Der
Krebsnebel
(seltener
Krabbennebel
, fruher auch
Crab-Nebel
[5]
von
englisch
Crab Nebula
, katalogisiert als
M 1
und
NGC 1952
) im
Sternbild Stier
ist der
Uberrest
der
im Jahr 1054 beobachteten Supernova
, in dem sich ein
Pulsarwind-Nebel
gebildet hat. Er befindet sich im
Perseus-Arm
der
Milchstraße
und ist etwa 1900
Parsec
(6200
Lichtjahre
) von der Erde entfernt.
Der mit fast 1500 Kilometer pro Sekunde expandierende Nebel ist von ovaler Gestalt mit einer Lange von 6
Bogenminuten
und einer Breite von 4 Bogenminuten. In seinem Zentrum befindet sich der aus dem explodierten
Ursprungsstern
hervorgegangene
Neutronenstern
, der etwa 30 mal pro Sekunde (33 ms Periodendauer
[6]
) um seine Achse rotiert und im Radiofrequenzbereich sowie im optischen, Rontgen- und Gammafrequenzbereich als
Pulsar
(sog. Krebs- oder
Crabpulsar
) nachweisbar ist. Der ihn umgebende Nebel ist von
Filamenten
durchzogen, die aus den außeren Schalen des Ursprungssterns entstanden sind und zum großten Teil aus
ionisiertem
Wasserstoff
und
Helium
bestehen. Hinzu kommen kleinere Anteile von
Kohlenstoff
,
Sauerstoff
,
Stickstoff
,
Eisen
,
Neon
und
Schwefel
, teilweise auch in Form von Staub.
Wegen seiner geringen
scheinbaren Helligkeit
kann der Krebsnebel nur durch
Teleskope
beobachtet werden und wurde erst mit deren systematischem Einsatz im 18. Jahrhundert entdeckt. Durch seine Nahe und als einer der jungsten galaktischen Pulsarwind-Nebel gehort er seitdem zu den am intensivsten in der
Astronomie
erforschten Objekten.
[7]
[8]
Die nebelartige Erscheinung wurde im Jahr 1731 von
John Bevis
wahrend der Anfertigung von
Sternkarten
sowie, davon unabhangig, von
Charles Messier
auf der Suche nach
Kometen
im August 1758 entdeckt. Wahrend die Entdeckung von Bevis lange unveroffentlicht blieb, war es fur Messier der Ausloser zur Erstellung seines
Katalogs von Nebeln und Sternhaufen
, in dem der Krebsnebel als erstes Objekt eingeordnet ist. Seine Form wird darin einer
Kerzenflamme
ahnelnd beschrieben.
Eine Abbildung des Nebels veroffentlichte
John Herschel
im Jahr 1833, die den Nebel als ovalen Sternhaufen zeigte ? einen Aufbau, den er aufgrund einer von ihm erkannten Sprenkelung irrtumlich vermutete.
[9]
Lord Rosse
konnte den Nebel mit seinem großen
Spiegelteleskop
detailliert beobachten und publizierte eine Zeichnung im Jahr 1844. Ihm wird auch die Benennung als
Krebsnebel
haufig zugeschrieben, jedoch wurde die Ahnlichkeit der
Filamente
mit den Extremitaten eines
Krebses
, die in dieser Zeichnung besonders ausgepragt ist, von
Thomas Romney Robinson
schon fruher angedeutet.
[10]
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts publizierte
Isaac Roberts
, ein Pionier der
Astrofotografie
, erste Aufnahmen des Krebsnebels und befand, dass der Nebel auf seinen Aufnahmen den zuvor bekannten Zeichnungen nicht ahnelte.
[11]
[12]
Spektroskopische Untersuchungen in den 1910er Jahren von
Vesto Slipher
zeigten aufgrund von charakteristischen
Spektrallinien
, dass der Nebel aus
Wasserstoff
und
Helium
besteht. Er bemerkte, dass diese Spektrallinien aufgespalten sind, und vermutete den
Stark-Effekt
als Ursache.
[13]
Roscoe Frank Sanford
uberlegte kurz darauf, dass auch entgegengesetzte
Dopplerverschiebungen
mit Geschwindigkeiten von ?600 bis ?1000 km/s und 1620 bis 1750 km/s die Aufspaltung erklaren. Bei seinen Untersuchungen erkannte er zudem, dass der hellste Bereich blau leuchtet und ein kontinuierliches Spektrum besitzt.
