Das
Kloster Benediktbeuern
ist eine ehemalige
Abtei
der
Benediktiner
und heute eine Niederlassung der
Salesianer Don Boscos
in
Benediktbeuern
in
Bayern
in der
Diozese Augsburg
unweit des
Kochelsees
.
Die heutige Klosteranlage besteht aus zwei großen, baulich getrennten Gebaudekomplexen, die sich in drei Vierecke gliedern, und mehreren freistehenden Gebauden. Im Osten, unweit des Bahnhofs des Orts, befindet sich im ersten Viereck der Maierhof, ein etwa 113 × 86 m messender Vierflugelbau, der ehemals die Wirtschaftsgebaude des Klosters enthielt. In diesem befinden sich heute u. a. das Klosterbraustuberl, das Zentrum fur Trachtengewand (ehemals Trachteninformationszentrum) des
Bezirks Oberbayern
und das gemeinnutzige
Zentrum fur Umwelt und Kultur
(ZUK).
Sudlich davon schließen sich die historische
Fraunhofer-Glashutte
und das Fraunhofer-Museum an. Westlich grenzt an den Maierhof der Friedhof, der wiederum an der Ostseite des zweiten Gebaudekomplexes ? des eigentlichen Klosters ? endet. Dieser Gebaudekomplex untergliedert sich in die anderen beiden Vierecke.
Das innere Viereck um den historischen
Kreuzgang
bilden dabei die
Klosterkirche St. Benedikt
, seit 1972
papstliche Basilika
, im Baustil des italienischen
Fruhbarocks
mit der angefugten, spatbarocken
Anastasiakapelle
und sudlich davon der Konventbau. Dieser bildet wiederum zusammen mit der Kirchenfassade die Ostseite des außeren Vierecks, des Arkadentrakts, dessen Raume teilweise auch von der
Stiftungshochschule Munchen
genutzt werden und sich um einen ca. 106 × 75 m großen Innenhof gruppieren. An dieses außere Viereck sind im Norden noch die ehemalige Klosterbrauerei, welche heute zur
Jugendherberge
umgebaut ist, und im Suden die ehemalige Klostermuhle angefugt. Letztere bildet heute das Aktionszentrum der Salesianer Don Boscos, eine offene Jugendbildungsstatte.
-
Klosterbasilika St. Benedikt mit angefugter Anastasiakapelle (Mitte)
-
Nordlicher Seiteneingang zur Basilika
-
Innenraum des Maierhofs
-
Fassade von Basilika und Konventbau vom Arkadenhof aus mit Haupteingangen
-
Saulengange im Arkadenhof
Der gotische Kreuzgang, von dem noch drei Seiten erhalten sind, wurde nach einem Großbrand des Klosters 1490 bis 1493 neu angelegt. Der heutige
Stuck
im Renaissancestil stammt von 1669?1679. An seiner Sudostecke befindet sich das damalige
Refektorium
mit einer flachen, reichlich mit
spatgotischem
Schnitzwerk versehenen Holzdecke. Diese teilweise zerstorten Schnitzereien wurden 1976/77 originalgetreu wieder vervollstandigt.
[1]
Am Ostarm des Kreuzgangs befindet sich der beinahe quadratische
Kapitelsaal
. Er wurde zur Zeit des Hochbarocks mit sehr plastischem Stuck versehen, der sich den vier
Kardinaltugenden
widmet. Die beiden Olgemalde an der Decke stellen den hl.
Benedikt von Nursia
einmal als Ordensstifter mit Regelbuch und zum anderen als Lehrer der Volker dar. Sie werden
Andreas Wolff
zugeschrieben, der auch in den Benediktinerabteien
Gottweig
,
Kremsmunster
und
Weihenstephan
tatig war.
