Lorenzo Bregno
(* um
1475
/
1485
; † um
1524
in
Venedig
) war ein italienischer
Bildhauer
und Architekt der
Renaissance
.
Lorenzo Bregno gehorte zu der großen Familie Bregno oder Brignoni aus Righeggia bei
Osteno
am
Luganersee
.
[1]
Sein Vater hieß Alberto (oder vielleicht Roberto) und ein alterer Bruder Giovanni Battista (1467/77?1518/20). Die Lebensdaten der Bruder werden verschieden angegeben.
[2]
Lorenzo Bregno ging wahrscheinlich bereits in Jugendjahren nach Venedig und arbeitete dort als Bildhauer und Architekt. Neben Venedig war er noch auf der
Terraferma
in
Treviso
tatig.
[3]
Bregno schuf die
Grabdenkmaler
des venezianischen
Admirals
Benedetto Pesaro († 1503) und des Melchiorre Trevisan († 1500) in der Basilika
Santa Maria Gloriosa dei Frari
in Venedig.
[4]
Das Pesaro-Denkmal dient zugleich als prachtiges Schmuckwerk am Eingang der Sakristei; dieses Monument bietet Werke, die Bregno mit Sicherheit zuzuschreiben sind, wie das
Bildnis des Benedetto Pesaro
, die
Madonna mit dem Kind
in der
Lunette
sowie die lebensgroße
Statue des Neptun
.
Ab 1507 arbeitete Lorenzo fur den
Dom von Treviso
, wo bereits einer seiner Bruder tatig war. Er schuf die
Statue des Heiligen
Paulus von Tarsus
(1508?1513) und das
Flachrelief
mit den
Vier
Evangelisten
in den
Pendentifs
der Kuppel der Kapelle des Allerheiligsten Sakraments (1511?1514). In derselben Kapelle, am Altar des heiligen
Antonius
, befindet sich heute die
Statue des heiligen Sebastian
, die bereits auf dem Altar des Heiligen in der Kirche Santa Margherita gestanden hatte und deren Anfertigung Lorenzo Bregno 1515 ubertragen worden war (
magister Laurentius Bregnonus quondam Ruberti
). Der architektonische Teil desselben Altars befindet sich heute in der Kirche San Leonardo, die Flachreliefs (
Madonna mit Kind und zwei betenden Engeln
) im
Szepm?veszeti Muzeum
in
Budapest
.
Fur den
Dom von Cesena
erhielt er von Vincenzo Toschi den auf die testamentarische Verfugung seines Schwagers Camillo Verardi († 1505) zuruckgehenden Auftrag fur das
Triptychon
. Neu zusammengesetzt und in das linke Seitenschiff versetzt, findet sich dort die
Darstellung der Heiligen Christophorus, Leonhard und Eustachius
. Die mittlere Statue stellt den
heiligen Leonhard
dar, einen franzosischen
Eremiten
, der die Gefangenen beschutzt: In der linken Hand halt er die Fesseln der Gefangenen, in der rechten zeigte er einst die Handschellen, die heute verschwunden sind. Die rechte Statue ist die des heiligen
Eustachius
, eines romischen Ritters, mit einem Reh; links steht die Figur des heiligen
Christophorus
, erkennbar am Jesuskind, das er auf der Schulter tragt. Die drei Statuen sollen zwischen 1514 und 1517 in Venedig ausgefuhrt worden sein.
Im Jahr 1516 erhielt Lorenzo Bregno den Auftrag fur ein
Relief
mit dem Wunder des eifersuchtigen Ehemanns
fur den
Sarkophag
des Heiligen in der
Basilika des Heiligen Antonius
in
Padua
. Zwar wurde der Auftrag 1520 bestatigt, doch 1523 starb der Kunstler, bevor er ihn ausfuhren konnte.
