Liu Bocheng, 1955
Liu Bocheng
(
chinesisch
劉伯承
/
?柏承
,
Pinyin
Liu Bocheng
,
W.-G.
Liu Po-ch'eng
; *
4. Dezember
1892
im Kreis
Kai
(damals Provinz
Sichuan
); †
7. Oktober
1986
in
Peking
) war ein bedeutender
kommunistischer
Armeefuhrer wahrend des
chinesischen Burgerkrieges
.
Liu Bocheng wurde als Kind armer Bauern im Sudwesten der Provinz
Sichuan
geboren.
[1]
Liu begann seine militarische Karriere als Soldner einer Schulermiliz, die nach der
Xinhai-Revolution
1911 gegrundet worden war, um die junge Republik zu verteidigen. Im Gefecht gegen die Truppen von
Yuan Shikai
1916 verlor er ein Auge, was ihm fortan den Spitznamen
Einaugiger Drache
einbrachte.
Er erreichte innerhalb der Hierarchie der
Kuomintangstreitkrafte
als kommandierender General der Provinz Sichuan eine hohe Position. Im Jahr 1926 trat er der
Kommunistischen Partei Chinas
bei. Im Zuge des innenpolitischen Bruchs zwischen der Kuomintang und den Kommunisten kehrte er der KMT-Armee den Rucken und wurde eines der Grundungsmitglieder der chinesischen Roten Armee. Im Burgerkrieg gegen die Kuomintang fungierte er als militarischer Befehlshaber des
Nanchang-Aufstands
. Nach dessen Scheitern emigrierte er auf Geheiß der Partei in die
Sowjetunion
. Hier studierte er an der
Militarakademie M.W. Frunse
, lernte russisch und fungierte als erster Ubersetzer russischsprachiger militarwissenschaftlicher Texte ins Chinesische.
[1]
Nach seiner Ruckkehr ins vom Burgerkrieg geplagte China 1930 fungierte er als Chef der Militarakademie der Roten Armee in
Jiangxi
sowie als
Stabschef
der
zentralen Militarkomission
der Roten Armee. Wahrend des
Langen Marsches
fungierte er weiterhin als Stabschef sowie als Kommandeur der das
Zentralkomitee
der Partei begleitenden Marschkolonne. Liu Bocheng unterstutzte Mao Tse Tung wahrend des Langen Marsches seinen Fuhrungsanspruch innerhalb der Partei durchzusetzen.
[1]
Mit dem japanischen
Angriff
auf China unterbrachen die Kuomintang und die Kommunisten ihren Burgerkrieg um sich gemeinsam gegen den außeren Feind zu wehren. Wahrend des Kriegs fungierte Liu Bocheng als Befehlshaber der 129. Division und nahm mit ihr an der
Hundert-Regimenter-Offensive
teil. Dabei entwickelte er ein Arbeitsverhaltnis mit
Deng Xiaoping
, der als
Politkommissar
der Division tatig war.
[1]
Die 129. Division wurde spater zur
zweiten Feldarmee
erweitert, Liu fuhrte diese Armee im Kampf gegen die
Kuomintang
-Truppen von
Chiang Kai-shek
. Er fuhrte den kommunistischen Ausbruchsversuch aus
Shanxi
an und errichtete in den Bergen im Grenzgebiet von Shanxi,
Hebei
und
Henan
anti-japanische Stutzpunkte. Nachdem Japan 1945 kapitulierte, kommandierte Liu mehrere Feldarmeen und leitete die Strategieanderung der Kommunisten von Guerilla-Taktik nach Gegenangriff ein. Im Juni 1947 leitete er mit Deng Xiaoping den Angriff auf die
Dabie-Berge
nordlich der Kuomintang-Hauptstadt
Nanjing
, die
Huaihai-Kampagne
und die Uberquerung des
Jangtsekiang
. Diese Manover zerstorten die Zentralarmee der Kuomintang und zwang diese zum Ruckzug nach Sudchina.
Als am 1. Oktober 1949
Mao
auf dem
Tian’anmen-Platz
die
Volksrepublik China
ausrief, war Liu unter den Teilnehmern dieser Zeremonie. In der Folge wurde er zum stellvertretenden Sekretar des Sudwestburos der KPCh in Chongqing ernannt, dessen erster Sekretar
Deng Xiaoping
war. Spater nahm er hohe militarische Posten ein, wie etwa die des Prasidenten und politischen Kommissars der Militarakademie der
Volksbefreiungsarmee
, des stellvertretenden Vorsitzenden der
Militarkommission
beim ZK der KPCh, sowie die des Mitgliedes mehrerer standiger Komitees des
Nationalen Volkskongresses
und mehrerer
Zentralkomitees der KPCh
. Im Jahr 1955 wurde Liu zum
Marschall
der Volksrepublik China ernannt.
Bezuglich des Aufbaus der Volksbefreiungsarmee verwahrte sich Liu Bocheng gegen ein Kopieren der
Sowjetarmee
und forderte den Aufbau einer modernen Armee gemaßg den Erfahrungen des antijapanischen Kriegs und des Burgerkriegs. Hier unterlag er gegenuber Mao, der einen Aufbau der Armee nach sowjetischem Vorbild forderte. 1956 wurde Liu Bocheng als Chef der Militarakademie durch
Ye Jianying
ersetzt und musste offentlich Selbstkritik uben. Er behielt seine anderen Posten in der Partei und den Streitkraften, geriet machtpolitisch jedoch ins Abseits. Zur Zeit der
Kulturrevolution
war Liu Bocheng altersbedingt vollstandig erblindet und blieb von politischen Repressalien verschont. In den Siebzigerjahren unterstutzte er den Aufstieg Deng Xiaopings gegen die
Viererbande
sowie dessen weitreichende okonomische Reformen.
[1]
Er starb als altester der Kommandeure des
Langen Marsches
.
Anmerkung:
Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die ubliche Reihenfolge im Chinesischen.
Liu
ist hier somit der Familienname,
Bocheng
ist der Vorname.
- ↑
a
b
c
d
e
Dr. Xiaobing Li :
Liu Bocheng
in Xiaobing Li :
China at War - An Encyclopedia.
Oxford, 2012, S. 239?242