Die mit
Korbbogen
versehenen Gange des ersten und zweiten Obergeschosses des Konventbaus verlaufen exakt uber dem Kreuzgang. An der Decke des Gangs im zweiten Obergeschoss findet sich ein Freskenzyklus zur Historie Benediktbeuerns von
Hans Georg Asam
(1682?1684). Im Westflugel dieses Geschosses liegt der sogenannte ?Alte Festsaal“, 1672?1675 von
Caspar Feichtmayr
am stilistischen Ubergang von
Renaissance
und Fruhbarock gestaltet. Die geometrische Organisation des Stucks verweist noch auf die Renaissance, das aufgelegte Rankenwerk und die Masken an den
Friesen
deuten schon barocke Formen an. Im Alten Festsaal findet sich ein Zyklus mit insgesamt 29 Olbildern, die den vier Elementen, den zwolf Monaten, der Schopfung und dem Widerstreit von Lastern und Tugenden gewidmet sind. Sie konnen (z. T. durch
Signaturen
) der Werkstatt des in
Brixen
ansassigen Malers
Stephan Kessler
und seines Sohn Michael Kessler zugeschrieben werden.
[1]
Im Sudflugel des Arkadentrakts, der 1728?1732 als letztes Teilstuck der außeren Vierecks errichtet wurde, findet man die Furstenzimmer, die zur Aufnahme hoher Klostergaste, insbesondere der wittelsbachischen
Kurfurstenfamilie
, zur Verfugung standen. Kurfurst
Karl Albrecht
besuchte Benediktbeuern tatsachlich zweimal. Das Eckzimmer Richtung Osten wurde von Franz Edmund Doll im beginnenden
Rokokostil
stuckiert. Im angrenzenden sogenannten ?Salettl“ zeigt das Hauptgemalde das
Gastmahl bei Simon
(
Lk
7,36?50
EU
).
In der Mitte des Ganges befindet sich die Furstentreppe mit dem Deckengemalde von
Johann Baptist Zimmermann
. Es schildert die Aufnahme der Adeligen
Placidus
und
Maurus
als Klosterschuler durch den hl. Benedikt. Die Nebengemalde zeigen Allegorien der Ordensideale der Benediktiner. Das Fresko im Gang vor dem ?Neuen Festsaal“ oder ?Kurfurstensaal“ zeigt
Apollon
als Beschutzer der
Musen
. Der ebenfalls von Johann Baptist Zimmermann stuckierte und freskierte Saal zeigt legendenhafte Szenen der fruhen Klostergeschichte wie die Einkleidung des ersten Abtes Lantfrid durch den hl. Missionsbischof
Bonifatius
. Die Begleitgemalde sind wiederum den vier Elementen und den vier Jahreszeiten gewidmet. Der Stuck, der demjenigen in der Grunen Galerie der
Munchner Residenz
sehr ahnlich ist, manifestiert mit seinem Bander-, Ranken- und Gitterwerk das heiter-festliche Lebensgefuhl des beginnenden Rokoko.
[1]
Ostlich des Konventbaus befindet sich der zum Schutz der wertvollen Buchbestande freistehende Bau der ehemaligen Klosterbibliothek, der heute als Speisesaal genutzt wird. Er wurde 1722?1725 errichtet und wiederum von Johann Baptist Zimmermann gestaltet. Stuckreliefs an der Decke zeigen die Kardinaltugenden, Gerechtigkeit und Klugheit auf der Sudseite, Maßigung und Mut auf der Nordseite. Die großen Deckenfresken feiern zum einen den hl. Benedikt als Kulturbringer des Abendlands, zum anderen die Wissenschaften Philosophie und Theologie. Die
Putti
an den Stirnseiten stellen im Osten die vier Tageszeiten Nacht, Morgen, Mittag und Abend und im Westen die vier Jahreszeiten dar, wahrend sich in den Ecken sich uberschneidende Delfine tummeln.
-
Kreuzgang (1493) mit Renaissancestuck (1669?1679)
-
Ehemaliges Refektorium mit spatgotischer Decke
-
Barockisierter Kapitelsaal
-
Der hl. Benedikt mit der Ordensregel; Olbild im Kapitelsaal (Andreas Wolff)
-
Decke des Alten Festsaals (Caspar Feichtmayr, 1675; Bilder S. & M. Kessler)
-
Fresko vor dem Furstensaal von Johann Baptist Zimmermann (1732)
Das Kloster Buron/Benediktbeuern entstand als fruhmittelalterliche Grundung im 8. Jahrhundert. Zeitgenossische Quellen uber die Grundung des Klosters gibt es nur sparlich, eine Grundungsurkunde fehlt. Die spatere Uberlieferung datiert erst aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Damals wurde das Kloster nach der Zerstorung durch die
Ungarn
(955) von den Benediktinermonchen von
Tegernsee
aus neu belebt (1031). Der Amtsantritt des ersten Abtes Lantfrid wird heute in die Mitte der sechziger Jahre des 8. Jahrhunderts datiert.
