Dieser Artikel befasst sich mit der Landung von Fluggeraten, zur Landung im Militar siehe
Landung (Taktik)
.
Landung
bezeichnet das kontrollierte Aufsetzen eines Luftfahrzeugs oder Raumfahrzeugs auf der
Erdoberflache
, im Normalfall auf einer dafur vorgesehenen
Landestelle
. In der Regel wird der Flug nach den
Flugphasen
Sinkflug
und
Landeanflug
mit dem
Flugmanover
Landung abgeschlossen. Muss der Landeanflug oder die Landung abgebrochen werden, folgt noch der
Fehlanflug
.
Als Landung bezeichnet man nach Definition der
ICAO
die Flugphasen vom Abfangen am Ende des
Landeanflugs
bis zum Stillstand oder langsamen Rollen bzw. bis zum Einleiten des
Durchstartens
.
[1]
Wahrend dieser Flugphase muss die Gesamtenergie (
kinetische
+
potentielle Energie
), die das Luftfahrzeug zu Beginn des Abfangens besitzt, gezielt abgebaut werden. Durch die Landung gegen den
Wind
wird die Aufsetzgeschwindigkeit reduziert, die zwischen etwa 60 km/h (
Segelflug
) und 300 km/h (
Linienflug
) liegt. Die Restenergie muss am Boden abgebaut werden.
Die Landung eines Flugzeugs setzt sich aus den Phasen
Abfangen (break)
,
Ausschweben
(flare)
,
Aufsetzen (touchdown)
und
Ausrollen (rollout)
zusammen.
Vor der Landephase wird wahrend des
Landeanflugs
die Geschwindigkeit auf die sichere Anfluggeschwindigkeit reduziert. Diese muss eine ausreichende Reserve zur
Uberziehgeschwindigkeit
haben. Als optimale Anfluggeschwindigkeit gilt bei Motorflugzeugen die Uberziehgeschwindigkeit mal Faktor 1,3. Diese Geschwindigkeit nennt man Referenzgeschwindigkeit (V
REF
). Dazu addiert wird je nach Flugzeugtyp die halbe oder ein Drittel der Windgeschwindigkeit und eventuelle Windboen. Die Geschwindigkeit darf aber nicht hoher sein als die maximale Geschwindigkeit fur ausgefahrene Landeklappen (V
FE
? Flaps Extended) und ausgefahrenes
Fahrwerk
(V
LE
? Landing Gear Extended). Diese Geschwindigkeit nennt man Zielgeschwindigkeit (V
TRG
? Target Speed oder V
APP
? Approach Speed). In der Verkehrsluftfahrt werden diese Geschwindigkeiten vor jedem Landeanflug in der sogenannten Anflugbesprechung festgelegt, da die Uberziehgeschwindigkeit gewichtsabhangig ist und immer aktuell bestimmt werden muss. Bei
Leichtflugzeugen
wird der Referenzgeschwindigkeit gegebenenfalls eine Sicherheitsreserve addiert, beispielsweise im Falle von starkem Wind. Bei Segelflugzeugen ist die Landegeschwindigkeit die Geschwindigkeit des besten Gleitens (V
Y
) plus 10 % (bei Gegenwind oder Turbulenzen plus 20 %). Da bei
Segelflugzeugen
kein Durchstarten moglich ist, dient die erhohte Geschwindigkeit als Sicherheitsreserve.
Wahrend Leichtflugzeuge meist mit dem Triebwerk im Leerlauf landen, wird dies bei großeren Maschinen nicht angewendet. Die Ursache liegt in der fur die Landung nachteiligen guten
Gleitzahl
der Maschinen und der damit einhergehenden Schwierigkeit, Geschwindigkeit abzubauen. Die Gefahr des Uberschwebens ware zu groß. Aus diesem Grund greift man zu einem Trick: In den hoheren Stufen der Hochauftriebshilfen (Landeklappen) erzeugen diese nicht nur erhohten Auftrieb, sondern beabsichtigterweise auch einen hohen Luftwiderstand. Der Gleitwinkel von ublicherweise 3° kann dann nur noch durch die Gabe von zusatzlichem Schub eingehalten werden. Die Geschwindigkeit kann nun durch die Kombination von Schub und Trimmung sehr effektiv beeinflusst und konstant gehalten werden. Ein weiterer Vorteil bei Jets ist der Umstand, dass im Falle eines Durchstartmanovers die Beschleunigungszeit des Triebwerks signifikant reduziert wird, die sonst von Leerlauf bis Hochstdrehzahl bei vier bis sieben Sekunden liegt. Bei den meisten Maschinen liegt der Landeschub bei etwa 45?65 % N1. Beim Einleiten des Abfangbogens wird der Schub in der Regel auf Leerlauf zuruckgefahren.
