Liang Qichao
(Liang Q?ch?o;
chinesisch
梁?超
; Volljahrigkeitsname Zhuoru
卓如
; Pseudonym Reng?ng
任公
; *
23. Februar
1873
in
Xinhui
,
Guangdong
; †
19. Januar
1929
in
Peking
) war ein chinesischer Gelehrter,
Journalist
,
Philosoph
und
Reformer
wahrend der
Qing-Dynastie
, der einer neuen Generation Intellektueller angehorte, die sich nach dem
Opiumkrieg
gebildet hatte, und der andere chinesische Gelehrte mit seinen Verbesserungsbewegungen inspirierte.
Am 23. Februar 1873 wurde Liang Qichao in einem kleinen Dorf in Xinhui (新會) in der Provinz
Guangdong
geboren.
Als Sohn eines Bauern ware ihm Bildung normalerweise versagt geblieben, doch sein Vater Liang Baoying (梁寶瑛, Volljahrigkeitsname Lianjian 蓮澗) unterrichtete ihn ab dem sechsten Lebensjahr, so gut er konnte, und fuhrte ihn in verschiedene literarische Werke ein.
Liang war zwei Mal verheiratet, mit Li Huixian (李惠仙) und Wang Guiquan (王桂?). Aus den Ehen stammten neun Kinder, die allesamt erfolgreich wurden. Drei seiner Kinder gehorten spater zum wissenschaftlichen Personal der
chinesischen Akademie der Naturwissenschaften
.
Im Alter von 11 Jahren bestand Liang das
Xiucai
(秀才), eine im Niveau niedrige Abschlussprufung, und lud 1884 dann die beschwerliche Aufgabe auf sich, fur das traditionelle
staatliche Examen
zu lernen. Mit 16 Jahren bestand er dann das
Juren
(?人), eine etwas weiterentwickelte Abschlussprufung, und war damit der jungste erfolgreiche Teilnehmer dieser Zeit.
1890 brach er dann aber mit dem traditionellen Bildungsweg, fiel durch sein
Jinshi
(進士), die nationale Abschlussprufung in
Peking
, und erreichte niemals mehr einen hoheren Abschluss.
Er ließ sich von dem Buch
Information About The Globe
(瀛環志略) inspirieren und entwickelte ein großes Interesse an westlichen
Ideologien
. Nachdem er wieder aus Peking in seine Heimat zuruckgekehrt war, begann er als Schuler von
Kang Youwei
, einem beruhmten Gelehrten und Reformist, der am
Wanmu Caotang
(萬木草堂) lehrte, zu forschen und zu studieren. Die Lehren seines Lehrmeisters uber auslandische Angelegenheiten verstarkten Liangs Interesse,
China
zu reformieren.
Mit Kang ging Liang 1895 wieder nach Peking um die Landesabschlussprufung nachzuholen, doch fiel er ein zweites Mal durch. Trotzdem blieb er danach in Peking und half Kang
Domestic and Foreign Information
zu verbreiten. Außerdem half er, die
Gesellschaft fur nationale Verstarkung
(?學會) zu organisieren, bei der er dann als Sekretar diente.
Als Verfechter der
konstitutionellen Monarchie
war Liang nicht zufrieden mit der Regierungsweise der Qing-Herrschaft und wollte den aktuellen Stand in China andern. So initiierte er mit Kang Youwei (康有?, 1858?1927) Reformen. Sie verfassten eine Eingabe an den Thron, die Kaiser
Guangxu
(光?帝, 1871?1908, regierte von 1875?1908) aufgriff und in ein Reformprogramm munden ließ. Diese Bewegung ist als
Wuxu-Reform
oder die
Hundert-Tage-Reform
bekannt.
Sie waren der Ansicht, dass China Selbststarkung brauche, und riefen zu vielen geistigen und institutionellen Veranderungen auf, darunter auch Bekampfung der Korruption und Umbau des staatlichen Prufungs- bzw. Aufbau eines nationalen Bildungssystems.
Durch den Reformeifer Guangxus wurde der Widerstand konservativer Krafte geweckt, und auch Liang (der gar nicht in exponierter Stellung tatig war, sondern nur einen mittleren Beamtenrang bekleidete) sollte auf Anordnung der Tante des Guangxu-Kaisers
Cixi
(慈禧太后, 1835?1908), die Fuhrerin der politisch
konservativen
Partei war und spater wieder Regentin wurde, verhaftet werden. Liang konnte den Haschern der Cixi entfliehen. Ihre Machtbasis war durch Guangxus Hundert-Tage-Reform bedroht und sie empfand sie als zu radikal. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzte Cixi ihrerseits ein Reformprogramm in Gang, das viele der Veranderungen umsetzen wollte, die sie zuvor noch abgewurgt hatte.
