Kurt Schwabach
(*
26. Februar
1898
in
Berlin
; †
26. Oktober
1966
in
Hamburg
) war ein deutscher
Schriftsteller
,
Schlagertexter
,
Kabarettist
,
Komponist
und
Sanger
.
Kurt Schwabach wuchs als Sohn des Fabrikanten Arthur Schwabach und der Klavierlehrerin Margarethe Schwabach, geb. Jacobson in Berlin auf. 1903 bekam er eine Schwester, Ruth. Schwabach absolvierte am Werner-Siemens-Gymnasium in
Berlin-Schoneberg
das
Notabitur
und war dann von 1915 bis zum Ende des
Ersten Weltkriegs
Pilot
bei der
Luftwaffe
. 1919 starb sein Vater im Alter von 57 Jahren. Am 2. Oktober desselben Jahres heiratete er Elisabeth Ludwina Vetter, die Ehe wurde jedoch schon im Dezember 1920 wieder geschieden.
[1]
Schwabach arbeitete zunachst als
Journalist
und schrieb Texte fur das ?
Kabarett der Komiker
“ und andere Berliner Kabarette wie ?Die Gondel“, ?Das Morando“ und die ?Nelson-Revue“. Er wurde ein gefragter Songtexter. Einen ersten Erfolg hatte er 1921 mit seinem von
Mischa Spoliansky
vertonten ?
Lila Lied
“, das er dem Sexualforscher
Magnus Hirschfeld
(1868?1935) widmete. Bekannt wurden seine mit dem Komponisten
Willy Rosen
1929/30 verfassten Schlager
Wenn du einmal dein Herz verschenkst
und
Darf ich um den nachsten Tango bitten
. Ein weiterer Erfolg wurde der mit
Jim Cowler
1928 verfasste Schlager
Es gibt eine Frau, die dich niemals vergißt
. Fur die Operette
?
Gluckliche Reise
“
von
Eduard Kunneke
lieferte er 1932 das Libretto und verfasste weitere Texte zu Stucken von
Walter Kollo
und
Walter Bromme
. Zudem war er fur den Spielfilm tatig und schrieb
Drehbucher
und
Filmmusiken
.
1933 erhielt Schwabach aus ?
rassischen
“ Grunden
Berufsverbot
. Er versuchte daraufhin, in der
Londoner
Filmindustrie
Anschluss zu finden. Nach der Fertigstellung seines zweiten Drehbuches wurde ihm jedoch die Arbeitserlaubnis in England verwehrt, so dass er 1935 wieder nach Berlin zuruckkehrte. 1937 verließ er Deutschland erneut, um sich einer Verhaftung durch die
Gestapo
zu entziehen.
Uber die Schweiz und Wien kam er zunachst nach
Prag
, wo er sich ein Jahr lang durchschlug. Nach der
Besetzung Prags
durch die Deutschen 1939 floh er uber die
polnische
Grenze, wurde dabei verhaftet und nach
Ungarn
abgeschoben. Zu Fuß gelangte er nach
Budapest
und konnte sich schließlich von dort aus illegal per Schiff nach
Palastina
absetzen.
[2]
Dort kam er 14 Monate in ein britisches
Auffanglager
, bevor er Hilfstatigkeiten als
Tankwart
, Kellner und Barmixer in
Tel Aviv
aufnehmen konnte. Nebenbei schrieb er Programme fur das deutschsprachige Kabarett
Adi Korners
in
Haifa
. Seine Mutter und seine Schwester wurden Anfang der 1940er Jahre in das
Ghetto Theresienstadt
[3]
und in das
Ghetto Lodz
/Litzmannstadt deportiert und ermordet.
1949 kehrte Schwabach nach Deutschland zuruck und ließ sich in
Hamburg
nieder. Er arbeitete zunachst fur die Musik- und Filmmusikproduktion des
Sikorski-Verlags
. 1951 strengte er ein
Entschadigungsverfahren
in Berlin an. Bis in die 1960er Jahre hinein war er als Textdichter und Librettist tatig. Im Februar 1960 gewann das von ihm getextete Lied
Bonne nuit, ma cherie
mit dem Sanger
Wyn Hoop
die
deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 1960
. Fur die Filmschlager aus
Prairie Saloon
(1961) und
Heimweh nach St. Pauli
(1962) lieferte er die Texte zur Musik von
Lotar Olias
. Mit ca. 2000 gedruckten Titeln wurde Schwabach zu einem der erfolgreichsten Schlagertexter der deutschsprachigen Unterhaltungsszene. Er wurde Beiratsmitglied der
GEMA
sowie Prasidialbeirat und spater Prasident des
Verbandes Deutscher Buhnenschriftsteller und -komponisten
.
