Leopold IV. (Lippe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Leopold IV. zur Lippe in der Uniform des Infanterie-Regiments ?Graf Bulow von Dennewitz“ (6. Westfalisches) Nr. 55

Leopold IV. Julius Bernhard Adalbert Otto Karl Fritz Georg Gustav zur Lippe (* 30. Mai 1871 in Oberkassel bei Bonn ; † 30. Dezember 1949 in Detmold ) war der letzte regierende Furst von Lippe .

Er war der Sohn von Ernst zur Lippe-Biesterfeld und Caroline Grafin von Wartensleben (1844?1905).

Seine Ausbildung erhielt er auf der Klosterschule Roßleben , auf dem Gymnasium in Frankfurt a.d. Oder und auf dem Koniglichen Padagogium zu Putbus , wo er 1891 sein Abitur machte. Bis 1894 war er Offizier im deutschen Heer . 1894/1895 studierte er Staatswissenschaften an den Universitaten Bonn und Berlin . In Bonn wurde er Mitglied des Corps Borussia . [1] 1895 kehrte er nach Hause zuruck, da die Lahmung seines Vaters und der Lippische Erbfolgestreit seine Anwesenheit erforderlich machten. Die endgultige Entscheidung wurde dem Schiedsspruch der Mitglieder des IV. und VII. Zivilsenats des Reichsgerichts ubertragen. Bis dahin blieb Leopold Regent. Durch die Entscheidung des Reichsgerichts unter dem Vorsitz des Reichsgerichtsprasidenten Rudolf von Seckendorff vom 25. Oktober 1905 wurde das Erbfolgerecht des Hauses Biesterfeld endgultig anerkannt. [2] [3] Leopold ubernahm die Regierung als Furst Leopold IV., da Furst Alexander am 13. Januar 1905 gestorben war. Durch diese Reichsgerichtsentscheidung musste Kaiser Wilhelm II. seine Hoffnung auf eine Thronbesteigung seines Schwagers und Generalmajors a la suite Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe aufgeben. Daruber war er so verargert, dass er den Feierlichkeiten zur Inthronisation von Furst Leopold IV. in Detmold demonstrativ fernblieb.

Furst Leopold IV. zur Lippe

Seine Regierung stand im Zeichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstiegs, er war aufgeschlossen fur Technik und Industrie. Um den Bewohnern Erwerbsmoglichkeiten zu bieten, ließ er die Staatswerkstatten einrichten und eine großere Anzahl bedeutender Bauvorhaben ausfuhren. Die Prachtbauten des Regierungs- und Landtagsgebaudes, der Sparkassen und Banken, des Gymnasiums, des Lehrerseminars, die Christuskirche mit Furstengruft auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz, das evangelische Pfarramt, die Kasernen, der Ausbau des Schlosses usw. dienten dieser Maßnahme. In Bad Salzuflen unterstutzte er mit Zuschussen aus der eigenen Kasse die Erbohrung der nach ihm benannten Leopoldsquelle . Seine bedeutendste Schopfung ist die Furst Leopold-Akademie fur Verwaltungswissenschaften : eine Fachhochschule, in der kriegsversehrte Offiziere zu Kommunalbeamten umgeschult wurden.

Seine große Liebe galt der Jagd und dem Theater , so ließ er mitten im Ersten Weltkrieg das abgebrannte Hoftheater wieder aufbauen. Auch der Volksbildung wandte er seine Fursorge zu. Das Landesschulgesetz von 1914 schuf die staatliche Oberschulbehorde und beseitigte die Schulaufsicht der Kirche. Die Akademie stellte die Lehrer besser, den preußischen gleich. Die neuen Steuergesetze brachten eine gerechte Verteilung der Lasten und eine wesentliche Erhohung des Steueraufkommens. Die Erschließung des Landes durch Straßen und Bahnen forderte Handel und Verkehr. Besonders die Industrialisierung machte starke Fortschritte. Im Zuge der Novemberrevolution wurde Leopold IV. durch den lippischen Volks- und Soldatenrat am 12. November 1918 zum Thronverzicht gedrangt. Er starb 1949 in Detmold, nachdem er seine Kinder aus erster Ehe und damit auch seinen altesten Sohn Ernst Leopold , der sich zusammen mit seinen Geschwistern fruh den Nationalsozialisten angeschlossen hatte, testamentarisch in der Erbfolge ubergangen und seinen jungsten Sohn Armin zum kunftigen Chef des Hauses bestimmt hatte.