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
Offenbar war er als gebildeter Mann gut vernetzt, drang doch sein Ruf bereits bis nach Italien. Der bedeutende Theologe
Ambrosius Autpertus
von der Abtei San Vincenzo am Volturno (gest. 784) widmete ihm eine Abhandlung uber den
Konflikt der Tugenden und Laster
. Im September 1988 im Garten des Kreuzgangs durchgefuhrte Ausgrabungen forderten ein Tuffplattengrab aus dem 8. Jahrhundert zu Tage, das unmittelbar an die Mauerfundamente des ersten Kirchenbaus grenzte, der unter dem Patronat
Jakobus des Alteren
stand.
[8]
Eine Reihe erhaltener Buchkodizes aus dem spaten 8. und dem fruhen 9. Jahrhundert belegen, dass die Benediktbeurer Monche rasch eines der bedeutendsten Skriptorien im sudlichen Bayern schufen. Auch die Anlage von
Heilkrautergarten
um 1200 ist bezeugt. Nach der Schenkung einer Unterarmreliquie des heiligen Monchsvaters
Benedikt
durch
Karl den Großen
, nahm dieser die Stelle des Kirchenpatrons ein. Bemerkenswert am großen
Reliquiar
ist, das es ein Bleisiegel des Papstes
Hadrian I.
tragt, was die enge Bindung an Rom dokumentiert. Der romanische Schmuckfußboden aus dem 12. Jahrhundert, der bei Ausgrabungen in der Basilika gefunden wurde, geht auf diese kulturelle Blutezeit zuruck. Um 1250 deckte die Klosterbibliothek mit rund 250 Handschriften den ganzen Bereich des damaligen hoheren Bildungswesens ab. 1490 zerstorte ein Großbrand die zentralen Klostergebaude, die bis 1493 wiedererrichtet wurden. 1530/40 wurde die systematische Klostergeschichtsschreibung durch P. Antonius Funda vertieft. Nach dem Dreißigjahrigen Krieg kam es erneut zu einer kulturellen Hochblute. Das Gymnasium mit musischem, mathematischem und botanischem Schwerpunkt wurde wieder eroffnet und eine Theologische Hochschule der Bayerischen Benediktinerkongregation errichtet. Zwischen 1669 und 1679 wurde die heutige barocke Form der Klosteranlage geschaffen und ab 1672 die
Klosterkirche St. Benedikt
neu gebaut.
- Historische Ansichten auf
Kupferstichen
der Fruhen Neuzeit
-
Vor der barocken Umgestaltung (
Matthaus Merian
† 19. Juni 1650, Ort mit 4 Kirchturmen)
-
Kurz nach der barocken Umgestaltung (
Michael Wening
† 18. April 1718)
1698 wurde die Hochschule (commune studium) im außeren Nordtrakt eroffnet. 1700 wurde durch P.
Karl Meichelbeck
OSB
(1669?1734) erstmals die quellenkritische Methode der Geschichtsschreibung in Suddeutschland mustergultig angewandt. Er ist der Verfasser der Historia Frisingensis (Geschichte des Bistums Freising) und des Chronicon Benedictoburanum (Geschichte des Klosters Benediktbeuern). Von ihm stammt auch das
hagiografische
Werk
Leben / Leyden / Todt / Erhebung / vnd Gnaden=reiche Gutthatigkeit Der grossen Heiligen Martyrin Anastasiae
(1710), in dem er u. a. ausfuhrlich das sogenannte
Kochelsee-Wunder
beschreibt, die Rettung des Klosters im
Spanischen Erbfolgekrieg
am 28. Januar 1704. Der freistehende Bibliotheksbau stammt aus den Jahren 1722?1725. Von 1751 bis 1753 wurde die
Anastasiakapelle
im Nordosten der Klosterkirche angebaut.
