Knud Wollenberger
(*
23. Februar
1952
in
Kopenhagen
,
Danemark
; †
25. Januar
2012
in Gortavrulla,
Feakle Parish
,
County Clare
,
Irland
) war ein deutschsprachiger
Lyriker
danischer Nationalitat und
inoffizieller Mitarbeiter
der
DDR-Staatssicherheit
.
Knud Wollenberger war Sohn des deutschen Wissenschaftlers
Albert Wollenberger
und dessen danischer Ehefrau.
[1]
Die Eltern kehrten 1955 aus dem amerikanischen Exil uber Danemark in die
DDR
zuruck, aufgrund seiner danischen Staatsburgerschaft genoss Sohn Knud spater fast unbeschrankte Reisefreiheit.
[2]
An der
Akademie der Wissenschaften der DDR
, wo er nach seinem Mathematikdiplom arbeitete, lernte er
Vera Lengsfeld
kennen. Sie heirateten 1980 und hatten zwei Sohne.
[1]
Wollenberger war seit 1972 als Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit unter dem Tarnnamen ?IM Donald“ und spionierte ab 1982 auch seine eigene Ehefrau aus, zum Beispiel in ihrer spateren Funktion als Mitgrunderin der
Kirche von Unten
. Dies entdeckte sie selbst nach dem Ende des Regimes durch Akteneinsicht, woraufhin sie sich 1992 von ihm scheiden ließ und wieder ihren Geburtsnamen annahm. Er rechtfertigte seine Tatigkeit fur die Stasi damit, dass er aufgrund seiner judischen Herkunft die DDR als Antwort auf
Auschwitz
sah und alles tun wollte, um ein neues Auschwitz zu verhindern.
[3]
[4]
Er habe diesen Staat fur ?reformierbar und fur reformwurdig“ gehalten.
[5]
In einem Brief entschuldigte sich Wollenberger bei Vera Lengsfeld und bat um Verzeihung. Er habe seine Frau durch die Zusammenarbeit schutzen wollen, weil er Angst um sie gehabt habe.
[6]
[7]
Vera Lengsfeld deutete an, dass eine private Klarung moglich gewesen ware, wenn der Fall nicht in die Offentlichkeit gelangt ware.
[8]
Wollenberger berichtete der Staatssicherheit auch uber den
Friedenskreis Pankow
, wozu er sich 1992 bekannte und spater schriftlich Stellung bezog.
[9]
Wollenberger arbeitete seit 1985 als
Imker
, der sich im Sommer in
Berlin-Buch
um 120 Bienenvolker kummerte.
[1]
Knud Wollenberger arbeitete 1999 in
Dortmund
beim Musiksender
Onyx.tv
und spater noch bis 2004 als TV-
Editor
in
Berlin
. Auch als
Poetry-Slammer
machte er sich in der Szene bei verschiedenen Auftritten in ganz Deutschland einen Namen. Auf einem entsprechenden
CD
-
Sampler
ist er mit einem Stuck vertreten.
[10]
Ab 2004 lebte er zuruckgezogen in Berlin-Buch. 2009 zog er zusammen mit seiner zweiten Frau Christiane nach Scarriff,
Clare
, Irland. Das Paar heiratete dort am 7. Juni 2010. Am 25. Januar 2012 starb er an
Multisystematrophie
, an der er seit 1998 erkrankt war.
[11]
[1]
Sein Nachlass befindet sich im Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft.
[12]
In der Traueranzeige stand ein Satz, der nach Darstellung von Erik Steffen in einem
Nachruf
auf Wollenberger wie eine kryptische Lebensbilanz wirkte: ?Und eine schwarze Sonne leckt die letzten Strahlen!“
[10]
In seiner Bewertung kommt der Burgerrechtler
Roland Jahn
zu dem Schluss, dass Wollenberger echte Reue gezeigt habe. Sein Fall zeige, dass auch in Extremfallen Vergebung moglich ist.
[13]
- Mikael Busch:
Knud og Vera. Et Stasi-drama.
People'sPress, Kopenhagen 2012,
ISBN 978-87-7055-712-2
.
- Jana Simon
:
Der Verrater
. In:
Alltagliche Abgrunde. Das Fremde in unserer Nahe
. Reportagen und Portrats. Ch. Links, Berlin 2004,
ISBN 3-86153-319-7
,
S.
119?126
.
- ↑
a
b
c
d
Vera Lengsfeld: Wund furs Leben
, Zeit Online, 26. April 2012.
- ↑
Jurgen Leinemann:
Sie hat nichts merken konnen.
In:
Der Spiegel
.
13. Januar 1992.
- ↑
Knud Wollenberger: Die DDR war fur Knud die Antwort auf Auschwitz
. In:
Die Zeit
.
ISSN
0044-2070
(
zeit.de
[abgerufen am 3. April 2016]).
- ↑
Vera Lengsfeld: Eine Frau, die gerne aneckt
. In:
Die Zeit
.
ISSN
0044-2070
(
zeit.de
[abgerufen am 3. April 2016]).
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Jurgen Leinemann:
Sie hat nichts merken konnen
. In:
Der Spiegel
.
Band
3
, 13. Januar 1992 (
spiegel.de
[abgerufen am 3. April 2016]).
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Vera Lengsfeld: Sie wollte kein leidenspathetisches Opfer sein
. In:
Die Zeit
.
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0044-2070
(
zeit.de
[abgerufen am 3. April 2016]).
- ↑
Adelheid Muller-Lissner:
Verzeihen konnen ? sich selbst und anderen
. Ch. Links Verlag, 2012,
ISBN 978-3-86284-118-9
(
google.com
[abgerufen am 3. April 2016]).
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Vera Lengsfeld:
. In:
Die Zeit
.
ISSN
0044-2070
(
zeit.de
[abgerufen am 3. April 2016]).
- ↑
Knud Wollenberger:
Das kann eigentlich nicht grundsatzlich schadlich sein, mit ihnen zu reden.
In: Marianne Subklew (Hrsg.):
Ich wurde mutiger. Der Pankower Friedenskreis ? politische Selbstbehauptung und offentlicher Widerspruch.
Katalog zur Ausstellung, Berlin 2003, S. 129.
- ↑
a
b
Erik Steffen:
Knud Wollenberger (Geb. 1952) ? Nachrufe ? Berlin ? Tagesspiegel.
In:
www.tagesspiegel.de.
Abgerufen am 3. April 2016
.
- ↑
Sven Felix Kellerhoff
:
IM ?Donald“ ? Der Spion, der aus der Kuche kam.
In:
Welt Online
.
2. Februar 2012.
- ↑
Nachlass
- ↑
Stasi-Falle: "Das Bereuen ist eine Voraussetzung fur Vergeben"
. In:
Die Zeit
.
ISSN
0044-2070
(
zeit.de
[abgerufen am 3. April 2016]).