Der
Kropcke
[
?k?œpk?
] ist eine platzartige Straßenkreuzung in der Fußgangerzone von
Hannover
. Er gilt als zentralste Stelle der Stadt. Mit der
Kropcke-Uhr
, die von den Hannoveranern traditionell als Treffpunkt genutzt wird, steht vor Ort eines der hannoverschen Wahrzeichen. Am Kropcke kreuzen sich die beiden Flugel der
Georgstraße
, die
Bahnhofstraße
, die
Karmarschstraße
und die Rathenaustraße. Unterirdisch befindet sich die großte Station der
Stadtbahn Hannover
. Benannt wurde der Kropcke nach dem ansassigen Cafe.
Die Kreuzung ergab sich 1843 als Ubergang zwischen der Altstadt und dem Weg zum etwas entfernt nordostlich neu angelegten
Central-Bahnhof
. In der Folge erweiterte sich unter Anleitung des Hofbaumeisters
Laves
das Stadtgebiet nach Norden und Osten um die
Ernst-August-Stadt
. Wie aus alten
Stadtplanen
klar ersichtlich, waren von der Stadtplanung her fur Platzfunktionen eigentlich vielmehr der benachbarte Opernplatz (damals: Theaterplatz) und der Ernst-August-Platz am Bahnhof vorgesehen. Jedoch lenkte diese Kreuzung das Geschehen auf sich, um auch den bei der Marktkirche gelegenen
Marktplatz
als so aufgefasstes absolutes Herz der Stadt abzulosen.
1872 fuhr die erste
Pferdebahn
uber die Kreuzung, spater durch die elektrische
Straßenbahn
ersetzt. 1931 stand am Kropcke die erste
Verkehrsampel
Hannovers.
[1]
Bei den
Luftangriffen auf Hannover
im Zweiten Weltkrieg wurde die ganze Gegend ? bis auf die Kropcke-Uhr ? zerstort. Mit dem wachsenden Autoverkehr erhielt die Kreuzung fur die 1950er/1960er Jahre eine
Verkehrskanzel
. Im Zuge der U-Bahn-Bauarbeiten Anfang der 1970er Jahre wandelte man den Kropcke und die anliegenden Straßen dann in eine
Fußgangerzone
um, wenn auch noch eine Zeit lang oberirdisch Straßenbahnen fuhren. Anders als bei richtigen Platzen ist eine genaue Bestimmung der Flache und Begrenzung des Kropcke nicht moglich; dies liegt letztlich im subjektiven Ermessen. Man sagt auch kaum ?auf dem Kropcke“, sondern gemeinhin ?am Kropcke“.
In der Altstadt hatte es die alteingesessene Konditorei des Familienbetriebs
Robby
gegeben. 1869 zog Georg Robby mit dem Geschaft an die nordwestliche Ecke des Theater- bzw. Opernplatzes um. In einem von
Otto Goetze
entworfenen
Gusseisen
-Bau, der einem orientalisch anmutenden Pavillon der
Weltausstellung Paris 1867
nachempfunden war, eroffnete er dort das
Cafe Robby
. Von 1878 an arbeitete darin als Kellner der aus
Bleckede
bei Luneburg stammende
Wilhelm Kropcke
. Nachdem das Cafe Robby erst anderweitig verpachtet wurde, pachtete es Wilhelm Kropcke ab 1885 selbst. 1895, als das Gebaude inzwischen der Stadt gehorte, benannte er es in
Cafe Kropcke
um. Er fuhrte es bis zu seinem Tod 1919.
Mit seiner ihm eigenen Atmosphare erlangte das Cafe Kropcke Bekanntheit uber Hannover hinaus. Es entwickelte sich auch zum Treffpunkt verschiedener kultureller oder sozialer Szenen. Unter anderem spielte sich drumherum mannliche Prostitution ab, das Milieu, in dem der Serienmorder
Fritz Haarmann
seine Opfer fand. Der Name des Cafes wurde im Laufe der Zeit durch den
Volksmund
auf die Kreuzung ubertragen.
