Herrschaft Cosimos des Alten. Dies lag vor allem an Lucrezia Tornabuoni, die als eine der Ersten forderte, dass Frauen der florentinischen Oligarchie die gleichen Rechte und Freiheiten wie Manner zu beanspruchen hatten und der es schließlich gelang, diese Frauen aktiver am kulturellen Leben zu beteiligen.

Ihr Schutzling, der Humanist Girolamo Benivieni , versuchte Lucrezia zu bewegen, Maßnahmen zum Erhalt von Sitte und Moral zu erlassen, da seiner Meinung nach, Florenz einem zweiten Sodom gleiche. [6] Benivienis Behauptung war eine versteckte allgemeine Kritik an das zugellose Liebesleben der jungen Angehorigen der Oberschicht. Sie war aber auch als eine offene, personliche Warnung an Lucrezia gedacht, da ihre Sohne mit ihren Affaren mit verheirateten Frauen und unverheirateten Madchen fur mannigfaltige Stadtgesprache und in einigen Familien fur Unmut sorgten. Ebenso kritisierte Benivieni Lucrezias Duldung von Homosexuellen, wie ihren Neffen Leonardo Tornabuoni. Trotz dieser Mahnungen blieb Lucrezia bei ihrer toleranten Haltung, sie forderte jedoch von ihren Angehorigen und Schutzlingen, die notwendige Diskretion zu wahren und den Wunschen und Verpflichtungen ihrer Familien nachzukommen.

Im Gegensatz zu ihren Sohnen Lorenzo und Giuliano, die ihren Reichtum offen zur Schau zeigten, schatzte Lucrezia noble Zuruckhaltung im Sinne von Cosimo und Piero de’ Medici. Lorenzo und Giuliano veranstalteten jedoch jede Menge glanzende Turniere. Sie boten den Burgern von Florenz rauschende und prachtige Feste, sodass die Schaulust der Massen befriedigt wurden. Gleichzeitig erregten sie Missgunst und Neid der anderen reichen Familien, vor allem der Pazzi und Soderini , deren Reichtum mit dem Medici vergleichbar war, die aber die enormen Ausgaben fur den gleichen Prachtaufwand und den offenen Wettbewerb scheuten. Lucrezias Warnungen blieben von ihren Sohnen unbeachtet, so dass sich die Unzufriedenheit von Teilen der Oligarchie 1478 in der Pazzi-Verschworung entlud. Wie bereits ihr Schwiegervater und ihr Mann setzte sich Lucrezia fur die Unterstutzung von Bedurftigen ein. Die Almosen sollten von den Profiten der Kaufleute finanziert werden.

Kunstlerisches Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dichterin und Briefeschreiberin [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lucrezia Tornabuoni schrieb selbst einige Sonetten , die uberliefert sind, außerdem geistliche Kanzonetten . Sie selbst war auch eine der anerkanntesten Dichterinnen ihrer Zeit. Ihre Verse waren statt in einem steifen Latein in einem volkstumlichen Italienisch verfasst, wofur sie von ihren humanistischen Schutzlingen gelobt und bewundert wurde. Damit konnte sie sich erfolgreich gegen das Vorurteil behaupten, nach dem Frauen nicht zu schopferischen Geistesgaben fahig waren. Ihre humanistischen Schutzlinge sahen in den Leistungen der Lucrezia Tornabuoni die Ansicht des Florentiner Novellisten und Dichters Fraco Sacchetti (1335?1400) bestatigt, der bereits im 14. Jahrhundert meinte, ?dass der weibliche Verstand scharfer und schneller als der mannliche sei“ . [7]

Ebenso sind ihre literarischen Interpretationen biblischer Figuren erhalten geblieben. [5] Des Weiteren sind von ihr 49 Briefe aus den Jahren von 1449 bis 1478 erhalten, die heute von enormen kulturhistorischem Wert sind, da Lucrezia in ihren Briefen einerseits die Mentalitat der kaufmannischen Oligarchie beschrieb, andererseits sich als Expertin fur Politik, Rechnungswesen, Philosophie und klassischer Literatur zu erkennen gab.