Der Konservative
Putsch
beendete 1898 alle Reformen und Liang wurde nach
Japan
ins
Exil
verbannt, wo er die nachsten 14 Jahre seines Lebens verbrachte. Doch ließ er sich dadurch nicht davon abhalten,
Demokratie
und Reformen aktiv zu verteidigen und benutzte seine Niederschriften dazu, den Ruckhalt fur die Reformatoren zu starken, was bei Chinesen in Ubersee, aber auch bei der eigenen Regierung auf offene Ohren stieß.
1899 reiste Liang nach
Kanada
, wo er unter anderem Dr.
Sun Yat-sen
traf, und fuhrte seine Reise uber
Honolulu
und
Hawaii
fort. Wahrend der ?
Boxer-Revolution
“ hielt sich Liang in Kanada auf, was er dazu nutzte, um ?Gesellschaft zur Rettung des Kaisers“ (保皇會) zu formulieren.
Von 1900 bis 1901 besuchte Liang
Australien
in Form einer 6-monatigen Tour, die als Ziel hatte, mehr Befurworter fur eine Kampagne zu finden, die das chinesische Reich auf einen modernen Stand bringen sollte, indem China die besten der westlichen Technologien, deren
Industrie
und Staatssystem annehme.
1903 machte Liang dann eine 8 Monate dauernde Lektorenreise durch die
USA
, bei der auch ein Treffen mit Prasident
Theodore Roosevelt
in
Washington, D.C.
vorgesehen war. Er kehrte danach uber
Vancouver
, Kanada, wieder nach Japan zuruck.
Liang wurde von
Lin Yutang
(林語堂) einmal als ?die großte Personlichkeit der Geschichte des chinesischen Journalismus“ bezeichnet, wahrend
Joseph Levenson
, Autor von
Liang Ch’i-ch’ao and the Mind of Modern China
, Liang als brillanten Gelehrten, Journalisten und politische Figur beschrieb.
Liang Qichao war der ?einflussreichste Gelehrte und Journalist der Jahrhundertwende“, gemaß Levenson. Liang zeigte, dass
Zeitungen
und
Magazine
als ein effektives Medium zur
Kommunikation
politischer Ideen eingesetzt werden konnen.
Liang, als Historiker und Journalist gesehen, glaubte, und verkundete diese Ansicht auch offentlich, dass diese beiden Berufe denselben Zweck und moralisches Engagement haben mussen. ?Durch Untersuchung der Vergangenheit und Offenbarung der Zukunft werde ich den Menschen der Nation den Pfad des Fortschritts zeigen.“ Daraufhin grundete er dann seine erste Zeitung
Qingyi Bao
(?議報), die den Namen einer Studentenbewegung der
Han-Dynastie
trug.
Das Exil in Japan ermoglichte es Liang, frei zu sprechen und seine intellektuelle
Autonomie
auszuuben. Im Laufe seiner Karriere im Journalismus schuf er erste Zeitungen, wie
Zhongwai Gongbao
(中外公報) und
Shiwu Bao
(時務報). Außerdem veroffentlichte er seine moralischen und politischen Ideen in
Qingyi Bao
(?議報) und
Der neue Burger
(新民叢報).
Daruber hinaus verbreitete er seine Ansichten uber
Republikanismus
durch seine literarischen Werke in China und der ganzen Welt. Dadurch wurde er ein einflussreicher Journalist in Teilbereichen politischer und kultureller Aspekte und begann, neue Formen periodischer Journale zu verfassen. So wurde der Journalismus Liangs Vehikel, um seinen
Patriotismus
auszudrucken.
Eine Moglichkeit, Liangs journalistische Arbeiten ins Rampenlicht zu setzen, besteht darin, zu uberlegen, ob seine Werke die Elemente des Journalismus enthalten, so wie im Buch von
Bill Kovach
und
Tom Rosenstiel
The Elements of Journalism
beschrieben wird. Obwohl es erst 72 Jahre nach Liangs Tod veroffentlicht wurde, ist dieses Buch trotzdem ein hilfreiches Werkzeug bei der Frage, welcher Art von Journalisten Liang angehort, denn, so steht es in der Einfuhrung des Buches, bestehen immer noch die gleichen Hauptnachrichtenwerte wie zu dieser Zeit.
