Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr

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Mulheimer Kunstmuseum am Synagogenplatz 1 mit dem Hajek-Brunnen (2022)

Das stadtische Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr zeigt Kunst des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Seit 1994 befindet es sich in der denkmalgeschutzten ehemaligen kaiserlichen Hauptpost am Synagogenplatz 1 im Zentrum der Stadt. Das Museum gehort zu den einundzwanzig RuhrKunstMuseen . Ein weiteres Kunstmuseum in der Stadt Mulheim an der Ruhr ist das private MMKM MUSEUM MODERNE KUNST MULHEIM, das sich in der Ruhrstraße 3 am Innenstadtpark ?Ruhranlage“ in der denkmalgeschutzten Villa Schmitz-Scholl befindet.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das heute stadtische Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr gehort zu den altesten Kunstmuseen des Ruhrgebiets. Gegrundet wurde es im Jahr 1909 auf Initiative des Mulheimer Mazens, Heimatforschers und Kunstsammlers Robert Rheinen (1844?1920). [1] [2] Er brachte seine umfangreiche Sammlung ein, bestehend aus 1385 Exponaten, darunter Holzsachen, Gemalde, Webereien, Stickereien, Metallgegenstande, Keramikgegenstande und Bucher. [3] Diese Sammlung prasentierte er zunachst in seinem eigenen Wohnhaus, spater in einer klassizistischen Villa nahe der Ruhr. [4]

Mit dem ersten wissenschaftlichen Leiter Werner Kruse wurde ab 1922 das Profil des Museums starker auf die Kunst ausgerichtet. Er forderte junge, zeitgenossische Kunstler, die mit Mulheim verbunden waren, wie Werner Gilles , Arthur Kaufmann , Hermann Lickfeld , Otto Pankok und Heinrich Siepmann .

1937 wurden im Rahmen einer deutschlandweiten konzertierten Aktion von den Nationalsozialisten aus dem Museum dreißig Arbeiten von Ernst Barlach , Max Beckmann , Peter August Bockstiegel , Lyonel Feininger , Conrad Felixmuller , George Grosz , Erich Heckel , Karl Hofer , Oskar Kokoschka , Wilhelm Lehmbruck , August Macke , Franz Marc , Emil Nolde , Otto Pankok und Max Pechstein als ? entartete “ Kunst beschlagnahmt. Davon gelangte Feiningers Gemalde Roter Turm II (1930, Ol, 100 × 85 cm; WV Hess 332) 1981 als Stiftung von Maria und Karl Ziegler wieder in das Museum. [5]

Bis zu einem großflachigen Bombenangriff im Juni 1943 war das Museum wahrend Kruses Amtszeit in Raumlichkeiten im Landratsamt untergebracht. Bei dem Bombenangriff wurden das Gebaude und ein Großteil der Sammlung zerstort. [6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Kunstmuseum lange Zeit in Provisorien untergebracht. Von 1952 bis 1961 ubernahm Walter Mohring das Amt als Leitung und begann, durch Ankaufe die Sammlung neu aufzubauen. [7] Mit dem Amtsantritt von Christel Denecke nahm der Erwerb von internationaler Grafik einen besonderen Stellenwert ein. Ihr gelangen Ankaufe sowohl bedeutender Grafiken der europaischen Avantgarde als auch zeitgenossischer Serien der Pop-Art . Des Weiteren baute sie die Sammlung der Klassischen Moderne aus. Ab 1970 bezog das Museum erstmals wieder eigene Raumlichkeiten an der Leineweberstraße in der Mulheimer Innenstadt. [8]

1981 stiftete das Ehepaar Karl und Maria Ziegler seine hochkaratige Sammlung der Klassischen Moderne dem Museum. [9] Im Jahr 1985 erfuhr auch der Grafikbestand Zuwachs durch die umfangreiche Zille -Sammlung des Mediziners Karl Gotthelf Themel. [10]

Ab 1984 wurden unter der Leitung der Kunsthistorikerin Karin Stempel erneut Raumlichkeiten gesucht, die es ermoglichen sollten, die stark gewachsene Sammlung vollstandig zu prasentieren. So wurde die ehemalige Hauptpost in Mulheim von 1984 bis 1994 zu einem Museum umgebaut. [4] Der Vorplatz war bereits 1977 von dem Bildhauer Otto Herbert Hajek als farbiges Relief mit Stadtzeichen und Brunnen umgestaltet worden. [11]

Bei der Eroffnung der neuen Raumlichkeiten war bereits die nachste Leiterin Gabriele Uelsberg im Amt. Mit Uelsbergs kam eine rege Ausstellungstatigkeit mit bis zu zwolf Ausstellungen im Jahr in Gang, die sich vor allem durch ihre Raumbezogenheit auszeichneten. [10] Ihre Nachfolgerin Beate Ermacora setzte bei den von ihr kuratierten Ausstellungen einen besonderen Schwerpunkt auf die Prasentation zeitgenossischer Kunst . In den Jahren 2008/2009 wurden erste Modernisierungsmaßnahmen an dem Museumsgebaude vorgenommen. [6]