[14]
Diese Resultate wurden spater von
Walter Baade
durch Aufnahmen mit schmalbandigen Filtern bestatigt, die zudem zeigten, dass der helle blauliche Bereich im Zentrum liegt und etwa 80 % der Helligkeit des Nebels ausmachte, wahrend die Linienspektren von den Filamenten herruhrten.
[15]
Im Jahr 1921 entdeckte
Carl Otto Lampland
anhand von verschieden weit zuruckliegenden Aufnahmen, dass sich die Struktur insbesondere im Zentrum des Krebsnebels uber die Zeit hinweg verandert ? eine Eigenschaft, die bis auf drei andersartige Ausnahmen bei sonst keinem
Nebel
gefunden wurde.
[16]
Aufmerksam geworden durch die Entdeckung Lamplands bestatigte
John Charles Duncan
kurz darauf anhand weiterer Aufnahmen die Veranderung im Krebsnebel und erkannte zudem, dass es sich bei der Veranderung im außeren Bereich um eine Expansion handelt.
[17]
Parallel dazu fiel
Knut Lundmark
auf, dass der Krebsnebel nahe der in chinesischen Schriften verzeichneten
Nova
aus dem Jahr 1054 liegt.
[18]
Sieben Jahre spater, 1928, schloss
Edwin Hubble
durch Zuruckberechnung der Expansion auf diese Nova vor rund 900 Jahren.
[19]
Rund zehn Jahre spater bestimmte
Nicholas Ulrich Mayall
anhand der Doppleraufspaltung der Spektrallinien die tatsachliche Ausdehnungsgeschwindigkeit zu 1300 km/s und ermittelte durch Vergleich mit der scheinbaren Expansion die Entfernung von 1500
Parsec
(4900
Lichtjahre
).
[20]
Walter Baade und Knut Lundmark erkannten daraufhin, dass es sich aufgrund der großen Distanz zusammen mit der im Jahr 1054 beobachteten hohen Helligkeit um eine sogenannte Supernova handeln musse, der Krebsnebel so aus einem Stern entstanden ist:
[21]
Nur wenige Jahre zuvor hatte Walter Baade zusammen mit
Fritz Zwicky
postuliert, dass es neben einer Nova eine viel leuchtkraftigere, aber seltenere ?Super-nova“ geben kann. Bei dieser explodiert ein massereicher Stern, wobei sich aus seinen außeren Schichten ein expandierender Nebel bildet, wahrend sein Kern zu einem
Neutronenstern
kollabiert.
[22]
[23]
Der im Zentrum des Nebels vermutete Neutronenstern wurde durch spektroskopische Untersuchungen von
Rudolph Minkowski
Anfang der 1940er Jahre bestatigt. Die Spektroskopien deuteten auf etwa eine
Sonnenmasse
bei einem Durchmesser von hochstens 2 % der Sonne und somit eine zumindest 180.000-fache Dichte und ? was ihn von einem
weißen Zwerg
unterscheidet ? eine Temperatur von 500.000
Kelvin
. Zudem ergab sich die 30.000-fache
Leuchtkraft der Sonne
unter der Annahme, dass der Neutronenstern außerhalb des sichtbaren Spektrums dem Nebel dessen abgestrahlte Energie liefert; im sichtbaren Spektrum erreicht der Neutronenstern nur 16
mag
.
[24]
Die Supernova ordnete Minkowski nach einem kurz zuvor von ihm entworfenen phanomenologischen Klassifikationssystem
[25]
dem Typ I zu.
[24]
Mit dem schrittweise verfeinerten und um physikalische Modelle erganzten Klassifikationssystem wurde jedoch der
Typ II-P
immer plausibler.
[26]
[27]
[28]
[29]
Im Jahr 1948 fand
John Gatenby Bolton
mit weiteren Wissenschaftlern an der Position des Nebels die
Radioquelle
Taurus A
[30]
[31]
, und erkannte, dass die hohe Intensitat wahrscheinlich nicht durch thermische Prozesse hervorgerufen wird.
