Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen

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Kunsthalle Dusseldorf , Sitz des Kunstvereins (2010)
?Actie des Kunst-Vereins fur die Rheinlande und Westphalen zu Dusseldorf“ vom 10. Januar 1871

Der Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen e.V . ist ein gemeinnutziger und eingetragener Verein mit Sitz in Dusseldorf , der sich der Prasentation und Vermittlung zeitgenossischer Kunst widmet. Er wurde durch Statut vom 23. Januar 1829 gegrundet, damals noch in der Schreibweise Kunst-Verein fur die Rheinlande und Westphalen , [1] und ist einer der altesten deutschen Kunstvereine .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Bilderschau der Dusseldorfer Kunstler im Galeriesaal von Friedrich Boser , 1844, zeigt die Akademieausstellung des Kunstvereins mit Akademiedirektor Wilhelm von Schadow (im grauen Gehrock) im Bildzentrum. Rechts neben ihm ist Karl Schnaase dargestellt, damals Vorsitzender des Kunstvereins.

1829 bis 1933 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu den Grundern des Kunstvereins gehorten bekannte Kunstler und Professoren aus dem Umfeld der Kunstakademie Dusseldorf , allen voran der damalige Akademiedirektor und Maler Wilhelm von Schadow sowie der Akademie?Professor Karl Josef Ignatz Mosler , sowie regionale und uberregionale adlige und burgerliche Honoratioren. Hauptzweck des Vereins war nach Art. 1 der Satzung: ?die Kunst zu befordern ? daher die Kunstler und Kunstjunger in ihren Bestrebungen aufzumuntern und zu unterstutzen, allgemeine Theilnahme fur das Schone anzuregen, und dahin zu wirken, daß die Kunst vorzugsweise dem Schmucke des offentlichen Lebens sich widme und so Gelegenheit erhalte, die wurdigsten Denkmale ihres Strebens der Zukunft zu uberliefern.“ [2] Kunstwerke von in Dusseldorf wirkenden als auch von uberregionalen Kunstlern sollten angekauft und im Kreise der Mitglieder verlost bzw. der Offentlichkeit ubergeben werden. Daneben wollte der Verein auch von sich aus aktiv werden und durch Bestellung von neuen und dem Einsatz fur die Erhaltung von bestehenden Kunstwerken das offentliche Leben kunstlerisch bereichern. Bis zu seinem Umzug in einen festen Ausstellungsraum hatte der Kunstverein seinen Sitz im Dusseldorfer Schloss , in dem im 19. Jahrhundert auch die Akademie untergebracht war. In diesem fanden die ersten jahrlichen Ausstellungen statt. Die ersten Mitglieder kamen aus ganz Deutschland, vornehmlich aus den Rheinlanden und Westfalen , und waren Forderer und Sammler der Dusseldorfer Malerschule . Protektor des Vereins war von 1829 bis 1861 Friedrich von Preußen , danach Karl Anton von Hohenzollern . Um die Jahrhundertwende zahlte der Verein fast 14.000 Mitglieder. Seinen Sitz konnte der Verein nach dem schweren Schlossbrand im Marz 1872, bei dem das Sekretariat mit allen Archiven und Papieren sowie die Depots an Kupferstichvorraten und gestochenen Platten ein Raub der Flammen geworden war, nicht wieder beziehen. [3] Er residierte auf Vermittlung des Fursten von Hohenzollern danach fur mehrere Jahre im Schloss Jagerhof bzw. nutze Raumlichkeiten der Tonhalle in der Schadowstraße 91. Ab 1882 nutzte der Verein die damalige Dusseldorfer Kunsthalle , das bis zur Beschadigung im Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Abriss, mit der Schmalfront die Hauptansichtsseite zur Heinrich-Heine-Allee , auf dem heutigen Grabbeplatz (ehemalig Friedrichsplatz) gelegen war. Die Karyatiden von Wilhelm Albermann flankierten damals das Eingangsportal. Von Anfang an war das Vereinsleben des Dusseldorfer Kunstvereins stets auch durch kunstlerische und kulturpolitische Auseinandersetzungen mit den Dusseldorfer Verhaltnissen und dem allgemeinen Kunstgeschmack der Zeit gepragt. Wiederholt war der Kunstverein daher Ort und mitunter auch Anlass fur verschiedene und teilweise heute vergessene Kunst?und Kunstlerkampfe, etwa zwischen der Kunstakademie und der unabhangigen Kunstlerschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

