Die
Klosterkirche Maria Medingen
in
Modingen
, einer Gemeinde im
Landkreis Dillingen an der Donau
im
bayerischen
Regierungsbezirk Schwaben
, wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Stil des
Rokoko
errichtet und war ursprunglich die Klosterkirche des
Dominikanerinnenklosters
Maria Medingen
. Die Kirche ist mit dem Patrozinium
Maria Himmelfahrt
versehen und gehort seit 1843 zur
Kongregation
der
Dillinger Franziskanerinnen
.
Das Kloster Maria Medingen war vom 13. Jahrhundert bis zur
Sakularisation
im Jahr 1802 ein Dominikanerinnenkloster. Eine Inschrift am
Chorbogen
der Kirche nennt das Jahr 1246 als Grundungsjahr des Klosters und den Grafen Hartmann von
Dillingen
als Grunder. 1716 ließ Maria Magdalena vom
Stain zum Rechtenstein
,
Priorin
des Klosters von 1710 bis 1728, die alte Kirche abreißen. Die heutige Kirche wurde von 1717 bis 1719 von
Dominikus Zimmermann
, dem Baumeister der
Wieskirche
bei
Steingaden
, errichtet. Am 25. August 1721 fand die
Weihe
der Kirche durch den
Augsburger
Weihbischof
Johann Jakob von Mayr
statt. Nach der Aufhebung des Klosters wahrend der Sakularisation wurden die Gebaude verkauft. 1843 erwarben die Dillinger Franziskanerinnen vom letzten Besitzer, einem Metzgermeister aus Dillingen, Kloster und Kirche und bewahrten sie vor dem Abbruch.
Am 5. Juli 2015 gegen 23.45 Uhr brach in der Sakristei ein Feuer aus. Es entstand ein Sachschaden von circa 20 Mio. Euro in dem historischen Gebaude, wobei der Hauptschaden im Bereich der Ebnerkapelle lag. Der Wiederaufbau der Ebnerkapelle nach der Brandkatastrophe, bei der eine Schwester ums Leben kam, zog sich bis 2021 hin, die Kirche konnte mittlerweile wiederhergestellt werden.
Die Kirche schließt sich im Norden an die Klostergebaude an, die in einem weiten, von Mauern und Nebengebauden umschlossenen Hof liegen. Uber der Kirche erhebt sich ein viergeschossiger
Dachreiter
mit Doppel
zwiebelhaube
, der das
Langhaus
vom
Nonnenchor
abgrenzt. Chor und Langhaus sind durch flache
Pilaster
gegliedert und von hohen Rundbogenfenstern durchbrochen.
Die Kirche ist ein rechteckiger
Saalbau
mit vier
Jochen
und einem eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor. Die Wande unterteilen Pilaster aus rotlichem
Stuckmarmor
, die mit
korinthisierenden
Kapitellen
verziert sind. Chor und Schiff uberspannen
korbbogige
Tonnengewolbe
mit
Stichkappen
.
Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine Doppel
empore
mit geschnitzten, durchbrochenen Holzgittern, die auf zwei Stuckmarmorsaulen mit
ionischen
Kapitellen aufliegt. Unter der Empore schließt sich im Westen das
Oratorium
der
Laienschwestern
an, auf der Etage daruber der Nonnenchor. Auf beiden Seiten der unteren Empore befinden sich kleinere Oratorien, das der Priorin im Suden und das der Subpriorin im Norden, von Stuckmarmorsaulen eingefasst und mit kunstvoll geschnitzten Gittern versehen. An der oberen Empore sind die Wappen des Klosters und der Priorin Maria Magdalena vom Stain angebracht, daruber ihre Initialen ?M.M.V.S.P.“ (Maria Magdalena vom Stain Priorin).
Der
Stuckdekor
wurde nach Entwurfen von Dominikus Zimmermann um 1720 geschaffen.