Hannes Alfven
und
Nicolai Herlofson
schlugen kurz darauf eine
Synchrotronstrahlung
als Erklarung vor, die von fast
lichtschnellen
Elektronen in einem starken Magnetfeld hervorgerufen wird.
[32]
Im Jahr 1953 vermutete
Iosef Shklovsky
, dass auch das blaue Leuchten des Zentrums durch Synchrotronstrahlung hervorgerufen wird und dieses aufgrund des Magnetfelds polarisiert ist.
[33]
Diese Polarisation wurde im Folgejahr nachgewiesen, die Quelle der Elektronen und des Magnetfelds blieben jedoch lange Gegenstand einer Kontroverse.
[34]
[35]
Erste
rontgenastronomische Beobachtungen
, die nur außerhalb der
Atmosphare
moglich sind, wurden ab 1963 mit
Aerobee
-Raketen durchgefuhrt. Dabei wurden im Energiebereich zwischen 1,5
keV
und 8 keV zunachst nur zwei sehr helle Rontgenquellen entdeckt und der Krebsnebel mit einer von ihnen, Taurus X-1, identifiziert.
[36]
Dies gab auch Evidenzen fur den Neutronenstern als Ursache des Magnetfeldes.
[37]
Im Jahr 1967 erkannte man durch Instrumente an einem Hohenballon, dass es eine der starksten Quellen fur
Gammastrahlung
im Bereich bis 560 keV ist.
[38]
Zu dieser Zeit begann man auch, Gammastrahlung bis in den
Teraelektronenvolt-Energiebereich
mit Hilfe von
Tscherenkow-Teleskopen
zu untersuchen und konnte diese im Laufe der 1970er Jahre immer deutlicher nachweisen.
[39]
[40]
[41]
Beobachtungen mithilfe des
Fermi Gamma-ray Space Telescope
zeigten zudem ein gelegentliches, mehrere Tage anhaltendes starkes Auflodern der Aktivitat.
[42]
[43]
Im Jahr 2019 konnte Gammastrahlung mit uber 100 TeV aus dem Krebsnebel nachgewiesen werden, womit er die erste bekannte Quelle derartiger Strahlung ist;
[44]
im Jahr 2021 wurden Photone mit PeV-Energie mithilfe des
Large High Altitude Air Shower Observatory
detektiert.
[45]
Mitte der 1960er Jahre uberlegte
Lodewijk Woltjer
, dass ein Neutronenstern den
magnetischen Fluss
des Vorgangersterns zu einem enorm starken Magnetfeld in sich bundeln konnte.
[37]
Etwas spater folgerte
Franco Pacini
, dass, wenn dieser auch den
Drehimpuls
des Vorgangersterns behalt und
durch die Kontraktion schnell rotiert
, er wie ein
Dynamo
riesige Energiemengen in den umgebenden Nebel abgibt.
[46]
Motiviert durch den Bericht im Jahr 1968 uber den ersten
Pulsar
? ein derartiger, zu pulsieren scheinender Neutronenstern
[47]
? durchmusterten David H. Staelin und Edward C. Reifenstein den Himmel und entdeckten im Bereich des Krebsnebels ? und moglicherweise zu ihm gehorend ? zwei pulsierende Radioquellen. Die Entdeckung erfolgte mit dem
90-Meter-Radioteleskop in Green Bank
.
[48]
[49]
Sie bezeichneten die Radioquellen mit NP 0527 und NP 0532. NP 0527 erwies sich schließlich als deutlich alter als die Supernova aus dem Jahr 1054,
[50]
aber NP 0532 konnte als zum Krebsnebel zugehorig identifiziert werden. Die Pulsperiode von 33,09 ms und deren langsame Zunahme konnten bereits kurz nach der Entdeckung mit Hilfe des dreimal so großen Radioteleskop am
Arecibo-Observatorium
bestimmt werden.
[51]
[52]
Ein Vergleich zeigte, dass der entsprechend der beobachteten Pulsation rotierende Neutronenstern mit einem Magnetfeld von 100.000.000
Tesla
eine
Leistung
abgibt, die der durch Verlangsamung der Rotation freiwerdenden
Rotationsenergie
und zugleich etwa der gesamten Synchrotronstrahlung entspricht, wenn man einen Durchmesser des Pulsars von 24 km zugrunde legt; der Krebsnebel bezieht somit seine Energie aus dem allmahlich langsamer rotierenden Neutronenstern wie aus einem
Schwungrad
.
