Liberace

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Liberace, Foto von Allan Warren (1968)

Władziu Valentino Liberace (* 16. Mai 1919 in West Allis , Wisconsin ; † 4. Februar 1987 in Palm Springs , Kalifornien ) war ein US-amerikanischer Pianist und Entertainer . In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich Liberace zu einem Showtalent, das ihm den Spitznamen Mr. Showmanship einbrachte. Auf dem Hohepunkt seiner Karriere zwischen den 1950er und 1970er Jahren war er der bestbezahlte Entertainer der Welt. [1] In seinen schrillen Las-Vegas -Shows und auf seinen Tourneen verband er Popmusik, lateinamerikanische Musik, Polka, Boogie-Woogie, moderne Klassiker US-amerikanischer Unterhaltungsmusik und klassische Musik. Zu seinem Markenzeichen wurden dabei seine extravaganten Buhnenkostume, sein Schmuck, sein strassbesetzter Flugel und seine uberbordenden Inszenierungen.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Liberace, Foto von Allan Warren (1968)
Schellackplatte von Liberace

Seine Mutter stammte aus Polen , sein Vater aus Italien . Er war ein Wunderkind , ubte schon als kleines Kind taglich mehrere Stunden am Klavier und konnte mit sechs Jahren auswendig Stucke der klassischen Musik spielen. Als junger Mann erhielt er eine klassische Klavierausbildung , war aber auch in der popularen Musik bewandert. Er absolvierte ein Universitatsstudium in Musik mit Schwerpunkt Klavier und Orgel am renommierten Wisconsin College of Music.

1940 trat er im Alter von 20 Jahren als Solist beim Chicago Symphony Orchestra mit Liszts Klavierkonzert Nr. 2 im Pabst Theatre in Milwaukee auf, der Dirigent war Hans Lange . Dieses Konzert war nach seinen eigenen Angaben sein Durchbruch als klassischer Solist. [2] In den 1950er Jahren gewann er siebenmal nacheinander den Preis fur den schnellsten Klassikpianisten der USA, er galt auch als schnellster Pianist der Welt.

In den 1950er Jahren begann er, klassische Stucke und Volkslieder mit einem ausgepragten Pop -Touch zu spielen. Der Komponist und Pianist Ignacy Jan Paderewski , ein Freund der Familie, riet ihm, wie er selbst nur unter seinem Familiennamen aufzutreten, was er beherzigte. In dieser Zeit bekam er eine eigene Fernsehshow und in dieser wurde er von einer Band begleitet, die von seinem Bruder George geleitet wurde und zu der Corky Hale gehorte. Liberace selbst wurde schon 1954 in Mr. Sandman , dem großten Hit der Chordettes , namentlich erwahnt; 1957 dann in Nina Simones My Baby Just Cares for Me . In Fernsehshows spielte er sudamerikanische Musik, Lieder von George Gershwin und zahlreiche Filmmusik-Titel, unter anderem Hitchcocks Spellbound von Miklos Rozsa . Sein Lieblingskomponist war Chopin .

Spater trat er regelmaßig in Las Vegas auf. In seinen Shows und Fernsehauftritten fiel er durch extravagante Kostume auf: Auf seinen Spitznamen The Glitter Man , der auf Liberaces diamantenbesetzte Anzuge anspielt, bezog sich z. B. auch 2Pac in dessen Hit California Love (1995). Sein Lieblingskostum war ein Chinchillapelz , den er prasentierte, wenn er mit einem verspiegelten Rolls-Royce auf die Buhne fuhr. Auch die massiven Ringe an jedem zweiten Finger, die er auch beim Klavierspiel nicht ablegte, gehorten dazu, ebenso wie ein exzessives Leben. Daneben setzte er in seinen Shows auch haufiger Wasserorgeln [3] und andere Spezialeffekte ein. Haufig schwebte er auch an Drahtseilen uber die Buhne. [4] Neben seinen extravaganten Kostumen und seinen schrillen Buhnenshows war ein weiteres Markenzeichen ein Kandelaber, der stets auf seinem Flugel stand. [5] Der Tod seiner Mutter Frances 1980 traf ihn schwer; die Verbundenheit der beiden war sehr groß.