≫Des Journalismus erste Verpflichtung ist die Wahrheit≪
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Die Art der Wahrheit, der Liang sich verschrieb, seinen Lesern naher zu bringen, war mehr ideologisch als faktisch. So war sein Magazin ≫New Citizen≪, bei dem Liang als Chefredakteur tatig war, eine der ersten Veroffentlichungen dieser Art. Anstatt einfacher Reportagen brachte Liang relevante neue Ideen und Erkenntnisse ein und verbreitete in seinen Zeitungen seine Sicht von Demokratie, Republikanismus und Herrschaft in seiner Leserschaft sowohl in China als auch in Ubersee. Fur die meisten seiner Leser waren seine Ideen ganz neu. Und obwohl Demokratie und Republikanismus im konventionellen Sinne des Wortes keine Wahrheiten sind, waren sie nach Liangs Uberzeugung das beste System, um China zu regieren. Sein Bekenntnis dazu, indem er diese Ideen den Burgern naher brachte, erklart, warum Liangs Arbeit das erste Element des Journalismus beinhaltet.
≫Die erste Loyalitat des Journalismus gehort den Burgern≪
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Liang stellte die Behauptung auf, dass eine Zeitung ≫der Spiegel der Gesellschaft≪, ≫der Lebensunterhalt der Gegenwart≪ und ≫die Beleuchtung der Zukunft≪ ist. Er kategorisierte Zeitungen durch vier Typen:
- die Zeitung eines Einzelnen,
- Zeitung einer Partei,
- Zeitung einer Nation und
- Zeitung der Welt.
Letztendlich war es sein Ziel, eine Zeitung fur die Welt zu produzieren, und er sagte, dass ≫eine Zeitung der Welt den Interessen der
Humanitat
diene≪.
In seinem
Manifest
Der neue Burger
kann man erkennen, dass Liang ein Verteidiger der Demokratie und des Republikanismus war. Im Mittelpunkt seiner Veroffentlichungen stand die Unterrichtung seiner Leser uber die Ermachtigung der Burger durch seine politischen Ideen. Seine Schriften und Arbeiten hatten ein großes Auditorium und halfen, die Leser in Ideen auszubilden, welche diese nicht selbst entdecken konnten. Es sprach viel dafur, dass Liang dazu strebte, den Burgern Informationen zu vermitteln, die sie brauchten, um frei zu sein und sich selbst zu regieren, was genau das ist, was Kovach und Rosenstiel als die erste Absicht des Journalismus nannten.
≫Seine Praktiker mussen Unabhangigkeit von ihren Veroffentlichungen behalten≪
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Einst deklarierte Liang: ≫Wie großartig ist die Macht der Zeitung. Und wie schwerwiegend ist die Pflicht der Zeitung!≪ So glaubte Liang auch, dass die Freiheit des Gewissens, die Freiheit des Ausdrucks und die Freiheit der Presse die Mutter aller
Zivilisation
waren.
Liang wurde ins Exil nach Japan geschickt, da er wahrend der
WuXu-Reform
sehr kritisch gegenuber der Qing-Dynastie war. Trotzdem ließ er sich nicht davon abhalten, weitere Artikel und
Essays
zu schreiben, welche politischen Veranderungen China brauche. Er hielt dem politischen Druck stand und hielt immer noch gegen die Qing-Dynastie, weshalb er das japanische Exil der literarischen und politischen Unfreiheit in China vorzog. Durch sein Exil blieb Liang unabhangig von der Qing-Regierung, uber die er oft schrieb. Genau diese Unabhangigkeit von denen, die ihn zu unterdrucken versuchten, etwa die Kaisertante Cixi, erlaubte ihm den freien Ausdruck seiner Ansichten und Ideen uber die politische Situation in China.
Das Journal
Den Burger erneuern
(
Xinmin Congbao
新民叢報)
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Liang produzierte ein Journal mit Namen
Den Burger erneuern
(
Xinmin Congbao
新民叢報), das alle vierzehn Tage erschien und eine enorme Verbreitung fand. Es wurde zum ersten Mal in
Yokohama
, Japan am 8. Februar 1902 veroffentlicht.
Das Journal beinhaltete viele verschiedene Themen, so auch Politik, Religion, Gesetz, Haushalt und
Okonomie
,
Business
, Geographie und aktuelle und internationale Angelegenheiten. In diesem Journal wurden von Liang viele chinesische
Aquivalente
zu ≫Niemals-gehort-Theorien≪ oder ≫-Ausdrucken≪ gepragt und er nutzte das Magazin dazu, die Volksmeinung auch den entfernten Lesern zukommen zu lassen. Liang hoffte, dass durch die Nachrichten, Analysen und Essays
New Citizen
ein neuer Abschnitt in der chinesischen Zeitungsgeschichte beginnen konne.