[53]
Das Pulsieren konnte auch in anderen Spektralbereichen nachgewiesen werden. Bereits im Jahr 1969 wurde im optischen Bereich der Pulsar PSR B0531+21 mit dem Zentralstern des Krebsnebels identifiziert,
[54]
kurz darauf im gleichen Jahr auch im Rontgenbereich.
[55]
Die Pulse weisen einen Hauptpuls und einen Nebenpuls auf, wobei die Pulsform und Pulshohe vom Spektralbereich abhangen; bei Gammastrahlung kann der Nebenpuls hoher als der Hauptpuls ausfallen. Es gibt verschiedene Modelle des Pulsars, die diese Abstrahlung mit diesen Pulsformen beschreiben; bei einem ist beispielsweise das Magnetfeld um 45° gegen die Rotationsachse und diese um 67° gegen die Beobachtungsrichtung geneigt.
[56]
Allerdings kann die Intensitat dieser Pulse auch vereinzelt in einem Maße hoher ausfallen, wie es bei sehr wenigen anderen Pulsaren beobachtet wurde. Diese Pulse hoherer Intensitat werden als
Giant Pulse
bezeichnet und treten mit der zehnfachen Energie im Mittel etwa alle zehn Minuten auf,
[57]
konnen aber auch mit der 2000-fachen Energie auftreten.
[58]
Nachfolgende Untersuchungen zeigten, dass sie teilweise nur 2 Nanosekunden lange Subpulse enthalten, so dass der Emissionsbereich kleiner als 1 Meter sein muss.
[59]
Der Entstehungsmechanismus ist noch nicht umfassend geklart.
[60]
Aufgrund der Beobachtungen vermutete bereits im Jahr 1969
Wallace Hampton Tucker
, dass ein sogenannter Pulsarwind aus den fast lichtschnellen geladenen Teilchen beim Auftreffen auf den umgebenden Nebel zu leuchten beginnt,
[61]
und funf Jahre spater prazisierten
Martin John Rees
und
James Edward Gunn
, dass die relativistischen Elektronen und Positronen im toroidalen magnetischen Feld um den Pulsar entstehen und die Synchrotronstrahlung einsetzt, sobald diese mit dem Nebel kollidieren.
[62]
[63]
Entlang der Rotationsachse bilden sich zudem durch das Magnetfeld geformte
Jets
aus relativistischen geladenen Teilchen, wie im Jahr 1984 berechnet wurde.
[64]
Rund 10 Jahre spater konnten diese Jets im Rontgen- und optischen Bereich mittels der nunmehr verfugbaren hochauflosenden Teleskope
ROSAT
,
Hubble-Weltraumteleskop
und
Chandra-Weltraumteleskop
nachgewiesen werden.
[65]
Nach neueren Untersuchungen wird fur den Pulsar im Krebsnebel ein Durchmesser von 28 bis 30 km angenommen.
[66]
Damit ergibt sich eine Energieabgabe von etwas mehr als dem 100.000-Fachen der Sonne.
[66]
Die hohe abgestrahlte Energiemenge erzeugt die von Lampland
[16]
entdeckte extrem dynamische Region im Zentrum des Krebsnebels, die sich mit dem hochauflosenden Hubble-Weltraumteleskop und dem Chandra-Weltraumteleskop eingehend beobachten lasst: Wahrend die meisten Veranderungen von astronomischen Objekten so langsam geschehen, dass man sie erst nach vielen Jahren wahrnehmen kann, andert sich das Innere des Krebsnebels innerhalb weniger Tage.
[67]
Die Gebiete mit den starksten Veranderungen im inneren Teil des Nebels sind an dem Punkt, wo die Jets des Pulsars mit dem umgebenden Material kollidieren und eine
Stoßwelle
bilden. Zusammen mit dem aquatorialen Wind erscheinen sie als eine Serie von buschelahnlichen Gebilden, die steil hervorwachsen, aufleuchten und dann verblassen, wenn sie sich vom Pulsar weg- und in den Nebel hineinbewegen.
Bereits im Jahr 1942 berichtete Walter Baade von Aufnahmen der Filamente mit schmalbandigen Filtern, mit denen er deren Ionisation durch charakteristische
Spektrallinien von Wasserstoff
nachwies.