Unter dem Abfangen (
round out
oder
break
) versteht man den Ubergang (Abfangbogen) aus dem Anflug (
Sinkflug
) in einen nahezu horizontalen Flug.
Im anschließenden Ausschweben
(flare)
wird bei Leichtflugzeugen die Fluggeschwindigkeit allmahlich reduziert, und das Flugzeug setzt mit Mindestfahrt auf. Mit abnehmender Fluggeschwindigkeit wird der Auftrieb durch Vergroßerung des Anstellwinkels erhoht. Da sich dadurch auch der Widerstand an den Flugeln erhoht, muss mit abnehmender Fahrt der Anstellwinkel schneller vergroßert werden.
Ein Verkehrsflugzeug wird mit der Anfluggeschwindigkeit V
APP
angeflogen. Nach Passieren der
Landeschwelle
in 50 Fuß Hohe wird in einer vom Flugzeugtyp abhangigen Abfanghohe mit einer leichten Erhohung des Anstellwinkels die
Sinkrate
reduziert und das Flugzeug setzt aus dem Ausschweben mit der aus dem Hochziehen der
Flugzeugnase
resultierenden Neigung der Flugzeuglangsachse gegen die Horizontale (
Pitch
) auf.
Verkehrsflugzeuge werden nach einer Standardlandetechnik gelandet, die immer einen Punkt 1000 Fuß hinter der Landeschwelle anpeilt.
Fur das Aufsetzen auf dem Wasser gibt es uneinheitliche Empfehlungen.
Je großer die Uberziehgeschwindigkeit des Flugzeugs, desto hoher ist entsprechend die Aufsetzgeschwindigkeit und somit auch die Restenergie, welche am Boden abgebaut werden muss.
Davon abhangig ist die benotigte
Landerollstrecke
(
landing distance
), die Strecke vom
Aufsetzpunkt
bis zum Stillstand. Um diese zu verkurzen, werden bei Großflugzeugen uppig dimensionierte ? und bei einigen Flugzeugtypen kuhlbare ?
Bremsen
eingesetzt.
Der aerodynamische Widerstand der ausgefahrenen Landeklappen bleibt dabei weiter wirksam. Um zu verhindern, dass das Flugzeug aufgrund des hohen
Auftriebsbeiwerts
(durch den Klappenausschlag) erneut kurz abhebt (Sprunglandung), werden unmittelbar nach dem Aufsetzen die
Spoiler
aktiviert, um den Auftrieb zu zerstoren und den Widerstand noch weiter zu erhohen. Bei Verkehrsflugzeugen werden die Spoiler durch eine komplizierte Logik angesteuert, die je nach Flugzeugtyp unterschiedliche Bedingungen pruft. Zusatzlich besteht bei vielen Propeller- und
Strahltriebwerken
die Moglichkeit, durch
Schubumkehr
die Bremswirkung zu erhohen. Im zivilen Bereich werden
Bremsschirme
selten verwendet, wie bei der
Caravelle
und
Tupolew Tu-104
.
Die benotigte
Landestrecke
(
landing distance
) ist die gesamte Strecke von der Landebahnschwelle (
threshold
) bis zum Stillstand, die bei Jets mit hohen Anfluggeschwindigkeiten uber 2000 m betragen kann. Dies hangt nicht nur von der Geschwindigkeit, sondern auch vom Gewicht und dem Wind ab. Piloten, die mit sehr kleinen Landeflachen auskommen mussen (
Buschpiloten
), wenden besondere Kurzlandetechniken an. In der Regel bedeutet das eine Reduzierung der Referenzgeschwindigkeit bis knapp uber die Mindestfahrt. Eine Unachtsamkeit im Landeanflug bedeutet starkes Durchsacken und im schlimmsten Fall Abkippen uber eine der beiden Tragflachen. Kurzlandungen erfordern hohe Konzentration und nicht zu unsteten Wind.