Ein Jahr spater erkannten Liang und seine Mitarbeiter eine Anderung in der Zeitungsindustrie und bemerkten, dass ≫seit der Einfuhrung unseres Journals von funf Jahren fast zehn weitere separate Journale mit demselben Stil und Design erschienen.≪
Als Chefredakteur des Magazins
New Citizen
konnte Liang seine Niederschriften verbreiten. Funf Jahre lang wurde das Journal ungehindert publiziert und endete erst 1907 nach 96 Heften. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Leserschaft auf eine Zahl von 200.000 geschatzt.
Liang glaubte, als einer der Wegbereiter des chinesischen Journalismus dieser Zeit, an die Kraft und Macht der Zeitung, vor allem an den Einfluss auf die Regierungspolitik.
Benutzung der Zeitung, um politische Ideen zu vermitteln:
Liang bemerkte die Wichtigkeit der sozialen Rolle des Journalismus und entwickelte vor der ?Vierter-Mai-Bewegung“ (auch als ?Neue-Kultur-Bewegung“ bekannt) die Idee einer starken Beziehung zwischen Politik und Journalismus. Er glaubte, dass Zeitungen und Magazine als erforderliches und effektives Werkzeug der Vermittlung politischer Ideen dienen sollten. Außerdem war er der Meinung, dass Zeitungen nicht nur als Protokoll der Geschichte handeln sollten, sondern dass sie auch den Verlauf der Geschichte mitformen konnen.
Presse als eine Waffe in der Revolution:
So dachte Liang auch, dass die Presse eine effektive Waffe im Bedienen des nationalen Aufstands sei. Nach Liangs Worten ist die Zeitung ?eine
Revolution
der Tinte, keine Revolution des Blutes.“ Weiter schrieb er, dass ?die Zeitung der Regierung ihren Weg empfehle, wie ein Vater oder alterer Bruder es seinem Sohn oder jungeren Bruder tue ? lehrt ihn, wenn er es nicht versteht und rugt ihn, wenn er etwas falsch macht.“ Unzweifelhaft hat seine Unternehmung, einen schnell wachsenden und hoch wettbewerbsfahigen
Pressemarkt
zu vereinen und zu dominieren, den Ton angegeben, auch fur die erste Generation der Zeitungshistoriker der ?Vierter-Mai-Bewegung“.
Die Zeitung als ein Erziehungsprogramm:
Es war Liangs Uberzeugung, dass die Zeitung als ein ?Erziehungsprogramm“ dienen konne, und so sagte er, dass er ?alle Gedanken und Ausdrucke der Nation sammele und sie den Burgern systematisch vorfuhre, irrelevant ob diese wichtig oder nicht, prazise oder nicht, radikal oder nicht waren.“ Deshalb konne die Presse alles beinhalten, abweisen und produzieren, aber genauso zerstoren.
Liang schrieb zum Beispiel wahrend seiner radikalsten Phase einen sehr bekannten Essay mit dem Titel
Das Junge China
und veroffentlichte ihn in seinem Magazin
Qing Yi Bao
(?議報) am 2. Februar 1900. Durch dieses Essay wurde das Konzept des Einheitsstaates etabliert und darin wurde argumentiert, dass die jungen Revolutionare die Zukunftshalter Chinas seien. Dieses Essay war sehr einflussreich auf die chinesische politische Kultur wahrend der ?Vierter-Mai-Revolution“ im Jahre 1920.
Labile Presse:
Liang war uberzeugt, dass der Presse seiner Zeit eine betrachtliche Labilitat zu Eigen sei, und zwar nicht nur wegen des Mangels an finanziellen
Ressourcen
und konventionellen gesellschaftlichen Vorurteilen, sondern auch wegen der sozialen Atmosphare, die nicht fur das Anwerben neuer Leser sprach. Außerdem gab es einen Mangel an Straßen und Verkehrswegen, was es zusatzlich erschwerte, Zeitungen auszutragen.
Liang machte die Feststellung, dass die gangige Zeitung nicht mehr als eine Masse an Grunderzeugnissen Sei und dass diese Zeitungen nicht den geringsten Einfluss auf die Nation als Gesellschaft hatten, was er scharf kritisierte.
Liang war nicht nur ein traditioneller konfuzianistischer Gelehrter, sondern auch ein Reformer. Er trug zur Reform im spaten Qing bei, indem er in verschiedenen Artikeln nicht-chinesische Ideen der Geschichte und der Staatsregierung dahingehend zu interpretieren versuchte, die chinesischen Gewissen der Burger zu stimulieren und ein neues China aufzubauen. So argumentierte er in seinen Schriften, dass China zwar die alten Lehren des
Konfuzius
schutzen solle, aber auch aus dem Erfolg des westlichen politischen Lebens lernen und nicht einfach nur westliche Technologien ubernehmen solle. Deshalb wurde er als Pionier der politischen Reibereien angesehen.
Liang formte die Idee der Demokratie in China und verwendete seine Schriften als Medium zur Verbindung von westlichen Wissenschaftsmethoden und traditionellen Geschichtsstudien. Seine Arbeit wurde vom japanischen Politikgelehrten
Kat? Hiroyuki
(加藤弘之, 1836?1916) stark beeinflusst, der Methoden des
Sozialdarwinismus
nutzte, um die Statistenideologie in der japanischen Gesellschaft zu fordern.
Liang zeichnete sich durch viele seiner Arbeiten und nachreichenden Einfluss auf die
koreanischen
Nationalisten im 19. Jahrhundert aus.
Mit seinen Schriften hatte Liang Qichao nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass sich Gedanken wie Volkssouveranitat (minquan) oder Nation (minzu) in China verbreiteten. Er selbst hatte somit die Generation der Revolutionare herangebildet. Als schließlich die Revolution ausbrach, stand er ihr anfangs skeptisch gegenuber, arrangierte sich dann aber schnell.
Wegen seines großen Renommees bemuhten sich verschiedene Gruppen um seine Unterstutzung. Liang grundete selbst mehrere Parteien, ließ sich aber auch von Yuan Shikai auf seine Seite ziehen, was ihn laut Meng Qiangcai, seinem festlandisch-chinesischen Biographen, zu einem ?Dienstmadchen“ machte. Liang versprach sich von Yuan eine ?aufgeklarte Diktatur“ (kaiming zhuanzhi), die eine Modernisierung Chinas verwirklichen sollte.
Yuan Shikai hatte daran aber kein primares Interesse, sondern beabsichtigte, sich zum Kaiser zu erheben (ironischerweise unter der Regierungsdevise ?Hongxian“, d. h. Erhabene Verfassung). Als Liang die Absichten Yans bemerkte, gab er seine Unterstutzung sofort auf und wirkte fortan zugunsten der oppositionellen Republikaner in Sudchina.
Yuan Shikais Tod machte dem Spuk ein Ende, war aber gleichzeitig das Signal der Periode der Warlords, die China in einzelne Einflusszonen unterteilten, in denen sie schalteten und walteten. Liang enthielt sich der Politik, engagierte sich aber fur eine Kriegserklarung an das Deutsche Reich und somit fur einen Eintritt in den Ersten Weltkrieg, was ihm 1917 auch gelang. In China waren damit große Hoffnungen verbunden, wenigstens einige der ?Ungleichen Vertrage“ aufheben lassen zu konnen. Die Westmachte hatten allerdings schon Geheimvertrage mit Japan geschlossen, in denen sie die ehemals deutschen Privilegien (in Qingdao/Tsingtau und in der Provinz Shandong) an es weitergaben.
Liang trug durch ein Telegramm, in dem er diese Nachricht nach China ubermittelte, mit zum Ausbruch der Vierten-Mai-Bewegung bei. Das Telegramm wurde veroffentlicht, was die Studentenproteste ins Laufen brachte.
- Europareise 1919?1920
Liang nahm als inoffizieller Delegierter an den Friedensverhandlungen in Versailles teil. Dort wurde ihm bewusst, wie um Lander und Menschen regelrecht geschachert wurde. In seinen
Eindrucken einer Europareise,
nach seiner Ruckkehr 1920 veroffentlicht, zeichnet er ein dusteres Bild Europas und pladiert gleichzeitig fur eine bewusste Verschmelzung ostlicher personalisierter Ethik und westlicher Wissenschaft und Grundlichkeit. Hier prasentiert er die alten Ideen des konfuzianischen Klassikers Daxue (?Große Lehre“) in einem modern anmutenden Gewand.
Nach seiner Ruckkehr aus Europa geht Liang fast ausschließlich akademischen Beschaftigungen nach. Er lehrt u. a. an der Nankai-Universitat in Tianjin.
- Wissenschaft und Metaphysik (1923)
Ein letztes Mal noch schaltet sich Liang Qichao in eine aktuelle Debatte ein: die Debatte um ?Wissenschaft und Metaphysik“ (科學與玄學, kexue yu xuanxue) von 1923. Diese wurde gepragt von zwei seiner Schuler, die drei Jahre zuvor gemeinsam mit ihm nach Europa gereist waren: Zhang Junmai (alias Zhang Jiasen, alias Carsun Chang, 1887?1969) und Ding Wenjiang. Darin ging es um die Frage, wieweit und ob uberhaupt Wissenschaft eine Lebensanschauung sein konne. Liang betrachtete sich als ?neutral“, er warf den beiden Hauptkonkurrenten vor, nicht genau genug argumentiert zu haben, vertrat aber letztlich die Position, dass das Leben zwar sehr von Wissenschaft bestimmt sei, sie konne aber nur die rationalen Aspekte des Seins erklaren, aber nicht die irrationalen, wie z. B. Liebe. ?Wo das Leben den Aspekten der Vernunft (lizhi) unterliegt, kann man es mit wissenschaftlichen Methoden erklaren. Was die emotionale Seite betrifft, geht das Leben absolut uber die Wissenschaft hinaus“, schreibt er in seinem Beitrag
Lebensanschauung und Wissenschaft
(人生觀與科學, Renshengguan yu kexue).
- Tod
Die spaten Lebensjahre Liangs waren wegen eines Nierenleidens nicht angenehm. Mehrfach zwischen 1926 und 1928 musste er ins Krankenhaus. 1927 musste er Kang Youwei, von dem er sich geistig langst getrennt, den er aber immer als seinen Lehrer verstanden hatte,
das letzte Geleit
geben. Am 19. Januar 1929 starb Liang im Union Medical College Hospital (協和醫院, Xiehe Yiyuan) in Peking.
Liang Qichaos historiographische Gedanken reprasentieren den Beginn der modernen chinesischen
Historiographie
und verdeutlichen einige wichtige Richtungen der chinesischen Historiographie im 20. Jahrhundert.
Der Hauptfehler ?alter Geschichtler“ (舊史家) war fur Liang das Fehlen einer Forderung nach nationalem Bewusstsein als Voraussetzung fur eine starke und moderne Nation. Sein Aufruf zu einer neuen Geschichtsschreibung ging uber eine neue Orientierung historischer Schriften in China hinaus, denn es wurde auch ein Aufstieg eines modernen geschichtlichen Bewusstseins unter chinesischen Intellektuellen erkennbar.
Auch das Volk fing an, sich trotz Kampfen und Parteiunterschieden eine eigene Meinung zu bilden, die Liang in zwei Kernthesen zusammenfasste:
- Niemand, der kein Chinese ist, hat das Recht, sich in chinesische Angelegenheiten einzumischen.
- Jeder, der Chinese ist, hat das Recht, sich in chinesische Angelegenheiten einzumischen.
Weiter sagte er, dass der erste Satz den Geist des nationalen Staates, der zweite aber den Geist der
Republik
anspreche.
Wahrend des
Ersten Chinesisch-japanischen Kriegs
(1894?95) nahm Liang an Protesten in Peking fur mehr Burgerbeteiligung an der Regierung teil. Dieser Protest war der erste seiner Art in der Geschichte Chinas. So zeigte außerdem die historiographische Revolution (史學革命), von Liang Qichao im fruhen zwanzigsten Jahrhundert eingefuhrt, die wechselnde Anschauung der Tradition.
Vom Scheitern seiner Reformen frustriert, ließ sich Liang auf eine kulturelle Reform ein. 1902, wahrend er im Exil in Japan war, schrieb Liang
New History
(新史學), eine Schrift, mit der er die traditionelle Historiographie angriff.
Liang war Kopf eines Ubersetzungsburos und uberwachte die Ausbildung von Studenten, die lernten, westliche Arbeiten ins Chinesische zu ubersetzen. So glaubte er, dass diese
Aufgabe die essentiellste aller essentiellen Unternehmen zur Ausfuhrung bereitstande
, denn er war außerdem der Meinung, dass westliche Menschen erfolgreich waren ? sowohl politisch als auch technologisch und okonomisch.
Liang konnte allerdings keine Fremdsprachen sprechen, sondern lediglich etwas Japanisch lesen.
Philosophische Arbeiten:
Nach der Rettung aus Peking und der Razzia der Regierung gegen die Anti-Qing-Protestanten studierte Liang die Arbeiten westlicher Philosophen der
Aufklarungszeit
, wie z. B.
