Kostendeckung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kostendeckung ist in der Preiskalkulation der Grundsatz , dass die Gesamtkosten durch die Umsatzerlose oder Ertrage gedeckt sein sollen.

Jedes Wirtschaften der Wirtschaftssubjekte ( Privathaushalte , Unternehmen und der Staat mit seinen Untergliederungen offentliche Verwaltung , Staatsunternehmen und Kommunalunternehmen ) verursacht Kosten . [1] Diese Kosten sind zunachst von den Wirtschaftssubjekten zu tragen und verringern vorlaufig deren Vermogen . Durch den ? Kosten auslosenden ? Produktionsprozess erstellen sie Produkte oder Dienstleistungen , die durch die betriebliche Funktion des Vertriebs am Markt veraußert werden und dadurch Umsatzerlose oder Ertrage erzielen. Damit diese Umsatzerlose die entstandenen Kosten (mindestens) decken konnen, muss die Preiskalkulation einen Marktpreis ermitteln, der (mindestens) Vollkostendeckung ermoglicht.

Derartige Fragen der Kostendeckung spielen sowohl bei erwerbswirtschaftlichen Unternehmen als auch bei der offentlichen Hand eine Rolle. Wahrend erstere im Regelfall das Unternehmensziel der Gewinnmaximierung verfolgen, streben letztere entweder das Kostendeckungsprinzip (etwa kommunale Wasserwerke oder Abfallwirtschaft ) oder das Zuschussprinzip (etwa kommunale Museen oder Theater ) an. [2]

Kostendeckungsgrad

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Ermittlung der Kostendeckung steht die betriebswirtschaftliche Kennzahl des Kostendeckungsgrades zur Verfugung. Der Kostendeckungsgrad gibt an, welchen Anteil die Gesamtkosten eines Unternehmens im Verhaltnis zu seinen Umsatzerlosen erreichen. Die sich aus fixen Kosten ( ) und variablen Kosten ( ) zusammensetzenden Gesamtkosten werden den erzielten Umsatzerlosen ( ) gegenubergestellt:

.

Bei einem Kostendeckungsgrad von 100 % werden alle Kosten vollstandig durch die Umsatzerlose gedeckt, ein Kostendeckungsgrad von fuhrt zu Verlusten , Kostendeckungsgrade von bedeuten Gewinne . Da erwerbswirtschaftliche Unternehmen langfristig als gewinnorientiert gelten ( Gewinnmaximierung ), wird deren Kostendeckungsgrad im Regelfall uber 100 % liegen.

Erwerbswirtschaftliche Unternehmen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vollkosten und Preisuntergrenze

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die unternehmerische Kalkulation auf der Grundlage von Vollkosten ist vielfach Ausdruck wirtschaftsethischer Vorstellungen von einem gerechten Preis , der dem Hersteller neben einem Gewinnaufschlag seine Aufwendungen decken und seine Existenz sichern soll. [3] Vollkostendeckung bedeutet, dass ein Kostendeckungsgrad von 100 % der Erlose vorliegt. Teilkostendeckung mit einem Kostendeckungsgrad von <100 % deckt nur die variablen Kosten ( Grenzkosten ) und fuhrt zu Verlusten. Der Kostendeckungsgrad bestimmt die Preisuntergrenze . Die taktische Preisuntergrenze mit einem Kostendeckungsgrad von <100 % ist nur kurzfristig hinnehmbar, eine strategische (langfristige) Preisuntergrenze entspricht der Vollkostendeckung (zuzuglich Gewinnmarge).

Vollkosten und Gewinnzone

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bei Vollkostendeckung erreicht ein Unternehmen die Gewinnschwelle ( break even ), wenn neben den variablen Kosten auch die Fixkosten der Kapazitat gedeckt sind. Der Break even-Punkt ist entsprechend der Deckungspunkt, bei dem die Gewinnschwelle uberschritten wird. Mit Hilfe der Break even-Analyse wird dasjenige Absatzvolumen ermittelt, bei dem die Vollkosten gedeckt sind. Die Erlose (E) decken die Gesamtkosten (K):

Dabei setzen sich die Gesamtkosten aus den fixen und den variablen Kosten ( ) zusammen:

Jeder Preis, der unter den Vollkosten und uber den Grenzkosten liegt, deckt noch einen Teil der fixen Kosten; er wird daher Deckungsbeitrag genannt.

