Werkdaten
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Titel:
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Die Hochzeit des Figaro
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Originaltitel:
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Le nozze di Figaro
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Plakat fur die Urauffuhrung
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Form:
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Opera buffa
in vier Akten
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Originalsprache:
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Italienisch
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Musik:
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Wolfgang Amadeus Mozart
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Libretto
:
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Lorenzo Da Ponte
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Literarische Vorlage:
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La Folle Journee ou le Mariage de Figaro
von
Beaumarchais
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Urauffuhrung:
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1. Mai 1786
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Ort der Urauffuhrung:
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Wien,
Burgtheater
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Spieldauer:
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ca. 3 Stunden
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Ort und Zeit der Handlung:
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Schloss des Grafen Almaviva, Aguasfrescas bei Sevilla, um 1780
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Personen
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- Graf Almaviva
(
Bariton
)
- Grafin Almaviva
(Rosina) (
Sopran
)
- Susanna,
Mundel und
Kammerzofe
der Grafin, Figaros Verlobte (Sopran)
- Figaro,
Kammerdiener (
Bass
)
- Cherubino,
Page des Grafen (Sopran)
[Anm. 1]
- Marcellina,
Beschließerin
im graflichen Schloss (Sopran)
[Anm. 2]
- Bartolo,
Arzt aus Sevilla (Bass)
- Basilio,
Musiklehrer der Grafin (
Tenor
)
- Don Curzio,
Richter (Tenor)
- Barbarina,
Tochter Antonios (Sopran)
- Antonio,
Gartner und Susannas Onkel, zugleich Vater Barbarinas (Bass)
- Zwei Frauen (zwei Soprane)
- Bauern, Bauerinnen, Bauernmadchen, Jager, Leute vom Gericht, Diener (
Chor
)
- Bartolo/Antonio und Basilio/Curzio konnen von je einem Sanger ubernommen werden
[1]
:306
|
Le nozze di Figaro
, zu deutsch
Die Hochzeit des Figaro
oder
Figaros Hochzeit
, ist eine
Opera buffa
in vier
Akten
von
Wolfgang Amadeus Mozart
(
KV
492). Das italienische
Libretto
stammt von
Lorenzo Da Ponte
und basiert auf der
Komodie
La Folle Journee ou le Mariage de Figaro
(
Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro
) von
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
aus dem Jahr 1778. Die
Urauffuhrung
durch die
Wiener Hofoper
fand am 1. Mai 1786 im
Burgtheater am Michaelerplatz
statt.
Die Oper spielt in der Entstehungszeit um 1780 am Schloss des Grafen Almaviva in Aguasfrescas in der Nahe von
Sevilla
. Die Handlung ist die Fortsetzung von Beaumarchais’ Theaterstuck
Le barbier de Seville
(
Der Barbier von Sevilla
) von 1775, dessen Opernfassung
Il barbiere di Siviglia
von
Giovanni Paisiello
bereits seit 1783 an der Wiener Hofoper gespielt wurde.
[1]
:306
[Anm. 3]
Rosina war im
Barbiere di Siviglia
Waise und in den Grafen Almaviva verliebt. Nun ist sie als Grafin Almaviva mit ihm verheiratet. Der einstige Barbier Figaro hat eine Stellung als Kammerdiener des Grafen angetreten. Er ist mit Susanna, der Kammerzofe der Grafin, verlobt. Graf Almaviva bedauert, das
Ius primae noctis
voreilig aufgegeben zu haben und bemuht sich um die Liebe von Susanna. Als er seinen liebestollen
Pagen
Cherubino bei ihr entdeckt, versucht er ihn loszuwerden, indem er ihn mithilfe eines
Offizierspatentes
in die Armee versetzt. Auch der Arzt Bartolo und seine Haushalterin Marcellina versuchen, die Hochzeit zu verhindern. Marcellina hat selbst Anspruche auf Figaro, und Bartolo hat ihm nicht verziehen, dass er einst seine eigenen Plane mit Rosina hintertrieben hatte. Zu Beginn der Oper trifft Figaro die Vorbereitungen fur seine Hochzeit mit Susanna.
Die Szenenaufteilung der folgenden Inhaltsangabe basiert auf den Angaben im Libretto der Urauffuhrung. Die Einteilung im Partitur-Autograph und der
Neuen Mozart-Ausgabe
weicht davon ab.
Ein nicht vollstandig mobliertes Zimmer mit einem Sessel in der Mitte
Szene 1?2.
Figaro misst den Raum, den er nach der Hochzeit mit seiner Braut Susanna bewohnen will, um die Mobel zu stellen. Susanna probiert vor dem Spiegel einen Hut an
[Anm. 4]
(Nr. 1. Duettino Figaro/Susanna: ?Cinque… dieci… venti… trenta…“). Figaro halt es fur einen Vorteil, dass das Zimmer neben den graflichen Gemachern liegt (Nr. 2. Duettino Figaro/Susanna: ?Se a caso madama“). Susanna klart ihn daruber auf, dass Graf Almaviva ihr gegenuber seine eigenen Plane verfolgen konnte, das heißt, an ihr interessiert ist. Es konne sein, dass er dem Brautpaar deshalb gerade diesen Raum angewiesen hat. Figaro ist sich nun sicher, dass Graf Almaviva an seiner Verlobten interessiert ist. Er will die Absichten des adeligen Verfuhrers vereiteln (Nr. 3. Cavatine Figaros: ?Se vuol ballare Signor Contino“).
Szene 3?4.
Dr. Bartolo, Arzt aus Sevilla, tritt mit der Haushalterin Marcellina auf. Figaro hatte sich von Marcellina Geld geliehen und ihr die Ehe versprochen, falls er es nicht zuruckzahlen sollte. Das ist nun der Fall. Bartolo soll die Klage gegen Figaro vorbringen, um dessen Hochzeit mit Susanna zu hintertreiben. Er tut dies gerne, da er Figaro seine Rolle bei der Hochzeit des Grafen mit Rosina noch nicht verziehen hat (Nr. 4. Arie Bartolos: ?La vendetta, oh, la vendetta!“). Susanna nahert sich und gerat in Streit mit ihrer Rivalin Marcellina, die wutend abgeht (Nr. 5. Duettino Marcellina/Susanna: ?Via resti servita, Madama brillante“).
Szene 5?8.