Eine Landung kann (außer bei Segelflugzeugen) in nahezu jeder Phase abgebrochen werden. Die Bezeichnung dafur ist
Durchstarten
(
Go-Around
) oder
Fehlanflug
. Auch nach dem Aufsetzen wahrend des Ausrollens kann noch durchgestartet werden, solange noch kein Umkehrschub aktiviert ist (wenn vorhanden). Als Flugmanover spricht man dann vom Aufsetzen und Durchstarten (
Touch-and-Go
).
Bei der Landung eines Militarflugzeuges auf einem
Flugzeugtrager
gibt es kein Abfangen und kein Ausschweben. Kurz vor dem Aufsetzen wird das Triebwerk auf volle Leistung gebracht, um bei einem eventuell notwendigen Durchstartmanover die Zeit zu verkurzen, bis das Triebwerk reagiert und die volle Leistung abgibt. Der Anflug endet am Aufsetzpunkt und geht direkt in das Ausrollen uber. Ein Fangseil, in das sich der Fanghaken des Tragerflugzeuges einhakt, entzieht dem Flugzeug seine kinetische Energie. Greift der Fanghaken ein Fangseil, wird das Flugzeug abgebremst, und der Pilot drosselt sofort die Triebwerke. Dabei erfahren Flugzeug und Pilot bei dem abrupten Abbremsmanover eine enorme Bremsbeschleunigung. Ein Landeversuch, bei dem das Fangseil verpasst wird und ein Durchstarten mit vollem Schub notwendig ist, wird
Bolter
(Niete) genannt.
Fur Starts und Landungen aller
Luftsportgerate
und
Luftfahrzeuge
besteht in Deutschland
Flugplatzpflicht
mit Ausnahme von Freiballonen. Fur Segelflugzeuge ist eine Außenlandegenehmigung grundsatzlich erteilt.
Eine Ausweichlandung ist die normale Landung eines Luftfahrzeugs, die nicht am
Zielflugplatz
durchgefuhrt wird, sondern an einem Ausweichflugplatz. Fur den Fall einer eventuellen Ausweichlandung muss fur alle Fluge, gleich ob privat oder kommerziell, eine Treibstoffreserve mitgefuhrt werden, die der normalen Flugstrecke vom Zielflugplatz zum Ausweichflugplatz +30 Minuten entspricht. Die Ausweichlandung ist nur selten eine Notlandung, welche eine
Luftnotlage
wahrend des Flugs voraussetzt.
Grunde fur eine Ausweichlandung konnen sein:
- kurzfristige Sperrung des Zielflugplatzes
- zu schlechte Wetterbedingungen
- langer dauerndes Fliegen in
Warteschleifen
- zu spates Erreichen der Umgebung des Zielflugplatzes, z. B. bei
Nachtflugverbot
.
Von einer Außenlandung spricht man generell immer dann, wenn die Bodenberuhrung eines landenden
Flugzeuges
oder
Fallschirmspringers
nicht auf einer genehmigten Landebahn (bzw. dem Landeplatz) oder außerhalb der verfugbaren Landestrecken eines in Betrieb befindlichen Flugplatzes erfolgt, sondern beispielsweise im Außengelande, auf einer Straße oder auf einem geschlossenen Flugplatz.
Beim Fallschirmspringen sind meist widrige Windbedingungen dafur verantwortlich, dass das Zielfeld nicht erreicht werden kann. Es gibt andererseits auch geplante Außenlandungen, die allerdings im Voraus angemeldet sein mussen.
Beim
Segelflug
sind Außenlandungen nicht ungewohnlich, da Segelflugzeuge als Antriebsenergie nur ihre Hohe nutzen konnen, die sie in der Regel uber
Aufwinde
erreichen. Findet ein Segelflugzeug in geringer Hohe abseits eines Flugplatzes keinen Aufwind mehr, muss es außenlanden und wird spater mit einem Fahrzeug abgeholt. Dies wird in der Berichterstattung oftmals dramatisierend und vollig unzutreffend als ?Notlandung“ oder gar ?Absturz“ bezeichnet.