Quellen:
[9]
[10]
[11]
[12]
[13]
Trotz Unsicherheiten in Folge mangelnder Zeugnisse und Fakten kann eine Liste nach dem derzeit als wahrscheinlich geltenden Wissensstand generiert werden. Es sind lediglich Naherungswerte, eine Gewahr auf Richtigkeit der Reihenfolge und der Sedenzzeiten der Abte kann nicht gegeben werden.
Abte
:
- Lantfrid, 6. bis 8. Dekade 8. Jh.
- Hringrim, 8. bis 9. Dekade 8. Jh.
- Waldram I., 9. Dekade 8. Jh. bis 1. Dekade 9. Jh.?
- Eliland I., 1. bis 3. Dekade 9. Jh.?
- Zacco, 3. bis 6. Dekade 9. Jh.?
- Erpfmann, 6. bis 9. Dekade 9. Jh.?
- Urolf, 1. bis 2 Dekade 10. Jh.?
- Snelpart, 2. bis 5. Dekade 10. Jh.?
Propste
:
- Wolfhod
- Richolf
- Reginbert I.
- Rathold
- Tagino
- Albero
- Reginbert II., bis 1031
Abte:
- Ellinger
, 1031?1032
- Gothelm, 1032?1062
- Megingoz, 1062?1065
- Ratmund, 1065?1090
- Conrad I., 1090?1122
- Norbert, 1123
- Ulschalk, 1125
- Engelschalk; † 1138
- Walther; † 1168
- Ortolf, 1168?1180
- Wernher; † 1183
- Albert I.; † 1203
- Bernhard I.; † 1213
- Heinrich I.; † 1227
- Gebhard, 1227?1236
- Bernhard II., 1236?1246
- Heinrich II., 1246?1271
- Ortolf II.,
Furstabt
1271?1283, erhielt 1277 die
Pontifikalien
.
- Heinrich III., Furstabt 1283?1289
- Otto, 1289?1318
- Heinrich IV. von Turkenfeld, 1318?1348
- During/During von Turkenfeld, 1348?1360
- Albert II., 1360?1369
- Heinrich V. von Wegmann, 1369?1377
- Heinrich VI. von
Pienzenau
, 1377?1400
- Ludwig I. Rieder, 1400?1409
- Friedrich von Weiching, 1409?1422
- Conrad/Konrad II. Vetter, 1422?1429
- Gregor, 1429?1439
- Thomas Schwalb, 1439?1440
- Wilhelm
von Diepolzkirchen
, 1440?1483
- Narziß/Narzissus Paumann, 1483?1504
- Balthasar Werlin, 1504?1521
- Matthias Reuchl/Reichel, 1521?1538
- Kaspar Zwickl/Zwinck, 1538?1548
- Ludwig II. Pertzl/Portzl, 1548?1570
- Johann Chrysostomos Benedikt Marz von Spruner, 1570?1604
- Johann II. Halbherr, 1597
Koadjutor
, Abt 1604?1628
- Waldram II. Weiß, 1628?1638
- Philipp Feischl/Feischel, 1638?1661
- Amand I. Thomamiller, 1661?1671
- Plazidus/Placidus Mayr, 1671?1689
- Eliland II. Oettl/Ottl
, 1689?1707
- Magnus Pachinger, 1707?1742
- Leonhard Hochenauer, 1742?1758
- Benno Voglsanger, 1758?1784
- Amand II. Fritz/Friz, 1784?1796
- Karl Klocker
, 1796?1803
Das Kloster wurde 1803 im Zuge der
Sakularisation
aufgelost. In der Klosterbibliothek wurden dabei die
Carmina Burana
, eine Sammlung von Vagantenliedern aus dem 13. Jahrhundert, gefunden. Die Handschrift, auch
Codex Buranus
genannt, befindet sich heute in der
Bayerischen Staatsbibliothek
. Auch viele andere Handschriften und ein Teil der gedruckten Bucher wurden nach Munchen ausgelagert. Der klassizistische Hochaltar findet sich in der Leutascher St. Magdalena-Kirche, erbaut 1820/21.
[14]
Das Klostergericht wurde aufgehoben und sein Bezirk auf die Landgerichte Tolz und Weilheim verteilt.
[15]
Die ehemaligen Monche gingen zum Teil als Universitatsprofessoren nach Salzburg (P.
Agidius Jais
OSB als Pastoraltheologe), Landshut (P.