Der Page Cherubino wurde vom Grafen entlassen, weil er bei einem Stelldichein mit der Gartnertochter Barbarina ertappt wurde. Er will das Schloss aber nicht verlassen und bittet daher Susanna um Fursprache beim Grafen. Besonders vermissen wurde er die Madchen (Nr. 6. Arie Cherubinos: ?Non so piu cosa son, cosa faccio“). Als der Graf erscheint, versteckt sich Cherubino. Der Graf macht Susanna den Hof. Kurz darauf kommt auch Basilio, der Musikmeister der Grafin, und der Graf sucht ebenfalls nach einem Versteck. In dem Durcheinander springt Cherubino auf den Sessel und verbirgt sich unter einem Kleid Susannas. Basilio beschwert sich bei ihr uber das unziemliche Verhalten des Pagen der Grafin gegenuber. Der Graf kommt aus seinem Versteck, um Naheres zu erfahren (Nr. 7. Terzett Graf/Basilio/Susanna: ?Cosa sento! Tosto andate“). Wenig spater entdeckt er Cherubino unter Susannas Kleid.
[Anm. 5]
Der Page wird nur durch einen Huldigungsauftritt der Landleute vor einer Bestrafung durch den eifersuchtigen Schlossherrn bewahrt (Nr. 8. [und Nr. 9.] Chor: ?Giovani liete, fiori spargete“). Der verzeiht ihm aber lediglich unter der Bedingung, dass er sich der Armee anschließt. Figaro gibt Cherubino gute Ratschlage mit (Nr. 10. Arie Figaros: ?Non piu andrai, farfallone amoroso“).
[Anm. 6]
Ein prachtiges Zimmer mit einem Alkoven, links im Hintergrund eine Tur zu den Zimmern der Bedienten, an der Seite ein Fenster
Szene 1?3.
Die Grafin beklagt die Untreue des Grafen (Nr. 11. Cavatine der Grafin: ?Porgi, amor, qualche ristoro“). Susanna erzahlt ihr von den Annaherungsversuchen des Grafen. Figaro kommt hinzu und berichtet ihnen von Marcellinas Intrigen. Doch er hat einen Plan vorbereitet, um alles wieder zum Guten zu wenden: Um die Eifersucht des Grafen anzustacheln, hat er ihm durch Basilio die Nachricht zukommen lassen, dass die Grafin sich am Abend mit einem Liebhaber treffen will. Im nachsten Schritt soll Susanna dem Grafen ein Rendezvous gewahren, zu dem dann aber der als Frau verkleidete Cherubino kommen wird. Die Grafin soll die beiden ertappen und den Grafen dadurch zum Einlenken zwingen. Figaro geht, und die beiden Frauen lassen den Pagen herein. Susanna bittet ihn zunachst, ein selbstverfasstes Lied vorzutragen, das er ihr am Morgen gezeigt hatte (Nr. 12. Arietta Cherubinos: ?Voi che sapete che cosa e amor“). Susanna nimmt Cherubino den Mantel ab. Sie fangt an ihn zu kammen und bringt ihm bei, sich wie eine Frau zu verhalten (Nr. 13. Arie Susannas: ?Venite… inginocchiatevi“).
[Anm. 7]
Danach entfernt sie sich mit seinem Mantel durch eine Hintertur, um ihr Kleid fur Cherubino zu holen.
Szene 4?9.
Der Graf kommt, und Cherubino flieht in den benachbarten Ankleideraum. Nachdem der eifersuchtige Graf daraus ein Gerausch gehort hat, will er nachsehen. Er glaubt den Beteuerungen der Grafin nicht, dass sich Susanna darin befindet. Daher verlasst er mit der Grafin das Zimmer, um Susannas eigene Tur sicherheitshalber abzuschließen und Werkzeuge zum Aufbrechen des Ankleideraums zu holen (Nr. 14. Terzett Graf/Grafin/Susanna: ?Susanna, or via, sortite“). Unterdessen schlupft Susanna, die zuvor unbemerkt zuruckgekommen war und sich im Alkoven versteckt hatte, in den Ankleideraum und befreit Cherubino daraus (Nr. 15. Duettino Susanna/Cherubino: ?Aprite, presto, aprite!“). Er springt aus dem Fenster in den Garten. Graf und Grafin kommen zuruck. Der erzurnte Graf glaubt, Cherubino habe sich versteckt. Er findet aber zu seinem Erstaunen nur Susanna vor (Nr. 16. Finale: ?Esci, ormai, garzon malnato!“).
Szene 10?11.
Figaro befurchtet, dass der Graf Susanna mit seinen Zudringlichkeiten belastigen konnte. Er versucht, ihn durch einen anonymen Brief vom Erscheinen auf seiner Hochzeit abzuhalten. Doch von der Grafin befragt, gesteht Figaro, selbst der Verfasser des Briefs zu sein. Der Gartner Antonio, Susannas Onkel und zugleich Barbarinas Vater, bringt ebenfalls einen Brief. Er sagt, der sei von einem Mann fallen gelassen worden, der aus dem Fenster gesprungen sei. Um Cherubino zu schutzen, erklart Figaro, selbst bei Susanna gewesen zu sein. Das Dokument erweist sich jedoch als Cherubinos Offizierspatent. Figaro steckt in der Klemme. Doch er redet sich heraus, indem er behauptet, das Dokument erhalten zu haben, damit der Graf sein noch fehlendes Siegel anbringen konne.
Szene 12.
Marcellina, Bartolo und Basilio treten auf, und Marcellina bringt ihre Klage gegen Figaro vor. Die Hochzeit wird verschoben, damit der Graf den Vorwurf untersuchen kann. Dieses Finale endet mit einem Ensemblesatz, an dem sieben Personen beteiligt sind. Zur selben Zeit erklingen ?Che bel colpo“ (Marcellina, Basilio, Bartolo, Graf) und ?Son confusa“ (Susanna, Grafin, Figaro).
Ein prachtvoller, zur Hochzeitsfeier geschmuckter Saal mit zwei Thronen
Szene 1?4.
Der Graf ist aufgrund der vorangegangenen Ereignisse verwirrt. Susanna stimmt wie zuvor abgesprochen zu, sich mit ihm im Garten zu treffen ? hat aber zuvor mit der Grafin vereinbart, dass nicht Cherubino, sondern diese selbst verkleidet an ihrer Stelle kommen wird (Nr. 17. Duettino Graf/Susanna: ?Crudel! Perche finora farmi languir cosi?“). Susanna flustert Figaro zu, dass der Erfolg nun sicher und sein Rechtsstreit gewonnen sei. Der Graf wahnt sich von Susanna und Figaro hintergangen. Er steigert sich in Rachefantasien gegen seinen Diener (Nr. 18. Arie des Grafen: ?Vedro, mentr’io sospiro“).
Szene 5?6.
