?Die Zeichnungen von Lucie Beppler sind abstrakte, flachendeckende Bilder von großer Verschiedenheit in der Strichbildung und der Oberflachenbearbeitung. In konzentrierter Folge entstehen monochrome, transzendente Raume, durch serielle, informelle oder konstruktive, akkumulierte Strukturen erfahrbar, in Helldunkel, Weiß, Grau und Schwarz. Reduzierte feine lineare Blatter auf Gessogrund mit Silberstift, harten Bleistiften und Gravurnadeln ausgefuhrt, stehen neben dunklen tiefen Raumschichtungen mit Olstiften, Graphitstiften und Tusche gearbeitet. Verletzungen der Oberflachen, scharfe Einzeichnungen von Graten und Furchen ergeben einen haptischen, reliefartigen Charakter.
Die Zeichnungen sind in mehreren Lagen streng durchgearbeitet. Fein unterlegte Quadrierungen, rasterartige Lineamente, Koordinaten und axiale Linien fangen die dichten Linienverknotungen, Durchkreuzungen, Uberlagerungen und Liniennetze auf. Offene Raume entstehen neben dichten im Submillimeterbereich durchzeichneten. Die Intensitat der Zeichnungen weisen sowohl radikale technische sowie geistige Entscheidungen auf, die an die reduziert abstrakten amerikanischen Zeichnungen anknupfen, aber auch die universalen zeichnerischen Handschriften von der Renaissance bis zu einem expressiven Zeichenstrich einbeziehen.
Das verwendete Material und die Art der Bearbeitung sind Teil des Denkprozesses. Es findet bei der Betrachtung eine Anbindung der formalen Ebene an existentielle Inhalte statt. Die Arbeiten implizieren eine Interferenz von Emotion, Ratio und Materie, die sich in ?Korperlichen Abstraktionen“ visualisieren.
In der Beschaftigung mit Begriffen wie Deduktion, Abstraktion, Aggregation, Polyphonie, Metrik, Filament, Licht, Raum, Zeit transformieren sich Form und Inhalt der Zeichnungen. Es sind gezeichnete ?Erkenntnisprozesse“ in Form von Kompositionen auf Papier, die die Verletzlichkeit, Beschadigung, Endlichkeit mit einbeziehen.“