Eine Sicherheitslandung liegt vor, wenn sich der
Pilot
fur eine Landung entscheidet, um eine drohende Notlage zu vermeiden, die zum Zeitpunkt dieser Entscheidung aber noch nicht gegeben ist. Der Pilot hat also genugend Zeit, um zu einem geeigneten Flugplatz zu fliegen oder ein geeignetes Gelande fur eine Außenlandung zu suchen.
Grunde fur eine Sicherheitslandung konnen sein:
- Unerwartete Wettererscheinungen, die ein Weiterfliegen bzw. Umkehren unmoglich machen
[2]
[3]
- Instrumentenausfall
- Ungewohntes Verhalten eines Triebwerks (aber noch kein Triebwerksausfall)
- Wahrend des Fluges wird festgestellt, dass der Treibstoff nicht mehr bis zum geplanten Flugplatz reicht
[2]
- Wahrend eines
Sichtflugs
ohne
Nachtflugberechtigung
wird festgestellt, dass der nachste Flugplatz nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit erreicht werden kann
[2]
- Ausfall eines Triebwerks bei mehrmotorigen Maschinen
- Krankheitsfall ohne akute Lebensgefahr
- Unwohlsein eines Piloten
- Am Boden befinden sich Personen, die sich in großer Gefahr befinden und Hilfe benotigen
[3]
[2]
Eine Sicherheitslandung darf nicht behindert werden. Eine Zustimmung der
Luftfahrtbehorden
fur einen Wiederstart ist explizit nicht notwendig. Der Eigentumer des Grundstucks, auf dem gelandet wurde, darf den Wiederstart nicht behindern. Der Pilot hat gegenuber dem Grundstuckseigentumer jedoch eine Auskunftspflicht (Angaben zum Halter und Versicherungsnachweis gem. § 25
LuftVG
).
Um eine Notlandung handelt es sich, wenn eine Landung durch eine
Notlage
erzwungen wurde.
Grunde dafur konnen sein:
- Feuer an Bord
- schwere oder nicht einzuordnende Mangel oder Beschadigungen am Flugzeug, die wahrend des Flugs festgestellt werden
- akuter
Treibstoffmangel
[2]
- Unwetter
und
Turbulenzen
- schwere
Triebwerksprobleme
- Ausfall aller Triebwerke
- Probleme mit dem Fahrwerk
- Akut lebensgefahrliche Erkrankung oder Verletzung eines Passagiers oder Besatzungsmitglieds
- Unwohlsein beider Piloten
Die Notlandung erfolgt im besten Fall auf einem Flugplatz; falls dies nicht moglich ist, auf freiem Gelande (
Außenlandung
) oder als
Notwasserung
auf Wasserflachen. Sie wird manchmal durch umfangreiche Maßnahmen der Rettungsdienste am Boden bzw. auf dem Wasser begleitet, sofern solche in der Nahe verfugbar sind. Nach einer Notlandung außerhalb eines Flugplatzes ist (im Gegensatz zur Sicherheitslandung) ein Wiederstart nur nach Genehmigung durch die zustandige Landesluftfahrtbehorde zulassig, § 25 Abs. 2 Nr. 2 Satz 2
LuftVG
.
Eine besondere Art der Notlandung stellt die ?medizinische Notlandung“ dar. Verschlechtert sich wahrend des Transports eines Patienten mit einem
Rettungshubschrauber
sein Zustand erheblich, muss der Hubschrauber eventuell zwischenlanden, um eine bessere Behandlung zu ermoglichen. Der Wiederstart bedarf in diesem Fall keiner Genehmigung.
Eine Ziellandung ist eine Landung auf einem festgelegten Bereich der Landebahn. Sie gehort bei Flugwettbewerben oft zu den Bewertungskriterien.
Eine weitere Bedeutung von
Ziellandung
ist eine Landung ohne Motorleistung (also im Gleitflug) aus festgelegter Hohe (meist 2000 ft uber Grund) auf ein festgelegtes Landefeld zu Ubungs- und Prufungszwecken.