Kostendeckungsprinzip im offentlichen Sektor

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter dem Kostendeckungsprinzip versteht man bei offentlichen Betrieben und Verwaltungen den Grundsatz, dass die fur die Benutzung einer offentlichen Leistung erhobenen Gebuhren und Abgaben ihre Kosten decken sollen. [4] Die Kostendeckung wird als verfassungsrechtlich zulassiger Zweck der Gebuhrenerhebung angesehen, [5] sie ist Hauptzweck einer Gebuhrenerhebung. Die veranschlagten Gebuhreneinnahmen einer offentlichen Leistung durfen deren voraussichtliche Kosten nicht uberschreiten, es handelt sich um ein Kostenuberschreitungsverbot . Es kann auf alle Verwaltungsgebuhren , Beitrage und Auslagen Anwendung finden. Einerseits soll es haushaltsschutzend als Kostendeckungsgebot , andererseits als burgerschutzendes Kostenuberschreitungsverbot fungieren. Damit sind sowohl die Ober- als auch die Untergrenze offentlicher Gebuhren festgelegt. Das Kostendeckungsprinzip ist ein Sachziel , bei dem die Preise oder Gebuhren so kalkuliert werden, dass sie die Gesamtkosten ganz oder teilweise decken. Auf eine Gewinnmarge wird verzichtet. Nach dem Kostendeckungsprinzip arbeiten die offentliche Verwaltung ( Behorden ), offentliche Unternehmen und Kommunalunternehmen bei der Erfullung ihrer offentlichen Aufgaben ( Daseinsvorsorge ). Da Gewinnmargen fehlen, gibt es keine Konkurrenz aus der Privatwirtschaft .

Die formelle Berechtigung zur Erhebung von Gebuhren und Auslagen fur offentliche Leistungen ergibt sich aus § 1 Abs. 1 Bundesgebuhrengesetz oder den entsprechenden Landesgebuhrengesetzen. Nach Rechtsprechung und herrschender Meinung genießt das Kostendeckungsprinzip keinen Verfassungsrang. [6] Gebuhren sind als Gegenleistung fur eine ?durch besondere Inanspruchnahme der Verwaltung ausgeloste besondere Leistung des Abgabenglaubigers zu erbringen“ (§ 1 Abs. 1 BGebG in Verbindung mit § 8 Abs. 1 RAO). [7] Die Eigenschaft einer Abgabe als Verwaltungsgebuhr ist hiernach davon abhangig, dass die Abgabe als Gegenleistung fur eine den Einzelnen betreffende und von diesem veranlasste Amtshandlung zu zahlen ist. Das Kostendeckungsprinzip ist eine Veranschlagungsmaxime, die Anforderungen an die Zielsetzung der Gebuhrenerhebung stellt.

Der gesamte offentliche Rundfunk arbeitet nach dem Kostendeckungsprinzip, weil seine Gesamtkosten durch Rundfunkbeitrage und Fernseh- oder Radiowerbung gedeckt sein mussen.

Die Frage, ob das Kostendeckungsprinzip eingehalten ist, muss fur jedes Haushaltsjahr gesondert beantwortet werden. Denn die auf die Kostendeckung abgestellte Tarifgestaltung ist nur fur denselben Zeitraum moglich, fur den die Verwaltungsausgaben zu veranschlagen sind. Das bedeutet, dass die zustandigen Stellen ? falls sie nach sachgerechter Haushaltsschatzung und Tarifgestaltung wahrend des laufenden Haushaltsjahres erkennen sollten, dass eine unvorhersehbar gewesene Einnahmenentwicklung zur Uber- oder Unterschreitung des Ausgabenbedarfs fuhren werde ? nicht verpflichtet sind, den Gebuhrentarif fur das laufende Jahr ruckwirkend oder auch nur fur den Rest des Haushaltsjahres zu andern. Die Einhaltung des Kostendeckungsprinzips ist der gerichtlichen Kontrolle insoweit zuganglich, als von sachfremden Erwagungen beeinflusste Haushaltsanschlage zu beanstanden und sich daraus ergebende unrichtige Gebuhrentarife als ungultig anzusehen sind. [6]

