Kloster Benediktbeuern

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Kloster Benediktbeuern
Kloster Innenhof ? Panorama
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Das Kloster Benediktbeuern ist eine ehemalige Abtei der Benediktiner und heute eine Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern in Bayern in der Diozese Augsburg unweit des Kochelsees .

Beschreibung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Außenansicht [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die heutige Klosteranlage besteht aus zwei großen, baulich getrennten Gebaudekomplexen, die sich in drei Vierecke gliedern, und mehreren freistehenden Gebauden. Im Osten, unweit des Bahnhofs des Orts, befindet sich im ersten Viereck der Maierhof, ein etwa 113 × 86 m messender Vierflugelbau, der ehemals die Wirtschaftsgebaude des Klosters enthielt. In diesem befinden sich heute u. a. das Klosterbraustuberl, das Zentrum fur Trachtengewand (ehemals Trachteninformationszentrum) des Bezirks Oberbayern und das gemeinnutzige Zentrum fur Umwelt und Kultur (ZUK).

Sudlich davon schließen sich die historische Fraunhofer-Glashutte und das Fraunhofer-Museum an. Westlich grenzt an den Maierhof der Friedhof, der wiederum an der Ostseite des zweiten Gebaudekomplexes ? des eigentlichen Klosters ? endet. Dieser Gebaudekomplex untergliedert sich in die anderen beiden Vierecke.

Das innere Viereck um den historischen Kreuzgang bilden dabei die Klosterkirche St. Benedikt , seit 1972 papstliche Basilika , im Baustil des italienischen Fruhbarocks mit der angefugten, spatbarocken Anastasiakapelle und sudlich davon der Konventbau. Dieser bildet wiederum zusammen mit der Kirchenfassade die Ostseite des außeren Vierecks, des Arkadentrakts, dessen Raume teilweise auch von der Stiftungshochschule Munchen genutzt werden und sich um einen ca. 106 × 75 m großen Innenhof gruppieren. An dieses außere Viereck sind im Norden noch die ehemalige Klosterbrauerei, welche heute zur Jugendherberge umgebaut ist, und im Suden die ehemalige Klostermuhle angefugt. Letztere bildet heute das Aktionszentrum der Salesianer Don Boscos, eine offene Jugendbildungsstatte.

Innenraume [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kreuzgang [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der gotische Kreuzgang, von dem noch drei Seiten erhalten sind, wurde nach einem Großbrand des Klosters 1490 bis 1493 neu angelegt. Der heutige Stuck im Renaissancestil stammt von 1669?1679. An seiner Sudostecke befindet sich das damalige Refektorium mit einer flachen, reichlich mit spatgotischem Schnitzwerk versehenen Holzdecke. Diese teilweise zerstorten Schnitzereien wurden 1976/77 originalgetreu wieder vervollstandigt. [1] Am Ostarm des Kreuzgangs befindet sich der beinahe quadratische Kapitelsaal . Er wurde zur Zeit des Hochbarocks mit sehr plastischem Stuck versehen, der sich den vier Kardinaltugenden widmet. Die beiden Olgemalde an der Decke stellen den hl. Benedikt von Nursia einmal als Ordensstifter mit Regelbuch und zum anderen als Lehrer der Volker dar. Sie werden Andreas Wolff zugeschrieben, der auch in den Benediktinerabteien Gottweig , Kremsmunster und Weihenstephan tatig war.

Konventbau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die mit Korbbogen versehenen Gange des ersten und zweiten Obergeschosses des Konventbaus verlaufen exakt uber dem Kreuzgang. An der Decke des Gangs im zweiten Obergeschoss findet sich ein Freskenzyklus zur Historie Benediktbeuerns von Hans Georg Asam (1682?1684). Im Westflugel dieses Geschosses liegt der sogenannte ?Alte Festsaal“, 1672?1675 von Caspar Feichtmayr am stilistischen Ubergang von Renaissance und Fruhbarock gestaltet. Die geometrische Organisation des Stucks verweist noch auf die Renaissance, das aufgelegte Rankenwerk und die Masken an den Friesen deuten schon barocke Formen an. Im Alten Festsaal findet sich ein Zyklus mit insgesamt 29 Olbildern, die den vier Elementen, den zwolf Monaten, der Schopfung und dem Widerstreit von Lastern und Tugenden gewidmet sind. Sie konnen (z. T. durch Signaturen ) der Werkstatt des in Brixen ansassigen Malers Stephan Kessler und seines Sohn Michael Kessler zugeschrieben werden. [1]