1940 heiratete er die 1903 in
Chi?in?u
geborene Lea van Huiden, geborene Fainleeb, die mit ihrem ersten Mann
[4]
, dem
Niederlander
Emil van Huiden, in den 1930er Jahren ebenfalls nach Palastina emigriert war.
1961 wurden ihm von arztlicher Seite ?chronisch-
subdepressive
Zustande“ attestiert, die auf seine Verfolgung wahrend der
NS-Zeit
zuruckgefuhrt wurden. Kurt Schwabach nahm sich am 26. Oktober 1966 in Hamburg das Leben. Er wurde auf dem
Judischen Friedhof Ilandkoppel
in
Hamburg-Ohlsdorf
, Planquadrat ZZ11-696, beigesetzt. Als Todesursache wurde eine
Kohlenoxydvergiftung
angegeben.
- 1960 1. Preis beim Schlagerwettbewerb Baden-Baden 1960
- 1963 Richard-Strauss-Medaille anlasslich seines 65. Geburtstages.
- Die Konigin der Nacht (Franz Arnold und Ernst Bach, Musik
Walter Kollo
, Gesangstexte
Will Steinberg
und Kurt Schwabach), 1921
- Miss Amerika. Das Abenteuer einer jungen Dame in drei Akten (Georg Okonkowski und Will Steinberg, Musik
Walter Bromme
), 1926
- Das Kuckucksei. Schwank in drei Akten (M. Groetzinger, Musik
Artur M. Werau
, Texte Kurt Schwabach), 1927
- Heute nacht…. Eventuell. Burleske (
Fritz Friedmann-Frederich
. Gesangstexte von Kurt Schwabach, Musik Walter Bromme), 1927
- Die Sechser-Operette (ursprunglicher Titel: ?3-Pfennig-Operette“). Schwank (S. de Buillet, Musik Walter Bromme, Gesangstexte Kurt Schwabach), 1928
- Ist das nicht nett von Collette? Musikalischer Schwank (
Max Bertuch
, Gesangstexte von Kurt Schwabach, Musik von
Willi Rosen
), 1930
- Der Damenfriseur. Schwank (Robert Blum, Musik Walter Bromme, Gesangstexte Kurt Schwabach), Berlin 1931
- Musketier Storch (Der Storch der Kompanie). Militaroperette in sechs Bildern (Gesangstexte Kurt Schwabach und Willy Rosen, Musik Franz Doelle), 1932
- Gluckliche Reise (Co-Text: Max Bertuch, Musik:
Eduard Kunneke
), Berlin 1932
- Fasching. 6 lustige Szenen (Kurt Schwabach und
Bruno Balz
), Februar 1933
- Heut abend geh ich aus. Lustspiel (
Rudolf Eger
, Musik von
Harry Ralton
, Texte von Kurt Schwabach), September 1933
- Herz uber Bord (Co-Text: Eduard v. der Becke, M. Bertuch, Musik: Eduard Kunneke), Zurich 1935
- Der keusche Joseph, 1930
- Die Unschuld vom Lande, 1933
- Das lila Lied, 1920 (Musik:
Mischa Spoliansky
unter dem Pseudonym
Arno Billing
)
- Wenn ich keinen Dalles hatt, 1925 (Musik: Willy Rosen)
- Ich fahre heute Nacht zu meiner Gnad'gen, 1927 (Musik: Willy Rosen)
- Ich brauch fur Sonntag eine neue Braut, 1928 (Musik:
Austin Egen
);
- Nein, sowas tut die Lucie nicht, 1928 (Musik: Willy Rosen)
- Warum hat bloß das Zebra so viel Streifen? 1928 (Musik: Willy Rosen)
- Was hast du mit der Adelheid bloß vorgehabt, 1928 (Musik: Willy Rosen)
- Was soll ich bloß machen, 1928 (Musik: Willy Rosen)
- Erst trinken wir noch eins, 1929 (Musik: Willy Rosen)
- Wenn du mal in Hawaii bist, 1931 (Musik: Willy Rosen)
- Was nutzen mir die schonsten Nelken?, 1928 (Musik: Willy Rosen, Austin Egen);
- Was nutzt mir der schonste Lenz, 1928 (Musik: J. Cowler);
- Fur einen Fliederstrauß darfst du mich kussen, 1929 (Musik: Willy Rosen, Will Meisel);
- Ich hab fur Sie ne heimliche Schwache, 1930 (Musik: Willy Rosen);
- Ich habe ein Herz, das sich nach Liebe sehnt, 1931 (Musik:
Hans May
);
- Mein Hund beisst jede hubsche Frau ins Bein, 1930 (Musik von
Leopold Krauss-Elka
und Kurt Schwabach)
- Kind, du brauchst nicht weinen, 1931 (Musik: Hans May);
- Ist das nicht wundervoll, 1932 (Musik: Will Meisel,
Fred Raymond
);
- Sind Sie heute abend schon vergeben?, 1932 (Musik: Willy Rosen);
- Vom Fahrstuhl auf den Barstuhl, 1932 (Musik:
Rudolf Nelson
);