Von 2009 bis 2023 leitete die Kunsthistorikerin Beate Reese das Museum. Ihre Ausstellungstatigkeit richtete sich verstarkt auf die Sammlungen aus. 2019 konnte sie mit dem Forderkreis des Museums eine umfangreiche Plakatsammlung von Joseph Beuys fur das Museum erwerben. [6] Seit 2017 wurde das Gebaude einer brandschutz- und klimatechnischen Sanierung unterzogen. Seit Oktober 2023 ist die Kunsthistorikerin Stefanie Kreuzer Museumsleiterin.

Nach umfassender Sanierung offnet das stadtische Kunstmuseum der Ruhrtalstadt Mulheim am 25. Mai 2024 die Ausstellungsbereiche mit Wechselausstellungen und der Standigen Sammlung.

Sammlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

August Macke, Beflaggte Kirche

Das Stadtische Kunstmuseum in Mulheim an der Ruhr beherbergt drei Sammlungen unter einem Dach u. a. mit bedeutenden Kunstwerken der Klassischen Moderne, der Nachkriegsmoderne und der internationalen zeitgenossischen Kunst.

Glanzstucke der stadtischen Sammlung sind Gemalde der Kunstler Max Beckmann , Karl Hofer , Hans Purrmann , Heinrich Campendonk , Erich Heckel , Alexej von Jawlensky , Otto Mueller , Karl Schmidt-Rottluff , Franz Marc , August Macke , Emil Nolde , Lyonel Feininger , Wassily Kandinsky , Paul Klee , Oskar Schlemmer und Max Ernst . Durch die Stiftung des Ehepaares Ziegler im Jahr 1981 wurde der Sammlungsschwerpunkt des Expressionismus und der Klassischen Moderne hochkaratig erganzt. [6] Auch die Nachkriegsmoderne ist mit Werken von Kunstlern und Kunstlerinnen des Informel , des Jungen Westen , ZERO und der amerikanischen Pop-Art vertreten. Besonders hervorzuheben ist der Schwerpunkt auf Arbeiten von Kunstlerinnen wie Hannah Hoch , Ida Kerkovius , Annegret Soltau , Ursula Hirsch, Dorothee Golz , Kathrin Strobel und Helga Griffiths. Das Hauptwerk Arthur Kaufmanns ?Die geistige Emigration“ (1938?1964) befindet sich in der Sammlung des Museums. [12]

Die Grafische Sammlung beinhaltet neben Blattern von Ernst Barlach , Kathe Kollwitz , Salvador Dali und Henri Matisse auch umfangreiche Mappenwerke wie ?Die Holle“ von Max Beckmann , ?Daphnis und Chloe“ von Marc Chagall , die ?Suite Vollard“ von Pablo Picasso sowie ?Flash ? November 22, 1963“ von Andy Warhol . Durch die 1985 erfolgte Schenkung des Mulheimer Arztes Karl G. Themel, konnte der Grafikbestand des Museums um eine umfangreiche Heinrich-Zille -Sammlung erganzt werden. 2019 sind aus der Sammlung des Beuys-Freundes und Mediziners Axel Hinrich Murken etwa einhundert Plakate und Drucksachen von Joseph Beuys hinzugekommen. [4]

Das stadtische Kunstmuseum in Mulheim an der Ruhr ist daruber hinaus fur die Pflege, Erhaltung und wissenschaftlichen Bearbeitung der mehr als dreihundert uber das gesamte Stadtgebiet verteilten ? Kunstwerke im offentlichen Raum “ zustandig. [13]

Ausstellungen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 2010: Max Ernst ? Aus eigenem Bestand. (21. November 2010 ? 9. Januar 2011)
  • 2011: Picassos Welt der Tiere. Grafische Serien aus dem Bestand des Kunstmuseums. (30. Januar ? 25. April 2011)
  • 2011: Traumender und Sehender ? Werner Gilles (1894?1961). (9. Oktober 2011 ? 8. Januar 2012)
  • 2012: Franz Marc. Madchen mit Katze ? Gemalde, Aquarelle und Zeichnungen. (9. September ? 25. November 2012)
  • 2013: Max Beckmann. Von Europa nach Amerika. Zeichnungen aus dem Nachlass von Mathilde Q. Beckmann. (1. September 2013 ? 24. November 2013)
  • 2014: August Macke, Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. (2. Februar ? 27. April 2014) [14]
  • 2015: Pablo Picasso, Die Suite Vollard. (15. Marz ? 28. Juni 2015)
  • 2015: Richard Lindner ? Fun City. Arbeiten auf Papier. (12. Juli ? 11. Oktober 2015)
  • 2015: China 8 ? Zeitgenossische Kunst aus China an Rhein und Ruhr. (15. Mai. ? 13. September 2015)
  • 2015: Befreite Moderne. Kunst in Deutschland 1945 bis 1949. (27. September 2015 ? 10. Januar 2016) [15]
  • 2016: Hannah Hoch , Revolutionarin der Kunst. (11. September 2016 ? 8. Januar 2017) [16]
  • 2017: Fern der großen Stadte ? Expressionismus der 1920er-Jahre. (24. September 2017 ? 14. Januar 2018)
  • 2019: Wieviel Bauhaus ist in Mulheim? (17. Mai. ? 8. September 2019) im temporar eingerichteten Ausweichmuseum