Arkadentrakt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Sudflugel des Arkadentrakts, der 1728?1732 als letztes Teilstuck der außeren Vierecks errichtet wurde, findet man die Furstenzimmer, die zur Aufnahme hoher Klostergaste, insbesondere der wittelsbachischen Kurfurstenfamilie , zur Verfugung standen. Kurfurst Karl Albrecht besuchte Benediktbeuern tatsachlich zweimal. Das Eckzimmer Richtung Osten wurde von Franz Edmund Doll im beginnenden Rokokostil stuckiert. Im angrenzenden sogenannten ?Salettl“ zeigt das Hauptgemalde das Gastmahl bei Simon ( Lk 7,36?50  EU ).

In der Mitte des Ganges befindet sich die Furstentreppe mit dem Deckengemalde von Johann Baptist Zimmermann . Es schildert die Aufnahme der Adeligen Placidus und Maurus als Klosterschuler durch den hl. Benedikt. Die Nebengemalde zeigen Allegorien der Ordensideale der Benediktiner. Das Fresko im Gang vor dem ?Neuen Festsaal“ oder ?Kurfurstensaal“ zeigt Apollon als Beschutzer der Musen . Der ebenfalls von Johann Baptist Zimmermann stuckierte und freskierte Saal zeigt legendenhafte Szenen der fruhen Klostergeschichte wie die Einkleidung des ersten Abtes Lantfrid durch den hl. Missionsbischof Bonifatius . Die Begleitgemalde sind wiederum den vier Elementen und den vier Jahreszeiten gewidmet. Der Stuck, der demjenigen in der Grunen Galerie der Munchner Residenz sehr ahnlich ist, manifestiert mit seinem Bander-, Ranken- und Gitterwerk das heiter-festliche Lebensgefuhl des beginnenden Rokoko. [1]

Ehemalige Bibliothek [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ostlich des Konventbaus befindet sich der zum Schutz der wertvollen Buchbestande freistehende Bau der ehemaligen Klosterbibliothek, der heute als Speisesaal genutzt wird. Er wurde 1722?1725 errichtet und wiederum von Johann Baptist Zimmermann gestaltet. Stuckreliefs an der Decke zeigen die Kardinaltugenden, Gerechtigkeit und Klugheit auf der Sudseite, Maßigung und Mut auf der Nordseite. Die großen Deckenfresken feiern zum einen den hl. Benedikt als Kulturbringer des Abendlands, zum anderen die Wissenschaften Philosophie und Theologie. Die Putti an den Stirnseiten stellen im Osten die vier Tageszeiten Nacht, Morgen, Mittag und Abend und im Westen die vier Jahreszeiten dar, wahrend sich in den Ecken sich uberschneidende Delfine tummeln.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Benediktinische Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kloster Benediktbeuern
Urkunde Konig Lothars III. fur Bischof Herimann von Augsburg, dem er die Schenkung der Reichsabtei Benediktbeuern bestatigt; ausgestellt am 27. November 1125. Munchen, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kaiserselekt 450