Sebastian Mall
OSB als Orientalist) und Munchen (P.
Florian Meilinger
OSB als Mathematiker).
Schloss Aspenstein
in
Kochel am See
fiel in die Hande verschiedener privater Besitzer, u. a. den
Reichsjugendfuhrer
der
NSDAP
,
Baldur von Schirach
. Seit 1968 befindet sich das Schloss im Besitz der
Georg-von-Vollmar-Akademie
, die in Kooperation mit der
Friedrich-Ebert-Stiftung
Seminare der
politischen Bildung
anbietet.
Die Klosterkirche wurde mit der Sakularisation Pfarrkirche der Pfarrei St. Benedikt Benediktbeuern.
Die ca. 700 Hektar landwirtschaftlichen Flachen wurden an uber 150 Kaufer, meist Bauern aus der Umgebung, verkauft.
[16]
Die Kloster- und Okonomiegebaude kaufte 1805 der Hofrat
Josef von Utzschneider
, der dort unter anderem eine Glashutte fur Gebrauchsglas und eine fur hochwertiges optisches Glas einrichtete, in der
Joseph Fraunhofer
von 1808 bis 1819 tatig war.
[16]
[17]
Er konnte hier unter anderem das schlierenfreie bzw. wellenfreie
Flintglas
entwickeln und entdeckte die
Fraunhoferschen Linien
, die fur die Entwicklung der
Spektralanalyse
bedeutsam geworden sind.
[18]
1818 ubernahm der bayerische Staat das Kloster (bis auf die
Fraunhofer-Glashutte
) und nutzte es als militarischen Fohlenhof (
Remonte
-Depot) bis 1921, als Kaserne, Invalidenheim, Genesungskrankenheim fur Soldaten, als Gefangnis und ab 1921 als landwirtschaftlichen Reichsbetrieb.
[19]
1925 wurde die ehemalige Klosterbrauerei geschlossen.
Seit 1930 nutzen die
Salesianer Don Boscos
die Gebaude wieder als Niederlassung einer Ordensgemeinschaft. Im Jahr 2022 umfasst die Gemeinschaft dort rund 35 Salesianer Don Boscos.
Direktor des Klosters ist P. Lothar Bily SDB; die Salesianer haben einen Direktor statt eines Abts. Stellvertreter ist P. Claudius Amann SDB.
1931 grundeten die Salesianer in den Gebauden eine ?Theologische Studienanstalt“ fur ihre Ordensmitglieder, aus der spater die
Philosophisch-Theologische Hochschule
(PTH Benediktbeuern) hervorging. 1941 wurde im Kloster eine
Zahlmeisterschule
der
Wehrmacht
eingerichtet. Nach 1945 konnte sich die Ordensniederlassung neu entfalten. 1946 wurde ein Gymnasium fur spatberufene Priesteramtskandidaten gegrundet. Dieses bestand bis 1964, als es nach
Buxheim
bei
Memmingen
verlegt wurde. Durch die Affiliation der Philosophisch-Theologischen Hochschule 1970 zunachst an die Theologische Fakultat, dann 1976 auch an die Philosophische Fakultat der
Universitas Pontificia Salesiana (UPS)
in Rom, erwarb sich die Hochschule weitere Rechte. 1981 erfolgte die staatliche Anerkennung der PTH als
nichtstaatliche wissenschaftliche Hochschule
. 1990 wurde der PTH das staatliche
Promotionsrecht
im Bereich der Katholischen Theologie verliehen. Außerdem wurde in diesem Jahr das Institut fur
Salesianische Spiritualitat
errichtet. 1992 wurde sie durch die Congregatio de Institutione Catholica zur Theologischen Fakultat erhoben und erhielt dadurch auch das kirchliche
Promotionsrecht
. 2000 folgte das
Habilitationsrecht
. 2003 wurde aufgrund dieser Veranderungen auch ein neues Leitbild erstellt. 1998 wurde an der PTH die
Clearingstelle Kirche & Umwelt
errichtet, die bis 2007 bestand. Die PTH Benediktbeuern wurde zum Wintersemester 2013/14 geschlossen. Ab dem WS 2014/15 wurde der Studiengang Religionspadagogik der
Katholischen Stiftungsfachhochschule Munchen
in den Raumen der ehemaligen PTH eingefuhrt.