1976 grundete er die Liberace Foundation, die jungen Studenten ein Musikstudium ermoglicht. Zur Stiftung gehorte das 1979 eroffnete Liberace Museum mit der Darstellung seines Lebens. Es wurde im Oktober 2010 aus finanziellen Grunden geschlossen. [6] [7] Liberace lebte im Luxus, besaß 13 Villen, hielt 17 Hunde und hatte mehrere Adoptivkinder. Sein Vermogen wurde bei seinem Tod auf rund 100 Millionen Dollar geschatzt.

1981 trat Liberace erstmals in Deutschland auf. Die Stationen waren Hamburg , Munchen und Berlin. Der Journalist Fritz Rumler urteilte seinerzeit im Nachrichtenmagazin Der Spiegel in dessen typisch herablassenden, anti-amerikanischen Tonalitat: ?[..] Ein derartiges Charivari aus Trivialitat, Bombast und Schelmerei mußte einen eigentlich auf der Stelle tot umfallen lassen. Daß Liberace einst Matronen massenhaft in Hysterie versetzte und als Show-Fossil immer noch erfolgreich wirkt, gehort zu den schrecklichsten Geheimnissen der amerikanischen Gesellschaft.“ [8]

Liberace fuhrte gegen Presseveroffentlichungen uber seine Homosexualitat immer wieder Prozesse, die er alle gewann. Homosexualitat war in der Anfangszeit seiner Karriere nicht nur in den USA ein Tabuthema, er musste davon ausgehen, dass ein Outing seiner Karriere schaden wurde. Letztlich hatte er sich, unter anderem vor Gericht mit einer Aussage unter Eid, dass er nicht schwul sei, derart festgelegt, dass er dies kaum hatte revidieren konnen. [9] Liberace starb 1987 im Alter von 67 Jahren an den Folgen von AIDS . [6] Sein letztes offentliches Konzert gab er am 2. November 1986 in der Radio City Music Hall in New York City . Hier hatte er vor seinem Tod noch 56 Konzerte gegeben. Er eroffnete diese Shows, indem er in einem Umhang aus pinken Federn aus einem riesigen, nachgebauten Faberge-Ei heraustrat. [10]

Fernsehshows [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den 1950er Jahren hatte Liberace seine eigene Fernsehreihe The Liberace Show , die in unregelmaßigen Abstanden ausgestrahlt wurde, wobei jede Show unter einem eigenen Motto stand. [11] 1969 hatte er eine zehnteilige Musiksendung, die ebenfalls nach ihm The Liberace Show benannt wurde. [12] Daneben wurden manche seiner Shows aufgezeichnet und im Fernsehen ausgestrahlt (z. B. 1980: Liberace in Las Vegas [13] ; 1983: Liberace and the London Philharmonic Orchestra [14] ) und es gab auch eigene TV-Specials (z. B. 1979: Liberace: A Valentine Special [15] ).

Film [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gastauftritte (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Liberace war Gast in zahlreichen Talkshows und Unterhaltungssendungen. Daneben trat er gelegentlich auch in Fernsehserien auf, wo er meist sich selbst spielte. Eine Auswahl davon ist:

  • In der 2. Staffel der Fernsehserie Batman von 1966 hatte Liberace in zwei Folgen einen Gastauftritt als Bosewicht. Er spielte dort den Schurken und Pianisten Chandell und dessen Bruder Harry, dem es nicht gelang, Batman und Robin zu besiegen.
  • 1970 trat er als Gaststar in der Episode Lucy and Liberace der Serie Here’s Lucy auf.
  • Die 117. Episode (Staffel 5, Episode 21) Crocker als Geisel (1978) der Fernsehserie Kojak ? Einsatz in Manhattan spielt in Las Vegas; dort hat Liberace einen kleinen Gastauftritt. Er wird von Lieutenant Kojak in seiner Garderobe befragt, nachdem seine Managerin mitsamt Sergeant Crocker, dessen Gefangenen und einer Magierin entfuhrt wurde.
  • 1978 war er Gaststar in der 3. Staffel der Muppet Show .
  • 1983 spielte er sich selbst in der Episode Das Angebot ( The Offer ) der 1. Staffel der Serie Hotel .