[15]
Durch genauere Untersuchungen der ebenfalls vorhandenen Spektrallinien von Sauerstoff und Helium konnte
Donald Edward Osterbrock
im Jahr 1957 deren Temperatur mit rund 15.000 Kelvin und Dichte mit 550 bis 3700 ionisierten Teilchen pro Kubikzentimeter bestimmen,
[68]
was weitere Untersuchungen bestatigten.
[69]
Kurz darauf vermutete man, dass die komplexe Gestalt der Filamente durch eine
Rayleigh-Taylor-Instabilitat
an der Grenzschicht zwischen Neutronenstern und abgestoßenem Supernovarest hervorgerufen wird.
[70]
Neuere Untersuchungen zeigen, dass der Krebsnebel sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von 1500 km/s ausdehnt.
[71]
Rechnet man die Expansion zuruck, erhalt man ein Datum fur die Bildung des Nebels, das auf mehrere Jahrzehnte nach 1054 verweist. Es scheint, als hatte sich der Nebel beschleunigt ausgedehnt.
[72]
Man vermutet, dass die notwendige Energie fur die Beschleunigung vom Pulsar stammt, der das Magnetfeld verstarkte, und dass dadurch die Filamente schneller vom Zentrum wegbewegt wurden.
[46]
[73]
Unterschiede in der zuruckberechneten Expansion der Filamente und des Polarwindnebels stutzen zudem die Rayleigh-Taylor-Instabilitat als Erklarung der Filament-Morphologie.
[7]
Abschatzungen der Masse des Krebsnebels waren anfangs wenig ubereinstimmend. Minkowski nannte im Jahr 1942 zu der etwa 1 Sonnenmasse fur den Neutronenstern weitere 15 Sonnenmassen fur den umgebenden Nebel.
[24]
Die Gesamtmasse der Filamente versuchte Osterbrock im Jahr 1957 zu bestimmen.
[68]
Der sich ergebende Wert von wenigen Prozenten der Sonnenmasse wurde jedoch von nachfolgenden Untersuchungen nicht bestatigt, die auf die ein- bis funffache Masse der Sonne hindeuten.
[74]
Aus theoretischen Modellen von Supernovaexplosionen wurde geschlossen, dass der Stern zuvor jedoch eine Masse zwischen acht und zwolf
Sonnenmassen
gehabt haben musste.
[75]
Lange vermutete man, dass die fur eine Supernova zusatzlich erforderliche Masse in einer Hulle um den Krebsnebel liegen konnte, welche aber trotz Suche in unterschiedlichen Wellenlangen nicht gefunden wurde.
[74]
[76]
Unter Berucksichtigung von Staub, der im fernen Infrarot mit dem
Herschel-Weltraumteleskop
beobachtet werden konnte, folgerte man im Jahr 2015 eine Gasmasse von sieben Sonnenmassen und eine Staubmasse von etwas weniger als einer Sonnenmasse. Zusammen mit dem Pulsar, der etwas mehr als eine Sonnenmasse aufweist, ergeben sich somit insgesamt rund neun Sonnenmassen.
[77]
Neuere Analysen kommen jedoch zu einer um eine Großenordnung kleineren Staubmasse
[78]
oder zu einer etwas großeren Gesamtmasse von 9,5?10 Sonnenmassen.
[79]
Eine genaue Bestimmung der Entfernung des Krebsnebels hat sich als schwierig erwiesen. Die von Mayall im Jahr 1937 beschriebene Methode zur Entfernungsbestimmung wurde vielfach nachvollzogen und lieferte je nach gewahltem Vorgehen Werte von 1030 Parsec bis 2860 Parsec.
[80]
[81]
Anhand von Annahmen uber das interstellare Medium und den durch dieses hervorgerufenen Absorptionen in verschiedenen Spektralbereichen gelangte man auf einen sehr ahnlichen Wertebereich; physikalische Grunde, wie der Vergleich mit anderen Supernovae oder das Intensitatsverhaltnis von Emissionslinien, sprechen fur Entfernungen von 1800?2000 Parsec.
[80]
Da eine Reihe anderer etablierter Methoden zur Entfernungsbestimmung aufgrund von Besonderheiten des Krebsnebels versagt, wurde haufig der von
Virginia Trimble
aus den genannten Messungen um 1970 gemittelte Wert von 2000 ± 500 Parsec
[80]
genutzt.
