Klosterkirche Maria Medingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klosterkirche Maria Medingen, Westfassade mit Dachreiter

Die Klosterkirche Maria Medingen in Modingen , einer Gemeinde im Landkreis Dillingen an der Donau im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben , wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Stil des Rokoko errichtet und war ursprunglich die Klosterkirche des Dominikanerinnenklosters Maria Medingen . Die Kirche ist mit dem Patrozinium Maria Himmelfahrt versehen und gehort seit 1843 zur Kongregation der Dillinger Franziskanerinnen .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Kloster Maria Medingen war vom 13. Jahrhundert bis zur Sakularisation im Jahr 1802 ein Dominikanerinnenkloster. Eine Inschrift am Chorbogen der Kirche nennt das Jahr 1246 als Grundungsjahr des Klosters und den Grafen Hartmann von Dillingen als Grunder. 1716 ließ Maria Magdalena vom Stain zum Rechtenstein , Priorin des Klosters von 1710 bis 1728, die alte Kirche abreißen. Die heutige Kirche wurde von 1717 bis 1719 von Dominikus Zimmermann , dem Baumeister der Wieskirche bei Steingaden , errichtet. Am 25. August 1721 fand die Weihe der Kirche durch den Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr statt. Nach der Aufhebung des Klosters wahrend der Sakularisation wurden die Gebaude verkauft. 1843 erwarben die Dillinger Franziskanerinnen vom letzten Besitzer, einem Metzgermeister aus Dillingen, Kloster und Kirche und bewahrten sie vor dem Abbruch. Am 5. Juli 2015 gegen 23.45 Uhr brach in der Sakristei ein Feuer aus. Es entstand ein Sachschaden von circa 20 Mio. Euro in dem historischen Gebaude, wobei der Hauptschaden im Bereich der Ebnerkapelle lag. Der Wiederaufbau der Ebnerkapelle nach der Brandkatastrophe, bei der eine Schwester ums Leben kam, zog sich bis 2021 hin, die Kirche konnte mittlerweile wiederhergestellt werden.

Architektur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kloster Maria Medingen mit der Kirche im Vordergrund, Ansicht von Nordwesten

Außenbau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kirche schließt sich im Norden an die Klostergebaude an, die in einem weiten, von Mauern und Nebengebauden umschlossenen Hof liegen. Uber der Kirche erhebt sich ein viergeschossiger Dachreiter mit Doppel zwiebelhaube , der das Langhaus vom Nonnenchor abgrenzt. Chor und Langhaus sind durch flache Pilaster gegliedert und von hohen Rundbogenfenstern durchbrochen.

Innenraum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kirche ist ein rechteckiger Saalbau mit vier Jochen und einem eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor. Die Wande unterteilen Pilaster aus rotlichem Stuckmarmor , die mit korinthisierenden Kapitellen verziert sind. Chor und Schiff uberspannen korbbogige Tonnengewolbe mit Stichkappen .

Klosterkirche Maria Medingen, Doppelempore mit den beiden Oratorien auf der unteren Empore

Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine Doppel empore mit geschnitzten, durchbrochenen Holzgittern, die auf zwei Stuckmarmorsaulen mit ionischen Kapitellen aufliegt. Unter der Empore schließt sich im Westen das Oratorium der Laienschwestern an, auf der Etage daruber der Nonnenchor. Auf beiden Seiten der unteren Empore befinden sich kleinere Oratorien, das der Priorin im Suden und das der Subpriorin im Norden, von Stuckmarmorsaulen eingefasst und mit kunstvoll geschnitzten Gittern versehen. An der oberen Empore sind die Wappen des Klosters und der Priorin Maria Magdalena vom Stain angebracht, daruber ihre Initialen ?M.M.V.S.P.“ (Maria Magdalena vom Stain Priorin).

Der Stuckdekor wurde nach Entwurfen von Dominikus Zimmermann um 1720 geschaffen.

Langhausfresko

Decken- und Wandmalereien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Decken- und Wandbilder wurden 1719/22 von Johann Baptist Zimmermann , dem Bruder von Dominikus Zimmermann, ausgefuhrt. Auf dem Decken fresko des Chores wird das Letzte Abendmahl dargestellt, umgeben von Grisaillen mit Themen aus dem Alten Testament . Die großen Fresken im Langhaus stellen den hl. Dominikus und den hl. Franz von Assisi dar, die einen vom Teufel gefesselten Sunder zu befreien suchen. Weitere Szenen sind Maria Verkundigung und Thomas von Aquin gewidmet, der von den vier abendlandischen Kirchenvatern Ambrosius von Mailand , Augustinus von Hippo , Hieronymus und Papst Gregor I. umgeben ist. In den von Stuckrahmen eingefassten Medaillons an den Wanden des Chores und des Schiffes sind die Brustbilder der zwolf Apostel als Fresken ausgefuhrt.

