Kropcke

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Kropcke in westlicher Blickrichtung (zum Steintor )

Der Kropcke [ ?k?œpk? ] ist eine platzartige Straßenkreuzung in der Fußgangerzone von Hannover . Er gilt als zentralste Stelle der Stadt. Mit der Kropcke-Uhr , die von den Hannoveranern traditionell als Treffpunkt genutzt wird, steht vor Ort eines der hannoverschen Wahrzeichen. Am Kropcke kreuzen sich die beiden Flugel der Georgstraße , die Bahnhofstraße , die Karmarschstraße und die Rathenaustraße. Unterirdisch befindet sich die großte Station der Stadtbahn Hannover . Benannt wurde der Kropcke nach dem ansassigen Cafe.

Cafe Kropcke um 1900, im Hintergrund das Theater (das heutige Opernhaus)
Der Kropcke im Jahr 1957 mit Autoverkehr, Haltestelle und Cafe

Die Kreuzung ergab sich 1843 als Ubergang zwischen der Altstadt und dem Weg zum etwas entfernt nordostlich neu angelegten Central-Bahnhof . In der Folge erweiterte sich unter Anleitung des Hofbaumeisters Laves das Stadtgebiet nach Norden und Osten um die Ernst-August-Stadt . Wie aus alten Stadtplanen klar ersichtlich, waren von der Stadtplanung her fur Platzfunktionen eigentlich vielmehr der benachbarte Opernplatz (damals: Theaterplatz) und der Ernst-August-Platz am Bahnhof vorgesehen. Jedoch lenkte diese Kreuzung das Geschehen auf sich, um auch den bei der Marktkirche gelegenen Marktplatz als so aufgefasstes absolutes Herz der Stadt abzulosen.

1872 fuhr die erste Pferdebahn uber die Kreuzung, spater durch die elektrische Straßenbahn ersetzt. 1931 stand am Kropcke die erste Verkehrsampel Hannovers. [1] Bei den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde die ganze Gegend ? bis auf die Kropcke-Uhr ? zerstort. Mit dem wachsenden Autoverkehr erhielt die Kreuzung fur die 1950er/1960er Jahre eine Verkehrskanzel . Im Zuge der U-Bahn-Bauarbeiten Anfang der 1970er Jahre wandelte man den Kropcke und die anliegenden Straßen dann in eine Fußgangerzone um, wenn auch noch eine Zeit lang oberirdisch Straßenbahnen fuhren. Anders als bei richtigen Platzen ist eine genaue Bestimmung der Flache und Begrenzung des Kropcke nicht moglich; dies liegt letztlich im subjektiven Ermessen. Man sagt auch kaum ?auf dem Kropcke“, sondern gemeinhin ?am Kropcke“.

Bauten am Kropcke

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In der Altstadt hatte es die alteingesessene Konditorei des Familienbetriebs Robby gegeben. 1869 zog Georg Robby mit dem Geschaft an die nordwestliche Ecke des Theater- bzw. Opernplatzes um. In einem von Otto Goetze entworfenen Gusseisen -Bau, der einem orientalisch anmutenden Pavillon der Weltausstellung Paris 1867 nachempfunden war, eroffnete er dort das Cafe Robby . Von 1878 an arbeitete darin als Kellner der aus Bleckede bei Luneburg stammende Wilhelm Kropcke . Nachdem das Cafe Robby erst anderweitig verpachtet wurde, pachtete es Wilhelm Kropcke ab 1885 selbst. 1895, als das Gebaude inzwischen der Stadt gehorte, benannte er es in Cafe Kropcke um. Er fuhrte es bis zu seinem Tod 1919.

Mit seiner ihm eigenen Atmosphare erlangte das Cafe Kropcke Bekanntheit uber Hannover hinaus. Es entwickelte sich auch zum Treffpunkt verschiedener kultureller oder sozialer Szenen. Unter anderem spielte sich drumherum mannliche Prostitution ab, das Milieu, in dem der Serienmorder Fritz Haarmann seine Opfer fand. Der Name des Cafes wurde im Laufe der Zeit durch den Volksmund auf die Kreuzung ubertragen.