Direktion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Kai Rawe: 100 Jahre (Kunst-) Museum Mulheim an der Ruhr . Mulheimer Jahrbuch 2010, S. 89?100.
  • Beate Reese (Hrsg.): Auf einen Blick. Das Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, 2011, ISBN 978-3-928135-54-2 .
  • Jugend, Kunst & Museum. Die Young Art Experts des Kunstmuseums Mulheim an der Ruhr . Hrsg. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Beate Reese. Bearb. Barbara Thonnes. Mulheim an der Ruhr 2015.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Zur Geschichte des Museums. Auf der Website der Stadt Mulheim an der Ruhr. Abgerufen am 4. Mai 2016
  2. Geschichte des Museums. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr mit Stiftung Sammlung Ziegler. Auf der Website der Stadt Mulheim an der Ruhr. Abgerufen am 4. Mai 2016
  3. Kunsthandbuch fur Deutschland. Verzeichnis der Behorden, Sammlungen, Lehranstalten und Vereine fur Kunst, Kunstgewerbe und Altertumskunde. Berlin, 1904 S. 97
  4. a b c Beate Reese: Joseph Beuys . In: Beate Reese, Ursula Ullrich-Kohler (Hrsg.): Die Sammlungen im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2021, S.   182 .
  5. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  6. a b c d Beate Reese: Von Generationen fur Generationen. Ein Streifzug durch die Geschichte des Mulheimer Kunstmuseums . In: Beate Reese, Ursula Ullrich-Kohler (Hrsg.): Die Sammlungen im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2021, S.   20 .
  7. Beate Reese: Von Generationen fur Generationen. Ein Streifzug durch die Geschichte des Mulheimer Kunstmuseums . In: Beate Reese, Ursula Ullrich-Kohler (Hrsg.): Die Sammlungen im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2021, S.   16 .
  8. Beate Reese: Von Generationen fur Generationen. Ein Streifzug durch die Geschichte des Mulheimer Kunstmuseums . In: Beate Reese, Ursula Ullrich-Kohler (Hrsg.): Die Sammlungen im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2021, S.   17   f .
  9. Beate Reese: Von Generationen fur Generationen. Ein Streifzug durch die Geschichte des Mulheimer Kunstmuseums . In: Beate Reese, Ursula Ullrich-Kohler (Hrsg.): Die Sammlungen im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2021, S.   20 .
  10. a b Beate Reese: Von Generationen fur Generationen. Ein Streifzug durch die Geschichte des Mulheimer Kunstmuseums . In: Beate Reese, Ursula Ullrich-Kohler (Hrsg.): Die Sammlungen im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2021, S.   22 .
  11. Hajek Brunnen. Platzgestaltung von Otto Herbert Hajek vor dem Kunstmuseum. Auf der Website der Stadt Mulheim an der Ruhr. Abgerufen am 5. Mai 2016
  12. Arthur Kaufmann, Die geistige Emigration (1938?1964). Abbildung des Gemaldes auf dem Online-Portal von Kunste im Exil, abgerufen am 1. Februar 2023
  13. Simone Scholten, Barbara Walter: Kunst in der Stadt . In: Beate Reese (Hrsg.): Kunst in der Stadt. Mulheim an der Ruhr . 1. Auflage. Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, Mulheim an der Ruhr 2022, S.   14   ff .
  14. Anlasslich seines 100. Todesjahres widmet die Stiftung Sammlung Ziegler dem rheinischen Expressionisten eine Sonderausstellung im Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr. Auf dem Online-Portal von webmuseen, abgerufen am 30. Januar 2023
  15. Befreite Moderne. Kunst in Deutschland 1945 bis 1949. Auf dem Online-Portal von k Museumsdatenbank fur das Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, abgerufen am 30. Januar 2023
  16. Hannah Hoch, Revolutionarin der Kunst. Auf dem Online-Portal von k Museumsdatenbank fur das Kunstmuseum Mulheim an der Ruhr, abgerufen am 30. Januar 2023

Koordinaten: 51° 25′ 46,4″  N , 6° 52′ 57″  O