Daraufhin erhielt der Ort 1948 offiziell den Namen
Kropcke
. Im selben Jahr entstand nach der kriegsbedingten Zerstorung ein Cafe-Neubau nach Entwurf des Architekten
Dieter Oesterlen
. Da der Betrieb nach Einspruch der Nachkommen Wilhelm Kropckes nicht mehr
Cafe Kropcke
heißen durfte, wahlte man bezeichnenderweise den Namen
Cafe am Kropcke
(heute lautet die Aufschrift jedoch
Cafe Kropcke
). Schon 1974 wurde das Gebaude wegen des U-Bahn-Baus wieder abgerissen, ehe zwei Jahre spater die Wiedereroffnung in dem von
Matthaei
-Elschner /
Fischer
-
von Bassewitz
geplanten jetzigen Bauwerk mit der markanten Dachkonstruktion stattfand. Seither wird das Cafe von
Movenpick
betrieben. Anlasslich der
Expo 2000
erhielt das Gebaude eine Erweiterung fur ein
Expo-Cafe
, heute nachgefolgt von einem Beratungszentrum der
Stadtwerke Hannover
.
Bei der Kropcke-Uhr handelte es sich ursprunglich um eine 1885 von
Konrad Oertel
entworfene
Wettersaule
. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1943 durch einen alliierten Bombenangriff beschadigt, konnte 1945 aber wieder in Betrieb genommen werden. 1954 ersetzte man sie durch eine moderne Uhr, wobei gleiche Uhren ebenso am Steintor und am Aegidientorplatz aufgestellt wurden. 1977 fertigte Werner Hoffmann
[2]
fur den Kropcke eine vereinfachte Rekonstruktion der historischen Wettersaule an.
[3]
Die Uhr ist in Hannover ? wie das
Ernst-August-Denkmal
am Hauptbahnhof ? ein klassischer Treffpunkt.
[4]
Sudlich der Kreuzung befand sich zunachst ein stadtisches Gebaude, das als
Hohere Gewerbeschule der Stadt Hannover
und danach als
Polytechnische Schule Hannover
diente. Mit dem Auszug der Schule und der Anlegung der Karmarschstraße im Jahr 1879 entstand auf dem nunmehr spitzwinkligen Grundstuck zwischen Georg- und Karmarschstraße der Bau des
Hotels Continental
. Bei den Luftangriffen auf Hannover 1943 wurde das Hotel zerstort. Ende der 1940er Jahre folgte an der Stelle das zweistockige Provisorium namens
Conti-Block
.
Jener wurde um 1970 bei den Bauarbeiten fur die U-Bahn-Station Kropcke wieder abgerissen. Stattdessen entstand 1972
[5]
im Stil des
Brutalismus
das bis zu 51 Meter hohe
Kropcke-Center
. Hauptmieter des Gebaudes war zunachst ein
Wertheim-Kaufhaus
, spater wurde es fur die noch heute vorhandene Filiale des Modehauses
Peek & Cloppenburg
bekannt. Wegen der bald als unzeitgemaß empfundenen Architektur war das Kropcke-Center jahrelang eines der umstrittensten Bauwerke der Stadt. Geplante Umbauten wurden aber immer wieder verschoben.
Nach mehreren Eigentumerwechseln fuhrte ab 2009 die Dusseldorfer
CENTRUM Grundstucksgesellschaft
einen grundlegenden Umbau durch, bei dem große Teile des Komplexes neu entstanden. Das umgangssprachliche ?Kropcke-Loch“ am sudlichen Ende der
Niki-de-Saint-Phalle-Promenade
(
Passerelle
) in der sogenannten Minus-1-Ebene wurde geschlossen, die Bebauung nach vorn gezogen. Da fur den Hochhausturm kein langfristiger Mieter gefunden werden konnte, entschied man sich entgegen der ursprunglichen Planung fur dessen Abriss. Das Investitionsvolumen fur die Umbauarbeiten betrug etwa 200 Millionen Euro.
[6]
[7]
Noch vor Beendigung stieg 2013 die Immobilienfondsgesellschaft
Union Investment Real Estate
als neuer Eigentumer ein.