1933 bis 1945 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der Regierungsubertragung auf die NSDAP Anfang 1933 und der folgenden nach und nach vollzogenen Gleichschaltung des deutschen Kulturlebens sah sich auch der Dusseldorfer Kunstverein dem Zwang ausgesetzt, sich den neuen Verhaltnissen inhaltlich und organisatorisch anzupassen. Zum 1. November 1933 wurden alle deutschen Kunstvereine zwangsweise zu einer Mitgliedschaft im ?Bund Deutscher Kunstvereine e. V.“ als dem entsprechenden Fachverband der Reichskammer der bildenden Kunste innerhalb der Reichskulturkammer verpflichtet. 1933 wurden mindestens zwei prominente NSDAP?Mitglieder in den Ausschuss des Kunstvereins gewahlt, erstens der Dusseldorfer Oberburgermeister Hans Wagenfuhr und zweitens der damalige Gauvorsitzende fur ?Westfalen?Niederrhein“ der ?Reichskammer der bildenden Kunste“ Ludwig Siekmeyer . Im Herbst 1934 trat der gesamte Verwaltungsrat aus unklaren Grunden, wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer großeren Satzungsanderung, zuruck. Bis Anfang 1945 konnte der Kunstverein seine Vereinsarbeit aufrechterhalten, ebenso hatte der Kunstverein bis Ende 1943 Ausstellungen ausgerichtet. Durch die sehr schlechte Uberlieferungs- und Forschungslage zum Dusseldorfer Kunstverein im Zeitraum von 1933 bis 1945 ist es bis jetzt nur sehr unzureichend moglich, genauere Aussagen zu den Entwicklungen und Tendenzen im Kunstverein in dieser Phase zu treffen. [4]

1945 bis 1967 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Kriegsende konnte der Kunstverein seine Vereinstatigkeit sehr rasch wieder aufnehmen. [5] 1947 wurde Hildebrand Gurlitt zum ersten Geschaftsfuhrer der Nachkriegszeit ernannt, welcher gut vernetzt in den folgenden Jahren sehr erfolgreich ein ambitioniertes und modernes Ausstellungsprogramm umsetzte, das dem Kunstverein national wie international zu großer Beachtung verhalf. Allgemein spielte im Ausstellungskonzept des Kunstvereins auch nach dem Krieg weiterhin die Prasentation von ?klassischen“ Werken deutscher und europaischer Kunst eine sehr große Rolle. 1948 nahm der Kunstverein dann auch seine Ausstellungstatigkeit wieder auf und bezog die Raumlichkeiten im Erdgeschoss der Ruine der stadtischen ?Kunsthalle“ am Grabbeplatz. Die dortigen Raume waren dem Verein durch die Stadt Dusseldorf als Provisorium zugewiesen worden und beherbergten bis 1967 die Buro?und Ausstellungsraume des Kunstvereins. Ab 1949 wurden immer wieder Ausstellungen zum Werk von Kunstlern ausgerichtet, die im Nationalsozialismus verfolgt, verboten bzw. abgelehnt worden waren, u. a. zu Marc Chagall (1949), Lovis Corinth (1950), Max Beckmann (1950), Aristide Maillol (1951), Max Ernst (1951), Karl Schmidt?Rottluff (1951), Ewald Matare (1952), Fernand Leger (1952), Pablo Picasso (1953), Ernst Wilhelm Nay (1953), Emil Nolde (1953), Max Liebermann (1954), Ernst Ludwig Kirchner (1960) u.v.m. Nach Gurlitts Tod 1956 wurde zunachst dessen Stellvertreter Karl-Heinz Hering zum kommissarischen Nachfolger bestellt. Von 1959 bis 1961 war Hering zusammen mit Ewald Rathke sowie dann von 1961 bis 1986 alleiniger Geschaftsfuhrer des Dusseldorfer Kunstvereins. Zentrale Bedeutung fur die Ausrichtung des Kunstvereins hatten daneben vor allem auch die in dieser Phase ausgerichteten Ausstellungen von bereits bekannten bzw. teilweise auch zu dieser Zeit in Deutschland noch weitgehend unbekannten zeitgenossischen nationalen und internationalen Kunstlern, u. a. zu Sam Francis (1959), Tadeusz Kantor (1959), Renato Birolli (1959), Lasar Segall (1960), Maurice Esteve (1961), Jackson Pollock (1961), Piero Dorazio (1961), Jean Lurcat (1961), George Rickey (1962), Hans Hartung (1963), Kurt Craemer (1963), Roberto Sebastian Matta (1963), Viktor Vasarely (1964), Bernhard Luginbuhl (1965), Eva Hesse (1965), Fritz Winter (1966), Horst Janssen (1966), Alan Davie (1968), Max Bill (1968), Jesus Rafael Soto (1968), Niki de Saint?Phalle (1968) u.v.m. [6]

