Lucas Cranach der Jungere

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Lucas Cranach d. J.: Epitaph Joachims von Anhalt (1565) in der Kirche St. Johannis in Dessau, der rechts stehende Mundschenk wird als Selbstbildnis Lucas Cranachs d. J. gedeutet; sogenanntes Dessauer Abendmahl

Lucas Cranach der Jungere (* 4. Oktober 1515 in Wittenberg ; † 25. Januar 1586 ebenda) war ein bedeutender Maler und Portratist der Renaissance . Er ist Sohn von Lucas Cranach dem Alteren . [1]

Elternhaus, Lehrzeit und Ubernahme der vaterlichen Werkstatt

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Skulptur der Cranach-Schlange vor dem Neuen Rathaus in Kronach
Epitaph fur Lucas Cranach d. J. und seine beiden Frauen in der Stadtkirche Wittenberg, 1608.
Grabstein in der Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg

Cranach wurde am 4. Oktober 1515 als jungster Sohn von Lucas Cranach dem Alteren und Barbara Brengebier in Wittenberg geboren. Zusammen mit seinem Bruder Hans (* um 1513; † 9. Oktober 1537) erlernte er von seinem Vater die Kunst der Malerei und arbeitete vorerst zusammen mit seinem Bruder in der vaterlichen Werkstatt.

Nach dem Tode seines Bruders Hans ubernahm er 1537 die geschaftlichen Aktivitaten in der Werkstatt seines Vaters. Seit dieser Zeit hat Lucas Cranach d. J. seine Werke mit einem abgeanderten Wappen signiert. Erstmals erschien dazu ein Holzschnitt des Johann Scheyring von 1537. Das seinem Vater vom Kurfursten 1508 verliehene Wappen zeigt eine Schlange mit Fledermausflugeln, einer roten Krone auf dem Haupt und einen mit einem Rubin besetzten goldenen Ring im Mund. Im Signum des jungeren Cranach hat die Schlange nun Vogelflugel.

Lokalpolitische Funktionen

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Sein Vater wiederum trat 1544 das Wittenberger Haus an seinen Sohn Lucas ab. Wie sein Vater nahm Lucas Cranach d. J. eine bedeutende Stellung im offentlichen Leben Wittenbergs ein. So war er 1549 und 1552 Ratsmitglied, 1555, 1558, 1561, 1564 als Ratskammerer, 1565 als Burgermeister sowie 1566 als Altburgermeister, Beisitzer des Burgermeisters im Rat Wittenbergs, aktiv. Aufgrund der Verwicklung seines Schwagers Christian Bruck in die Grumbachschen Handel zog er sich von allen politischen Aktivitaten zuruck.

Erste Ehe mit Barbara Bruck

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Er heiratete am 20. Februar 1541 seine erste Frau Barbara Bruck (* um 1518 in Wittenberg; † 10. Februar 1550 ebenda), eine Tochter des sachsischen Kanzlers Gregor Bruck . Aus dieser Verbindung gingen vier Kinder hervor:

  • Lucas (* 1541; † 16. Februar 1612 in Meißen ), er immatrikulierte sich 1554 an der Universitat Wittenberg , war Ratsherr in Torgau und vom 30. Januar 1591 bis zum 9. Januar 1609 Verwalter der Furstenschule St. Afra in Meißen. Er heiratete am 17. Oktober 1570 in Wittenberg Anna, die Tochter des Sekretars Hieronymus Gareis.
    • Tochter Euphrosyna (* 1585 in Torgau; † 6. August 1627 in Wittenberg), verh. 1604 mit dem kurfurstlichen Amtsschreiber Abel Volk (* 26. Juli 1575; † 19. Januar 1622 in Wittenberg, Sohn des Michael Volk aus Dresden und dessen Frau Esther geb. Sierburger aus Leipzig)
  • Barbara († 1601), heiratete am 28. November 1564 den Mediziner Johann Hermann
  • Johannes († 1. Mai 1548 im Kindesalter)
  • Christian († 7. April 1556 als Student (immatr. 1554 Universitat Wittenberg))

Zweite Ehe mit Magdalena Schurff

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Nach dem Tod von Barbara heiratet er am 24. Mai 1551 Magdalena Schurff (* 19. August 1531 in Wittenberg; † 3. Januar 1606 ebenda), eine Tochter des sachsischen Leibarztes Augustin Schurff und Nichte von Philipp Melanchthon . Sie hatten zusammen funf Kinder:

  • Magdalena († 1554 im Kindesalter)
  • Augustin (* 1554; † 26. Juli 1595), folgte dem Vater als Maler, war außerdem Ratsmitglied, Stadtrichter und Kammerer in Wittenberg. Er heiratete am 26. Oktober 1577 Maria Selfisch, die Tochter des Samuel Selfisch .
  • Agneta († 1560 im Kindesalter)
  • Christoph (* um 1557; † 23. Februar 1596), war ein Ratsherr und heiratete am 5. Februar 1583 Subphrona (Veronika? * 14. September 1563; † 29. April 1629) Vogel
    • Lucas (* 30. November 1583; † unbekannt)
    • Christoph (* 14. Januar 1585; † unbekannt)
    • Barbara (* 16. Juni 1586; † unbekannt)
    • Ernst August (* 22. Januar 1588; † unbekannt)
    • Magdalene (* 22. Januar 1588; † unbekannt)
    • Christian (* 10. Oktober 1590; † unbekannt)
  • Elisabeth (* 3. Dezember 1561 in Wittenberg; † 16. September 1645 in Wittenberg); verheiratet mit Polykarp Leyser dem Alteren

Lucas Cranach d. J. starb am 25. Januar 1586 im Alter von 70 Jahren in Wittenberg. Sein Leichnam wurde in die Wittenberger Stadtkirche uberfuhrt und dort am 27. Januar bestattet. Seine Grabstelle ist vor der Empore in der Gegend des letzten sudlichen Pfeilers, wo heute ein Gedenkstein an ihn erinnert. Im Altarraum der Stadtkirche Wittenberg befindet sich sein Epitaph , das ihm und seinen beiden Ehefrauen von den Erben gestiftet wurde. Es zeigt die Grablegung Christi. Die beiden Schrifttafeln halten links das Andenken an Lucas Cranach d. J. und rechts das seiner Ehefrauen fest.

Als Vertreter einer neuen Generation wahlte Lucas Cranach d. J. mit Vorliebe figurenreiche, aufwendige Darstellungen. Dabei sind die ordnungslos anmutenden Kompositionen von uberraschender Schonheit und die farbige Behandlung reichhaltiger als die Arbeiten des Vaters. Im Schaffensprogramm Lucas Cranach des Jungeren war er der Schopfer des neuen Bildprogramms der Protestanten. Bei ihm blickt die Gottesmutter Maria nicht keusch zu Boden, sondern direkt in die Augen des Betrachters.

Bedeutung seines Schaffens

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Die in der Vergangenheit geaußerten Mutmaßungen, dass der jungere Lucas Cranach eine untergeordnete Rolle im Schaffen der Renaissance hat, sind definitiv falsch. Sie haben ihre Ursache darin, dass zum Zeitpunkt ihres Aufkommens nicht alle Werke des jungeren Cranachs bekannt waren und ihm erst im Rahmen intensiver modernerer Forschungen zugeordnet werden konnten. Er nimmt daher unter den deutschen Portratisten der Spatrenaissance und des Manierismus eine hervorragende Rolle ein. Umfangreiche Holzschnittarbeiten erweitern das Schaffen des Kunstlers als Maler der Reformation und der im Zusammenhang stehenden Auswirkungen.

Anlasslich seines 500. Geburtstages widmete das Land Sachsen-Anhalt dem Maler vom 16. Juni bis 1. November 2015 die Landesausstellung ? Lucas Cranach der Jungere 2015 “. Es war die erste Sonderausstellung, die das Leben und Wirken Cranachs in den Blick nahm und noch nie gezeigte Kunstwerke prasentierte. Ausstellungsorte waren u. a. das Augusteum sowie die Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg . [2] [3]