Der Kostendeckungsgrad lasst sich auch im offentlichen Sektor ermitteln. Insbesondere ist die Kennzahl hier beim offentlichen Personennahverkehr (OPNV), Kommunalunternehmen und auch bei Ordnungsbehorden von Interesse. Eine Feststellung des Kostendeckungsgrades fur Leistungs- und Sozialverwaltungen kommt dagegen nicht in Betracht. [8] In den Kommunen gibt es nur sehr wenige Bereiche, die sich einem Kostendeckungsgrad von 100 % annahern; die durchschnittlichen Kostendeckungsgrade reichen von ca. 10 % bei Bibliotheken uber ca. 30 % bei Kinderhorten , 80 % im OPNV und bis zu ca. 95 % bei Bestattungseinrichtungen . [9] Der deutsche OPNV wies 2018 einen Kostendeckungsgrad von 74,4 % auf, so dass die restlichen 25,6 % aus dem offentlichen Haushalt finanziert werden mussten. [10]

Jahr Kostendeckungs-
grad
2000 68,8 %
2005 72,2 %
2010 77,1 %
2015 76,1 %
2016 76,3 %
2017 75,6 %
2018 74,4 %
2019 71,6 %
2020 58,7 %

Im Jahre 2020 loste die Corona-Pandemie eine Verringerung der Fahrgastzahlen um bis zu 80 % aus, was zu einem drastischen Einbruch des Kostendeckungsgrads auf 58,7 % fuhrte. Dies zeigt, dass der Auslastungsgrad erheblich zu einer Kostendegression beitragt. Jede Veranderung der Tarifpreise wie beispielsweise die Einfuhrung des 9-Euro-Ticket wirkt sich unmittelbar auf den Kostendeckungsgrad des OPNV aus.

Kostenunterdeckung und Kostenuberdeckung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kostenunterdeckung und Kostenuberdeckung betreffen die Gegenuberstellung von Istkosten und Sollkosten in der Plankostenrechnung , die im Falle der Nicht-Ubereinstimmung als Kostenunter- und Kostenuberdeckung bezeichnet werden und somit keinen unmittelbaren Zusammenhang zur Kostendeckung aufweisen.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Siegfried Reinhold/Franz Scheuring/Bernd Zurn, Wirtschaftslehre fur Verkaufer , 1980, S. 61
  2. Gunter Wohe / Ulrich Doring , Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre , 25. Auflage, 2013, S. 30; ISBN 978-3800646876
  3. Klaus-Peter Kistner/Marion Steven, Betriebswirtschaftslehre im Grundstudium 2 , 1997, S. 171.
  4. Thorsten Franz, Gewinnerzielung durch kommunale Daseinsvorsorge , 2005, S. 352.
  5. BVerfG, Urteil vom 19. Marz 2003, Az.: 2 BvL 9/98 = BVerfGE 108, 1
  6. a b BVerfG, Beschluss vom 10. Marz 1998, Az.: 1 BvR 178/97 = BVerfGE 97, 332 , 345
  7. BVerfG, Beschluss vom 4. Februar 1958, Az.: 2 BvL 31/56 = BVerfGE 7, 244 , 251
  8. Silke Schmidt, Gender Mainstreaming als Herausforderung fur eine zukunftsorientierte Personalarbeit , 2003, S. 191
  9. Franz Dirnberger, Praxiswissen fur Kommunalpolitiker: erfolgreich handeln als Gemeinde-, Stadt-, Kreis- und Bezirksrat , 2008, S. 333.
  10. Statista , Verteilung der Kostendeckung im offentlichen Personennahverkehr in Deutschland von 1998 bis 2018 , 2022