Kompatibilitat
liegt in der
Technik
vor, wenn zwei oder mehr
Produkte
gegenseitig so
koordiniert
sind, dass sie storungsfrei miteinander
funktionieren
konnen und einem
Nachfrager
einen
Nutzen
stiften.
Besitzt jemand
Musik-CDs
, so konnen diese nur vollstandigen Nutzen stiften, wenn sie auf einem
CD-Player
abgespielt werden. Jedes dieser beiden Produkte ist fur sich alleine nicht nutzbringend. Dies ist eine von drei Arten der Kompatibilitat.
Die
Fachliteratur
unterscheidet drei Arten der Kompatibilitat:
[1]
Diese Arten konnen auch gleichzeitig vorkommen. So ist beispielsweise bei Peripheriegeraten neben der physischen Kompatibilitat auch die Kommunikation zwischen Computer und Peripheriegerat durch erfolgreichen
Datentransfer
erforderlich.
Die Aufwarts- (oder
Vorwartskompatibilitat
) und Abwartskompatibilitat (oder
Ruckwartskompatibilitat
) betrifft in der
Informatik
die chronologisch unterschiedlichen
Versionen
zusammengehoriger Produkte, insbesondere bei
Hardware
und
Software
. Sie sind
abwartskompatibel
, wenn neuere Versionen mit alteren Versionen oder deren
Schnittstellen
vertraglich sind.
Aufwartskompatibilitat
liegt vor, wenn altere Versionen mit neueren oder deren Schnittstellen vertraglich sind.
Erfullt ein System die
Anforderungen
eines anderen (und geht eventuell daruber hinaus), wird es als mit letzterem kompatibel bezeichnet.
Zum Beispiel kann ein
elektronisches Bauteil
zu einem anderen mit unterschiedlicher Bezeichnung kompatibel sein. Die Bauteile konnen dann ausgetauscht werden, da sie dieselben Eigenschaften haben und meistens die gleiche oder eine ahnliche Bauform.
Im Gegensatz zur konkreten
Austauschbarkeit
und
Gleichwertigkeit
wird mit
Interoperabilitat
etwas allgemeiner die
Fahigkeit zur Zusammenarbeit
von verschiedenen Systemen (durch die Einhaltung gemeinsamer Standards) bezeichnet. Beide Begriffe werden haufig synonym verwendet.
Binarkompatibilitat
bezeichnet eine Eigenschaft von
Betriebssystemen
oder
Prozessoren
,
digitale Daten
auf die gleiche Weise zu ?verstehen“. Meistens ist damit gemeint, dass ein Prozessor
Anweisungen
versteht, die fur einen anderen geschrieben wurden (siehe auch
Befehlssatz
). Damit kann aber auch die
Byte-Reihenfolge
(Big- oder Little-Endian) oder, bei
serieller Ubertragung
, die
Bit-Reihenfolge
gemeint sein.
Zwei Betriebssysteme sind
binarkompatibel
, wenn jedes
Programm
, das fur das eine Betriebssystem
kompiliert
wurde, ohne erneutes Kompilieren sofort auf dem anderen Betriebssystem lauffahig ist.
Binarkompatibilitat von Betriebssystemen kann einerseits auf
Hardware
-Ebene erreicht werden (
CPU
-
Befehlssatzkompatibilitat
), durch
Software
-
Emulatoren
(z. B. durch eine
Virtual Machine
) oder durch vorherige Umformung (
JIT-Compiler
).
Apple
setzte z. B. zur Wahrung der
Kompatibilitat
zwischen
Motorola-68000-
und
PowerPC
-Rechnern einen Software-Emulator ein.
Quelltextkompatibilitat
bedeutet, dass ein
Quelltext
ohne Anpassung auf unterschiedlichen
Systemen
kompiliert
werden kann. Zwei Betriebssysteme sind
quelltextkompatibel
, wenn zur Ubertragung eines Programms ein erneutes Kompilieren notwendig ist, aber keine Anderungen am Quelltext.
Als
Abwartskompatibilitat
wird die Verwendbarkeit bzw. Kompatibilitat neuerer oder erweiterter
Versionen
eines technischen Objekts oder Standards zu den Anwendungsbedingungen einer fruheren Version bezeichnet. Dabei ist die Relation
Abwartskompatibilitat
nicht notwendigerweise transitiv.
Eine neuere Version einer
Software
sollte die mit der alteren Version erstellten Dokumente wieder offnen und weiterverarbeiten konnen. Wahrend dies haufig gut gelingt, sind Dateien einer neueren Software-Version meistens durch die altere Version nicht mehr lesbar, was viele Anwender zu
Aktualisierungen
zwingt.
Ein Beispiel fur Abwartskompatibilitat ist
UTF-8
, das nach wie vor auf den ersten 128 Stellen die Zeichen des 7-
Bit
-
ASCII
-Zeichensatzes darstellt, sodass die darauf basierenden Rechensysteme nach wie vor ASCII-Dokumente korrekt verarbeiten und anzeigen konnen.