Es stellt sich heraus, dass Figaro Rafaello ist, der einst von Raubern entfuhrte uneheliche Sohn von Marcellina und Bartolo. Daher kann er die Haushalterin gar nicht heiraten (Nr. 19. Sextett: ?Riconosci in questo amplesso“).
Szene 7.
Barbarina uberredet Cherubino, als Madchen verkleidet mit ihr ins Schloss zu kommen, um der Grafin zusammen mit den anderen Madchen Blumen zu uberreichen.
Szene 8.
Wahrend die Grafin auf Susanna wartet, klagt sie uber ihr verlorenes Gluck mit ihrem Mann. Doch bekennt sie sich zu ihrer Liebe zu ihm (Nr. 20. Rezitativ und Arie der Grafin: ?E Susanna non vien!“ / ?Dove sono i bei momenti“).
Szene 9.
Antonio verrat dem Grafen, dass Cherubino nicht abgereist ist, sondern sich in Frauenkleidern im Schloss aufhalt.
Szene 10?12.
Susanna erzahlt der Grafin von ihrer Verabredung mit dem Grafen im Garten. Die Grafin diktiert einen Liebesbrief, den das Madchen dem Grafen zustecken soll. Der Graf soll die Nadel zurucksenden, die den Brief zusammenhalt, um den Empfang zu bestatigen (Nr. 21. Duettino Grafin/Susanna: ?Che soave zeffiretto“). Ein Chor junger Bauernmadchen, unter ihnen der verkleidete Cherubino, bringt der Grafin ein Standchen (Nr. 22. Chor: ?Ricevete, o padroncina“). Der Graf und Antonio kommen hinzu. Antonio entdeckt unter den Bauernmadchen den fruheren Pagen. Graf Almaviva braust auf. Barbarina besanftigt ihn mit ihrer Bitte, Cherubino heiraten zu durfen.
Szene 13?14.
Figaro erinnert den Grafen daran, dass es Zeit fur den Hochzeitstanz ist. Dass Cherubino inzwischen zugegeben hat, aus dem Fenster gesprungen zu sein, hat nun keine Bedeutung mehr. Figaro lasst die Hochzeitsgaste einmarschieren (Nr. 23. Finale: ?Ecco la marcia, andiamo“). Man tanzt. Susanna uberreicht dem Grafen ihren Brief. Der sticht sich mit der Nadel in den Finger, begreift aber schnell und ladt alle zum abendlichen Fest. Die Gaste danken ihm (Chor: ?Amanti costanti, seguaci d’onor“).
Garten. Links und rechts ein Pavillon. Nacht
Szene 1?4.
Den Anweisungen im Brief folgend, hat der Graf Barbarina mit der Nadel zu Susanna geschickt. Doch Barbarina hat die Nadel verloren (Nr. 24. Cavatine Barbarinas: ?L’ho perduta… me meschina“). Figaro erfahrt von Barbarina die Bedeutung der Nadel. Er wird eifersuchtig, erzahlt seiner Mutter davon und schwort Rache. Marcellina glaubt nicht an Susannas Untreue (Nr. 25. Arie Marcellinas: ?Il capro e la capretta“). Sie beschließt, sie zu warnen.
Szene 5.
Barbarina kommt in Erwartung eines Stelldicheins mit Cherubino. Sie verschwindet im linken Pavillon.
Szene 6?8.
Figaro hat Bartolo und Basilio uberredet, mit ihm in den Garten zu kommen, um Susanna zu beobachten. Er entfernt sich kurz, um weitere Vorbereitungen zu treffen. Unterdessen erlautert Basilio Bartolo seine Ansichten uber die Vernunft (Nr. 26. Arie Basilios: ?In quegli anni in cui val poco“). Beide gehen. Figaro kehrt zuruck und denkt uber die Treulosigkeit der Frauen nach (Nr. 27. Rezitativ und Arie Figaros: ?Tutto e disposto“ ? ?Aprite un po’ quegli occhi“).
Szene 9?10.
Die Grafin und Susanna kommen verschleiert in den Garten, kurz darauf auch Marcellina, die darauf hinweist, dass sie von Figaro beobachtet werden. Marcellina tritt in den linken Pavillon, in dem sich bereits Barbarina befindet. Susanna versteckt sich, um das gestellte Rendezvous mit dem Grafen zu belauschen. In ihrer Arie besingt sie die Ungeduld, in der sie auf ihren Geliebten wartet (Nr. 28. Rezitativ und Arie Susannas: ?Giunse alfin il momento“ ? ?Deh vieni non tardar, oh gioia bella“). Figaro glaubt, sie meint den Grafen.
Szene 11?12.
Die Grafin erscheint in Susannas Kleidung. Cherubino halt sie fur Susanna und versucht, sie zu kussen (Nr. 29. Finale: ?Pian pianin le andro piu presso“). Der Graf tritt dazwischen, so dass Cherubino versehentlich ihn anstelle der Grafin kusst. Im Gegenzug schlagt der Graf nach Cherubino, trifft aber ungewollt den lauschenden Figaro. Cherubino und Figaro ziehen sich zuruck. Der Graf trifft auf die vermeintliche Susanna und steckt ihr einen Ring an den Finger. Beobachtet von Figaro und der echten Susanna ladt die verkleidete Grafin den Grafen in den rechten Pavillon. Figaro glaubt bereits, seine Braut in flagranti mit dem Grafen erwischen zu konnen. Da tritt die echte Susanna in den Kleidern der Grafin auf. Figaro berichtet ihr von den Absichten des Grafen gegenuber seiner Braut, erkennt sie dann aber an der Stimme. Er spielt die Komodie mit, indem er ihr als Grafin Ehre erweist. Er bekommt erneut eine Ohrfeige, nun von Susanna. Figaro und Susanna als Grafin schließen Frieden, und er spielt weiterhin seine Rolle. Als der Graf erscheint, erklart er der vermeintlichen Grafin seine Liebe und sinkt vor ihr auf die Knie. Der Graf ruft nach Waffen und seinen Leuten. Lichter werden angezundet, und ein allgemeines Wiedererkennen lost die Verwirrung des Grafen ab. Er bringt eine Entschuldigung vor. Die Grafin verzeiht ihm. Ebenso wie das Finale des zweiten Akts endet auch das Finale des vierten Akts mit einem Ensemblegesang, diesmal von allen Personen: ?Ah! Tutti contenti“ (Graf, Grafin, Figaro, Susanna, Curzio, Basilio, Antonio, Bartolo, Marcellina, Cherubino, Barbarina).
Die folgende Liste der Musiknummern verwendet die Zahlung der
Neuen Mozart-Ausgabe
.
[2]
Darin wird die Wiederholung des Chors Nr. 8 im Gegensatz zu alteren Ausgaben als eigenstandige Nr. 9 gefuhrt. Die nachfolgenden Nummern verschieben sich daher im Vergleich zu anderen Ausgaben um eins.
[3]
[4]
Die deutschen Textanfange stammen aus der Ubersetzung von
Adolph Knigge
(Arien) und dessen Tochter
Philippine von Reden
(Dialoge) in der Fassung des 1796 in Bonn erschienenen Klavierauszugs von
Christian Gottlob Neefe
.
[5]
Die insgesamt 28
musikalischen Nummern
(die Wiederholung von Chor Nr. 8 nicht mitgerechnet) sind durch
Secco-Rezitative
miteinander verbunden. Dabei stehen 14
Arien
ebenso vielen Ensemble-Nummern gegenuber.
Erster Akt
- Nr. 1. Duettino (Figaro, Susanna): ?Cinque… dieci… venti… trenta…“ ? ?Funfe, Zehne, Zwanzig, Dreisig“ (Szene 1)
- Nr. 2. Duettino (Figaro, Susanna): ?Se a caso madama la notte ti chiama“ ? ?Sollt einstens die Grafinn zur Nachtzeit dir schellen“ (Szene 1)
- Nr. 3. Cavatine (Figaro): ?Se vuol ballare Signor Contino“ ? ?Will einst das Graflein ein Tanzchen wagen“ (Szene 2)
- Nr. 4. Arie (Bartolo): ?La vendetta, oh, la vendetta“ ? ?Susse Rache, o susse Rache! Du gewahrest hohe Freuden“ (Szene 3)
- Nr. 5. Duettino (Marcellina, Susanna): ?Via, resti servita, Madama brillante“ ? ?Nur vorwarts, ich bitte, Sie Muster von Schonheit“ (Szene 4)
- Nr. 6. Arie (Cherubino): ?Non so piu cosa son, cosa faccio“ ? ?Neue Freuden. Neue Schmerzen“ (Szene 5)
- Nr. 7. Terzett (Graf, Basilio, Susanna): ?Cosa sento! Tosto andate“ ? ?Wie? Was hor ich! Unverzuglich geh“ (Szene 7)
- Nr. 8 und Nr. 9. Chor: ?Giovani liete, fiori spargete“ ? ?Muntere Jugend! streue ihm Blumen!“ (Szene 8)
- Nr. 10. Arie (Figaro): ?Non piu andrai, farfallone amoroso“ ? ?Dort vergiss leises Flehen, susses Wimmern“ (Szene 8)
Zweiter Akt
- Nr. 11. Cavatine (Grafin): ?Porgi, amor, qualche ristoro“ ? ?Heilge Quelle reiner Triebe“ (Szene 1)
- Nr. 12. Arietta (Cherubino): ?Voi che sapete che cosa e amor“ ? ?Ihr, die ihr Triebe des Herzens kennt“ (Szene 3)
- Nr. 13. Arie (Susanna): ?Venite… inginocchiatevi“ ? ?Komm naher, kniee hin vor mir“ (Szene 3)
- Nr. 14. Terzett (Graf, Grafin, Susanna): ?Susanna, or via, sortite“ ? ?Nun, nun! wird’s bald geschehen? Susanne, komm heraus!“ (Szene 6)
- Nr. 15. Duettino (Susanna, Cherubino): ?Aprite, presto, aprite!“ ? ?Geschwind die Thur geofnet!“ (Szene 7)
- Nr. 16. Finale: ?Esci, ormai, garzon malnato!“ ? ?Komm heraus, verworfner Knabe!“ (Szene 8)
Dritter Akt
- Nr. 17. Duettino (Graf, Susanna): ?Crudel! Perche finora farmi languir cosi?“ ? ?So lang hab ich geschmachtet“ (Szene 2)
- Nr. 18. Rezitativ und Arie (Graf): ?Hai gia vinta la causa!“ ? ?Der Prozes schon gewonnen?“
- ?Vedro, mentr’io sospiro“ ? ?Ich soll ein Gluck entbehren“ (Szene 4)
- Nr. 19. Sextett: ?Riconosci in questo amplesso“ ? ?Lass mein liebes Kind dich nennen!“ (Szene 5)
- Nr. 20. Rezitativ und Arie (Grafin): ?E Susanna non vien!“ ? ?Und Susanne kommt nicht?“
- ?Dove sono i bei momenti“ ? ?Nur zu fluchtig bist du verschwunden“ (Szene 8)
- Nr. 21. Duettino (Grafin, Susanna): ?Che soave zeffiretto“ ? ?Wenn die sanften Abendlufte“ (Szene 10)
- Nr. 22. Chor: ?Ricevete, o padroncina“ ? ?Gnadge Grafinn, diese Rosen“ (Szene 11)
- Nr. 23. Finale: ?Ecco la marcia… andiamo“ ? ?Lasst uns marschiren! In Ordnung!“ (Szene 13)
- Chor: ?Amanti costanti, seguaci d’onor“ ? ?Ihr treuen Geliebten, mit Kranzen geschmuckt“ (Szene 14)
Vierter Akt
- Nr. 24. Cavatine (Barbarina): ?L’ho perduta… me meschina!“ ? ?Ungluckseelge, kleine Nadel“ (Szene 1)
- Nr. 25. Arie (Marcellina): ?Il capro e la capretta“ ? ?Es knupfen auf den Fluren“ (Szene 4)
- Nr. 26. Arie (Basilio): ?In quegli anni in cui val poco“ ? ?In den Jahren, wo die Stimme“ (Szene 7)
- Nr. 27. Rezitativ und Arie (Figaro): ?Tutto e disposto“ ? ?Alles ist richtig“
- ?Aprite un po’ quegli occhi“ ? ?Ach! ofnet eure Augen“ (Szene 8)
- Nr. 28. Rezitativ und Arie (Susanna): ?Giunse alfin il momento“ ? ?Endlich naht sich die Stunde“
- ?Deh vieni non tardar, o gioia bella“ ? ?O saume langer nicht, geliebte Seele!“ (Szene 10)
- Nr. 29. Finale: ?Pian pianin le andro piu presso“ ? ?Still! nur still! ich will mich nahern“ (Szene 11)
Nach der
Neuen Mozart-Ausgabe
sieht das Orchester die folgenden Instrumente vor:
[6]
Le nozze di Figaro
wird trotz der verwickelten Handlung im Allgemeinen als die gelungenste und unproblematischste der großen Opern Mozarts angesehen.
[7]
Es handelt sich um seine erste
Opera buffa
seit der mehr als zehn Jahre fruher entstandenen
La finta giardiniera
.
Seit seiner letzten vollendeten abendfullenden Oper,
Die Entfuhrung aus dem Serail
,
waren vier Jahre vergangen. In dieser Zeit hatte Mozart sein Konnen durch bahnbrechende Kompositionen vor allem auf dem Gebiet des
Klavierkonzerts
und des
Streichquartetts
zur Meisterschaft gefuhrt.
Im Vergleich zu den Opere buffe der vorausgegangenen Jahre ist ein gewaltiger Fortschritt zu beobachten. Die meisten der originell gezeichneten Charaktere sind handlungstragend. Das Geschehen wird hier nicht nur wie bisher ublich in den Rezitativen vorangetragen, sondern auch in den Musiknummern. Auch die Charakterisierung der Personen erfolgt wesentlich in den Arien und Ensemblesatzen.
[7]
Im Gegensatz zur herkommlichen Buffa-Oper mit ihren Absurditaten ist der
Figaro
jedoch ? aufgrund der von Beaumarchais ubernommenen komplex verflochtenen Handlung ? durch einen ?provozierenden Realismus“ gekennzeichnet.
[8]
:70f
Mozart und Da Ponte verarbeiten die politischen Spannungen und Intrigen der Theatervorlage als individuelle ?Beziehungen zwischen handelnden Menschen“, ?versinnlichen“ und ?emotionalisieren“ sie.
[1]
:310
Ludwig Finscher
wies in
Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters
darauf hin, dass der
Orchester- und Ensemblesatz
hier zu einer bislang unerreichten Hohe gereift sei und moglicherweise auch spater nie ubertroffen wurde.
[1]
:310
Auffallig ist zudem die Haufung der Duette, die hier durchgehend als ?Duettino“ bezeichnet sind ? vermutlich weil die Dienerin Susanna an allen sechs von ihnen beteiligt ist. Ein Liebesduett im herkommlichen Sinn fehlt jedoch. Dadurch vermieden die Autoren, dass das Dienerpaar Figaro/Susanna unstandesgemaß die Funktion des ersten Liebespaares ubernahm.
[8]
:76
Die Sinfonia (
Ouverture
) sollte zunachst drei Satze umfassen. Ursprunglich skizzierte Mozart nach Takt 134 des ersten Satzes eine dreitaktige Kadenz mit Halbschluss. Daran schloss er ein Andante con moto in d-Moll, im Charakter eines
Siciliano
, an, von dem der erste Takt erhalten geblieben ist. Die Herausgeber der Oper im Rahmen der
Neuen Mozart-Ausgabe
vermuten eine Gesamtlange des zweiten Satzes von 16 Takten. Die beiden verbleibenden Ecksatze verband Mozart mit einer dreitaktigen Uberleitungsfigur der Streicher zu einem einzigen Satz.
[9]
Das Libretto der Oper stammt von
Lorenzo Da Ponte
und basiert auf der
Komodie
La Folle Journee ou le Mariage de Figaro
(
Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro
) von
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
aus dem Jahr 1778. Der Satiriker
Johann Rautenstrauch
erstellte Anfang 1785 eine deutsche Ubersetzung, die am 3. Februar 1785 von der Theatertruppe
Emanuel Schikaneders
und Hubert Kumpfs im Wiener
Theater am Karntnertor
aufgefuhrt werden sollte.
[1]
:306
Das skandaltrachtige Stuck provozierte Probleme mit der Zensur. Die Privilegien des Adels wurden offen kritisiert, die Unmoral des Grafen drastisch ausgemalt, der durch die Diener Figaro und Susanna reprasentierte dritte Stand dagegen aufgewertet.
[11]
:585
Die Zensur verbot die geplante Auffuhrung, gab das Stuck aber immerhin fur den Druck frei. Am 28. Februar, 1. und 2. Marz veroffentlichte das
Wienerblattchen
Ausschnitte daraus, und kurze Zeit spater erschienen der vollstandige Text sowie eine weitere Ubersetzung von anonymer Hand.
[1]
:306
Ludwig Finscher
wies im Vorwort zu seiner Notenedition im Rahmen der Neuen Mozart-Ausgabe 1973 darauf hin, dass die Entstehung der Oper nicht mehr zuverlassig rekonstruierbar sei, da die wesentlichen Quellen verloren oder nicht zuganglich seien. Das Autograph des dritten und vierten Akts sei seit 1945 verschollen, und auch Mozarts Briefe aus der Entstehungszeit seien nicht erhalten. Verfugbar seien vor allem die Briefe
Leopold Mozarts
an seine Tochter sowie die Memoiren des Librettisten Lorenzo Da Ponte und des Sangers Michael Kelly, der bei der Urauffuhrung den Basilio und den Don Curzio gestaltete, die sich aber als unzuverlassig erwiesen hatten.
[12]
Die Quellenlage hat sich allerdings seitdem gravierend verbessert. Die Partituren der beiden letzten Akte wurden wahrend des Zweiten Weltkriegs nach Schlesien verbracht. Sie konnen seit 1979/1980 in der
Jagiellonischen Bibliothek
Krakau eingesehen werden. Außerdem wurde das Direktionsexemplar dieser beiden Akte in den aus dem Wiener
Karnthnerthor-Theater
ubernommenen Bestanden der
Osterreichischen Nationalbibliothek
identifiziert.
[13]
Den Lebenserinnerungen Da Pontes zufolge stammt die Idee zur Vertonung des
Figaro
von Mozart selbst. Trotz der komplizierten Handlung ist das Stuck buhnenwirksam. Es bot sich als Fortsetzung von
Giovanni Paisiellos
Oper
Il barbiere di Siviglia
fur eine Auffuhrung in Wien an. Da Ponte schrieb, dass er personlich bei Kaiser
Joseph II.
dafur sorgte, dass die Oper im Gegensatz zur Theatervorlage aufgefuhrt werden konnte. Unter anderem spielte Mozart dem Kaiser einige Nummern vor. Einwande des Hoftheater-Intendanten
Franz Xaver Wolfgang von Orsini-Rosenberg
und seines Gunstlings
Giambattista Casti
konnten schließlich uberwunden werden.
[1]
:306
Im Vergleich zur Vorlage milderte Da Ponte viele fur die Zensur bedenkliche Stellen ab und ließ einige Details fort, die in Wien kaum verstanden worden waren. Die politischen Spannungen ließ er dagegen weitgehend unverandert. Die Sprache ist weniger rhetorisch, andererseits emotionaler und sinnlicher, die Handlung leichter nachvollziehbar als bei Beaumarchais.