Flugelaltar in Herzform (1584), Germanisches Nationalmuseum [4]
Jobst von Hayn (1543)
Agnes von Hayn (1543)
Portrat eines Mannes (1548)
Martin Luther (1559)
Philipp Melanchthon (1559)
  • ?Lucas Cranach d. A.“ in den Uffizien von Florenz , 1550 (evtl. auch Selbstbildnis des Vaters)
  • ?Herkules vertreibt die Pygmaen“ in der Gemaldegalerie von Dresden , 1551
  • ?Der schlafende Herkules und die Pygmaen“ in der Gemaldegalerie von Dresden, 1551
  • ?Christus am Kreuz“ , Altarbild, Stadtkirche Weimar , 1555
  • ?Allegorie der Erlosung“, Epitaph fur Johann Friedrich von Sachsen und seine Familie, in der Weimarer Herderkirche, 1555
  • ?Die Auferstehung Christi“ in Leipzig, 1557
  • ?Der Auferstandene“, Epitaph fur Gregor von Lamberg, in der Stadtkirche Wittenberg, 1558
  • ?Die Aufweckung des Lazarus“, Epitaph fur den Burgermeister Michael Meyenburg , Nordhausen, Blasiikirche, 1558
  • ?Philipp Melanchthon“ im Stadelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, 1559 (hier abgebildet)
  • ?Martin Luther“ im Stadelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, 1559 (hier abgebildet)
Portrat einer vornehmen Dame , 1564
  • ?Die Taufe Jesu“, Epitaph fur Johannes Bugenhagen , in der Stadtkirche Wittenberg, 1560
  • ?Grablegung Christi“ im Pfarrhaus Nischwitz/Sa, 1561
  • ?Jesus im Garten Gethsemane“ in der Johanniskirche Dessau, 1561
  • ?Joachim Ernst von Anhalt“ in Halle , 1563
  • ?Agnes von Anhalt“ in Halle, 1563
  • ?Portrat einer vornehmen Dame“ in Wien, 1564 (hier abgebildet)
  • ?Anbetung der Hirten“, Epitaph fur Casper Niemegk, in der Wittenberger Stadtkirche, 1564
  • ?Prinz Alexander von Sachsen“ in der Gemaldegalerie von Dresden, 1564
  • ?Prinzessin Elisabeth von Sachsen“ in der Gemaldegalerie von Dresden, 1564
  • ?Kurfurstin Anna von Sachsen“ in der Gemaldegalerie von Dresden, 1564
  • ?Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth“ in Potsdam , 1564
  • ?Kurfurst August von Sachsen“ in der Gemaldegalerie von Dresden, 1565
  • ?Kreuzigung Christi“, Epitaph fur Sara Cracov, in der Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg, 1565
  • ? Das Abendmahl “, Epitaph fur Joachim von Anhalt, in der Johanniskirche Dessau , 1565
  • ?Portrat eines 44-jahrigen Mannes“ in Prag , 1566
  • ?Portrat einer 32-jahrigen Frau“ in Prag, 1566
  • ?Christus am Kreuz“ in Muhlhausen, 1567 Epitaph fur Hieronymus Tilesius
  • ? Die Arbeiter im Weinberg des Herrn “, Epitaph fur Paul Eber , in der Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg, 1569
  • Epitaph fur Bartholomaus Vogel in der Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg, 1569
Hans von Lindau, 1581
  • Theo Ludwig Girshausen:  Cranach, Lucas der Jungere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2 , S. 398?400 ( Digitalisat ).
  • Roland Enke, Katja Schneider, Jutta Strehle: Lucas Cranach der Jungere. Entdeckung eines Meisters. Verlag Hirmer, Munchen, 2015, ISBN 978-3-7774-2349-4 .
  • Paul G. Kettner: Historische Nachricht von dem Raths-Collegio der Chur-Stadt Wittenberg . Verlag Meisner, Wolfenbuttel 1734.
  • Monika und Dietrich Lucke: Lucas Cranach der Jungere: Archivalische Quellen zu Leben und Werk (= Schriften der Stiftung Luthergedenkstatten in Sachsen-Anhalt. Bd. 22) , Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, ISBN 978-3-374-04562-4 .
  • Norbert Michels (Hrsg.): Cranach in Anhalt, Vom alten zum neuen Glauben. Michael Imhof Verlag, Petersburg, 2015, ISBN 978-3-7319-0227-0 .
  • Peter Moser: Lucas Cranach. Sein Leben, seine Welt und seine Bilder . Babenberg Verlag, Bamberg 2004, ISBN 3-933469-14-7 .
  • Nikolaus Muller: Die Funde in den Turmknaufen zu Wittenberg. In: Zeitschrift des Vereins fur Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen. Jg. 8, 1912.
  • Herfried Munkler , Marina Munkler : Lexikon der Renaissance . Beck Verlag, Munchen 2005, ISBN 3-406-52859-7 .
  • Werner Schade: Die Malerfamilie Cranach . Prisma-Verlag, Gutersloh 1985, ISBN 3-570-09018-3 .
  • Albrecht Steinwachs (Text), Jurgen M. Pietsch (Photos): Stadt- und Pfarrkirche St. Marien der Lutherstadt Wittenberg. Edition Akanthusa, Sproda 2000, ISBN 3-00-006918-6 .
  • Albrecht Steinwachs: Der Weinberg des Herrn. Epitaph fur Paul Eber von Lucas Cranach d. J., 1569 . Edition Akanthus, Sproda 2001, ISBN 3-00-008905-5 .
  • Ernst Ullmann: Geschichte der deutschen Kunst 1470?1550 . Seemann Verlag, Leipzig 1985.
  • Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich: Lucas Cranach der Jungere und die Reformation der Bilder. Verlag Hirmer, Munchen 2015, ISBN 978-3-7774-2368-5 .
  • Alfred Woltmann Cranach, Lucas . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 562 f.
Commons : Lucas Cranach der Jungere  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. lucascranach.org
  2. Sachsen-Anhalt feiert Lucas Cranach den Jungeren: Luther2017. Abgerufen am 23. Juli 2019 .
  3. Landesausstellung "Cranach der Jungere 2015". Archiviert vom Original am 8. Marz 2018 ; abgerufen am 23. Juli 2019 .
  4. Objektkatalog des Germanischen Nationalmuseums "Flugelaltar in Herzform". Abgerufen am 13. Dezember 2021 .