Der Signalubertragungsstandard
HDMI
ist eine Weiterentwicklung von
DVI
und dazu abwartskompatibel. Beide benutzen dieselbe Signalcodierung
TMDS
.
[2]
Im
Hardware
-Bereich wird heute ebenso erwartet, dass Programme fur ein altes Computermodell auf einem neuen Modell (zumindest auf einem vom selben Hersteller) weiterhin zu verwenden sind, auch wenn umgekehrt viele Programme fur das neue Modell auf dem alten nicht oder nur mit Einschrankungen nutzbar sind. Bei Großrechnern herrscht dieses Prinzip bereits seit den 1960er-Jahren vor, bei
Microcomputern
hat es sich bis Mitte der 1980er weitgehend durchgesetzt.
Abwartskompatibilitat in der IT-Branche geht oft mit Nachteilen einher. Beispiele sind
- der seit Jahrzehnten in
x86
-
Prozessoren
existierende
Real Mode
, der in heutigen Prozessoren nicht mehr benotigt wird
- die
MS-DOS
-basierten Windows-Versionen 95, 98 und ME, welche unter Problemen litten, weil sie aus Kompatibilitatsgrunden weite Teile von MS-DOS und
Windows 3.x
weiterverwenden mussten.
Als
Aufwartskompatibilitat
wird die Verwendbarkeit oder Kompatibilitat alterer oder veralteter Versionen eines technischen Objekts oder Standards zu den Anwendungsbedingungen einer neueren Version bezeichnet.
Ein Beispiel ist das analoge
Farbfernsehen
, das mit Schwarz-Weiß-Fernsehempfangern als Schwarz-Weiß-Bild empfangen werden konnte.
Im Fall einer
Textverarbeitungsanwendung
kann das beispielsweise beinhalten, dass eine alte Version der Anwendung Dokumente anzeigen und bearbeiten kann, die von einer neueren Version erstellt wurden. Teile des Dokumentes, fur die in der alten Version noch keine Funktion besteht, konnen zwingendermaßen nicht verarbeitet werden. Aufwartskompatibilitat bedeutet aber, dass diese Teile das einwandfreie Funktionieren der alten Version nicht beeinflussen.
In der
Programmierung
ist die Gewahrleistung von Aufwartskompatibilitat schwieriger als die von Abwartskompatibilitat, weil beim Erstellen einer Version der Anwendung noch nicht alle Formate und Strukturen spaterer Versionen bekannt sind. Trotzdem muss die aktuelle Version mit diesen Formaten und Strukturen arbeiten konnen. Bei der Abwartskompatibilitat entsteht dieses Problem nicht, da man beim Erstellen der neuen Version die Formate und Strukturen alter Versionen bereits kennt.
Eine alte Programmversion, die Daten einer neuen Version als Eingabe erhalt, kann also nur die Daten verarbeiten, fur die sie auch Anweisungen hat. Der Rest muss ignoriert werden und das Programm muss versuchen, nicht
abzusturzen
.
Webbrowser
ignorieren beispielsweise neue
HTML
-Tags, die sie nicht kennen.
Viele
Programme
sind heute aufwartskompatibel und konnen auch noch große Unterschiede zwischen Versionen kompensieren. Werden Fahigkeiten einer spateren Programmversion in eine fruhere Version per Update eingebracht, so spricht man von einem
Backport
.
Aufwartskompatibilitat von Computerhardware kann beispielsweise durch
Emulation
erreicht werden.
Neuere Versionen eines Programms sind in der Regel abwartskompatibel zu alteren Versionen. Diese alteren Versionen sind jedoch oft nicht aufwartskompatibel. Werden Funktionen nicht nur erweitert, sondern geandert, so kann eine neue Version in Teilbereichen (abwarts-)inkompatibel zur alten Version werden. Geschieht dies bei
dynamischen Bibliotheken
, so tritt leicht der Zustand ein, den Programmierer scherzhaft als ?
DLL Hell
“ bezeichnen: Da verschiedene Programme versuchen, fur sie jeweils leicht unpassende
Komponenten
zu verwenden, funktioniert gar nichts mehr richtig.
Ein konkretes Beispiel: Der
Athlon-64-Prozessor
der Firma
AMD
ist abwartskompatibel zum
8086-Prozessor
der Firma
Intel
, der im Jahre 1978 erschien. Der Athlon 64 kann also Programme des alten 8086 ausfuhren. Umgekehrt gilt dies jedoch nicht. Die Kompatibilitat beschrankt sich hier auf den Befehlssatz, wobei die Ausfuhrungsgeschwindigkeit drastisch zugenommen hat. Der neue Prozessor selbst kann wegen unterschiedlicher Gehausebauformen, Signale, Versorgungsspannungen usw. nicht mit dem alten ausgetauscht werden. Die beiden Prozessoren sind also hinsichtlich dieser Eigenschaften inkompatibel.