Die Decken- und Wandbilder wurden 1719/22 von
Johann Baptist Zimmermann
, dem Bruder von Dominikus Zimmermann, ausgefuhrt. Auf dem Decken
fresko
des Chores wird das Letzte
Abendmahl
dargestellt, umgeben von
Grisaillen
mit Themen aus dem
Alten Testament
. Die großen Fresken im Langhaus stellen den hl.
Dominikus
und den hl.
Franz von Assisi
dar, die einen vom Teufel gefesselten Sunder zu befreien suchen. Weitere Szenen sind
Maria Verkundigung
und
Thomas von Aquin
gewidmet, der von den vier abendlandischen
Kirchenvatern
Ambrosius von Mailand
,
Augustinus von Hippo
,
Hieronymus
und Papst
Gregor I.
umgeben ist. In den von Stuckrahmen eingefassten
Medaillons
an den Wanden des Chores und des Schiffes sind die Brustbilder der
zwolf Apostel
als Fresken ausgefuhrt.
- Die Haupt- und Seiten
altare
aus Stuckmarmor ersetzten 1792/93 die Altare aus der Entstehungszeit der Kirche. Sie gelten als Werk von
Thomas Schaidhauf
(1735?1807), der auch an der Abteikirche von
Neresheim
mitwirkte. Die beiden lebensgroßen Skulpturen uber den seitlichen Durchgangen am Hauptaltar stellen links den hl. Dominikus und rechts die hl.
Katharina von Siena
dar. Die Holzskulptur der
Madonna im Strahlenkranz
in der Mittelnische des Hochaltars ist
spatgotisch
. Sie wird um 1460 datiert und entstammt wahrscheinlich der Werkstatt von
Hans Multscher
, einem Mitbegrunder der
Ulmer Schule
.
- Die
Kanzel
von 1720/30 wird Stephan Luidl zugeschrieben. Eine Engelsskulptur, die auf einer Wolke mit Engelskopfchen steht, tragt auf ihren Fingerspitzen den Kanzelkorpus. Dieser ist mit
Putten
besetzt, die mit den
Attributen
der drei
theologischen Tugenden
versehen sind, dem Turm fur den Glauben, dem Anker fur die Hoffnung und einem Herz fur die Liebe. Ein weiterer Engel mit einem Lamm verkorpert die
Sanftmut
. Der mit zwolf Engelsputten und Engelsputtenkopfen besetzte
Schalldeckel
tragt die Figur des Dominikaner-
Bußpredigers
Vinzenz Ferrer
. An der Front des Deckels sitzen uber der Taube des
Heiligen Geistes
zwei Engel mit einem aufgeschlagenen Buch, in dem geschrieben steht: ?TIMITE DEUM VENIT HORA JUDICII EJUS“ (Furchtet Gott, es kommt die Stunde seines Gerichts).
- Unter der Westempore ist ein uberlebensgroßes
Sandsteinrelief
mit der Darstellung
Christus im Grab
aus dem spaten 13. Jahrhundert erhalten.
- Die weißgefassten, lebensgroßen Holzfiguren im Chor und im Schiff sind um 1750 entstanden. Sie sind das Werk eines unbekannten Meisters und stellen bedeutende Mitglieder des Dominikanerordens dar.
- Skulpturen der rechten Chorseite: Thomas von Aquin mit der Sonne auf der Brust und einem Stab mit Doppelkreuz,
Rosa von Lima
mit dem Christkind auf dem Arm und Rosen und Lilien in der Hand und der Begrunder der Niederlassung des Dominikanerordens in
Polen
,
Hyazinth
.
- Skulpturen der linken Chorseite: der Erzbischof
Antonin von Florenz
, die Abtissin
Agnes von Montepulciano
mit Kreuz, Lilie und Lamm und der Dominikanerprediger und
Inquisitor
Petrus von Verona
mit einem
Krummsabel
im Kopf, einem Dolch in der Brust und einem Lorbeerzweig mit drei Kronen in der Hand, den Symbolen fur Martyrertod, Reinheit und Glaubenseifer.
