Komoren-Quastenflosser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Komoren-Quastenflosser

Latimeria chalumnae

Systematik
Uberklasse : Fleischflosser (Sarcopterygii)
Klasse : Quastenflosser (Coelacanthi)
Ordnung : Quastenflosser (Coelacanthiformes)
Familie : Latimeriidae
Gattung : Latimeria
Art : Komoren-Quastenflosser
Wissenschaftlicher Name
Latimeria chalumnae
Smith , 1939

Der Komoren-Quastenflosser ( Latimeria chalumnae ) ist eine rezente Art der Quastenflosser (Coelacanthiformes). Die Tiere werden bis zu zwei Meter lang und 80 kg schwer und sind an der Ostkuste Sudafrikas beheimatet. Sie sind in nur geringer Individuenzahl bekannt und wohl vom Aussterben bedroht. Aufgrund von Untersuchungen des Mageninhalts gefangener Komoren-Quastenflosser ist davon auszugehen, dass es sich bei den Tieren um Zoophagen (Fleischfresser) handelt.

Evolutionsgeschichtlich hat sich bei dieser Art die Lunge zu einer Schwimmblase gewandelt. Das Gehirn des Komoren-Quastenflossers nimmt nur etwa ein Hundertstel des Volumens der Hirnhohle ein, ansonsten wird die Hirnhohle von einer fettartigen Substanz ausgefullt.

Fundgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fur die Wissenschaft entdeckt wurde das erste Exemplar der Art am 22. Dezember 1938 von Marjorie Courtenay-Latimer , die leitend als Kuratorin (ab 1945 mit der Bezeichnung ?Direktorin“) am East London Museum im Ostteil der damaligen Kapprovinz tatig war. Das Tier war von einem Fischdampfer unter dem Kommando von Hendrik Goosen in den Gewassern des Indischen Ozeans vor der sudafrikanischen Kuste nahe der Mundung des Chalumna gefangen worden. Da Courtenay-Latimer sich mit Kapitan Goosen angefreundet hatte, wurde sie regelmaßig uber die Einfahrt des Schiffes in den Hafen informiert und hatte die Erlaubnis, interessante Einzelstucke aus dem Fang fur ihr Museum auszuwahlen. Der Chemieprofessor und Amateur-Fischkundler James L. B. Smith ordnete das Tier den bis dahin fur ausgestorben gehaltenen Quastenflossern zu. Trotz umgehend eingeleiteter Suche nach weiteren Exemplaren dieser Art gelang es erst 1952 bei den Komoren , etwa 3000 km nordlich der ersten Fundstelle gelegen, ein weiteres Tier zu fangen. Wie der erste Fisch konnte es nicht am Leben erhalten werden, nachdem es von den Fangern an Bord des Fangschiffes geholt worden war. In den 1990er-Jahren gelangen weitere Beobachtungen, unter anderem das Auffinden einer weiteren Population der Quastenflosser, die eine eigene Art darstellen und als Manado-Quastenflosser ( Latimeria menadoensis ) bezeichnet werden.

Lebensweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Courtenay-Latimer mit dem von ihr entdeckten ersten Exemplar eines rezenten Quastenflossers. Es wurde zur Haltbarmachung prapariert .
Komoren-Quastenflosser im Komoren-Pavillon auf der Expo 2020 Dubai

Mit seinen beinartigen Brust- und Bauchflossen kann sich der Fisch in einer Art ? Kreuzgang “ bewegen. Fur diese alternierenden Bewegungen der Flossen hat er in seinem Nervensystem bestimmte ?neuromuskulare Koordinationen“, wie es Hans Fricke nennt. Nach seiner Ansicht konnen solche Koordinationen den Verwandten des Quastenflossers den Schritt an Land erleichtert haben. Tiere der rezenten Arten gehen jedoch nicht am Meeresboden umher, und ihre Flossen beruhren nicht einmal den Boden, etwa beim Beschleichen ihrer Beute, wobei die Brustflossen um 180 Grad um die Langsachse gedreht werden konnen. Wenn der Quastenflosser schnell schwimmen will, benutzt er seine machtige Schwanzflosse.

Quastenflosser sind Nachtjager und Driftschwimmer, die auch schwache Wasserstromungen fur die Fortbewegung ausnutzen. Ihre großen Brust- und Bauchflossen verwenden sie zum Ausbalancieren.

Tagsuber halten sich die Quastenflosser in Lavahohlen auf, die auf den Komoren zwischen 150 und 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. In den zum Teil sehr geraumigen Hohlen leben bis zu 16 Tiere. Mit Sonnenuntergang verlassen die Tiere einzeln ihre Hohle. Ihre Beutezuge fuhren sie nur wenige Kilometer von ihrer Hohle weg und bis in 700 Meter Tiefe.

Schwimmt ihnen ein Beutefisch vors Maul, dann konnen sie mit einem Schlag ihrer breiten Schwanzflosse sehr stark beschleunigen. Ein bei anderen Fischen fehlendes Gelenk im Schadel gestattet ihnen, ihr Maul rasch aufzureißen und so eine blitzartige Saugschnappbewegung durchzufuhren, mit der sie ihre Beute rasch in das von spitzen Zahnen umgebene Maul bringen.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Hans Fricke: Im Reich der lebenden Fossilien . In: Peter-Matthias Gaede (Hrsg.): Die Seele des weißen Baren . Hamburg 1998, ISBN 3-455-11256-0 .
  • Hans Fricke: Der Fisch der aus der Urzeit kam. Die Jagd nach dem Quastenflosser , C. H. Beck 2007, ISBN 3-406-55635-3 .
  • Michael Ohl : Expeditionen zu den Ersten ihrer Art. Außergewohnliche Tiere und die Geschichte ihrer Entdeckung. dtv, Munchen 2022, ISBN 978-3-423-29043-2 , S. 168?199.
  • Keith S. Thomson: Der Quastenflosser ? Ein lebendes Fossil und seine Entdeckung . Birkhauser Verlag, Basel 1993, ISBN 3-7643-2793-6 .
  • Samantha Weinberg: Der Quastenflosser : die abenteuerliche Geschichte der Entdeckung eines seit siebzig Millionen Jahren vermeintlich ausgestorbenen Tieres . Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 2001. ISBN 3-596-15089-2 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Komoren-Quastenflosser ( Latimeria chalumnae )  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien