Lars von Trier
(eigentlich
Lars Trier
; *
30. April
1956
in
Kopenhagen
) ist ein
danischer
Filmregisseur
und
Drehbuchautor
. Er ist unter anderem Gewinner der
Goldenen Palme
von Cannes.
Lars Trier kam als zweiter Sohn in der Ehe von Inger Høst (1915?1989) und dem danischen Juden Ulf Trier (1907?1978) zur Welt. Ulf Triers Vorfahren Salomon und Ethel Trier waren im 18. Jahrhundert aus
Trier
nach Danemark eingewandert.
[1]
Inger Høst und Ulf Trier lernten sich wahrend der
deutschen Besetzung Danemarks
in der danischen Widerstandsbewegung kennen, wo sie
Juden halfen
, uber den
Øresund
ins sichere
Exil
nach
Schweden
zu fliehen. Nach von Triers Angaben waren seine Eltern
Kommunisten
, gehorten einer Gemeinschaft von
Naturisten
an und erzogen ihn
antiautoritar
.
[2]
Seit seinem Studium an der Universitat und an der
Den Danske Filmskole
in Kopenhagen fuhrt er das ?von“ in seinem Nachnamen.
[3]
Er ist weitlaufig verwandt mit dem norwegischen Filmregisseur
Joachim Trier
.
Erst mit 33 Jahren erfuhr von Trier, dass Ulf Trier nicht sein leiblicher Vater ist. Kurz vor ihrem Tod gestand von Triers Mutter ihrem Sohn, dass sein leiblicher Vater ihr ehemaliger Vorgesetzter im Sozialministerium Fritz Michael Hartmann sei.
[4]
Die deutschstammige Familie Hartmann lebte seit 1762 in Danemark, als sich der Geiger und Komponist
Johann Ernst Hartmann
dort niederließ. Sie hat einige bedeutende danische Musiker, wie den Komponisten
Johann Peter Emilius Hartmann
, hervorgebracht. Nach eigenen Angaben war von Trier tief enttauscht daruber, keine judischen Wurzeln zu haben. Er habe sich in der Rolle eines Außenseiters, der aus einer Gruppe von Verfolgten stammte, wohl gefuhlt. In der
Synagoge
habe er sich immer zugehoriger gefuhlt als in evangelischen oder katholischen Kirchen.
[5]
Ein Onkel mutterlicherseits war Børge Høst, ein Filmregisseur, der sein Interesse furs Filmemachen weckte. Bereits als Grundschuler drehte er mit einer Kamera im
Super-8-Format
kleine Animationsfilme, spater dann Kurzfilme mit seinen Freunden. Sein erster dokumentierter Animationsfilm von ca. 1967 hieß
Turen til Squashland
(Die Reise ins Zucchiniland) und dauerte eine Minute.
[6]
Von Trier litt bereits in seiner Kindheit unter
Depressionen
und
Phobien
und konnte einige Zeit nicht die Schule besuchen. Er wurde psychiatrisch betreut. Als 12-Jahriger besuchte er ein Tagesheilungszentrum.
[7]
Trotzdem spielte er 1969 eine der zwei Hauptrollen in der danisch-schwedischen Kinderfernsehserie
Hemmelig sommer
.
In seiner ersten Ehe war von Trier bis 1996 mit der danischen Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin
Cæcilia Holbek Trier
verheiratet, die wie er an der Danischen Filmschule studiert hat. Wahrend der zweiten Schwangerschaft von Cæcilia Holbek Trier verliebte er sich in die verheiratete Bente Frøge, eine Erzieherin, die seine Tochter in der Kindertagesstatte betreute. Drei Wochen nach der Geburt seiner zweiten Tochter verließ er offiziell seine Ehefrau, um mit Bente Frøge zusammen zu sein. Dieses Verhalten fuhrte zu einem gewaltigen Medienecho in Danemark. Bente und Lars von Trier heirateten nach beider Scheidungen 1997. Bente Trier brachte nach einigen Jahren Zwillingssohne zur Welt.
[8]
Die Ehe hielt bis 2015. Lars von Trier ist zum zweiten Mal geschieden.