[8]
Entsprechend dem uberwiegenden Kreuzungscharakter sind auch die Bauten in den drei ubrigen Winkeln ? neben dem Cafe und dem Kropcke-Center ? mit ihren Fronten mehr zu den einmundenden Straßen hin orientiert als zur Mitte. Im Sudwesten steht das
Europa-Haus
. Ihm kommt als erstem neuerrichteten Geschaftshaus in der durch den Zweiten Weltkrieg zerstorten Innenstadt Hannovers historische Symbolkraft zu. Das Anfang der 1950er Jahre in der nordwestlichen Ecke erbaute
Magis-Haus
weist eine fur seine Zeit ungewohnlich anspruchsvolle und auch nach heutigem Dafurhalten sehr attraktive Architektur auf. Im Gegensatz dazu hat die Bebauung der nordostlichen Ecke, nachdem diese in den 1950er und 1960er Jahren mit auffalligen Werbeschriftzugen (vor allem des einheimischen Kaffee-Produzenten
Machwitz
) noch pragend fur den Kropcke war, sonst in keiner Weise Bedeutung in der Stadt.
Seit 2015 wird der Kropcke bei Nacht uber die kunstlerische Installation
Lichtwolke
beleuchtet. Der Entwurf dazu stammt von der Lichtplanerin
Ulrike Brandi
. Das Objekt besteht aus gefalteten Metallstreifen mit 64 daran angebrachten LED-Lampen.
[9]
Es hangt an Tragseilen, welche uber vier Haken an den umliegenden Gebauden befestigt sind. Die Inbetriebnahme verzogerte sich um etwa ein Jahr, weil der Kostenrahmen zunachst nicht eingehalten werden konnte, sodass die Herstellung neu ausgeschrieben werden musste.
[10]
Zudem hatte die Stadt lange Zeit mit einem Hauseigentumer uber die Anbringung eines der Haken zu verhandeln.
[11]
Die
Lichtwolke
kostete in der Anschaffung etwa 370.000 Euro, die Betriebskosten belaufen sich auf etwa 1.000 Euro im Monat. Um Eisschlag zu vermeiden, kann das Objekt im Winter beheizt werden. Ein Ultraschallgerat soll zudem verhindern, dass sich Tauben darauf niederlassen.
[11]
Mittels Versuchen im Windkanal wurde erprobt, dass Sturmboen die
Lichtwolke
nicht aus ihrer Verankerung reißen konnen.
[10]
Die
U-Bahn-Station Kropcke
ist die wichtigste Kreuzungsstation der
Stadtbahn Hannover
. Hier kreuzen sich alle drei Tunnelstrecken. An sechs Bahnsteigen fahren die Linien 1 bis 9, 12, und 13. In der Station befinden sich die vier langsten Rolltreppen in Hannover. Mit einer Lange von je etwa 33 m fuhren sie von der Verteilerebene (-1) zu den beiden Bahnsteigen der C-Strecke (-4).
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Klaus Mlynek:
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. H. Feesche Verlag Hannover 1983, S. 55
- ↑
Projekt Kropcke
(
Memento
des
Originals
vom 18. Oktober 2011 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.leinekunst.de
, leinekunst.de, abgerufen am 16. April 2011
- ↑
Joachim Holtz:
Zeitliches aus Hannover: Herz aus Beton
,
Die Zeit
, 6. Januar 1978
- ↑
Hannover von 1967 bis 1983
, hannover.de
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CENTRUM Grundstucksgesellschaft mbH: Baubeginn fur das Kropcke-Center in Hannover
(PDF-Datei; 73 kB), abgerufen am 14. April 2011
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HAZ:
Bis 2013 muss der Umbau des Kropcke-Centers fertig sein
, abgerufen am 14. April 2011
- ↑
Fertigstellung 2014: Union Investment kauft Kropcke-Center.
Pressemitteilung. In:
Hannover.de
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Dem Kropcke geht ein Licht auf.
In:
HAZ.de
, 12. Oktober 2015. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
- ↑
a
b
Die Kropcke-Sonne scheint erst 2015.
In:
HAZ.de
, 21. Oktober 2014. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
- ↑
a
b
Installation der Lichtwolke verzogert sich erneut.
In:
HAZ.de
, 22. August 2015. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
52.374444444444
9.7386111111111
Koordinaten:
52° 22′ 28″
N
,
9° 44′ 19″
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