Mazenin [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lucrezias Lieblingsmaler war Sandro Botticelli , dem sie nicht nur selbst viele Auftrage vergab, sondern auch Auftrage vermittelte. Botticelli malte nach ihren Anregungen im Jahr 1469 seine ? Anbetung der Heiligen drei Konige “, in dem er nicht nur die Heilige Familie, sondern auch die Medici verherrlichte. Bereits 1465 beauftragte Piero de’ Medici Botticelli, der damals noch Gehilfe in der Werkstatt Filippo Lippis war, das Gemalde ?Madonna des Magnisficat“ zu erstellen, auf dem die Schonheit der Gesichtszuge Lucrezias verewigt wurden und auf dem ihre Sohne Giuliano und Lorenzo (im Profil) als Engel zu sehen sind. Nach der Pazzi-Verschworung vom 26. April 1478, die unter anderem zur Ermordung ihres jungsten Sohnes Giuliano und ihres Neffen Leonardo Tornabuoni fuhrte, malte Botticelli die gehenkten Verschworer Francesco de’ Pazzi und den Erzbischof Salviati mit den Kopfen nach unten, da sie seiner Meinung nach nicht bestialisch genug bestraft wurden. Lucrezia Tornabuoni und Lorenzo de’ Medici bedankten sich personlich bei Botticelli und zahlten ihm vierzig Gulden fur jedes der beiden Bilder. [8]

Neben Botticelli wurde von Lucrezia und Piero der Maler Filippo Lippi geschatzt, dessen Hauptwerk zwar in Prato geschaffen wurde, der aber oft in Florenz arbeitete. Lucrezia ermoglichte 1472 Lippis Sohn Filippino eine Ausbildung in der Werkstatt Botticellis, die dieser dank der Unterstutzung der Medici seit 1470 fuhrte.

Ein weiterer Maler, der von Lucrezia beziehungsweise von den Tornabuoni gefordert wurde, war Domenico Ghirlandaio , von dem leider nur sein Spatwerk von 1480 bis 1490 erhalten geblieben ist. Eine Ausnahme sind seine um 1475 geschaffenen Fresken der Capella di Santa Fina in der Kollegiatkirche in San Gimigniano.

Nach dem Tod Pieros († 3. Dezember 1469) beauftragte Lucrezia Tornabuoni Verrocchio , ihren Gatten mit einem wurdigen Grabmal zu ehren. Verrocchios Schuler war damals Leonardo da Vinci, der auf Anraten seiner Stiefmutter Francesca uber den ihm freundschaftlich verbundenen Botticelli vergeblich versuchte, von Lucrezia gefordert zu werden. Leonardo da Vinci gelang dies nicht, vor allem weil Verrocchio seinen Schuler brauchte, denn er war in den fruhen 1470er Jahren mit den Arbeiten an seinem Gemalde ? Taufe Christi “ beschaftigt. Deshalb verhinderte er, dass sein wichtigster Schuler Leonardo eine Audienz bei Lucrezias bekame und eventuell durch ihre finanziellen Zuwendungen unabhangig werden konnte. Durch Vermittlung seines Freundes, Lucrezias Neffen Leonardo Tornabuoni (1452?1478), erlangte da Vinci schließlich doch die Aufmerksamkeit der begehrten Mazenin. Sie vermittelte ihm einen Auftrag des portugiesischen Konigs, der den Sundenfall kunstlerisch dargestellt haben wollte. Leonardo vollendete das Werk jedoch nie, er verachtete die ?Erbsunde“, empfand Verstandnis dafur, dass Gott die ersten Menschen aus dem Paradies vertrieb und sah sich deshalb nicht in der Lage, seinen Auftrag in kunstgerechter Meisterschaft auszufuhren. [9]

Lucrezia forderte mittellose Poeten wie Luigi Pulci , der viele Jahre als ihr Hauspoet galt und ihre Tochter und Sohne in Literatur und Philosophie unterrichtete. Ebenso wurde Luigi Pulcis Fahigkeit geschatzt, auf Gesellschaften Verse zu rezitieren, indem er sich uber den feierlichen Ernst der ?Platonischen Akademie“ lustig machte. Fur die Erziehung ihrer Kinder engagierte sie Christoforo Landini. 1473 sorgte Lucrezia dafur, dass Angelo Poliziano in den Haushalt ihres Sohnes Lorenzos aufgenommen wurde, um dessen Kinder nach humanistischen Werten zu erziehen. Dies fuhrte allerdings zu Konflikten mit ihrer Schwiegertochter Clarice Orsini , die auf einer traditionellen Ausbildung ihrer Kinder beharrte.