[82]
Im Jahr 2018 gelang mithilfe der
Raumsonde Gaia
eine optische
Parallaxenbestimmung
, die auf eine Entfernung von eher 3000 Parsec hindeutet und Entfernungen von weniger als 2400 Parsec unwahrscheinlich erscheinen ließ.
[83]
Langere Beobachtungen mit Gaia verminderten dann statistische Fehler, womit sich im Jahr 2020 eine Entfernung von 2000 Parsec mit einem 95%-
Konfidenzintervall
von 1620?2560 Parsec ergibt.
[84]
Im Jahr 2023 wurde die Parallaxe radioastronomisch mithilfe des
European VLBI
ermittelt und eine Entfernung von 1900
+220
-180
Parsec bestimmt.
[4]
Da der Krebsnebel nur rund 1,5° von der
Ekliptik
entfernt ist, konnen der
Mond
und manchmal auch
Planeten
, von der Erde aus gesehen, diesen Nebel scheinbar am Himmel durchqueren oder streifen. Die Sonne selbst durchquert den Nebel nicht, dafur aber ihre
Korona
. Solche Ereignisse helfen, den Nebel und die Objekte vor dem Nebel besser zu erforschen, indem man untersucht, wie sich die Strahlung des Nebels andert.
Mondtransits wurden verwendet, um die Quellen der
Rontgenstrahlen
im Nebel zu finden. Bevor man Satelliten wie das
Chandra X-Ray Observatory
hatte, die die Rontgenstrahlung beobachten konnten, hatten Rontgenbeobachtungen meist eine geringe Auflosung. Wenn sich jedoch der Mond vor den Nebel schiebt, kann man die Helligkeitsanderungen des Nebels verwenden, um Karten der Rontgenstrahlenemission des Nebels anzufertigen.
[85]
Als man das erste Mal Rontgenstrahlen im Krebsnebel beobachtet hatte, wurde der Mond, als er den Nebel am Himmel streifte, verwendet, um die genaue Position der Rontgenstrahlung auszumachen.
[36]
Die Sonnenkorona verdeckt den Krebsnebel jeden Juni. Durch Veranderungen der Radiowellen des Krebsnebels kann man auf die Dichte und Struktur der Sonnenkorona schließen. Die ersten Beobachtungen offenbarten, dass die Sonnenkorona viel ausgedehnter ist als bis dahin angenommen; spatere Beobachtungen zeigten, dass sie beachtliche Dichteschwankungen aufweist.
[86]
Sehr selten wandert der
Saturn
vor dem Nebel voruber. Sein Transit am 4./5. Januar 2003 war der erste seit dem
31. Dezember
1295
jul.
; der nachste wird am 5. August 2267 stattfinden. Mit Hilfe des Chandra X-Ray Observatory wurde der Saturnmond
Titan
genauer untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass auch um Titan Rontgenstrahlung emittiert wurde. Der Grund liegt in der Absorption der Rontgenstrahlung in seiner Atmosphare. Dadurch erhielt man fur die Dicke von Titans Atmosphare einen Wert von 880 km.
[87]
Der Saturntransit selbst konnte nicht beobachtet werden, da Chandra zu der Zeit den
Van-Allen-Gurtel
durchquerte.
Beobachten lasst sich der Krebsnebel mit Teleskopen von Europa aus am besten in den Wintermonaten, da er sich dann weit oberhalb des Horizonts befindet: Die
Kulmination
fur 10° Ost ist am 4. Januar um 23 Uhr.
[88]
In Teleskopen mit 50
[89]
?75 mm
Apertur
erscheint er als ovaler Fleck, ab 130 mm sind weitere Strukturen zu erkennen. Die Filamente zeigen sich erst in einem Teleskop mit 400 mm Apertur bei einem guten
Seeing
von besser als 2
Bogensekunden
.
[88]
Spektralfilter fur die O-III-Linie
heben Strukturen hervor und
Polarisationsfilter
lassen die komplex ortlich variierenden Polarisationseffekte erkennen.
[89]
[90]
Es gibt Berichte uber die Beobachtung des Pulsierens des Pulsars durch das
Okular
eines großeren Teleskops.
[91]
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