1967 wurde ein
Jugendleiterseminar
eroffnet, das 1968 in die ?
Hohere Fachschule
fur Sozialpadagogik der Salesianer Don Boscos“ umgewandelt wurde. 1971 wurde die Hohere Fachschule fur Sozialpadagogik in die
Kirchliche Stiftung des offentlichen Rechts
?Katholische Bildungsstatten fur Sozialpadagogik in Bayern“ als Abteilung Benediktbeuern der
Katholischen Stiftungsfachhochschule Munchen
(KSFH) integriert. Am 1. Oktober 1990 wurde an der KSFH der Studienschwerpunkt ?Umwelt- und Kulturpadagogik“ eingerichtet. 2017 wurde die Hochschule in Katholische Stiftungshochschule Munchen (KSH) umbenannt.
1978 kam es zur Grundung des Jugendpastoralinstituts Don Bosco Benediktbeuern als kooperierende Institution sowohl zur PTH als auch zur KSFH. Es dient der Fort- und Weiterbildung von Fachkraften aus Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe.
Jugendherberge, Aktionszentrum und Zentrum fur Umwelt und Kultur
[
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Sehr fruh wurde im ehemaligen Kloster eine
Jugendherberge
untergebracht, die dem
Deutschen Jugendherbergswerk
angeschlossen ist. Sie ist spezialisiert auf Klassenfahrten, Jugendfreizeiten, Expeditionen, Exkursionen und Huttentouren.
Fur die praktische Jugendarbeit wurde Mitte der 1970er Jahre das sog. Aktionszentrum Benediktbeuern eroffnet, das sich vor allem auf Orientierungstage fur Schulklassen und offene Veranstaltungen fur Jugendliche und Junge Erwachsene spezialisiert hat. 14.000 Jugendliche nehmen jahrlich an Orientierungstagen und offenen Veranstaltungen der Jugendbildungsstatte
Aktionszentrum
teil.
1988 wurde das Zentrum fur Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK) errichtet. Es dient der Jugend- und Erwachsenenbildung zu diesen beiden Themen. Dazu gibt es ein Museum, Ausstellungen, Konzerte, Landschaftspflege, Biotope und Lehrpfade. Das ZUK erreicht mehr oder weniger intensiv rund 90.000 Besucher im Jahr.
2001 kam es zur Grundung der Don-Bosco-Stiftung Benediktbeuern und der Don-Bosco-Hochschulstiftung, die die Arbeit der Salesianer in Benediktbeuern finanziell mit absichern helfen sollen. Beide Stiftungen sind Teil des
Don-Bosco-Stiftungszentrums
.
Das Kloster erlebte mehrere Großbrande. Außer der Zerstorung durch den
Ungarnsturm
wurde die Klosterkirche 1248 durch einen Brand geschadigt und sturzte 1288 ein; 1490 wurde das zentrale Klostergebaude zerstort und es folgte ein spatgotischer Neubau.
[20]
Den letzten Brand erlebte das Kloster 1979, als unter anderem der halbe Nordtrakt mit dem Fachhochschulgebaude in Flammen aufging.
Am 26. August 2023 waren in Folge eines
Unwetters
mit
Hagel
und
Starkregen
alle Gebaude einschließlich Basilika und Anastasiakapelle der Anlage betroffen. So wurden fast alle Dacher zerstort, zahlreiche Fenster zerschlagen sowie Fassaden beschadigt. Folgeschaden bahnen sich durch Wassereintritt in Verbindung mit der Aufnahme dessen in die historische, holzerne Bausubstanz an, sodass einige Teile als einsturzgefahrdet gelten. In einer ersten Ubersicht beziffert das Kloster den Gesamtschaden auf einen "hohen, zweistelligen Millionenbetrag". Die Anlage wurde vollstandig evakuiert und bis auf weiteres geschlossen.
[21]
[22]
Im Kloster Benediktbeuern ist die historische
Glashutte
als Museum eingerichtet. In dieser forschte von 1807 bis 1819
Joseph von Fraunhofer
am Glasschliff und der Herstellung von optischen Geraten. Besucher konnen seine Schmelzofen, optische und andere Gerate besichtigen und die Technik des Glasmachens zur Zeit Fraunhofers kennenlernen.