Daraufhin erhielt der Ort 1948 offiziell den Namen Kropcke . Im selben Jahr entstand nach der kriegsbedingten Zerstorung ein Cafe-Neubau nach Entwurf des Architekten Dieter Oesterlen . Da der Betrieb nach Einspruch der Nachkommen Wilhelm Kropckes nicht mehr Cafe Kropcke heißen durfte, wahlte man bezeichnenderweise den Namen Cafe am Kropcke (heute lautet die Aufschrift jedoch Cafe Kropcke ). Schon 1974 wurde das Gebaude wegen des U-Bahn-Baus wieder abgerissen, ehe zwei Jahre spater die Wiedereroffnung in dem von Matthaei -Elschner / Fischer - von Bassewitz geplanten jetzigen Bauwerk mit der markanten Dachkonstruktion stattfand. Seither wird das Cafe von Movenpick betrieben. Anlasslich der Expo 2000 erhielt das Gebaude eine Erweiterung fur ein Expo-Cafe , heute nachgefolgt von einem Beratungszentrum der Stadtwerke Hannover .

Treffpunkt Kropcke-Uhr

Bei der Kropcke-Uhr handelte es sich ursprunglich um eine 1885 von Konrad Oertel entworfene Wettersaule . Im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1943 durch einen alliierten Bombenangriff beschadigt, konnte 1945 aber wieder in Betrieb genommen werden. 1954 ersetzte man sie durch eine moderne Uhr, wobei gleiche Uhren ebenso am Steintor und am Aegidientorplatz aufgestellt wurden. 1977 fertigte Werner Hoffmann [2] fur den Kropcke eine vereinfachte Rekonstruktion der historischen Wettersaule an. [3] Die Uhr ist in Hannover ? wie das Ernst-August-Denkmal am Hauptbahnhof ? ein klassischer Treffpunkt. [4]

Uberblicksaufnahme von 1984, links Kropcke-Uhr sowie Cafe Kropcke und in der Mitte das Kropcke-Center

Sudlich der Kreuzung befand sich zunachst ein stadtisches Gebaude, das als Hohere Gewerbeschule der Stadt Hannover und danach als Polytechnische Schule Hannover diente. Mit dem Auszug der Schule und der Anlegung der Karmarschstraße im Jahr 1879 entstand auf dem nunmehr spitzwinkligen Grundstuck zwischen Georg- und Karmarschstraße der Bau des Hotels Continental . Bei den Luftangriffen auf Hannover 1943 wurde das Hotel zerstort. Ende der 1940er Jahre folgte an der Stelle das zweistockige Provisorium namens Conti-Block .

1972: Bau der U-Bahn an Stelle des spateren Kropcke-Centers ; im Hintergrund das Opernhaus
Das Kropcke-Center nach Abschluss der Umbauarbeiten, 2014

Jener wurde um 1970 bei den Bauarbeiten fur die U-Bahn-Station Kropcke wieder abgerissen. Stattdessen entstand 1972 [5] im Stil des Brutalismus das bis zu 51 Meter hohe Kropcke-Center . Hauptmieter des Gebaudes war zunachst ein Wertheim-Kaufhaus , spater wurde es fur die noch heute vorhandene Filiale des Modehauses Peek & Cloppenburg bekannt. Wegen der bald als unzeitgemaß empfundenen Architektur war das Kropcke-Center jahrelang eines der umstrittensten Bauwerke der Stadt. Geplante Umbauten wurden aber immer wieder verschoben.

Nach mehreren Eigentumerwechseln fuhrte ab 2009 die Dusseldorfer CENTRUM Grundstucksgesellschaft einen grundlegenden Umbau durch, bei dem große Teile des Komplexes neu entstanden. Das umgangssprachliche ?Kropcke-Loch“ am sudlichen Ende der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade ( Passerelle ) in der sogenannten Minus-1-Ebene wurde geschlossen, die Bebauung nach vorn gezogen. Da fur den Hochhausturm kein langfristiger Mieter gefunden werden konnte, entschied man sich entgegen der ursprunglichen Planung fur dessen Abriss. Das Investitionsvolumen fur die Umbauarbeiten betrug etwa 200 Millionen Euro. [6] [7] Noch vor Beendigung stieg 2013 die Immobilienfondsgesellschaft Union Investment Real Estate als neuer Eigentumer ein. [8]

Bebauung der drei anderen Ecken

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Entsprechend dem uberwiegenden Kreuzungscharakter sind auch die Bauten in den drei ubrigen Winkeln ? neben dem Cafe und dem Kropcke-Center ? mit ihren Fronten mehr zu den einmundenden Straßen hin orientiert als zur Mitte. Im Sudwesten steht das Europa-Haus . Ihm kommt als erstem neuerrichteten Geschaftshaus in der durch den Zweiten Weltkrieg zerstorten Innenstadt Hannovers historische Symbolkraft zu. Das Anfang der 1950er Jahre in der nordwestlichen Ecke erbaute Magis-Haus weist eine fur seine Zeit ungewohnlich anspruchsvolle und auch nach heutigem Dafurhalten sehr attraktive Architektur auf. Im Gegensatz dazu hat die Bebauung der nordostlichen Ecke, nachdem diese in den 1950er und 1960er Jahren mit auffalligen Werbeschriftzugen (vor allem des einheimischen Kaffee-Produzenten Machwitz ) noch pragend fur den Kropcke war, sonst in keiner Weise Bedeutung in der Stadt.

Installation Lichtwolke

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Die Lichtwolke , im Hintergrund das Europa-Haus

Seit 2015 wird der Kropcke bei Nacht uber die kunstlerische Installation Lichtwolke beleuchtet. Der Entwurf dazu stammt von der Lichtplanerin Ulrike Brandi . Das Objekt besteht aus gefalteten Metallstreifen mit 64 daran angebrachten LED-Lampen. [9] Es hangt an Tragseilen, welche uber vier Haken an den umliegenden Gebauden befestigt sind. Die Inbetriebnahme verzogerte sich um etwa ein Jahr, weil der Kostenrahmen zunachst nicht eingehalten werden konnte, sodass die Herstellung neu ausgeschrieben werden musste. [10] Zudem hatte die Stadt lange Zeit mit einem Hauseigentumer uber die Anbringung eines der Haken zu verhandeln. [11] Die Lichtwolke kostete in der Anschaffung etwa 370.000 Euro, die Betriebskosten belaufen sich auf etwa 1.000 Euro im Monat. Um Eisschlag zu vermeiden, kann das Objekt im Winter beheizt werden. Ein Ultraschallgerat soll zudem verhindern, dass sich Tauben darauf niederlassen. [11] Mittels Versuchen im Windkanal wurde erprobt, dass Sturmboen die Lichtwolke nicht aus ihrer Verankerung reißen konnen. [10]

U-Bahn-Station Kropcke

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Treppen der U-Bahn-Station Kropcke

Die U-Bahn-Station Kropcke ist die wichtigste Kreuzungsstation der Stadtbahn Hannover . Hier kreuzen sich alle drei Tunnelstrecken. An sechs Bahnsteigen fahren die Linien 1 bis 9, 12, und 13. In der Station befinden sich die vier langsten Rolltreppen in Hannover. Mit einer Lange von je etwa 33 m fuhren sie von der Verteilerebene (-1) zu den beiden Bahnsteigen der C-Strecke (-4).

Commons : Kropcke (Hannover)  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Klaus Mlynek: Hannover-Chronik: Von den Anfangen bis zur Gegenwart . ISBN 3-87706-319-5
  2. Helmut Zimmermann: Hannover in der Tasche. Bauten und Denkmaler von A-Z . H. Feesche Verlag Hannover 1983, S. 55
  3. Projekt Kropcke ( Memento des Originals vom 18. Oktober 2011 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.leinekunst.de , leinekunst.de, abgerufen am 16. April 2011
  4. Joachim Holtz: Zeitliches aus Hannover: Herz aus Beton , Die Zeit , 6. Januar 1978
  5. Hannover von 1967 bis 1983 , hannover.de
  6. CENTRUM Grundstucksgesellschaft mbH: Baubeginn fur das Kropcke-Center in Hannover (PDF-Datei; 73 kB), abgerufen am 14. April 2011
  7. HAZ: Bis 2013 muss der Umbau des Kropcke-Centers fertig sein , abgerufen am 14. April 2011
  8. Fertigstellung 2014: Union Investment kauft Kropcke-Center. Pressemitteilung. In: Hannover.de , abgerufen am 3. Dezember 2015.
  9. Dem Kropcke geht ein Licht auf. In: HAZ.de , 12. Oktober 2015. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
  10. a b Die Kropcke-Sonne scheint erst 2015. In: HAZ.de , 21. Oktober 2014. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
  11. a b Installation der Lichtwolke verzogert sich erneut. In: HAZ.de , 22. August 2015. Abgerufen am 16. Oktober 2015.

Koordinaten: 52° 22′ 28″  N , 9° 44′ 19″  O