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1988 wurde das Leben von Liberace erstmals von David Greene unter dem Titel Liberace: Behind the Music (deutscher Titel: Liberace ? Ein Leben fur die Musik ) verfilmt. Victor Garber spielt die Titelrolle.

Ebenfalls 1988 erschien die Filmbiographie Liberace (deutscher Titel: Liberace ? Ein Mann und seine Musik ) von William Hale .

Im Jahr 2000 erschien die britisch-amerikanische Fernseh-Dokumentation Liberace: Too Much of a Good Thing is Wonderful von Hamish Mykura .

Im Oktober 2013 kam der Film Liberace ? Zu viel des Guten ist wundervoll von Steven Soderbergh in Deutschland ins Kino. Der Film mit Michael Douglas und Matt Damon in den Hauptrollen lief in den USA unter dem Titel Behind the Candelabra und thematisiert die jahrelange Liebesbeziehung zwischen Liberace und seinem Lebensgefahrten Scott Thorson .

2021 lief Jeremy J. P. Feketes Dokumentarfilm Look Me Over ? Liberace uber das Leben des Kunstlers an. [17]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Liberace  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Liberace bei IMDb
  • About Liberace. In: Liberace Foundation and Liberace Museum in Las Vegas. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 17. August 2012 ; .
  • Website der Liberace Foundation & Museum

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Barker, Revel: Crying All the Way to the Bank . Famous Trials 2009. ISBN 978-0-9558238-7-9 .
  2. Before the candelabra. In: Chicago Symphony Orchestra’s Rosenthal Archives. 28. Mai 2013, abgerufen am 16. Mai 2019 (englisch).
  3. Liberace Water Fountains. In: youtube.com. Abgerufen am 22. August 2022 .
  4. Leapin' Lizards: Liberace sings "I'll be seeing you" and flyies over the audience (1978). In: youtube.com. Abgerufen am 22. August 2022 .
  5. Stephen Thomas Erlewine: Liberace Biography. In: allmusic.com. Abgerufen am 22. August 2022 .
  6. a b Gregor Peter Schmitz: Aus fur Liberace-Museum: Lady Gaga der Funfziger. In: Spiegel Online . 22. Oktober 2010, abgerufen am 16. Mai 2019 .
  7. Liberace Museum to close its doors oct. 17. (PDF; 225 kB) In: Liberace Foundation and Liberace Museum in Las Vegas. 10. September 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 3. Marz 2012 ; abgerufen am 7. Mai 2017 .
  8. Fritz Rumler: Goldfingers Geheimnis. In: Spiegel Online . 24. Mai 1981, abgerufen am 18. August 2022 .
  9. Iris Rodriguez: Mehr King als Elvis. In: Iris-Rodriguez.de. Archiviert vom Original am 4. August 2018 ; abgerufen am 13. Marz 2011 .
  10. Jonathan Warren: Foundation to restore Liberace’s Faberge Egg Radio City Stage for new performers. In: liberace.org. The Liberace Foundation for the Performing and Creative Arts, 20. November 2017, abgerufen am 22. August 2022 .
  11. The Liberace Show. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 22. August 2022 .
  12. The Liberace Show. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 22. August 2022 .
  13. Liberace in Las Vegas. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 22. August 2022 .
  14. Liberace and the London Philharmonic Orchestra. In: youtube.com. Abgerufen am 22. August 2022 .
  15. Liberace: A Valentine Special. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 22. August 2022 .
  16. Ihr sehr ergebener… In: Internet Movie Database. Abgerufen am 22. August 2022 .
  17. Look Me Over ? Liberace. Internet Movie Database , abgerufen am 9. August 2021 (englisch).