Das Kloster Buron/Benediktbeuern entstand als fruhmittelalterliche Grundung im 8. Jahrhundert. Zeitgenossische Quellen uber die Grundung des Klosters gibt es nur sparlich, eine Grundungsurkunde fehlt. Die spatere Uberlieferung datiert erst aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Damals wurde das Kloster nach der Zerstorung durch die Ungarn (955) von den Benediktinermonchen von Tegernsee aus neu belebt (1031). Der Amtsantritt des ersten Abtes Lantfrid wird heute in die Mitte der sechziger Jahre des 8. Jahrhunderts datiert. [2] [3] [4] [5] [6] [7] Offenbar war er als gebildeter Mann gut vernetzt, drang doch sein Ruf bereits bis nach Italien. Der bedeutende Theologe Ambrosius Autpertus von der Abtei San Vincenzo am Volturno (gest. 784) widmete ihm eine Abhandlung uber den Konflikt der Tugenden und Laster . Im September 1988 im Garten des Kreuzgangs durchgefuhrte Ausgrabungen forderten ein Tuffplattengrab aus dem 8. Jahrhundert zu Tage, das unmittelbar an die Mauerfundamente des ersten Kirchenbaus grenzte, der unter dem Patronat Jakobus des Alteren stand. [8] Eine Reihe erhaltener Buchkodizes aus dem spaten 8. und dem fruhen 9. Jahrhundert belegen, dass die Benediktbeurer Monche rasch eines der bedeutendsten Skriptorien im sudlichen Bayern schufen. Auch die Anlage von Heilkrautergarten um 1200 ist bezeugt. Nach der Schenkung einer Unterarmreliquie des heiligen Monchsvaters Benedikt durch Karl den Großen , nahm dieser die Stelle des Kirchenpatrons ein. Bemerkenswert am großen Reliquiar ist, das es ein Bleisiegel des Papstes Hadrian I. tragt, was die enge Bindung an Rom dokumentiert. Der romanische Schmuckfußboden aus dem 12. Jahrhundert, der bei Ausgrabungen in der Basilika gefunden wurde, geht auf diese kulturelle Blutezeit zuruck. Um 1250 deckte die Klosterbibliothek mit rund 250 Handschriften den ganzen Bereich des damaligen hoheren Bildungswesens ab. 1490 zerstorte ein Großbrand die zentralen Klostergebaude, die bis 1493 wiedererrichtet wurden. 1530/40 wurde die systematische Klostergeschichtsschreibung durch P. Antonius Funda vertieft. Nach dem Dreißigjahrigen Krieg kam es erneut zu einer kulturellen Hochblute. Das Gymnasium mit musischem, mathematischem und botanischem Schwerpunkt wurde wieder eroffnet und eine Theologische Hochschule der Bayerischen Benediktinerkongregation errichtet. Zwischen 1669 und 1679 wurde die heutige barocke Form der Klosteranlage geschaffen und ab 1672 die Klosterkirche St. Benedikt neu gebaut.

1698 wurde die Hochschule (commune studium) im außeren Nordtrakt eroffnet. 1700 wurde durch P. Karl Meichelbeck OSB (1669?1734) erstmals die quellenkritische Methode der Geschichtsschreibung in Suddeutschland mustergultig angewandt. Er ist der Verfasser der Historia Frisingensis (Geschichte des Bistums Freising) und des Chronicon Benedictoburanum (Geschichte des Klosters Benediktbeuern). Von ihm stammt auch das hagiografische Werk Leben / Leyden / Todt / Erhebung / vnd Gnaden=reiche Gutthatigkeit Der grossen Heiligen Martyrin Anastasiae (1710), in dem er u. a. ausfuhrlich das sogenannte Kochelsee-Wunder beschreibt, die Rettung des Klosters im Spanischen Erbfolgekrieg am 28. Januar 1704. Der freistehende Bibliotheksbau stammt aus den Jahren 1722?1725. Von 1751 bis 1753 wurde die Anastasiakapelle im Nordosten der Klosterkirche angebaut.

Reihe der Abte und Propste des Klosters [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Quellen: [9] [10] [11] [12] [13]

Trotz Unsicherheiten in Folge mangelnder Zeugnisse und Fakten kann eine Liste nach dem derzeit als wahrscheinlich geltenden Wissensstand generiert werden. Es sind lediglich Naherungswerte, eine Gewahr auf Richtigkeit der Reihenfolge und der Sedenzzeiten der Abte kann nicht gegeben werden.

Abte :

  1. Lantfrid, 6. bis 8. Dekade 8. Jh.
  2. Hringrim, 8. bis 9. Dekade 8. Jh.
  3. Waldram I., 9. Dekade 8. Jh. bis 1. Dekade 9. Jh.?
  4. Eliland I., 1. bis 3. Dekade 9. Jh.?
  5. Zacco, 3. bis 6. Dekade 9. Jh.?
  6. Erpfmann, 6. bis 9. Dekade 9. Jh.?
  7. Urolf, 1. bis 2 Dekade 10. Jh.?
  8. Snelpart, 2. bis 5. Dekade 10. Jh.?