Kunstsammlerin [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Tode Papsts Paul II. († 1471) erwarb Lucrezia dessen reichhaltige Sammlung von Edelsteinen. Lucrezia war so von ihren Brillanten, Saphiren, Rubinen und Smaragden begeistert, dass sie ?ihre“ Maler und Bildhauer zu vernachlassigen begann und stattdessen ihr Augenmerk auf das Sammeln weiterer Steine richtete. ?Ihren“ Dichtern und Denkern blieb sie aber trotz ihrer neuen Leidenschaft weiterhin verbunden. Nutznießer ihrer Passion waren nun Juweliere, Gold- und Silberschmiede, die sie beauftragte, Fassungen fur die Edelsteine zu schaffen oder ihre eigenen Ideen umzusetzen. Lucrezias Sammlung war zum damaligen Zeitpunkt einzigartig, keine andere Familie oder Institution besaß einen nur annahernd so kostbaren Schatz. Da Lucrezia dafur sorgte, dass alle Gegenstande ihrer Sammlung erfasst, registriert und beschrieben wurden, konnten die 1494 geraubten Stucke ihrer Sammlung im 16. und 17. Jahrhundert von den Großherzogen wieder erworben werden.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Marcel Brion: Die Medici ? Eine Florentiner Familie. 9. Auflage. Wilhelm Heyne Verlag, Munchen 1991, ISBN 3-453-55023-4 .
  • James Cleugh: Die Medici ? Macht und Glanz einer europaischen Familie. Bechtermunz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-155-4 .
  • Franco Cesati: Die Medici ? Die Geschichte einer europaischen Dynastie. La Mandragora, Florenz 1999, ISBN 88-85957-39-0 .
  • Paul Frischauer ; Leonardo da Vinci ? Das Leben eines Genies. 5. Auflage. Ullstein Buchverlag, Berlin 1997, ISBN 3-548-22871-2 .
  • Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild . Sebastian Lux Verlag , Munchen 1963.
  • Tim Parks: Das Geld der Medici. 1. Auflage. Wilhelm Goldmann Verlag, Munchen 2009, ISBN 978-3-442-15526-2 .
  • Mario Scalini: Die Sammlung von den Anfangen bis zur Vertreibung der Medici aus Florenz. In: Cristina Acidini Luchinat (Hrsg.): Die Schatze der Medici. Prestel Verlag, Munchen/ New York 1997, ISBN 3-7913-1845-4 .
  • Ingeborg Walter : Der Prachtige ? Lorenzo de’ Medici und seine Zeit. Piper Verlag, Munchen 2005, ISBN 3-492-24204-9 .
  • Lexikon der Malerei. Unipart Verlag, Remseck bei Stuttgart 1993, ISBN 3-8122-3392-4 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Lucrezia Tornabuoni  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Lucrezia Tornabuoni. bei: ancestry.com
  2. Zitat aus James Cleugh: Die Medici - Macht und Glanz einer europaischen Familie. Bechtermunz Verlag, Augsburg 1996, S. 119.
  3. Zitat aus James Cleugh: Die Medici - Macht und Glanz einer europaischen Familie. Bechtermunz Verlag, Augsburg 1996, S. 171.
  4. Zitat aus James Cleugh: Die Medici - Macht und Glanz einer europaischen Familie. Bechtermunz Verlag, Augsburg 1996, S. 171.
  5. a b Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag , Munchen 1963, S. 23.
  6. Paul Frischauer : Leonardo da Vinci ? Das Leben eines Genies. 5. Auflage. Ullstein Buchverlag, Berlin 1997, S. 139.
  7. Zitat aus James Cleugh: Die Medici - Macht und Glanz einer europaischen Familie. Bechtermunz Verlag, Augsburg 1996, S. 171.
  8. Paul Frischauer: Leonardo da Vinci ? Das Leben eines Genies. 5. Auflage. Ullstein Buchverlag, Berlin 1997, ISBN 3-548-22871-2 , S. 176.
  9. Paul Frischauer: Leonardo da Vinci ? Das Leben eines Genies. 5. Auflage. Ullstein Buchverlag, Berlin 1997, S. 140/141.