Von Triers psychische Probleme fuhrten zu
Alkoholismus
und
Tablettenabhangigkeit
. In einem Interview mit der Tageszeitung
Politiken
gab der Regisseur an, in berauschtem Zustand besonders produktiv zu sein und gab gleichzeitig seiner Sorge Ausdruck, ohne Rauschmittel keine Filme mehr machen zu konnen.
[9]
Im August 2022 gab seine Filmproduktionsfirma
Zentropa
bekannt, dass beim 66-jahrigen von Trier die
Parkinson-Krankheit
diagnostiziert wurde. Er werde entsprechend medizinisch behandelt, so dass er die Arbeiten an der dritten Staffel der Serie
Hospital der Geister
,
The Kingdom Exodus/Riget Exodus
(2022), abschließen konne. Auch werde von Trier bis zur Premiere des Projekts weniger Interviews geben.
[10]
Nach dem externen Abitur begann von Trier 1976 ein Studium der Filmwissenschaften an der
Universitat Kopenhagen
, bei dem er vor allem Leute kennenlernte, die ihm halfen, seine Filme zu verwirklichen. Von 1979 bis 1982 absolvierte er die
Danische Filmhochschule
in der Fachrichtung
Regie
.
[11]
Hier fugte er seinem Namen das Pradikat ?von“ hinzu, das ihm ein Lehrer in einer Diskussion um seinen Stil im Scherz ?verliehen“ hatte und das er fortan fur seine Filme verwendete.
[12]
1981 gewann von Trier mit seinem Kurzfilm
Nocturne
den ersten Preis beim
Internationalen Festival der Filmhochschulen Munchen
.
Seine 55-minutige Regie-Abschlussarbeit an der
Danischen Filmhochschule
Befrielsesbilleder/Bilder der Befreiung
von 1982 gewann auf dem
Internationalen Festival der Filmhochschulen Munchen
den
Channel Four Preis
.
[13]
Der Film wurde aus drei verschiedenen Materialien collagiert: erstens einem in Farbe neu gedrehten ?Handlungsteil“, zweitens vorhandenem Dokumaterial in Schwarz-Weiß aus der
Zeit des Nationalsozialismus
, wie die Vorfuhrfahrt des ?
Wessel
-Morders“ im Auto oder Filmausschnitten uber die Festnahme von Kollaborateuren des nationalsozialistischen Deutschlands in Danemark, und drittens verschiedenen Filmausschnitten in 1950er-Jahre-Farben von jeweils einem Vogel, der auf der Spitze eines Baumes zwitschert. Im Film wird wenig in Deutsch, Danisch oder Englisch gesprochen.
Bilder der Befreiung
zeigt keine glucklichen Menschen, wie der Titel vermuten lassen konnte, sondern deutsche Soldaten, Kollaborateure und danische Frauen, die mit den deutschen Besatzern zusammen waren, als Verlierer und Opfer.
Viele der filmischen Ideen, wie z. B. die Unterbrechung des Handlungsverlaufs, Unterlegung des Films mit Choralen oder die Kombination
SS
-Uniformen, Wasser und Feuer, tauchen in seinen spateren Filmen wieder auf.
Neben seinen Spielfilmen drehte von Trier auch Werbespots und Musikvideos.
[14]
1983 drehte er zusammen mit
Vladimir Oravsky
fur das danische Popduo
Laid Back
Elevator Boy
und 1990 das spektakulare
Bakerman
-Video
[15]
, das die Musiker beim Musizieren in freiem Fall beim Fallschirmsprung filmte.
Wahrend Lars von Trier fur seine Fruhfilme noch neue Musikkompositionen in Auftrag gab, erklingt ab
Breaking the Waves
(1996) fast ausnahmslos Musik in seinen Filmen, die es bereits vor den Filmen gab (sog. ?praexistente Musik“).
[16]
Die Musikauswahl innerhalb seiner Filme ist bis 2013 musikalisch-stilistisch noch weitgehend konsistent, wenngleich filmubergreifend starke Unterschiede vorherrschen.
[17]
Mit
Nymphomaniac
findet das Prinzip des musikalischen Eklektizismus auch innerhalb des Films Anwendung.
[18]
Die Musikstucke wurden teilweise stark bearbeitet, um sie dramaturgisch gezielt einzusetzen, etwa zur Manipulation und Provokation des Publikums.
[19]
2005 schrieb von Trier bei einer Folge der danischen Comedy-Serie
Klovn
mit.
[20]
Die entsprechende Folge namens
It’s a Jungle Down There
lasst sich auf der Website des amerikanischen Filmverleihs drafthouse films gratis herunterladen.
[21]
Als
Christian Ulmen
2017 mit
jerks
die danische Serie nach Deutschland adaptierte, diente von Triers Folge der zweiten Episode
Camilla
als direktes Vorbild.
[22]
1984 kam der Krimi
The Element of Crime
ins Kino, von Triers zweiter Langfilm nach
Bilder der Befreiung
.
In
The Element of Crime
wird der Faszination fur faschistoide Symbole noch mehr Raum gegeben als im Vorgangerfilm.
The Element of Crime
ist der erste Teil einer Europatrilogie, die sich mit der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, Uberbleibseln archaischer Gesellschaftsformen und dem Verfall Europas auseinandersetzt.
The Element of Crime
gewann bei den
Internationalen Filmfestspielen von Cannes
den
Prix Vulcain de l’artiste technicien
und bedeutete den nationalen und internationalen Durchbruch fur von Trier. Die weiteren Teile der Trilogie waren 1987
Epidemic
,
der ebenfalls Wettbewerbsfilm in Cannes war, und
Europa
(1991), der dort ebenfalls mit dem Prix Vulcain de l’artiste technicien ausgezeichnet wurde und einen
Sonderpreis der Jury
sowie den Preis fur den besten kunstlerischen Beitrag erhielt.
1988 verfilmte von Trier fur
Danmarks Radio
die
griechische
Tragodie
Medea
nach
Euripides
. Basis seines selbst geschriebenen Drehbuchs war das bereits vorhandene Skript von
Carl Theodor Dreyer
und Preben Thomsen.
[6]
1991 startete von Trier zusammen mit Niels Vørsel das Filmprojekt
Dimensions,
die Langzeit-Verfilmung einer polizeilichen Intrige, die auf jahrlich drei Minuten Drehzeit beschrankt sein sollte und die (unter anderem mit dem Schauspieler
Udo Kier
), an verschiedenen Drehorten in Europa gedreht und im Jahr 2024 fertiggestellt werden sollte. Gedreht wurde ohne Drehbuch und auf Englisch. Der Schauspieler
Eddie Constantine
starb 1993. Nach Angaben der Zeitung
Die Welt
hat von Trier das Projekt inzwischen aufgegeben, da er mit anderen Projekten ausgelastet und die von ihm ausgesuchte Nachfolgerin fur die Regie
Katrin Cartlidge
zwischenzeitlich verstorben ist.
[23]
Es gibt eine 27 Minuten lange Version des im Jahr 2010 abgebrochenen Projektes.
[24]
Die TV-Serie
Hospital der Geister
/Geister/Riget/The Kingdom
von 1994 spielt im zweitgroßten danischen Krankenhaus
Rigshospitalet
. Von Trier ließ sich dafur von
Twin Peaks
inspirieren. 1997 folgte die zweite Staffel.
Eine Fortsetzung schien spater kaum mehr moglich, da eine Vielzahl von Schauspielern, etwa die der Frau Drusse, des Dr. Helmer oder des Arztes Bondo agierten, inzwischen verstorben waren. Auch arbeiteten Lars von Trier und Niels Vørsel (Drehbuch) nicht mehr zusammen. Ungeachtet dessen kundigte Lars von Trier im Dezember 2020 an, 2021 eine dritte Staffel zu drehen, die den Titel
Geister: Exodus
tragt.
[25]
Die Fertigstellung war fur 2022 angekundigt, die Premiere fand bei den Filmfestspielen in Venedig 2022 statt. Noch lebende Schauspieler wie
Ghita Nørby
und
Søren Pilmark
sind wieder mit dabei.
[26]
Mit
Breaking the Waves
von 1996 beginnt die ?Golden-Heart“-Trilogie. Die bis dahin unbekannte Hauptdarstellerin
Emily Watson
ubernahm die Rolle der jungen Bess McNeill, welche sich in dem Wahn, dadurch ihre große Liebe (dargestellt von
Stellan Skarsgard
) retten zu konnen, von einem akzeptierten Mitglied der Gemeinschaft zu einer Dorfprostituierten entwickelt. Der international bekannte danische Kunstler
Per Kirkeby
gestaltete die Kapitelbilder, die den Film gliedern. Es handelt sich um Landschaftsaufnahmen, die minutenlang zu sehen sind und sich dabei minimal verandern.
1998 nahm von Trier mit dem zweiten
Dogma-Film
Idioten
/Idioterne
am Filmfest von Cannes teil. Der Film provozierte stark durch sein Thema ?Irre spielen“, die ersten pornographischen Darstellungen in einem Spielfilm und durch die sehr unruhige und wacklige Kamerafuhrung.
Fur das technisch aufwendige Musical
Dancer in the Dark
,
in dem einzelne Tanzszenen mit unzahligen Kameras gleichzeitig gefilmt wurden, erhielt von Trier 2000 die
Goldene Palme
in
Cannes
.
Bjork
schrieb nicht nur die gesamte Filmmusik, sondern spielte auch die Hauptfigur Selma.
[27]
Ahnlich wie in
Breaking the Waves
opfert eine Frau ihr Leben fur ihre Liebe. In diesem Film nicht zu einem Ehemann, sondern zum geliebten und von Erbkrankheit bedrohten Sohn.
Dancer in the Dark
kann sowohl zur Golden-Heart- als auch zur USA-Trilogie gerechnet werden.
Mit
Dogville
begann von Trier seine filmische
USA
-Trilogie, die dort bei einigen Kritikern bereits deshalb auf Vorbehalte stoßt, weil der Regisseur aufgrund seiner Flugangst selbst nie dort gewesen ist. Den Vorwurf kommentierte von Trier in Anspielung auf den Film
Casablanca
mit der Feststellung, dass die Amerikaner auch nicht in
Marokko
gewesen seien. Vor allem storten die Kritiker sich an der aus ihrer Sicht einseitigen Darstellung der Dorfgemeinschaft in Dogville.
Mit dem Film
Manderlay
von 2005 fuhrte er die mit
Dogville
begonnene Geschichte fort. Die Hauptfigur Grace ist nicht mehr mit
Nicole Kidman
besetzt, sondern mit
Bryce Dallas Howard
.
Beide Filme arbeiten mit
Brechts
Theater, in dem stets klargemacht wird, dass man nur ein ?Schau-Spiel“ sieht. Emotionale Distanz ist erwunscht und wird gezielt erzeugt. Gefilmt wurde in schwarz gestrichenen Hallen, in denen nur die notigsten Requisiten standen. In
Dogville
wurden die gedachten Hauser als zusatzlicher Verfremdungseffekt nur durch weiße Linien auf dem Hallenboden kenntlich gemacht.
2008 drehte von Trier in Nordrhein-Westfalen den
Horror
-Thriller
Antichrist
mit
Charlotte Gainsbourg
und
Willem Dafoe
in den Hauptrollen.
[28]
Der Film erhielt 2009 eine Einladung in den Wettbewerb der
62. Internationalen Filmfestspiele von Cannes
und brachte von Trier eine Nominierung fur den
Europaischen Filmpreis
und den danischen
Robert
in den Kategorien
Regie
und
Drehbuch
ein. Er gewann den
nordischen Filmpreis
2009. Der heftig umstrittene Film festigte von Triers Ruf als
Skandalfilm
-Regisseur.
Im Sommer 2010 drehte von Trier den Spielfilm
Melancholia
mit internationaler Besetzung in Schweden. Der Film ist aus dem nicht verwirklichten Projekt entstanden,
Jean Genets
Stuck
Die Zofen
mit
Penelope Cruz
zu verfilmen.
[29]
Er entspricht im Aufbau einer Oper, d. h., er besteht aus einer Ouverture, zwei Akten und einem Finale.
[30]
Die Ouverture besteht aus verschiedenen Standbildern ohne Ton und Handlung, die sich minimal bewegen. Diese Einleitung dauert acht Minuten und ist eine Weiterentwicklung der Kapitelbilder in
Breaking the Waves
.
Die Filmmusik entstammt
Richard Wagners
Tristan und Isolde
und wurde dem Film gemaß bearbeitet.
[31]
Melancholia
, der 2011 fertiggestellt wurde, brachte von Trier seine neunte Einladung in den Wettbewerb der
Internationalen Filmfestspiele von Cannes
ein.
Nymphomaniac
kam am 20. Februar 2014 als
Nymphomaniac Volume I
in die deutschen Kinos. In einer Langfassung wurde der Film auf den
64. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2014
gezeigt.
[32]
Dem Film ging eine mehrjahrige Werbekampagne voraus.
Die Gruppe der Filme
Antichrist
,
Melancholia
und
Nymphomaniac
wird haufig als die
Trilogie der Depression
bezeichnet.
Von Trier drehte ab Anfang 2017 einen Thriller uber einen Serienmorder in den USA der 1970er Jahre.
[33]
Im Cast sind
Matt Dillon
,
Uma Thurman
und
Bruno Ganz
. Gedreht wurde wieder auf Englisch. Der Film kam Ende 2018 in die Kinos. Seine Weltpremiere feierte
The House That Jack Built
im Rahmen der 71. Internationalen Filmfestspiele von Cannes, wo er außer Konkurrenz lief.
[34]
1996 war Kopenhagen
Kulturhauptstadt Europas
. Von Trier nahm mit einem von Ameisen in Neu-Mexiko in Echtzeit gesteuerten Theater, das in der Kopenhagener Kunstvereinigung stattfand, teil. Die uber acht Wochen dauernde Inszenierung wurde von Morten Arnfred geleitet. Dokumentiert wurde das Ganze von Jesper Jargil in dem Film De Udstillede (Die Ausgestellten).
[35]
Von Trier gab 2004 bekannt, dass er sich trotz zweijahriger Vorbereitung nicht in der Lage sehe, den
Ring des Nibelungen
wie geplant fur die
Richard-Wagner-Festspiele
2006 in
Bayreuth
zu inszenieren, da die Inszenierung des vierteiligen Opern-Zyklus von ca. 16 Stunden Spieldauer seine Krafte ubersteigen und die finanziellen Ressourcen nicht ausreichen wurden.
[36]
1992 grundete von Trier zusammen mit dem Produzenten
Peter Aalbæk Jensen
die Filmproduktionsfirma
Zentropa
, die heute die erfolgreichste und großte Produktionsstatte fur Film (TV und Kino) in Danemark ist. Zentropa wurde mit dem
Douglas-Sirk-Preis
ausgezeichnet. Von Trier bezieht ein festes Gehalt und ist nach eigener Aussage nicht im Management. Er tragt aber mit seinen kommerziell erfolgreichen Filmen und seiner hohen Medienprasenz maßgeblich dazu bei, dass Filme anderer finanziert werden konnen. Der Name Zentropa stammt aus seinem Film
Europa
? so heißt die Eisenbahngesellschaft im Film. Die Tochterfirma Zentropas, Innocent Pictures, die ?frauenfreundliche“ Pornos produziert hat, gibt es nicht mehr.
Ein Mediencoup gelang von Trier mit seinem
Dogma-95
-Manifest. Am 20. Marz 1995, dem 100. Geburtstag des Films, warf Von Trier einen Haufen Flugblatter mit dem Manifest vor die versammelte Presseschar im Pariser Odeon-Theater.
[8]
2008 wurde die Dogma-Bewegung um von Trier,
Vinterberg
, Levring und
Kragh-Jacobsen
mit dem
Europaischen Filmpreis
in der Kategorie
Beste europaische Leistung im Weltkino
bedacht.