- Die kleinen Madchen mit dem treuen Blick, 1933 (Musik: F. Wachsmann);
- Allerdings, sprach die Sphinx, 1949, (Musik:
Michael Jary
)
- Es gibt keine Frau, die nicht lugt, 1950 (Musik: Michael Jary)
- Wann wirst du mich fragen, 1950 (Musik: Michael Jary)
- Wenn der Herrgott will, 1950 (Musik: Michael Jary)
- Gottes Kinder brauchen keine Schuhe, 1950 (Musik: Lotar Olias)
- Das ist die wahre Liebe (Musik: Michael Jary)
- Die Regenbogenkinder, (Musik:
Peter Kreuder
)
- Die Ballade vom Seemann Franke, Musik: Michael Jary;
- Fridolin, ich hab nichts anzuziehn, (Co-Text: Bernard de Weille, Musik:
Willy Berking
)
- Wenn die Manner wußten, 1950 (Musik:
Lotar Olias
);
- Aladin, (Musik: Lotar Olias)
- Es geht auch ohne Frau'n, (Musik: Lotar Olias)
- Ich hab Heimweh nach St. Pauli, (Musik: Lotar Olias)
- Diesen Tango tanz ich nur mit dir, (Musik: Lotar Olias)
- Ich bin am Abend so allein, (Musik: Lotar Olias)
- Pst, hinter Ihnen steht einer, 1951, (Musik: Lotar Olias)
- Lockende Sterne
, 1952 (Musik:
Friedrich Schroder
)
- Prairie Saloon (mehrere Liedtexte, Buch:
Heinz Wunderlich
, Musik: Lotar Olias), Hamburg 1958;
- Heimweh nach St. Pauli (mehrere Liedtexte, Buch: Gustav Kampendonk, Co-Text: Max Colpet, Fritz Graßhoff, Walter Rothenburg, Karl Vibach, Musik: Lotar Olias), Hamburg 1954/1962;
- Dankeschon, 1962, (Musik:
Bert Kaempfert
)
- Drei Mann auf einem Pegasus ? Gedichte, Songs, Chansons, 1959, 1964, 1973.
- Matthias Bardong:
Lexikon des deutschen Schlagers
. Ed. Louis, Ludwigsburg 1992,
ISBN 978-3-9802891-5-3
- Hans Bruckner
, Christa Maria Rock:
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, (Hg.), 3. Aufl., Munchen 1938, (1. Aufl. 1935, 2. Aufl. 1936).
- Michael Hepp:
Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933?45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen.
Bd. 1: Listen in chronologischer Reihenfolge, Bd. 2: Namensregister, Bd. 3: Register der Geburtsorte und der letzten Wohnorte, (Hg.), Saur, Munchen u. a., 1985, 1988,
ISBN 978-3-598-10537-1
- Volker Kuhn:
Schwabach, Kurt.
In:
Neue Deutsche Biographie
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ISBN 978-3-428-11204-3
, S. 775 f. (
Digitalisat
).
- Riemann Musiklexikon
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,
Herbert Gerigk
:
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- Hans Christoph Worbs:
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. Schunemann, Bremen 1963
- Entschadigungsbehorde Berlin, Landesverwaltungsamt fur Burger- und Ordnungsangelegenheiten, Abt. 1,: enthalt: Entschadigungsakten Kurt Schwabach (Aktenzeichen 25.155, 315.180)
[1]
.
- Politisches Archiv des Auswartigen Amtes Berlin,: enthalt: Personenakte zum Ausburgerungsverfahren Kurt Schwabach (Sign.: R 99846).
[2]
- Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, Entschadigungsakte Kurt Schwabach, Sign.: Bestand 351-11, Amt fur Wiedergutmachung
[3]
(vormals: Behorde fur Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, Versorgungsamt Hamburg, Amt fur Wiedergutmachung, FS 5344, Aktenzeichen 260.298
[4]
).
- Universitat Hamburg
[5]
- Deutsche Biographie
[6]
- ↑
Landesarchiv Berlin; Berlin, Deutschland;
Personenstandsregister Heiratsregister 1874-1936
- ↑
United States Holocaust Memorial Museum; Washington D.C., USA; Illegal Immigration to Palestine; Aufzeichnungsgruppe: RG-68.067M; Datei: 0343000591, 0343000592
- ↑
Margarete Dorothee Schwabach (geb. Jacobson).
In:
MyHeritage.
Abgerufen am 7. Marz 2023
.
- ↑
Heirat am 19. Januar 1928 in Rotterdam (Niederlande).
In:
Rotterdam Stadtarchiv.
Openarchives, 2015,
abgerufen am 1. Marz 2023
.