- Auf der linken Seite des Kirchenschiffs werden die portugiesische Konigstochter
Johanna von Portugal
mit Lilie, Dornenkrone, Zepter und Krone dargestellt, der
Kirchenlehrer
Albertus Magnus
mit Buch und Totenkopf und der katalanische
Kirchenrechtler
Raymund von Penyafort
mit einem Schlussel in der Hand.
- Auf der rechten Seite des Kirchenschiffs stehen
Ludwig Bertrand
, zu dessen Fußen eine Pistole liegt und der in der einen Hand einen Giftbecher mit Schlange halt und in der anderen ein Kreuz. Die Florentiner
Mystikerin
Katharina de Ricci
ist mit den Attributen Kreuz, Lilie und Dornenkrone ausgestattet.
Gleichzeitig mit dem Ostflugel des Klosters wurde 1753 bis 1758 die Ebnerkapelle sudlich an das Langhaus der Klosterkirche angebaut und vor dem Altar der Kapelle das
Hochgrab
der 1979
seliggesprochenen
Mystikerin
Margareta Ebner
(1291?1351) untergebracht, die von 1305 bis zu ihrem Tod im Kloster Maria Medingen lebte. Die Grabplatte mit ihrer Liegefigur wurde im 14. Jahrhundert, kurze Zeit nach ihrem Tod, von einem
Lauinger
Steinmetz angefertigt.
Der einschiffige Raum ist in vier Joche gegliedert und mundet im Suden in eine halbrunde
Apsis
. Die Decke, eine Flachdecke uber einer
Hohlkehle
, ist vollstandig mit einem Fresko ausgemalt. Eine monumentale Arkadenhalle offnet sich zum Himmel, in den Margareta Ebner von der
Dreifaltigkeit
aufgenommen wird. Die seitlichen Szenen stellen ihre
Visionen
und Stationen ihres Lebens dar. Das Bild tragt die Signatur von
Vitus Felix Rigl
: ?Felix Rigl pinx. 1755“ (Felix Rigl malte es. 1755).
Der Dekor aus Engelsputten, Vasen auf Gesimsen, Blutenketten und Muschelwerk
kartuschen
wurde 1755 von dem
Wessobrunner
Stuckateur
Paul Anton Landes
geschaffen.
Der Skulpturenschmuck des Altares wird Franz Karl Schwertle zugeschrieben. Das Altarbild stellt eine Vision von Margareta Ebner dar, den Herzenstausch Margaretas mit Christus, und ist von
Johann Anwander
signiert: ?Joh. Anwander inv. et pinxit 1758“ (Joh. Anwander entwarf und malte es 1758). Der Altar birgt einen
Schrein
mit einem
Alabasterkreuz
aus der Zeit um 1340 und einem Christkind, das vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammt und wie das Alabasterkreuz im Besitz Margareta Ebners war. Seitlich des Altars stehen die Holzfiguren der Dominikanerpapste
Benedikt XI.
und
Pius V.
Zahlreiche
Votivtafeln
aus dem 17. bis 19. Jahrhundert bedecken die Wande der Kapelle.
- M. Adelgart Gartenmeier:
Klosterkirche Maria Medingen.
(=
Kunstfuhrer.
Nr. 509). 5., vollig neubearbeitete Auflage. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 1994,
DNB
943962587
.
- Werner Meyer (Bearb.):
Die Kunstdenkmaler des Landkreises Dillingen an der Donau.
(=
Die Kunstdenkmaler von Bayern. Die Kunstdenkmaler von Schwaben.
Band VII:
Landkreis Dillingen an der Donau
). Munchen 1972,
ISBN 3-486-43541-8
, S. 690?754.
- Georg Worishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz:
Stadte, Markte und Gemeinden.
In:
Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart.
Hrsg. vom Landkreis Dillingen an der Donau. 3., neu bearbeitete Auflage. Dillingen an der Donau 2005,
DNB
977271633
, S. 368.
48.631949
10.4372
Koordinaten:
48° 37′ 55″
N
,
10° 26′ 13,9″
O