[37]
Pornografische und gewalttatige Darstellungen sowie Provokation mit dem Themenkomplex Nationalsozialisten ? Juden
[
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Lars von Trier gilt als ?
Enfant terrible
“ der Filmindustrie. Bereits sein
Dogma
-Film
Idioten
(danisch:
Idioterne
; 1998) sorgte mit einer Kombination aus expliziten sexuellen Darstellungen und dem provozierenden ?Irrsein“ der Figuren fur einen internationalen Skandal.
[38]
Auch sein Werk
Antichrist
wurde aufgrund der expliziten und extrem gewalttatigen Darstellung kontrovers diskutiert.
[39]
Die Welt
nannte ihn den ?meistgehassten Film“ des Jahres.
[40]
Von Trier gab an, seit langerer Zeit unter Depressionen gelitten zu haben und einen Teil davon in seinen Filmen zu verarbeiten. In Cannes hatte er wiederholt mit pornografischen oder gewalttatigen Szenen in seinen Filmen oder kontroversen Außerungen provoziert.
[41]
In einem Interview der
Zeit
sagte er unter anderem: ?Meine Familie hatte sehr genaue Vorstellungen von Gut und Bose, von Kitsch und guter Kunst. Mit meiner Arbeit stelle ich all das in Frage. Ich provoziere nicht nur die anderen, ich erklare mir, meiner Erziehung, meinen Werten, auch standig selbst den Krieg. Und ich attackiere die
Gutmenschen
-Philosophie, die in meiner Familie herrschte.“
[2]
In seinem Film
Europa
spielt Lars von Trier die Rolle des gekauften Juden, der von einem amerikanischen Oberst angeheuert wird, um dem Besitzer der Eisenbahngesellschaft Zentropa namens Hartmann einen
Persilschein
auszustellen, also um ihn mit Falschaussagen von seinen begangenen Verbrechen ?reinzuwaschen“. Hartmann bringt sich trotz der erkauften
Entnazifizierung
in der Badewanne um.
Lars von Triers biologischer Vater hieß Hartmann und hatte deutsche Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert, sein rechtlicher und sozialer Vater Trier hatte judische Vorfahren aus Deutschland.
Im Mai 2011 wurde von Trier von den
64. Internationalen Filmfestspielen von Cannes
ausgeschlossen
. Auf der Pressekonferenz zu seinem Film
Melancholia
hatte von Trier dort zuvor mit Außerungen, die unter anderem auf ironische Weise vermeintliche Sympathie und Verstandnis fur
Adolf Hitler
bekundeten, einen
Eklat
ausgelost. Von Trier entschuldigte sich wenig spater fur seine ?falschen“ und ?dummen“ Außerungen.
[42]
Der Vorfall fand ein internationales Medienecho und fuhrte zu Abbestellungen des Films
Melancholia
seitens israelischer und argentinischer Filmverleiher.
[43]
Anfang Oktober 2011 wurde von Trier erstmals von der danischen Polizei wegen seiner umstrittenen Außerungen vernommen. Ihm drohte nach eigenen Angaben eine Anklage wegen der Verharmlosung von
Kriegsverbrechen
.
[44]
Anfang Dezember 2011 wurde die Anklage gegen von Trier jedoch fallengelassen. Die Staatsanwaltschaft außerte sich dahingehend, dass hinter von Triers Aussagen keine Intentionen zur Verharmlosung von Kriegsverbrechen zu vermuten seien, seine Aussagen seien in erster Linie auf die Stresssituation im Interview zuruckzufuhren.
[45]
Nach dem katastrophalen Ausgang der Cannes-Pressekonferenz verordnete von Trier sich ein mehr als dreijahriges offentliches Schweigen, das er mit einem großen Interview mit der Tageszeitung
Politiken
Ende 2014 beendete.
[46]
Im Mai 2018 wurde es von Trier erstmals nach sieben Jahren wieder gestattet, an den Filmfestspielen von Cannes teilzunehmen, nachdem er 2011 von den Veranstaltern zur
persona non grata
erklart worden war. Bei dieser neuerlichen Teilnahme stellte er sein Werk
The House That Jack Built
außerhalb des Wettbewerbs vor.
[47]
Mehrere Zuschauer verließen die Vorfuhrung am 15. Mai 2018. Im Film werden ?extreme Gewaltszenen“ gezeigt, so die Ermordung von Kindern und das Abschneiden der Bruste einer Frau.
[48]
Drehbuch und Regie
Nur
Drehbuch
- 2005:
Dear Wendy
- 2007: De unge ar: Erik Nietzsche sagaen del 1/The early years: Erik Nietzsche Part 1
Produktion
- 1999?2000: Morten Korch ? Ved stillebækken (TV)
Schauspieler
- 1969: Hemmelig sommer (TV)
- 1987: Epidemic (Arzt und sich selbst)
- 1991: Europa (Der gekaufte Jude)
- 1984: Großer Technik-Preis bei den
Internationalen Filmfestspielen von Cannes
fur
Element of Crime
- 1984: Josef-von-Sternberg-Preis des
Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg
fur
Element of Crime
- 1985:
Bodil
fur
Element of Crime
(Bester danischer Film)
- 1985:
Robert
fur
Element of Crime
(Bester danischer Film)
- 1986: Regiepreis des Internationalen Filmfestivals
Fantasporto
fur
Element of Crime
- 1991: Jurypreis, Großer Technik-Preis und Bester kunstlerischer Beitrag bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes fur
Europa
- 1991: Grand Prix des
Flanders International Film Festival Ghent
fur
Europa
- 1991: Auszeichnung des
Sitges Festival Internacional de Cinema de Catalunya
fur
Europa
(Bester Film)
- 1991: Bronzenes Pferd
Stockholm International Film Festival
fur
Europa
- 1992: Bodil fur
Europa
(Bester danischer Film)
- 1992: Robert fur
Europa
(Bester danischer Film)
- 1992: Regiepreis des Internationalen Filmfestivals Fantasporto fur
Europa
- 1995: Bodil fur
Geister
(Bester danischer Film)
- 1995: Robert fur
Geister
(Bestes Drehbuch ? gemeinsam mit
Niels Vørsel
)
- 1995: Regiepreis des
Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary
fur
Hospital der Geister
- 1996:
Großer Preis der Jury
der Internationalen Filmfestspiele von Cannes fur
Breaking the Waves
- 1996:
Adolf-Grimme-Preis
mit Gold fur
Hospital der Geister
- 1996:
Amanda
fur
Breaking the Waves
(Bester nordischer Spielfilm)
- 1996: Baltischer Filmpreis und
Preis der Okumenischen Jury
wahrend der
Nordischen Filmtage Lubeck
fur
Breaking the Waves
- 1996:
FIPRESCI-Preis
beim
Europaischen Filmpreis
fur
Breaking the Waves
- 1996: FIPRESCI-Preis beim Stockholm International Film Festival fur
Breaking the Waves
- 1996:
New York Film Critics Circle Award
fur
Breaking the Waves
(
Beste Regie
)
- 1997:
National Society of Film Critics
Award fur
Breaking the Waves
(
Beste Regie
)
- 1997: Bodil fur
Breaking the Waves
(Bester danischer Film)
- 1997: zwei Roberts fur
Breaking the Waves
(Bester danischer Film, Bestes Drehbuch)
- 1997:
Cesar
fur
Breaking the Waves
(Bester auslandischer Film)
- 1997:
Fotogramas de Plata
fur
Breaking the Waves
(Bester auslandischer Film)
- 1997:
Golden Satellite Award
fur
Breaking the Waves
(Bester fremdsprachiger Film)
- 1998:
Bohmischer Lowe
fur
Breaking the Waves
(Bester fremdsprachiger Film)
- 1998: FIPRESCI-Preis des
London Film Festival
fur
Idioten
- 1999: Regie- und Drehbuchpreis des Internationalen Filmfestivals Fantasporto fur
Hospital der Geister
- 2000:
Goldene Palme
der Internationalen Filmfestspiele von Cannes fur
Dancer in the Dark
- 2000: Publikumspreis beim Europaischen Filmpreis fur