Seine großten Werke schuf Lorenzo Bregno in Venedig. Fur den
Markusdom
schuf er den
Kreuzaltar
(1518), der, wie ublich, von den
Prokuratoren
von
San Marco de supra
in Auftrag gegeben wurde. Fur die Kirche
Santa Marina
schuf er, vielleicht um 1512, drei Statuen fur den Hochaltar, von denen
Maria Magdalena
und
Katharina von Siena
heute in das Grabmal des
Andrea Vendramin
von
Tullio Lombardo
in
San Zanipolo
integriert sind, wahrend sich die zentrale Statue, die
die heilige
Marina von Bithynien
darstellt, vielleicht im
Seminario Patriarcale
befindet. Diese Identifikation gilt allerdings als zweifelhaft. Zusammen mit Tullio Lombardo arbeitete Lorenzo am Altar des Heiligen Grabes in der Kirche Santo Sepolcro, der spater in die Kirche
San Martino
ubertragen wurde, wo er fur den skulpturalen Altaraufsatz mit den Statuen
Johannes’ des Taufers
und des
Simon Petrus
sowie fur die Lunette mit der
Pieta
verantwortlich war.
Fur die Dreifaltigkeitskirche zu
Crema
schuf er in Venedig das Grabmal mit der Statue des 1518 verstorbenen Bartolino da Terni, wobei er mit ?Laurentius Brenius“ signierte.
Das letzte Werk Lorenzos ist vielleicht der Altar der heiligen Cristina in der Kirche
Santa Maria Mater Domini
in Venedig, ein Auftrag, der ihm 1524 von Trevisan ubertragen wurde. Da er beim Tod des Kunstlers noch unvollendet war, wurde er von der Werkstatt unter Mitwirkung von Antonio Minelli aus Padua vollendet; die drei
Statuen der Heiligen Andreas, Simon Petrus und Paulus von Tarsus
stammen jedoch zweifelsohne von Bregno. Das
Grabmal des Bertuccio Lamberti
(um 1522) in der
Kathedrale von Treviso
blieb ebenfalls unvollendet. Das Relief mit der
Heimsuchung
, das sich fruher in der Kirche San Francesco befand, kann ebenfalls ihm zugeschrieben werden.
[3]
Im Jahr 1524 verkaufte die Witwe Bregnos, Maddalena, die Werkstatt bei der Kirche
San Giovanni Nuovo
an Bregnos Schuler Antonio Minello, der seit 1522 in der Stadt lebte.
[5]
- Anna Markham Schulz:
Precisazioni su Giambattista e Lorenzo Bregno
, in:
Arte veneta
, Nr. 64, Venedig 2007, S. 7?27.
- Anne Markham Schulz:
Giambattista and Lorenzo Bregno. Venetian Sculpture in the High Renaissance
, Cambridge University Press, 1991.
- Anne Markham Schulz:
Lorenzo Bregno
, in: Jahrbuch der Berliner Museen 26 (1984) S. 143?179.
- Giovanni Mariacher:
Bregno, Lorenzo.
In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.):
Dizionario Biografico degli Italiani
(DBI). Band 14:
Branchi?Buffetti.
Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1972.
- Pietro Paoletti:
Lorenzo Bregno
. In:
Ulrich Thieme
,
Felix Becker
(Hrsg.):
Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart
.
Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker.
Band
4
:
Bida?Brevoort
. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910,
S.
570
(
Textarchiv ? Internet Archive
).
- ↑
Alessandro Giobbi:
Testimonianze di storia e di cronaca del Comune di Claino con Osteno.
Edizione dell’autore, Osteno 1971, S. 89f
- ↑
Dabei lasst sich das Todesdatum einigermaßen genau erschließen ? genannt wird 1523 oder Anfang 1524 ?, das Geburtsdatum nur mit großer Unsicherheit. Die Bandbreite 1475 bis 1485 nannte Andreina Milan:
Renovatio et damnatio memoriae insegne marciane e simboli del potere locale. Casi studio nei Domini di Terraferma della Serenissima (1404?1417)
, in: Ferruccio Canali (Hrsg.):
Bollettino della Societa di Studi Storici Fiorentini. Memorabilia tra natura e geometria. Il Culto del passato dalla Inventio alla Reinterpretazione
, Nr. 30?31, Florenz (2021?2022), S. 243, Anm. 56.
- ↑
a
b
Giovanni Mariacher:
Lorenzo Bregno.
In:
Dizionario Biografico degli Italiani
(DBI).
- ↑
Pesaro, Benedetto.
In:
Enciclopedia on line.
Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom.
- ↑
Monika Anne Schmitter:
The Display of Distinction. Art Collecting and Social Status in Early Sixteenth-century Venice
, University of Michigan, 1997, S. 181.