Sie wird in der Prufung zum Luftfahrzeugfuhrer verlangt und auch danach von Piloten fur den Fall einer Außen- oder Notlandung trainiert. Dabei wird vor allem die Einschatzung und Einteilung der zur Verfugung stehenden Hohe fur einen Gleitflug geubt: Die Flugroute muss ? oft in Form einer verkurzten Platzrunde ? so gewahlt werden, dass sie moglichst nah am festgelegten Aufsetzpunkt endet. Landungen genau auf dem Punkt heißen
Punktlandung
.
In der deutschen Prufung zum Luftfahrzeugfuhrerschein muss das Aufsetzen bei der Ziellandung
- a) aus der Platzrunde mit und ohne Motorhilfe innerhalb von 100 Metern nach dem Landezeichen
- b) aus mindestens 600 m (2000 ft) uber Grund ohne Motorhilfe innerhalb von 150 Metern nach dem Landezeichen
erfolgen.
[4]
Eine Bauchlandung ist eine Landung mit eingefahrenem
Fahrwerk
, so dass das Flugzeug auf der Unterseite des Rumpfes landet, was zu erheblichen Schaden sowohl am Rumpf als auch beispielsweise an Triebwerken fuhren kann.
Bei Verkehrsflugzeugen folgt die Landevorbereitung peniblen Vorgaben, zudem sind Warnsysteme installiert. Versehentliche Bauchlandungen sind dadurch extrem selten. Bei Defekten am Fahrwerk kann absichtlich auf dem Bauch gelandet werden.
Bei Segelflugzeugen kommt es haufiger zu versehentlichen Bauchlandungen, wenn der Pilot das Fahrwerk auszufahren vergisst. Auf Graspisten sind die Schaden meist nur gering, auf befestigten Pisten weitaus hoher. Viele Segelflugzeuge verfugen uber eine Fahrwerkswarnung, die den Piloten durch ein akustisches Signal warnt, sobald die Bremsklappen (die fast ausschließlich zur Landung verwendet werden) bei noch eingefahrenem Fahrwerk betatigt werden. Andererseits besteht das Risiko, dass der Pilot durch das Bemuhen, das Fahrwerk nachtraglich noch auszufahren, sich nicht ausreichend auf den ubrigen Landevorgang konzentriert und dadurch ein noch großerer Schaden entsteht. Daher wird auf diese Warnung auch bewusst verzichtet.
Von einer Bruchlandung spricht man bei der Landung eines Luftfahrzeugs, bei der es zur erheblichen
Beschadigung
des Flugzeugs kommt.
Bei einer langen Landung (engl.
long landing
) wird das Flugzeug absichtlich deutlich hinter dem fur die Landebahn vorgesehenen
Aufsetzpunkt
aufgesetzt. Das kann verkehrstechnische Vorteile bieten, verringert aber die Sicherheitsreserven. Die Entscheidung uber eine lange Landung trifft der Pilot, entweder auf eigene Initiative oder auf Anfrage der Flugsicherung. In der Verkehrsluftfahrt ist jedoch ein Aufsetzen hinter der Aufsetzzone, die in der Regel bei 3000 ft (rund 900 m) hinter der
Landebahnschwelle
endet, nicht zulassig.
Vorteile einer langen Landung:
- schnelleres Erreichen eines Abrollweges, dadurch zugigeres Freimachen der Piste, so dass sie von anderen Flugzeugen hinter dem landenden gekreuzt werden kann
- Verkurzung der Gesamtrollstrecke bis zum Terminal und damit Zeit- und Treibstoffeinsparung
- Uberfliegung von
Wirbelschleppen
, die ein zuvor gelandetes Flugzeug erzeugt hat
Auf manchen Verkehrsflughafen sind spezielle Aufsetzpunkte fur leichte Luftfahrzeuge (bis 5,7 t) festgelegt. De facto ist in diesen Fallen die lange Landung das Standardverfahren.
Bei Seitenwindlandungen muss der Pilot die Ausrichtung zur Landebahn und das Verbleiben auf der Landebahngrundlinie gegen die seitliche Abdrift durch den Wind beibehalten. Seitenwindlandungen stellen hohere Anspruche an das Geschick des Piloten als Landungen ohne wesentlichen Seitenwind.