[1]
:310
Da Ponte bemerkt, dass das Stuck innerhalb von sechs Wochen fertiggestellt wurde. Diese Angaben beziehen sich vermutlich auf einen Zeitraum zwischen Mitte Oktober und November 1785 und beinhalten nicht die Instrumentation. Mozart schrieb zuerst die geschlossenen Musiknummern nach inhaltlichen Aspekten gruppiert, anschließend die Rezitative und als letztes die Sinfonia (Ouverture). Erst am 29. April 1786 trug er die Oper in sein personliches Werkverzeichnis ein.
[1]
:306
Mozarts Honorar betrug 450 Gulden. Da Ponte erhielt 200 Gulden.
[1]
:311
Die
Urauffuhrung
fand am 1. Mai 1786 durch die
Wiener Hofoper
im
Burgtheater am Michaelerplatz
statt.
[1]
:306
Hierfur wurden die besten damals in Wien verfugbaren Sanger engagiert: Stefano Mandini (Graf Almaviva), Luigia Laschi-Mombelli (Grafin Almaviva),
Nancy Storace
(Susanna),
Francesco Benucci
(Figaro),
Dorothea Bussani
(Cherubino), Maria Mandini (Marcellina),
Francesco Bussani
(Bartolo und Antonio),
Michael Kelly
(Basilio und Don Curzio) und die erst zwolfjahrige
Anna Gottlieb
(Barbarina). Mozart selbst leitete die Urauffuhrung und die Folgeauffuhrung zwei Tage spater vom Cembalo aus. Die weiteren Auffuhrungen standen unter der Leitung von
Joseph Weigl
.
[1]
:311
Der Wiener Realzeitung vom 11. Juli zufolge gelangen die spateren Auffuhrungen deutlich besser als die Premiere, die ?nicht am besten von statten gieng, […] weil die Komposition sehr schwer ist.“ Dennoch waren die fruhen Auffuhrungen so erfolgreich, dass aufgrund der vielen verlangten Wiederholungen der Kaiser eingreifen musste: Um die Vorstellungen nicht endlos auszudehnen, durften nach dem 9. Mai keine Ensemblesatze mehr wiederholt werden.
[Anm. 8]
Offenbar gab es auch eine Gruppe von Gegnern, die u. a. in Publikationen verkundete, dass die Oper nicht gefallen habe. Schon bald jedoch verlor das Publikum das Interesse. Nach dem sensationellen Erfolg von
Martin y Solers
Una cosa rara
ab dem 17. November 1786 wurde
Le nozze di Figaro
nur noch ein einziges Mal gespielt.
[1]
:311
1786 gab es insgesamt lediglich neun Auffuhrungen.
[7]
Einen Triumph feierte Mozart mit dem
Figaro
in der Saison 1786/87 in
Prag
, wo dieser Erfolg Anlass fur den Kompositionsauftrag zum
Don Giovanni
war.
[7]
Bis tief ins 19. Jahrhundert war die Oper jedoch insgesamt weit weniger erfolgreich als Mozarts
Zauberflote
, der
Don Giovanni
oder auch
La clemenza di Tito
.
Besonders in Italien fand sie kaum Anklang. Im deutschsprachigen Raum verbreiteten sich Ubersetzungen mit gesprochenen Dialogen anstelle der Rezitative, die auch gerne von Wandertruppen gespielt wurden.
[1]
:312
Die deutsche Erstauffuhrung fand in dieser Form am 23. September 1787 in Donaueschingen statt, wobei die regierende Furstin
Maria Antonia
selbst die Rolle der Susanna sang.
[11]
:572
[14]
Erst mit der 1895 von
Hermann Levi
erstellten neuen deutschen Fassung konnte sich die ursprungliche Gestalt der Oper mit Rezitativen wieder durchsetzen. Wahrscheinlich gibt es von
Le nozze di Figaro
mehr deutsche Ubersetzungen als von jeder anderen Oper.
[1]
:312
Am 29. August 1789 hatte im Burgtheater eine uberarbeitete Fassung der Oper Premiere,
[1]
:306
fur die Mozart aufgrund einer Umbesetzung der Rolle der Susanna (jetzt
Adriana Ferrarese del Bene
) und des Grafen (wahrscheinlich Francesco Albertarelli) einige Anderungen vornahm, die aber nicht musikdramatisch bedingt sind, sondern dem Wunsch der jeweiligen Sanger nach dankbareren Vortragsstucken folgten. Mozart und Da Ponte ersetzten beide Arien der Susanna durch Neukompositionen: An die Stelle des ?Venite… inginocchiatevi“ (Nr. 13) trat die Ariette ?Un moto di gioia“ (
KV
579). Ihre Arie ?Deh vieni non tardar“ (in Nr. 28) wurde ausgetauscht gegen die große konzertante Arie ?Al desio di chi t’adora“ (KV 577). Zudem wurde der Gesangspart der Arie des Grafen im dritten Akt ?Vedro, mentr’io sospiro“ (in Nr. 18) in eine hohere Lage versetzt. Ob diese letzte Anderung von Mozart selbst stammt, ist nicht ganz sicher. Moglicherweise nahm sie ein unbekannter Mitarbeiter oder der neue Sanger selbst vor.
[1]
:311f
Schließlich wurden in der Arie der Grafin im dritten Akt ?Dove sono i bei momenti“ (in Nr. 20) an zwei Stellen mehrere Takte neu komponiert. Diese Varianten sind in mehreren Kopien der Partitur uberliefert.
[15]
Diese Wiederaufnahme war sehr erfolgreich und erlebte 26 Auffuhrungen.
[7]
Der Erstdruck wurde 1790 durch den
Musikverlag
des
Impresarios
Heinrich Philipp Bossler
getatigt.
[16]
Kontinuierliche Auffuhrungstraditionen gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend an der Wiener Hofoper, wo die Oper 1798, 1814, 1818, 1829 und 1870 neu inszeniert wurde, und am Pariser
Theatre-Italien
. Dort hielt sie sich von 1807 bis 1840 im Repertoire. Eine Dialogfassung in franzosischer Sprache von Francois Castil-Blaze wurde ab 1818 in Nimes, Nantes, Brussel, Gent, Lilles, Antwerpen und schließlich 1826 im Pariser
Theatre de l’Odeon
aufgefuhrt. Fur Auffuhrungen am Pariser
Theatre-Lyrique
1858 erstellten
Jules Barbier
und
Michel Carre
eine neue Ubersetzung, die 1872 auch von der
Opera-Comique
ubernommen wurde.