Dancer in the Dark
(Beste Regie)
- 2001:
Blue Ribbon Award
fur
Dancer in the Dark
(Bester fremdsprachiger Film)
- 2001:
Goya
fur
Dancer in the Dark
(Bester europaischer Film)
- 2001:
Independent Spirit Award
fur
Dancer in the Dark
(Bester auslandischer Film)
- 2001:
Golden-Globe
-Nominierung fur
Dancer in the Dark
(
Bester Filmsong
? ?I’ve Seen It All“, gemeinsam mit
Bjork
und
Sjon
)
- 2001:
Oscar
-Nominierung fur
Dancer in the Dark
(
Bester Song
? ?I’ve Seen It All“, gemeinsam mit Bjork und Sjon)
- 2001: Golden Satellite Award fur
Dancer in the Dark
(Bester Song ? ?I’ve Seen It All“, gemeinsam mit Bjork und Sjon)
- 2003: Europaischer Filmpreis fur
Dogville
(
Beste Regie
)
- 2003: Ehrenpreis des Internationalen Filmfestivals von Kopenhagen fur
Dogville
- 2003:
Franz Hofer
-Preis/Filmhaus Award vom Filmhaus Saarbrucken fur
Dogville
- 2004: Bodil fur
Dogville
(Bester danischer Film)
- 2004: Robert fur
Dogville
(Bestes Drehbuch)
- 2004:
David di Donatello
fur
Dogville
(Bester europaischer Film)
- 2008:
Bremer Filmpreis
- 2008:
Beste europaische Leistung im Weltkino
als Begrunder der Dogma-Bewegung (gemeinsam mit
Søren Kragh-Jacobsen
,
Kristian Levring
und
Thomas Vinterberg
)
- 2009:
Filmpreis des Nordischen Rates
fur
Antichrist
- 2010: Bodil fur
Antichrist
(Bester danischer Film)
- 2010: drei Roberts fur
Antichrist
(Bester danischer Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch)
- 2011: Europaischer Filmpreis fur
Melancholia
(Bester europaischer Film)
- 2012: drei Roberts fur
Melancholia
(Bester danischer Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch)
- 2012: Bodil fur
Melancholia
(Bester danischer Film)
- 2015: drei Roberts fur
Nymphomaniac Director’s Cut
(Bester danischer Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch)
- 2018:
Sonning-Preis
- Linda Badley,
Lars Von Trier Beyond Depression: Contexts and Collaborations
. Columbia University Press, New York City, 2022,
ISBN 978-0231191524
.
- Stig Bjorkman, Lars von Trier:
Trier uber von Trier. Gesprache mit Stig Bjorkman.
Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Frankfurt a. M. 2001,
ISBN 3-8077-0161-3
.
- Ahmed Elbeshlawy,
Woman in Lars von Trier’s Cinema, 1996?2014
. Palgrave Macmillan, London, 2016.
ISBN 978-3319406381
.
- Antje Flemming:
Lars von Trier. Goldene Herzen, geschundene Korper.
Bertz + Fischer, Berlin 2010,
ISBN 978-3-86505-310-7
.
- Achim Forst:
Breaking the Dreams. Das Kino des Lars von Trier.
Schuren, Marburg 1998,
ISBN 3-89472-309-2
.
- Jana Hallberg, Alexander Wewerka:
Dogma 95. Zwischen Kontrolle und Chaos.
Alexander Verlag, Berlin 2001,
ISBN 3-89581-047-9
.
- Bjorn Hayer
: Lars von Triers
Antichrist
. Eine Analyse. Diplomoca, Hamburg 2012,
ISBN 978-3-8428-7294-3
.
- Andreas Jacke
:
Krisen-Rezeption oder was Sie schon immer uber Lars von Trier wissen wollten, aber bisher Jacques Derrida nicht zu fragen wagten.
Verlag Konigshausen & Neumann, Wurzburg 2014,
ISBN 978-3-8260-5537-9
.
- Lothar van Laak:
Medien und Medialitat des Epischen in Literatur und Film des 20. Jahrhunderts: Bertolt Brecht ? Uwe Johnson ? Lars von Trier.
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