Jean-Etienne Liotard
: Louise d’Epinay, Ol auf Leinwand, um 1760
Louise Florence Petronille Lalive, marquise d’Epinay
, besser bekannt als
Madame Louise d’Epinay
(*
11. Marz
1726
in
Valenciennes
,
Nord-Pas-de-Calais
; †
17. April
1783
in
Paris
) war eine franzosische
Schriftstellerin
und bekannte
Salonniere
. Madame d’Epinay ist bekannt durch ihre Freundschaften mit den Schriftstellern
Jean-Jacques Rousseau
und
Baron von Grimm
, und ihre Bekanntschaft mit
Denis Diderot
,
Jean Baptiste le Rond d’Alembert
,
Paul Henri Thiry d’Holbach
,
Voltaire
,
Theodore Tronchin
und anderen franzosischen Literaten.
Louise Florence Petronille Tardieu d’Esclavelles war die Tochter des Brigadegenerals der Infanterie und Gouverneur der Zitadelle von Valenciennes Louis-Gabriel Tardieu, marquis d’Esclavelles (1666?1736) und seiner Ehefrau Florence Angelique Prouveur de Preux (1695?1762). Ihre Cousine war
Elisabeth Francoise Sophie de Tardieu d’Esclavelles, Comtesse d’Houdetot
. Mit neun Jahren verlor Louise ihren Vater und wurde ab 1736 unter der Vormundschaft des franzosischen Konigs
Ludwig XV.
in der
Abtei Fontevrault
erzogen.
Louis Claude Dupin de Francueil, Lebenspartner nach der Trennung vom Ehemann Denis Joseph Lalive d’Epinay
Am 23. Dezember 1745 heiratete sie ihren Cousin (2. Grades), den Hauptzollpachter
Denis-Joseph Lalive, Marquis d’Epinay
(1724?1782)
[1]
, den zweiten Sohn von Louis Denis Lalive de Bellegarde (1680?1751)
[2]
und Marie Therese Josephe Prouveur (1696?1743). Louis Denis Lalive de Bellegarde war ein
Fermier general
und wurde 1762 seines eintraglichen Postens enthoben. Ihre Schwagerin,
Elisabeth Sophie Francoise Cesar, comtesse d’Houdetot
(1730?1813), war eine beruhmte
Salonniere
des 18. Jahrhunderts. Aus der Ehe, die allen Berichten zufolge unglucklich verlief, gingen zwei Kinder hervor:
- Louis-Joseph Lalive d’Epinay (1746?1813)
- Francoise-Suzanne-Therese Lalive d’Epinay (1747?1748)
Le Chateau de la Chevrette in
Deuil-la-Barre
Nach der Geburt ihres zweiten Kindes verließ Madame d’Epinay ihren Mann nach erbitterten Streitereien, weil sie dessen Verhaltnis zu seiner Geliebten nicht mehr tolerieren wollte. Wenig spater ging sie eine langere Liebesbeziehung mit dem Schriftsteller
Louis Claude Dupin, seigneur de Francueil
(1716?1780) ein. Dieser war mit
Marie-Aurore de Saxe
(1748?1821), der illegitimen Tochter von
Hermann Moritz von Sachsen
, verheiratet und damit der Urgroßvater der Schriftstellerin Aurora Dupin, besser bekannt als
George Sand
. Aus der Verbindung mit Madame d’Epinay gingen zwei Kinder hervor:
- Angelique-Louise-Charlotte Le Blanc de Beaulieu (1749?1824)
- Jean-Claude Le Blanc de Beaulieu (1753?1825),
Bischof von Soissons
(1802 bis 1820) und danach Bischof von Arles
Allan Ramsay
: Portrat des Jean-Jacques Rousseau, 1766
Friedrich Melchior Grimm
Im Jahre 1746 wurde
Jean-Jacques Rousseau
(1712?1778) Sekretar im Hause Dupin-Francueil. Zwei Jahre spater (1748) machte er die erste Bekanntschaft mit seiner spateren Gonnerin Madame d’Epinay.