Die Dreipunktlandung ist eine Landetechnik fur
Spornradflugzeuge
. Dabei wird angestrebt, mit allen drei Radern gleichzeitig auf dem Boden aufzusetzen. Der Vorteil dieser Landetechnik liegt darin, dass aufgrund des hohen
Anstellwinkels
(
Flugzeugnase
ist aufwarts gerichtet) mit moglichst niedriger Geschwindigkeit aufgesetzt wird und die Ausrollstrecke daher sehr kurz ist.
Die ublicheren
Bugradflugzeuge
setzen mit dem Hauptfahrwerk zuerst auf. Bei Spornradflugzeugen spricht man dann von einer
Radlandung
, die bei starkem
Seitenwind
Vorteile bietet.
Beim Landen mit Militar- oder Sportgeraten, bei denen der Mensch mit Leinen am Schirm oder der Tragflache hangt, wird in der letzten Phase moglichst gegen den Wind angeflogen und die Sinkrate reduziert. Außerst kurz, bevor die Beine den Boden beruhren, werden die Steuerleinen stark gezogen, um die Fahrt des Schirms rasch abzubremsen, als Reaktion wird der Pilot dadurch von den zunehmend schrag nach hinten oben laufenden Trag-Leinen einen kurzen Moment in diese Richtung beschleunigt und kommt im Idealfall mit den Fußen auf einem Punkt nur geringfugig uber Bodenhohe zum Stillstand. Beim Drachenflug wird dazu das Trapez nach vorne geschoben.
Schirme, an denen ein Mensch hinter einem Motorboot in die Luft aufsteigt, werden von Land oder mit Wasserschiern vom Wasser aus gestartet; diese werden haufig im Wasser gelandet. Der gelandete Mensch wird samt Schirm von einem Boot geborgen.
Ein automatisches Last-Landesystem des Militars kann kurz vor Bodenkontakt die Tragleinen ein Stuck einziehen, um die Sinkrate der Last zu verringern.
Wingsuit
-Flieger ziehen in der Regel einen Fallschirm und landen mit diesem.
Erfolgreich sanfte Landungen ohne Schirm sind bisher in einen Stapel Kartons und ? sogar ohne Wingsuit ? in ein großes, hoch aufgespanntes Netz erfolgt.
Ein Zweileiner wird zweckmaßig am schonendsten an einem der zwei seitlichen Schnittpunkte von Windkante und Gelande gelandet, wo er die geringste Geschwindigkeit zum Grund aufweist. Ein Vierleiner kann uber die Steuerleinen auch mitten im Wind schonend zu Boden gebracht werden.
Fesselballons werden durch Einholen einer oder mehrerer Leinen zu Boden gebracht und unmittelbar vor der Landung des Traggases entledigt. Hierzu offnet man durch Ziehen einer Reißleine eine eingeklettete
Reißbahn
, die das Gas schnell genug freisetzt, bevor Windwirbel die halbgefullte und dann besonders empfindliche Hulle gegen scharfkantige Hindernisse wehen konnen. Essentiell ist das ausreichend schwere Verankern, Beschweren oder Halten des Korbs, solange noch Auftrieb und Windkraft auf die Hulle wirken.
Freiballons konnen bremsende Bodenberuhrung zuerst mit einem Schleppseil aufnehmen. Ein Ankerhaken ? stereotypes Symbolbild ? wird kaum verwendet, ein Treibanker zum Verhaften in einer Wasseroberflache selten. Heißluftballons konnen das Deckelventil offnen und so bei wenig Wind das Aufziehen der Reißbahn sparen. Ublicherweise nimmt eine Bodenmannschaft, die die Ballonfahrt per Fahrzeug verfolgt hat, den Ballon in einen Anhanger auf.
Wetterballons
platzen in einer geplanten Hohe, worauf ein Fallschirm die Messinstrumente gebremst zu Boden bringt. Diese konnen von Findern oder durch gezielte Suche geborgen werden.
In der
Raumfahrt
unterscheidet man zwischen ?harter“ und ?weicher“ Landung.