Fehlerkompatibilitat (englisch:
bug compatibility
) ist ein Fachbegriff aus der
Informationstechnik
, der bedeutet, dass eine neue und verbesserte
Software
oder
Hardware
beziehungsweise ein alternatives Produkt von einem
Mitbewerber
die gleichen
Fehler
besitzt, und somit
kompatibel
ist.
[3]
Der Grund fur die Fehlerkompatibilitat ist in der Regel nicht, dass es schwierig ware, die Fehler zu beheben. Grund ist, dass bestehende Programme sich auf die Fehler verlassen und eventuell nicht mehr funktionierten, wenn man sie behobe. Das Korrigieren des Fehlers verursacht also mehr Probleme als das Dokumentieren und Beibehalten des fehlerhaften Verhaltens. Ein bekannter Fehler wird somit schnell zu einem Teil des
Interface
und wird von Anwendern desselben berucksichtigt. Eine Anderung des Interface, auch wenn es inhaltlich eine
Fehlerkorrektur
ist, kann zu fehlerhaftem Verhalten bei abhangigen Systemen fuhren.
- Beispiel
Im
Atari
Betriebssystem
TOS
waren in der ersten Version in der Funktion
Bcostat
die Geratenummern fur die Tastatur (hier: 3, sonst: 4) und die
MIDI
-Schnittstelle (hier: 4, sonst: 3) vertauscht. Da sich die Programmierer auf diese Vertauschung eingestellt hatten, und es funktionierende Software gab, die die vertauschten Geratenummern verwendete, wurde in spateren Versionen die Dokumentation angepasst, und die Vertauschung der Geratenummern in dieser Funktion beibehalten.
[4]
Eine gangige Strategie ist, die Fehler im neuen Produkt zu korrigieren, aber das vorherige Verhalten zumindest uber eine Option zu simulieren. So kann das System auch mit der neuen Version weiter betrieben werden, bis es selbst an die Anderungen angepasst wurde. Man spricht dann auch von einem Fehlerkompatibilitatsmodus.
Gelegentlich werden in der
Werbung
Produkte als ?kompatibel“ zu denen eines etablierten Wettbewerbers bezeichnet, um zu vermitteln, dass sie trotz ihres niedrigeren Preises mit jenen austauschbar sind. Diese ?Produkteigenschaft“ kann jedoch auch als negatives ?austauschbar“ wahrgenommen werden.
Okonomisch betrachtet wird die Kompatibilitat bei
Komplementargutern
genutzt. So kann beispielsweise eine CD nur auf einem CD-Player gespielt werden. Die meisten
Wiedergabegerate
konnen nur bestimmte
Tontrager
oder
Bildtrager
fur den Konsumenten wahrnehmbar machen (
Schallplatten
nur auf dem
Schallplattenspieler
). Auch
Elektrogerate
benotigen manchmal Kompatibilitat, denn
Fernsehgerate
konnen nur das US-
Farbubertragungssystem
NTSC
oder das europaisch standardisierte
PAL-System
storungsfrei empfangen.
Ein weiterer Aspekt ist der
Lock-in-Effekt
, weil es Produzenten uber die technische Abhangigkeit gelingt, die
Nachfrage
der
Verbraucher
durch
Kundenbindung
auch kunftig auf sich zu lenken. Der erste große kommerzielle Erfolg nach diesem Lock-in-Effekt war im Jahre 1902 der
Gillette
-Rasierer von
King C. Gillette
. Statt der damals ublichen Rasiermesser, die nachgescharft werden konnten, verkaufte Gillette einen patentierten Klingenhalter, zu dem wegwerfbare Rasierklingen passten, die gunstig herzustellen waren und mit hoher
Marge
dauerhaft an die Nutzer der Gillette-Klingenhalter verkauft werden.
- Markus Bechter:
Kompatibilitatsabsicherung verteilter eingebetteter Systeme in der Mechatronik
, Sierke-Verlag, 2008,
ISBN 978-3-86844-091-1
- ↑
Joseph Farrell/Garth Saloner,
Competition, Compatibility and Standards: The Economics of Horses, Penguins and Lemmings
, in: The American Economic Review vol. 76, 1987, S. 940 ff.
- ↑
Understanding Digital Interconnects.
Audioholics, LLC,
abgerufen am 27. Juli 2011
(englisch).
- ↑
Dieter Kranzlmuller:
Spezielles Kapitel 5: ?Transmeta’s Crusoe“
@1
@2
Vorlage:Toter Link/www.gup.jku.at
(
Seite nicht mehr abrufbar
, festgestellt im Marz 2022.
Suche in Webarchiven
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
, Vorlesungsfolien uber Transmetas Crusoe-Prozessor und dessen Fehlerkompatibilitat zum Intel x86
- ↑
Hans-Dieter Jankowski/Dietmar Rabich/Julian F. Reschke,
ATARI Profibuch ST-STE-TT
, Sybex Verlag,
ISBN 3-88745-888-5
, 12. Auflage, S. 86; Bcosstat (BIOS 8)