[23]
Im Westflugel des Maierhofs ist außerdem seit 2004 das Heimatpflege-Informationszentrum des
Bezirks Oberbayern
angesiedelt, das auch das
Zentrum fur
Trachtengewand
beinhaltet.
[24]
Letzteres baut eine Sammlung und Fachkompetenz in Sachen historischer Bekleidung auf.
[25]
[26]
Die
Fraunhofer-Gesellschaft
betreibt im Kloster das
Zentrum fur energetische Altbausanierung und Denkmalpflege
.
[27]
Dort wird einerseits Forschung betrieben, wie Denkmalpflege und Altbausanierung unter dem Gesichtspunkt moderner Warmedammung optimiert werden konnen. Andererseits bietet das Zentrum Beratung zum Thema fur individuelle Bauherrn, Handwerker und Denkmalpfleger.
Ab 2013 plante die Fraunhofer-Gesellschaft zudem den Bau eines
Konferenzzentrums
auf dem Klosterareal unter dem Namen
Netzwertzentrum
.
[28]
Eine Burgerinitiative versuchte die Umsetzung zu verhindern. 2018 nahm jedoch auch die Fraunhofer-Gesellschaft aus rechtlichen Grunden Abstand vom Projekt.
[29]
- Didier F. Isel:
Zur Grundungs- und Fruhgeschichte des Klosters Benediktbeuern, eine quellenkritische Studie
. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, herausgegeben von der historischen Sektion der bayerischen Benediktinerakademie, Band 121 / 2010. Online verfugbar:
http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b035674.pdf
- Josef Hemmerle
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Die Benediktinerabtei Benediktbeuern
. Hrsg.: Max-Planck-Institut fur Geschichte (=
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Volltext
[PDF;
12,3
MB
; abgerufen am 24. Juni 2017]).
- Leo Weber
:
Vestigia Burana: Spuren und Zeugnisse des Kulturzentrums Kloster Benediktbeuern.
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ISBN 3-7698-0790-1
.
- Leo Weber:
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Schnell und Steiner, Regensburg 2001 (11. Auflage),
ISBN 3-7954-4095-5
.
- Leo Weber:
Kloster Benediktbeuern: Hoheits-, Wirtschafts- und Kulturzentrum seit dem fruhen 8. Jahrhundert im Pfaffenwinkel.
Schnell und Steiner, Regensburg 2003,
ISBN 3-7954-1412-1
.
- Geert Muller-Gerbes (Text), Friedemann Mayer (Bearb.):
Carmina burana. Ein Rundgang in Bildern mit Sieger Koder und seinen Schulern.
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ISBN 978-3-920433-13-4
(gemalte Bilder im Zentrum fur Umwelt und Kultur).
- Norbert Wolff
(Hrsg.):
Benediktbeuern. Erbe und Herausforderung. FG fur Leo Weber SDB zum 80. Geburtstag.
(=
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12). Don Bosco, Munchen 2008,
ISBN 978-3-7698-1721-8
.
- ↑
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b
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. In: Hugo Schnell, Johannes Steiner (Hrsg.):
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. 8., erganzte Auflage.
Nr.
34
. Verlag Schnell & Steiner, Munchen / Zurich 1989.
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Keine Erwahnung in den Regesta Imperii Online
- ↑
Handbuch der Bayerischen Geschichte, Erster Band,
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Grundung und Grundungsuberlieferung. Quellenkritische Studien zur Grundungsgeschichte der Bayerischen Kloster der Agilolfinger Zeit und ihrer hochmittelalterlichen Uberlieferung.
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Josef Hemmerle
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. Hrsg.: Max-Planck-Institut fur Geschichte (=
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ISBN 3-11-012927-2
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Die Benediktiner-, Cisterzienser- und Augustiner-Chorherrenstifte
. Verlag vorm. G. J. Manz, Munchen 1935,
DNB
560552157
, S. 17 f.
- ↑
Benediktbeuern/Abte
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Beitrag auf merkur.de (zuletzt abgerufen am 9. April 2019).
47.70755
11.398047222222
Koordinaten:
47° 42′ 27,2″
N
,
11° 23′ 53″
O