Prinzessin Bertha von Hessen-Philippsthal-Barchfeld

Furst Leopold IV. war zweimal verheiratet: in erster Ehe 16. August 1901 mit Prinzessin Bertha von Hessen-Philippsthal-Barchfeld (* 25. Oktober 1874 in Burgsteinfurt , † 19. Februar 1919 in Detmold); in zweiter Ehe 26. April 1922 mit Anna Prinzessin zu Ysenburg-Budingen , verwitwete Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld (* 10. Februar 1886 in Budingen , † 8. Februar 1980 in Detmold).

Kinder aus erster Ehe:

  • Ernst Leopold Chlodwig Julius Alexis Wilhelm Heinrich Erbprinz zur Lippe (* 12. Juni 1902 in Detmold, † 24. Mai 1987 in Detmold)
  • Leopold Bernhard Wilhelm Friedrich Heinrich Alexis Otto Prinz zur Lippe (* 19. Mai 1904 in Detmold, † 5. Juli 1965 in Detmold)
  • Karoline Auguste Adelheid Mathilde Marie Luise Pauline Prinzessin zur Lippe (* 4. August 1905 in Detmold, † 12. Oktober 2001 in Bad Eilsen), ? 1932 Hans Graf von Kanitz (1893?1968), Generalmajor
  • Chlodwig Luitpold Friedrich August Georg Rudolf Christian Maximilian Prinz zur Lippe (* 27. September 1909 in Detmold, † 13. Februar 2000 in Starnberg)
  • Sieglinde Bertha Elisabeth Adelheid Juliane Calma Bathildis Marie Anna Prinzessin zur Lippe (* 4. Marz 1915 in Detmold, † 8. August 2008), ? 1942 Friedrich-Carl Heldman (1904?1977)

Kind aus zweiter Ehe:

Commons : Leopold IV.  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Kosener Korps-Listen von 1798 bis 1910. Eine Zusammenstellung , Hrsg. Karl Rugemer, Verlag der Academischen Monatshefte, Druck Carl Gerber Munchen, Starnberg 1910, 19/678.
  2. Schiedsspruch in dem Rechtsstreite uber die Thronfolge im Furstentum Lippe vom 25. Oktober 1905 (LLB Detmold)
  3. Die Entscheidung des Reichsgerichts ist in der Deutschen Juristen-Zeitung 1906, Sp. 61?63 , veroffentlicht worden. Maßgeblich fur Bejahung des Thronfolgerechts der Linie Lippe-Biesterfeld waren nach dieser Entscheidung folgende Grunde:
    • Die Ebenburtigkeit der 1803 geschlossenen Ehe zwischen dem Grafen Wilhelm Ernst und Modeste von Unruh, aus welcher die Biesterfelder Linie abstammt.
    • Die Anerkennung des Thronfolgerechts der Linie Lippe-Biesterfeld durch ein Gesetz des Landes Lippe vom 17. Oktober 1896.
    • Die Anerkennung des Thronfolgerechts der Linie Lippe-Biesterfeld durch einen Schiedsspruch vom 22. Juni 1897 . Das Schiedsgericht bestand aus sieben Mitgliedern: dem Konig Albert von Sachsen und sechs Mitgliedern des Reichsgerichts.
    • Die Ebenburtigkeit der am 16. September 1869 geschlossenen Ehe zwischen dem bereits verstorbenen Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld und Karoline Reichsgrafin von Wartensleben, den Eltern von Furst Leopold IV.
    Um den Thron des Furstentums Lippe stritten sich die Linien Lippe-Biesterfeld, Lippe-Weißenfeld und Lippe-Alverdissen. Letztere hatte die Linie Schaumburg erworben und 1807 die Furstenwurde angenommen. Alle drei Linien gingen auf den 1613 verstorbenen Grafen Simon VI. zur Lippe zuruck.
Vorganger Amt Nachfolger
Alexander Furst zur Lippe
1905?1918
?
Ernst zur Lippe-Biesterfeld Regent von Lippe
1904?1905
?