Hobbes
,
Rousseau
,
Locke
,
Hume
und
Bentham
, die er in seinen Zeitungen und Zeitschriften wiedergab und kommentierte. Damit steht er in der Tradition Yan Fus (mit dem Liang befreundet war), der die wichtigsten dieser Werke in chinesischen Ubersetzungen bekannt machte, sie dabei allerdings selten wortlich ubertrug, sondern Thesen aus den jeweiligen Werken ubernahm und mit seiner eigenen Interpretation versah.
Liangs Essays wurden in einer Vielzahl von Zeitschriften und Zeitungen veroffentlicht (die er selbst herausgab), und es war ein Interesse unter chinesischen Intellektuellen sichtbar, wodurch eine neue geistige Blute und Vielfalt entstand.
Westliche soziale und politische Theorien:
Liang spielte im fruhen 20. Jahrhundert uber die Grenzen Chinas hinaus eine signifikante Rolle bei der Einfuhrung westlicher sozialer und politischer Theorien sowie des Sozialdarwinismus und des Internationalen Rechts (Volkerrecht), z. B. in
Korea
. Liang schrieb in seinem sehr bekannten Manifest
Der neue Burger
(新民說):
Freiheit meint Freiheit der Gruppe, nicht Freiheit eines Einzelnen. (…) Manner durfen keine Sklaven anderer Manner sein, aber sie mussen Sklaven ihrer Gruppe sein. So werden sie, falls sie nicht Sklaven ihrer eigenen Gruppe sind, Sklaven einer anderen sein.
Liang verwaltete die
Reform
in den beiden Genres Gedicht und Roman.
Yinbingshi Heji
《??室合集》(Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers) sind reprasentative literarische Arbeiten, die in 148 Ausgaben gesammelt und bearbeitet sind.
Die Idee, sein Werk
Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers
zu nennen, bekam er von einem Satz in einer von
Zhuangzi
(《莊子?人間世》) geschriebenen Passage, in der es heißt: "Obwohl ich unter dem Gram und Kuhle wegen Grunden meiner Involvierung in die Politik leide, ist mein Herz noch warm und begierig meine Arbeit fortzufuhren." (“吾朝受命而夕??,我其內熱與”) Als Resultat nannte Liang seinen Arbeitsplatz
Yinbingshi
und beschrieb sich selbst als
Yinbingshi Zhuren
(??室主人), was buchstablich als ?Hausherr der Kammer des Eistrinkers“ zu verstehen ist. Dadurch zeigte er seine Idee, dass er sich uber alle politischen Angelegenheiten argere, aber dennoch oder sogar deshalb sein bestes versuchen werde, die Gesellschaft durch die Anstrengung des Schreibens zu reformieren.
Dazu schrieb Liang auch Fiktionen, wie
Fluchtend nach Japan nach dem Ausfall der ?Hundert-Tage-Reform“
(1898) oder
Uber die Beziehung zwischen Fiktion und der Verwaltung der Menschen
(論小說與群治之關係, 1902). Diese Romane hoben die Moderne des Westens hervor und riefen zur Reform auf.
Liang trat in den spaten 1920ern von der Politik und dem Lehren an der
Tung-nan Universitat
in
Shanghai
und als Tutor an der
Tsinghua-Universitat
in Peking zuruck. Er grundete
Jiangxue She
(Chinese Lecture Association) und brachte neben
Driesch
und
Tagore
viele intellektuelle Menschen nach China. Akademisch gesehen war er ein renommierter Gelehrter dieser Zeit, der westliches Lernen und Ideologien einfuhrte, aber auch ausfuhrliche Studien uber die alte chinesische Kultur machte.
So schrieb er wahrend des letzten Jahrzehntes seines Lebens auch viele Bucher, die chinesische Kulturgeschichte, chinesische Literaturgeschichte und Historiographie dokumentieren. Außerdem hatte er ein starkes Interesse am
Buddhismus
und schrieb zahlreiche historische und politische Artikel mit buddhistischem Einfluss. Des Weiteren beeinflusste er auch, wahrend er seine eigene Artikelsammlung immer erweiterte, Studenten bei der Produktion eigener literarischer Arbeiten. Liangs Studenten waren unter anderem
Xu Zhimo
, ein renommierter moderner Poet, und
Wang Li
, Grunder der chinesischen
Linguistik
als moderner Wissenszweig und Lehrfach.
- Uberblick uber die Wissenschaft in der Qing-Zeit (?代學術?論, 1920)
- Die Lehre des Moismus (墨子學案, 1921)
- Wissenschaftsgeschichte Chinas der letzten 300 Jahre (中國近三百年學術史, 1924)
- Geschichte der chinesischen Kultur(中國文化史, 1927)
- The Construction of New China
- Die Lehre Laozis (老子哲學)
- Geschichte des chinesischen Buddhismus(中國佛?史)
- Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers ??室合集. Shanghai: Zhonghua Shuju, 1936.
- Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers ??室合集 (全十二?). 4. Aufl. Beijing: Zhonghua Shuju, 2003.
ISBN 7-101-00475-X
/K.210
- Essaysammlungen von Buch 1 bis Buch 5:-- Originalausgaben 1?9
- Book 2: vol 10?19
- Book 3: vol 20?26
- Book 4: vol 27?37
- Book 5: vol 38?45
Monographische
Sammlungen 6?12
- Book 6: vol 1?21
- Book 7: vol 22?29
- Book 8: vol 30?45
- Book 9: vol 46?72
- Book 10: vol 73?87
- Book 11: vol 88?95
- Book 12: vol 96?104
Gesamtausgaben/Gesammelte Werke
- Yinbingshi heji/zhuanji ??室合集/專集 (Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers). 40 Bde. Shanghai 上海: Zhonghua Shuju 中華書局, 1932.
- Yinbingshi wenji ??室文集 (Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers). 2 Bde. Taibei 臺北: Xinxing Shuju 新興書局, 1955.
- Yinbingshi wenji leibian ??室文集類編 (Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers in chronologischer Reihenfolge). Taibei 臺北: Huazheng Shuju 華正書局, 1974.
- Liang Qichao xuanji 梁?超年選集 (Ausgewahlte Werke Liang Qichaos). Hg. von Li Huaxing 李華興 und Wu Jiaxun 吳嘉勛. Shanghai 上海: Renmin Chubanshe 人民出版社, 1984.
- Liang Qichao quanji 梁?超全集 (Samtliche Schriften von Liang Qichao). Hg. von Zhang Dainian 張岱年, Dai Tu 戴?, Wang Daocheng 王道成, Zhu Shuxin 朱述新 und Tao Xincheng 陶信成. 10 Bde. Beijing 北京: Beijing Chubanshe 北京出版社, 1983.
- Yichou chongbian Yinbingshi wenji 乙丑重編??室文集 (Gesammelte Werke aus der Kammer des Eistrinkers, neu bearbeitet im Jahre Yichou [1925]). Hg. und bearbeitet (點校) von Wu Song 吳松 (u. a.). 6 Bde. Kunming 昆明: Yunnan Jiaoyu Chubanshe 雲南?育出版社, 2001.
Nianpu (Chroniken)
- Liang Qichao nianpu changbian 梁?超年譜長編 (Chronik von Liang Qichao). Hg. von Ding Wenjiang 丁文江 und Zhao Fengtian 趙?田. Shanghai 上海: Renmin Chubanshe 人民出版社, 1983.
Einzelne Werke in neuer Veroffentlichung
- Zhongguo jin sanbai nian xueshushi 中國近三百年學術史 (Wissenschaftsgeschichte Chinas der letzten 300 Jahre). Tianjin 天津: Tianjin Guji Chubanshe 天津古籍出版社, 2003.
- Qingdai xueshu gailun/Rujia zhexue ?代學術?論/儒家哲學 (Uberblick uber die Wissenschaft in der Qing-Zeit/Die konfuzianische Philosophie). Tianjin 天津: Tianjin Guji Chubanshe 天津古籍出版社, 2003.
- Chang, Hao:
Liang Ch'i-Ch'ao and Intellectual Transition in China.
Oxford University Press
, London 1971
- Chen, Chun-chi:
Politics and the Novel: A Study of Liang Ch'i-Ch'ao's Future of New China and His Views on Fiction.
University of Michigan
, UMI dissertation services,
Ann Arbor
1998
- d’Elia, Pascal M.,
SJ
:
Un maitre de la Jeune Chine: Liang K’i-tch’ao.
In: T’oung Pao. Vol. XVIII, S. 247?294
- Huang, Philip C.: Liang Ch’i-ch’ao and Modern Chinese Liberalism. Publications on Asia of the Institute of Comparative and Foreign Area Studies, No. 22. University of Washington Press,
Seattle
1972
- Jiang, Guangxue:
Liang Qichao he Zhongguo gudai xueshu de zhongjie.
(Liang Qichao und das Ende der alten chinesischen Gelehrsamkeit). Jiangsu Jiaoyu Chubanshe, Nanjing 2001
- Kovach, Bill and Tom Rosenstiel:
The Elements of Journalism.
Random House, New York 2001
- Levenson, Joseph:
Liang Ch'i-Ch'ao and the Mind of Modern China.
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