[1]
:312
Bedeutende Inszenierungen im 20. Jahrhundert waren:
[1]
:313
Eine der wichtigen Auffuhrungstraditionen begrundeten ab 1922 die
Salzburger Festspiele
, die meist mit der
Wiener Staatsoper
oder (nach dem Zweiten Weltkrieg) mit der
Mailander Scala
zusammenarbeiteten.
[1]
:313
Hier sind besonders die Produktionen von 1948 (Regie:
Oscar Fritz Schuh
, Dirigent:
Herbert von Karajan
), 1995 (Regie:
Luc Bondy
, Dirigent:
Nikolaus Harnoncourt
) und 2001 (Regie:
Christoph Marthaler
, Buhne:
Anna Viebrock
, Dirigent:
Sylvain Cambreling
) zu nennen.
[11]
:576
Le nozze di Figaro
ist vielfach auf Tontrager erschienen. Operadis nennt 163 Aufnahmen im Zeitraum von 1934 bis 2009.
[18]
Daher werden im Folgenden nur die in Fachzeitschriften, Opernfuhrern oder Ahnlichem besonders ausgezeichneten oder aus anderen Grunden nachvollziehbar erwahnenswerten Aufnahmen aufgefuhrt.
- 1934/1935 ?
Fritz Busch
(Dirigent), Orchester und Chor des
Glyndebourne Festival
.
Roy Henderson
(Graf Almaviva),
Aulikki Rautawaara
(Grafin Almaviva),
Audrey Mildmay
(Susanna), Willi Domgraf-Fassbaender (Figaro),
Luise Helletsgruber
(Cherubino),
Constance Willis
(Marcellina),
Norman Allin
/
Italo Tajo
(Bartolo), John Heddle Nash (Basilio), Morgan Jones (Don Curzio), Winifred Radford (Barbarina), Fergus Dunlop (Antonio).
Erste bekannte Aufnahme; Studio-Aufnahme; gekurzt.
Notes CD: PGP 21004, Grammofono 2000 CD: AB 78624/25, Pearl CD: GEMM 9230, Arkadia 2039 (3 CD), Arkadia 78015 (2 CD), Pearl GEMM CD 9375 (2 CD), Legend LGD 132 (2 CD), AS Disk 1007 (2 CD), Cantus Classics 500196 (2 CD).
[19]
:11423
- 1955 ?
Erich Kleiber
(Dirigent),
Wiener Philharmoniker
, Chor der
Wiener Staatsoper
.
Alfred Poell
(Graf Almaviva),
Lisa della Casa
(Grafin Almaviva),
Hilde Guden
(Susanna),
Cesare Siepi
(Figaro),
Suzanne Danco
(Cherubino),
Hilde Rossel-Majdan
(Marcellina),
Fernando Corena
(Bartolo),
Murray Dickie
(Basilio), Hugo Meyer-Welfing (Don Curzio),
Anny Felbermayer
(Barbarina),
Harald Proglhof
(Antonio).
Studio-Aufnahme;
Opernwelt
-CD-Tipp: ?Referenz-Aufnahme“;
[11]
Gramophone
-Empfehlung: ?The Historic Choice“;
[20]
Nr. 14 leicht gekurzt.
DECCA MC: 444 878 4, DECCA CD: 417 315-2 (3 CD), Documents 222932-370 (3 CD), Cantus Classics 500791 (2 CD).
[19]
:11456
- November 1959 ?
Carlo Maria Giulini
(Dirigent),
Philharmonia Orchestra
und Philharmonia Chorus London.
Eberhard Waechter
(Graf Almaviva),
Elisabeth Schwarzkopf
(Grafin Almaviva),
Anna Moffo
(Susanna),
Giuseppe Taddei
(Figaro),
Fiorenza Cossotto
(Cherubino),
Dora Gatta
(Marcellina),
Ivo Vinco
(Bartolo),
Renato Ercolani
(Basilio und Don Curzio), Elisabetta Fusco (Barbarina),
Piero Cappuccilli
(Antonio).
Studio-Aufnahme; gekurzt;
Opernwelt
-CD-Tipp: ?kunstlerisch wertvoll“.
[11]
EMI CD: 7 63266 2 (3 CD), EMI CD: 5 66049 2 (3 CD).
[19]
:11466
- 9. Juni 1962 ?
Silvio Varviso
(Dirigent),
Royal Philharmonic Orchestra
, The Glyndebourne Chorus.
Gabriel Bacquier
(Graf Almaviva),
Leyla Gencer
(Grafin Almaviva),
Mirella Freni
(Susanna), Heinz Blankenburg (Figaro),
Edith Mathis
(Cherubino), Johanna Peters (Marcellina),
Carlo Cava
(Bartolo),
Hugues Cuenod
(Basilio), John Kentish (Don Curzio), Maria Zeri (Barbarina), Derick Davies (Antonio).
Live vom
Glyndebourne Festival
;
Gramophone
-Empfehlung: ?The ?Live‘ Choice“.
[20]
Glyndebourne GFOCD001-62.
[21]
[22]
- Marz 1968 ?
Karl Bohm
(Dirigent), Orchester und Chor der
Deutschen Oper Berlin
.
Dietrich Fischer-Dieskau
(Graf Almaviva),
Gundula Janowitz
(Grafin Almaviva),
Edith Mathis
(Susanna),
Hermann Prey
(Figaro),
Tatiana Troyanos
(Cherubino),
Patricia Johnson
(Marcellina),
Peter Lagger
(Bartolo),
Erwin Wohlfahrt
(Basilio), Martin Vantin (Don Curzio),
Barbara Vogel
(Barbarina),
Klaus Hirte
(Antonio).
Studio-Aufnahme; vollstandig;
Gramophone
-Empfehlung: ?The Karl Bohm Choice“.
[20]
DG CD: 429 869 2 (3 CD), DG 449 728GOR3.
[19]
:11490
- 1981 ?
Georg Solti
(Dirigent),
London Philharmonic Orchestra
, London Opera Chorus.
Thomas Allen
(Graf Almaviva),
Kiri Te Kanawa
(Grafin Almaviva),
Lucia Popp
(Susanna),
Samuel Ramey
(Figaro),
Frederica von Stade
(Cherubino),
Jane Berbie
(Marcellina),
Kurt Moll
(Bartolo),
Robert Tear
(Basilio),
Philip Langridge
(Don Curzio),
Yvonne Kenny
(Barbarina),
Giorgio Tadeo
(Antonio).
Studio-Aufnahme; vollstandig;
Opernwelt
-CD-Tipp: ?kunstlerisch wertvoll“;
[11]
Grammy Award 1984
: ?Beste Opernaufnahme“.
DECCA CD: 410 150-2.
[19]
:11516
- 1993 ?