Hochaltar

Ausstattung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Die Haupt- und Seiten altare aus Stuckmarmor ersetzten 1792/93 die Altare aus der Entstehungszeit der Kirche. Sie gelten als Werk von Thomas Schaidhauf (1735?1807), der auch an der Abteikirche von Neresheim mitwirkte. Die beiden lebensgroßen Skulpturen uber den seitlichen Durchgangen am Hauptaltar stellen links den hl. Dominikus und rechts die hl. Katharina von Siena dar. Die Holzskulptur der Madonna im Strahlenkranz in der Mittelnische des Hochaltars ist spatgotisch . Sie wird um 1460 datiert und entstammt wahrscheinlich der Werkstatt von Hans Multscher , einem Mitbegrunder der Ulmer Schule .
  • Die Kanzel von 1720/30 wird Stephan Luidl zugeschrieben. Eine Engelsskulptur, die auf einer Wolke mit Engelskopfchen steht, tragt auf ihren Fingerspitzen den Kanzelkorpus. Dieser ist mit Putten besetzt, die mit den Attributen der drei theologischen Tugenden versehen sind, dem Turm fur den Glauben, dem Anker fur die Hoffnung und einem Herz fur die Liebe. Ein weiterer Engel mit einem Lamm verkorpert die Sanftmut . Der mit zwolf Engelsputten und Engelsputtenkopfen besetzte Schalldeckel tragt die Figur des Dominikaner- Bußpredigers Vinzenz Ferrer . An der Front des Deckels sitzen uber der Taube des Heiligen Geistes zwei Engel mit einem aufgeschlagenen Buch, in dem geschrieben steht: ?TIMITE DEUM VENIT HORA JUDICII EJUS“ (Furchtet Gott, es kommt die Stunde seines Gerichts).
  • Unter der Westempore ist ein uberlebensgroßes Sandsteinrelief mit der Darstellung Christus im Grab aus dem spaten 13. Jahrhundert erhalten.
  • Die weißgefassten, lebensgroßen Holzfiguren im Chor und im Schiff sind um 1750 entstanden. Sie sind das Werk eines unbekannten Meisters und stellen bedeutende Mitglieder des Dominikanerordens dar.
Klosterkirche Maria Medingen, Oratorium in der Ebnerkapelle
Deckenfresko der Ebnerkapelle

Ebnerkapelle [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Empore der Ebnerkapelle

Gleichzeitig mit dem Ostflugel des Klosters wurde 1753 bis 1758 die Ebnerkapelle sudlich an das Langhaus der Klosterkirche angebaut und vor dem Altar der Kapelle das Hochgrab der 1979 seliggesprochenen Mystikerin Margareta Ebner (1291?1351) untergebracht, die von 1305 bis zu ihrem Tod im Kloster Maria Medingen lebte. Die Grabplatte mit ihrer Liegefigur wurde im 14. Jahrhundert, kurze Zeit nach ihrem Tod, von einem Lauinger Steinmetz angefertigt.

Der einschiffige Raum ist in vier Joche gegliedert und mundet im Suden in eine halbrunde Apsis . Die Decke, eine Flachdecke uber einer Hohlkehle , ist vollstandig mit einem Fresko ausgemalt. Eine monumentale Arkadenhalle offnet sich zum Himmel, in den Margareta Ebner von der Dreifaltigkeit aufgenommen wird. Die seitlichen Szenen stellen ihre Visionen und Stationen ihres Lebens dar. Das Bild tragt die Signatur von Vitus Felix Rigl : ?Felix Rigl pinx. 1755“ (Felix Rigl malte es. 1755).

Der Dekor aus Engelsputten, Vasen auf Gesimsen, Blutenketten und Muschelwerk kartuschen wurde 1755 von dem Wessobrunner Stuckateur Paul Anton Landes geschaffen.

Der Skulpturenschmuck des Altares wird Franz Karl Schwertle zugeschrieben. Das Altarbild stellt eine Vision von Margareta Ebner dar, den Herzenstausch Margaretas mit Christus, und ist von Johann Anwander signiert: ?Joh. Anwander inv. et pinxit 1758“ (Joh. Anwander entwarf und malte es 1758). Der Altar birgt einen Schrein mit einem Alabasterkreuz aus der Zeit um 1340 und einem Christkind, das vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammt und wie das Alabasterkreuz im Besitz Margareta Ebners war. Seitlich des Altars stehen die Holzfiguren der Dominikanerpapste Benedikt XI. und Pius V.

Zahlreiche Votivtafeln aus dem 17. bis 19. Jahrhundert bedecken die Wande der Kapelle.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • M. Adelgart Gartenmeier: Klosterkirche Maria Medingen. (= Kunstfuhrer. Nr. 509). 5., vollig neubearbeitete Auflage. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 1994, DNB 943962587 .
  • Werner Meyer (Bearb.): Die Kunstdenkmaler des Landkreises Dillingen an der Donau. (= Die Kunstdenkmaler von Bayern. Die Kunstdenkmaler von Schwaben. Band VII: Landkreis Dillingen an der Donau ). Munchen 1972, ISBN 3-486-43541-8 , S. 690?754.
  • Georg Worishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz: Stadte, Markte und Gemeinden. In: Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. vom Landkreis Dillingen an der Donau. 3., neu bearbeitete Auflage. Dillingen an der Donau 2005, DNB 977271633 , S. 368.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Klosterkirche Maria Medingen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 37′ 55″  N , 10° 26′ 13,9″  O