Als harte Landung bezeichnet man den ungebremsten Aufprall eines Flugkorpers (
Mond-
oder Planeten
sonde
) auf der festen Oberflache eines Himmelskorpers. In der Regel wird der Flugkorper dabei zerstort und kann nur wahrend der Abstiegsphase Daten liefern.
Penetratoren
, die auch eine harte Landung mit nachfolgendem Eindringen in den Himmelskorper funktionsfahig uberstehen, befinden sich in Entwicklung, erste Tests verliefen erfolglos.
Bei den ersten
Mondsonden
der USA und der UdSSR war mehrmals eine harte Landung am Erdtrabanten geplant, doch stattdessen kam es nur zu einem
Vorbeiflug
. Die Genauigkeit beim Start (Endgeschwindigkeit und Richtung der obersten
Raketenstufe
) war noch nicht ausreichend und reichte fur das Treffen des Mondes auf der notwendigen gekrummten Bahn nicht aus.
Das Ziel harter Landungen war unter anderem:
- Propagandaerfolg (insbesondere seitens der
Sowjetunion
im Kalten Krieg)
- Weiterentwicklung der Technik und der
Bahnmanover
- erste Erkundung von Himmelskorpern (z. B. Nahaufnahmen von
Ranger 7
bis 9)
- Erforschung ihrer
Atmospharen
und
Magnetfelder
- Impaktoren und Vorbereitung von spateren sanften Landungen
- ab den 1990ern unvollstandige Bremsung bzw. atmospharische Bremsung
- Absetzen eines Penetrators auf einem Kleinplaneten oder
Kometen
.
Bei der weichen Landung wird die Sonde oder ihr spezielles Landegerat vor dem Aufprall abgebremst bzw. beim Aufprall selbst (z. B. durch eine aufblasbare Hulle) geschutzt. Zum Abbremsen werden
Bremsraketen
oder bei vorhandener
Atmosphare
Fallschirme
benutzt. Der Flugkorper bleibt intakt und kann auf der Oberflache des Himmelskorpers Aufgaben erfullen. Deshalb ist die weiche Landung heute die bevorzugte Variante. Auf der
Venus
wurde bei
Landern
wegen der dichten Atmosphare oft der Fallschirm schon in großer Hohe abgeworfen und der Lander schlug nur gebremst durch den
Stromungswiderstand
mit ca. 30 km/h auf der Oberflache auf. Somit kann eine weiche Landung fur unsere Verhaltnisse auch sehr hart sein.
Bei auf die Erde zuruckkehrenden Flugkorpern unterscheidet man zwischen einer Landung auf dem
Festland
und einer
Wasserung
.
Landungsfahrzeuge
und
Luftkissenfahrzeuge
konnen an
Ufern
und
Kusten
landen.
Schiffe
laufen in
Hafen
ein, um an
Piers
,
Seebrucken
und
Schiffsanlegern
(auch
Landesteg
) Passagiere und Ladung anzulanden.
Eine
Zwischenlandung
(
englisch
stopover
) ist ein temporarer Aufenthalt zwischen einem Ausgangs- und einem Zielflugplatz. Sie dient entweder zum Umsteigen der
Flugpassagiere
, zum
Umladen
von
Frachtgut
oder zum Auftanken von Treibstoff. Manche
Fluggesellschaften
unterbrechen ihre Fluge regelmaßig, um kostengunstig
Kerosin
zu tanken.
Wird rasch nach dem Start eine Landung am selben Flugplatz eingeleitet, typisch mittels einer halben Platzrunde, spricht man in Osterreich von einer Rucklandung.
[5]
- ↑
ICAO "Phase of Flight"
, Definitions and Usage Notes, April 2013
- ↑
a
b
c
d
e
Deutsche Flugsicherung
:
Fragenkatalog PPL
, Stand 2009
- ↑
a
b
Niels Klußmann, Arnim Malik:
Lexikon der Luftfahrt.
Springer, Berlin 2007,
ISBN 978-3-540-49095-1
- ↑
2. DVLuftPersV
, abgerufen am 1. Juni 2022.
- ↑
Offene Tur bei Business-Jet: Pilotin kehrt um
orf.at vom 26. September 2022, abgerufen am 26. September 2022.