John Eliot Gardiner
(Dirigent),
English Baroque Soloists
,
Monteverdi Choir
.
Rod Gilfry
(Graf Almaviva),
Hillevi Martinpelto
(Grafin Almaviva),
Alison Hagley
(Susanna),
Bryn Terfel
(Figaro),
Pamela Helen Stephen
(Cherubino), Susan McCulloch (Marcellina),
Carlos Feller
(Bartolo), Francis Egerton (Basilio und Don Curzio),
Constanze Backes
(Barbarina),
Julian Clarkson
(Antonio).
Live; konzertant aus London; vollstandig;
Opernwelt
-CD-Tipp: ?Live-Aufnahme“.
[11]
Archiv CD: 439 871 2.
[19]
:11553
- Mai 1994 ?
Bernard Haitink
(Dirigent),
Stephen Medcalf
(Inszenierung),
London Philharmonic Orchestra
, Chor des
Glyndebourne Festival
.
Andreas Schmidt
(Graf Almaviva),
Renee Fleming
(Grafin Almaviva),
Alison Hagley
(Susanna),
Gerald Finley
(Figaro),
Marie-Ange Todorovitch
(Cherubino), Wendy Hillhouse (Marcellina), Manfred Rohrl (Bartolo),
Robert Tear
(Basilio), John Graham-Hall (Don Curzio),
Susan Gritton
(Barbarina), Donald Adams (Antonio).
Video; live aus Glyndebourne;
Gramophone
-Empfehlung: ?The Top Choice“.
[20]
NVC Arts VI: 0630 14013 3, Warner Vision 0630 14013-3 (1 VHS).
[19]
:11562
- April 2003 ?
Rene Jacobs
(Dirigent),
Concerto Koln
,
Collegium Vocale Gent
.
Simon Keenlyside
(Graf Almaviva),
Veronique Gens
(Grafin Almaviva),
Patricia Ciofi
(Susanna),
Lorenzo Regazzo
(Figaro),
Angelika Kirchschlager
(Cherubino),
Marie McLaughlin
(Marcellina),
Antonio Abete
(Bartolo und Antonio),
Kobie van Rensburg
(Basilio und Don Curzio),
Nuria Rial
(Barbarina).
Studio-Aufnahme; vollstandig;
HIP
-Aufnahme;
Grammy Award 2005
: ?Beste Opernaufnahme“.
Harmonia Mundi HMC 901818.20 (3 CD).
[19]
:11589
- 2006 ?
Nikolaus Harnoncourt
(Dirigent),
Claus Guth
(Inszenierung),
Wiener Philharmoniker
,
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
.
Bo Skovhus
(Graf Almaviva),
Dorothea Roschmann
(Grafin Almaviva),
Anna Netrebko
(Susanna),
Ildebrando D’Arcangelo
(Figaro),
Christine Schafer
(Cherubino),
Marie McLaughlin
(Marcellina),
Franz-Josef Selig
(Bartolo),
Patrick Henckens
(Basilio),
Oliver Ringelhahn
(Don Curzio),
Eva Liebau
(Barbarina),
Florian Boesch
(Antonio).
Video; live von den
Salzburger Festspielen
; Rezitative teilweise gekurzt;
ECHO Klassik
2008: ?Klassik-Musik-Video / Musik-DVD / Blu-Ray-Produktion des Jahres ? Oper“.
DGG/Decca 073 4221 (33 DVD), DGG 073 4245 (2 DVD).
[19]
:11606
- 2013 ?
Teodor Currentzis
(Dirigent), MusicAeterna.
Andrei Bondarenko
(Graf Almaviva),
Simone Kermes
(Grafin Almaviva), Fanie Antonelou (Susanna),
Christian Van Horn
(Figaro),
Mary-Ellen Nesi
(Cherubino), Maria Forsstrom (Marcellina), Nikolai Loskutkin (Bartolo),
Krystian Adam
(Basilio), James Elliott (Don Curzio), Natalya Kirillova (Barbarina), Garry Agadzhanian (Antonio).
ECHO Klassik
2014: ?Operneinspielung des Jahres ? Oper 17./18. Jahrhundert“.
Sony Classical 88883 70926-2.
[23]
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- ↑
Die Rolle des Cherubino ist eine
Hosenrolle
? wird also von einer Frau gesungen. In der
Neuen Mozart-Ausgabe
und bei Piper ist die Stimmlage als Sopran bezeichnet. Der Harenberg-Opernfuhrer nennt alternativ Mezzosopran. Corago und Grove schreiben ausschließlich Mezzosopran.
- ↑
Die Rolle der Marcellina ist in der Neuen Mozart-Ausgabe und bei Grove als Sopran bezeichnet, bei Corago als Mezzosopran und bei Piper und Harenberg als Alt.
- ↑
Der Barbier von Sevilla
wurde spater u. a. auch von
Gioachino Rossini
vertont.
- ↑
Heutzutage wird, um der franzosischen Vorlage naher zu kommen, der Hut meist durch einen Brautschleier ersetzt
- ↑
Bei der Entdeckung des Pagen kommt es zu einem Durcheinander, in welchem Basilio hohnisch bemerkt ?Cosi fan tutte le belle“ (So machens alle Schonen). Das Motiv zu seiner Bemerkung verwendete Mozart spater in der Ouverture seiner Oper
Cosi fan tutte
.
- ↑
Dies ist eine der beruhmtesten Arien der Oper. Sie war innerhalb weniger Monate so volkstumlich geworden, dass sie von Mozart selbst im Schlussakt des
Don Giovanni
zu einer von Blasern wiedergegebenen und als ?ziemlich bekannt“ angesprochenen Festmusik verfremdet und einen Ton tiefer nach H-Dur transponiert wurde.
- ↑
In vielen Inszenierungen wird Cherubino bereits hier als Frau verkleidet, obwohl dies aus dem Libretto nicht direkt hervorgeht.
- ↑
Das kaiserliche Dekret lautet wortlich: ?Um die Dauerzeit der Opern nicht allzuweit erstrecken, dennoch aber den von den Opernsangern in der Wiederholung der Singstucken offt suchenden Ruhm nicht kranken zu lassen, finde ich nebengehende Nachricht an das Publicum (daß kein aus mehr als einer Singstimme bestehendes Stuck widerholt werden soll) das schicksamste Mittel zu seyn…“ Zitiert nach Ludwig Finscher (Hrsg.):
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Mozart: Le nozze di Figaro, K492 ? Glyndebourne: GFOCD00162
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Richard Lawrence:
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Rezension vom Marz 2014 der Aufnahme von Teodor Currentzis.
In:
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