[3]
Wahrscheinlich wurde
Friedrich Melchior Baron von Grimm
1754 von Rousseau Madame d’Epinay vorgestellt, deren Liebhaber er bald wurde.
Madame d’Epinay fuhrte in ihrer Pariser Stadtwohnung einen bekannten
Literarischen Salon
, unter ihren Gasten waren unter anderem
Pierre Carlet de Marivaux
,
Charles Pinot Duclos
(1704?1772),
Jean-Francois Marmontel
,
Charles de Secondat, Baron de Montesquieu
,
Jean-Nicolas Dufort de Cheverny
(1731?1802),
Michel-Jean Sedaine
,
Jean-Francois de Saint-Lambert
,
Abbe Galiani
und
Guillaume Thomas Francois Raynal
.
Sie war mit
Jeanne-Catherine Quinault
befreundet, welche ihrerseits um das Jahr 1769 eine intime Beziehung mit Denis Diderot fuhrte.
Als
Schriftstellerin
pflegte Madame d’Epinay vor allem die Gattungen
Tagebuch
und
Brief
. Damit ist sie typisch fur die im 18. Jahrhundert aufbluhende
Frauenliteratur
, die kleine, intimere Formen bevorzugte. Der Wert ihres Schaffens resultiert jedoch nicht nur aus der
Dokumentation
historischer und
kultureller
Vorgange, sondern auch aus Madame d’Epinays brillantem Stil und ihrer
politischen
Weitsicht.
Fur ihr Werk
Conversations d’Emilie
erhielt Louise d’Epinay kurz vor ihrem Tod den
Prix d'utilite
der
Academie francaise
(1783). Die
Conversations
wurden in mehrere Sprachen ubersetzt. Sie gelten als Gegenentwurf zu Rousseaus Erziehungsroman
Emile
(1762), der die Bildung der Madchen allein in der Vorbereitung auf ihre spatere Rolle als Hausfrau, Mutter und Gefahrtin des Mannes behandelt.
[4]
- 1774
Les Conversations d’Emilie
(in mehrere Sprachen ubersetzt)
- 1818
Correspondance de l’abbe Galiani
- Luce Herpin
(
Pseudonym
Lucien Perey), Gaston Maugras:
La jeunesse de Madame d’Epinay […]
Calmann Levy
, Paris 1882 (
Digitalisat
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3Duf7RAAAAMAAJ%26printsec%3Dfrontcover~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
).
- Luce Herpin (Pseudonym Lucien Perey), Gaston Maugras:
Dernieres annees de Madame d’Epinay, son salon et ses amis […]
Calmann Levy, Paris 1883 (
Digitalisat
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DsTY-AAAAYAAJ%26printsec%3Dfrontcover~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
).
- Helle Briefe ? Ferdinando Galiani und Louise d'Epinay
(Briefwechsel), aus dem Franzosischen von Heinrich Conrad. Mit einer Einleitung und mit Anmerkungen von
Wilhelm Weigand
, erganzt durch
Friedhelm Kemp
(Reihe
Die Andere Bibliothek
), Eichborn, Frankfurt am Main 1992,
ISBN 978-3-8218-4096-3
.
- Annette Mohr:
Madame d’Epinays Konzeption der Madchenerziehung im Umfeld von frauenspezifischen Erziehungstraktaten des 18. Jahrhunderts in Frankreich.
(SOFIE. Saarlandische Schriftenreihe zur Frauenforschung; Bd. 7). Rohrig, St. Ingbert 1997,
ISBN 3-86110-144-0
(zugl. Dissertation, Universitat Saarbrucken 1995).
- ↑
Genealogie
- ↑
Genealogie der Lalive de Bellegarde
- ↑
Jean-Jacques Rousseau:
Bekenntnisse.
Ubersetzung Ernst Hardt, Insel Verlag TB 681 (1985)
ISBN 3-4583-2523-9
, S. 681
- ↑
Margot Brink: ?Einen eigenen Willen zu haben, erschien mir wie ein Verbrechen. Louise d'Epinay 1726?1783.“ Lesung am 30. November 1993 in Bremen. Siehe Katalog des Festivals ?... ihr werten Frauenzimmer, auf!“, S. 88?91.