Der Begriff
?Linieninfanterie“
bezeichnet eine Erganzung zur
Lineartaktik
. Zur Linieninfanterie zahlten die
Musketiere
und die
Grenadiere
, anfangs auch die
Fusiliere
? diese wurden mit dem Wechsel der Gefechtstaktik spater zur
leichten Infanterie
gezahlt. Die leichte Infanterie entstand im
18. Jahrhundert
, als man bei der Aufstellung zur Schlacht begann, vor der in dreifacher Linie massiert aufgestellten
Infanterie
des Haupttreffens (Infanterie de ligne) leichte, bewegliche Truppen zu platzieren. Diese sollten die gegnerische Front durch gezieltes, unregelmaßiges Schutzenfeuer in Unruhe versetzen. Deren Zusammenhalt sollte insbesondere durch gezieltes Feuer auf Offiziere sowie die Stuckmannschaften der Infanteriegeschutze aufgebrochen werden. Die leichte Infanterie wurde daher auch als Plankler oder
Voltigeure
bezeichnet.
Nachdem sich die
Garden
in den
napoleonischen Kriegen
von mehr oder weniger mit dem Schutz des Souverans betrauten Sondertruppen zu großen regularen Kampfverbanden gewandelt hatten, lag es auf der Hand, eine unterschiedliche Bezeichnung einzufuhren.
So hatte sich die von
Napoleon I.
am 18. Mai 1804 gegrundete
kaiserliche Garde
immer mehr erweitert und mit der
Alten Garde
, der Mittleren Garde und der Jungen Garde bis zum Jahr 1815 den Bestand von nahezu zwei
Divisionen
erreicht. Daher setzten sich die Bezeichnungen ?Infanterie der Linie“ und ?Infanterie der Garde“ durch. Es wurde also die breite Masse der Fußtruppen des stehenden Heeres von der Gardeinfanterie einerseits und den irregularen leichten Infanterieverbanden andererseits abgegrenzt.
Der Begriff ?Linieninfanterie“ hatte dadurch eine vollig andere Bedeutung erhalten.
Bis zum
Heer der Kaiserzeit
gab es eine großere Anzahl von deutschen Gardeverbanden, besonders das
Gardekorps
der
preußischen Armee
. Der Ausdruck Linieninfanterie war allerdings eher unublich und kam nach 1871 außer Gebrauch.
Andere Monarchien trennten ihre Truppen ebenfalls in Garde und Linie. Lander wie
Osterreich-Ungarn
oder
Italien
, die keine oder keine nennenswerten Gardeverbande besaßen, benutzten jedoch den Ausdruck bereits seit langerer Zeit nicht mehr.
Als einerseits die Leichte Infanterie zu einem Teil der Linientruppen sowie
andererseits Territorialverbande wie Landwehren
,
Nationalgarden
u. a. zum Bestandteil der Kriegsfuhrung wurden, diente der Begriff auch zur Abgrenzung gegenuber diesen. Mit dem Ende der
Monarchien
in
Russland
,
Deutschland
,
Osterreich-Ungarn
und
Frankreich
verschwanden auch deren
kaiserliche Garden
und ihre Infanterie. Die vollige Mobilisierung im
Ersten Weltkrieg
hob die Trennung zwischen den alten Linientruppen und ihren Territorialverbanden weitgehend auf.
Heute spricht man allgemein vom
Feldheer
und dem
Territorialheer
, benutzt aber fur die Infanterie des Feldheeres nicht mehr den Begriff Linieninfanterie.
- Oskar Schlattmayer:
Das moderne Militar und seine Ursprunge
, Trient 1910