Als
Leutseligkeit
bezeichnet man das offene, gemutvolle und gesprachige, auch
joviale
Verhalten von Personen, die gern im Mittelpunkt einer Gruppe stehen.
In der alteren Verwendung des Begriffs waren hier mit den ?
Leuten
“ Untergebene gemeint, beispielsweise auf Gutern oder beim Militar, oder wie man das einfache Volk als ?kleine Leute“ bezeichnet. Leutselig konnte in diesem Sinne eine sozial hoher gestellte Person sein, die sich ihren Untergebenen gegenuber freundlich und großzugig verhielt. So schreibt der Sprachforscher
Johann Christoph Adelung
in seinem
Grammatisch-kritischen Worterbuch der Hochdeutschen Mundart
von 1793:
- ?Ein leutseliger Mensch. Ein leutseliges Betragen. In engerer und gewohnlicherer Bedeutung gebraucht man es nur von dieser Gemuthsstellung hoherer Personen gegen geringere, welche gewisser Maßen als ihre Leute, d.i. Untergebene, angesehen werden konnen.“
[1]
Pierers Universal-Lexikon
von 1857 beschreibt Leutseligkeit als ?Menschenfreundlichkeit, insofern sie sich im Umgange mit Menschen verschiedener Art, ohne besondere Nebenrucksicht, außert“.
[2]
Je nach Verwendung kann der Begriff eine positive oder negative Bedeutung haben. So kann ein leutseliger Chef von seinen Mitarbeitern als positiv empfunden werden, solange die Leutseligkeit nicht aufgesetzt oder gonnerhaft wirkt. Obwohl fruher Leutseligkeit durchaus ein
Lob
?von unten“ fur gutige Vorgesetzte war, hatte das Wort ?Leutseligkeit“ auch einen kritischen Beiklang, wenn andere
Gutsherren
oder Offiziere es Gleichgestellten vorwarfen.
Karl VIII. von Frankreich
hatte den Beinamen ?der Leutselige“ (
l’Affable
). Ein literarisches Beispiel liefert
Theodor Fontanes
Ballade
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
, deren Titelfigur sich leutselig verhalt.
- ↑
http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/Leutselig?hl=leutselig
- ↑
Leutseligkeit
. In:
Heinrich August Pierer
, Julius Lobe (Hrsg.):
Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit
. 4. Auflage.
Band
10
:
Lackfarbe?Matelen
. Altenburg 1860,
S.
321
(
zeno.org
).