Ab 1967 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seit 1967 verfugt der Kunstverein in der neu gegrundeten Kunsthalle Dusseldorf uber Raumlichkeiten in dem von Konrad Beckmann errichteten brutalistischen Gebaude am Grabbeplatz. An der die Kunsthalle tragenden gemeinnutzigen Gesellschaft ist der Kunstverein zu 25,1 Prozent beteiligt. Im Zentrum der Stadt gelegen, prasentiert der Kunstverein seitdem sein Programm in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kunstakademie Dusseldorf sowie der 1985 errichteten Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen . Die Renovierung des Gebaudes durch das Architektenteam rheinflugel im Jahr 2001 fuhrte die brutalistische Architektur zu ihrer ursprunglichen Form zuruck. [7]

Programm [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neben wechselnden Ausstellungen bestimmt die Vermittlung der gesellschaftlichen Relevanz zeitgenossischer Kunst das Profil des Kunstvereins. Dazu zahlt die Entwicklung von Modellen, das Verhaltnis von Bildender Kunst und ihren Betrachtern neu zu bestimmen ebenso, wie der Kommentar der Gegenwart, ihren Herausforderungen und Visionen. Um den Mitgliedern und Besuchern den Zugang zum aktuellen Kunstgeschehen und den Umgang mit den Ausstellungen zu erleichtern, bietet der Kunstverein zahlreiche Fuhrungen, Vortrage, Filmprogramme, Symposien und Reisen an.

2001 wurde der Kunstverein fur sein Programm mit dem von der Jurgen-Ponto-Stiftung vergebenen Preis Junge Kunst in Kunstvereinen ausgezeichnet. Der Kunstverein hat heute ca. 3.000 Mitglieder. Direktorin von 2001 bis 2006 war Rita Kersting und ab 2006 Vanessa Joan Muller , im September 2011 ist ihr Hans-Jurgen Hafner nachgefolgt (turnusmaßig bis 31. August 2016). Als Nachfolgerin wurde im Mai 2016 Eva Birkenstock berufen. Seit Oktober 2021 ist Kathrin Bentele Direktorin des Kunstvereins.

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

2015 wurde dem Kunstverein der mit 8000 Euro dotierte Preis fur Kunstvereine zuerkannt, der seit 2006 in Kooperation der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) und der Art Cologne verliehen wird. Der Preis wurde am 18. April 2015 wahrend der Art Cologne uberreicht. [8]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 175 Jahre Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen. Eigenverlag, 2004.
  • Otten, Marie Luise (Hrsg.): Von Dada bis Beuys. 30 jahre Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen , Schwarzbach Presse, Ratingen, 1998, ISBN 3-00-003137-5
  • 5 × 30 Dusseldorfer Kunstszene aus funf Generationen. 150 Jahre Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen 1829?1979, Eigenverlag, 1979
  • Otto Ruhnke: Zur Feier des funfzigjahrigen Bestehens des Kunstvereins fur die Rheinlande und Westfalen . Voss, Dusseldorf 1879. Digitalisierte Ausgabe der Universitats- und Landesbibliothek Dusseldorf

Ausstellungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vorsitzende [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Statut des Kunst-Vereins fur die Rheinlande und Westphalen. In: Johann Josef Scotti : Die Dusseldorfer Maler-Schule, oder auch Kunst-Akademie in den Jahren 1834, 1835 und 1836, und auch vorher und nachher. Schreiner, Dusseldorf 1837, Anlage N° 4 ( Digitalisat )
  2. Statut des Kunst?Vereins fur die Rheinlande und Westphalen mit Stand vom 23. Januar 1829
  3. Karl Woermann : Zur Geschichte der Dusseldorfer Kunstakademie. Abriß ihres letzten Jahrzehnts und Denkschrift zur Einweihungsfeier des Neubaus. Dusseldorf 1880, S. 12
  4. Geschichte des Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen 1829 bis 1945 , im Findbuch der Stadt Dusseldorf
  5. Protokoll einer Generalversammlung am 14. Januar 1946 und der zugehorige Erlaubnisschein der britischen Militarverwaltung vom Dezember 1945.
  6. Geschichte des Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen 1945 bis 1967 , im Findbuch der Stadt Dusseldorf
  7. Internetseite des Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen ( Memento vom 8. Februar 2008 im Internet Archive )
  8. Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine: ADKV-Art Cologne Preis fur Kunstvereine 2015 , abgerufen am 26. Marz 2015
  9. Kurzbiografie: Gerd Schafer ( Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive )
  10. Impressum: ⓒ 2012 Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen, Dusseldorf , abgerufen am 29. April 2016