Propste :

  1. Wolfhod
  2. Richolf
  3. Reginbert I.
  4. Rathold
  5. Tagino
  6. Albero
  7. Reginbert II., bis 1031

Abte:

  1. Ellinger , 1031?1032
  2. Gothelm, 1032?1062
  3. Megingoz, 1062?1065
  4. Ratmund, 1065?1090
  5. Conrad I., 1090?1122
  6. Norbert, 1123
  7. Ulschalk, 1125
  8. Engelschalk; † 1138
  9. Walther; † 1168
  10. Ortolf, 1168?1180
  11. Wernher; † 1183
  12. Albert I.; † 1203
  13. Bernhard I.; † 1213
  14. Heinrich I.; † 1227
  15. Gebhard, 1227?1236
  16. Bernhard II., 1236?1246
  17. Heinrich II., 1246?1271
  18. Ortolf II., Furstabt 1271?1283, erhielt 1277 die Pontifikalien .
  19. Heinrich III., Furstabt 1283?1289
  20. Otto, 1289?1318
  21. Heinrich IV. von Turkenfeld, 1318?1348
  22. During/During von Turkenfeld, 1348?1360
  23. Albert II., 1360?1369
  24. Heinrich V. von Wegmann, 1369?1377
  25. Heinrich VI. von Pienzenau , 1377?1400
  26. Ludwig I. Rieder, 1400?1409
  27. Friedrich von Weiching, 1409?1422
  28. Conrad/Konrad II. Vetter, 1422?1429
  29. Gregor, 1429?1439
  30. Thomas Schwalb, 1439?1440
  31. Wilhelm von Diepolzkirchen , 1440?1483
  32. Narziß/Narzissus Paumann, 1483?1504
  33. Balthasar Werlin, 1504?1521
  34. Matthias Reuchl/Reichel, 1521?1538
  35. Kaspar Zwickl/Zwinck, 1538?1548
  36. Ludwig II. Pertzl/Portzl, 1548?1570
  37. Johann Chrysostomos Benedikt Marz von Spruner, 1570?1604
  38. Johann II. Halbherr, 1597 Koadjutor , Abt 1604?1628
  39. Waldram II. Weiß, 1628?1638
  40. Philipp Feischl/Feischel, 1638?1661
  41. Amand I. Thomamiller, 1661?1671
  42. Plazidus/Placidus Mayr, 1671?1689
  43. Eliland II. Oettl/Ottl , 1689?1707
  44. Magnus Pachinger, 1707?1742
  45. Leonhard Hochenauer, 1742?1758
  46. Benno Voglsanger, 1758?1784
  47. Amand II. Fritz/Friz, 1784?1796
  48. Karl Klocker , 1796?1803

Sakularisation 1803 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Sakularisation aufgelost. In der Klosterbibliothek wurden dabei die Carmina Burana , eine Sammlung von Vagantenliedern aus dem 13. Jahrhundert, gefunden. Die Handschrift, auch Codex Buranus genannt, befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek . Auch viele andere Handschriften und ein Teil der gedruckten Bucher wurden nach Munchen ausgelagert. Der klassizistische Hochaltar findet sich in der Leutascher St. Magdalena-Kirche, erbaut 1820/21. [14]

Das Klostergericht wurde aufgehoben und sein Bezirk auf die Landgerichte Tolz und Weilheim verteilt. [15]

Die ehemaligen Monche gingen zum Teil als Universitatsprofessoren nach Salzburg (P. Agidius Jais OSB als Pastoraltheologe), Landshut (P. Sebastian Mall OSB als Orientalist) und Munchen (P. Florian Meilinger OSB als Mathematiker). Schloss Aspenstein in Kochel am See fiel in die Hande verschiedener privater Besitzer, u. a. den Reichsjugendfuhrer der NSDAP , Baldur von Schirach . Seit 1968 befindet sich das Schloss im Besitz der Georg-von-Vollmar-Akademie , die in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Seminare der politischen Bildung anbietet.

Die Klosterkirche wurde mit der Sakularisation Pfarrkirche der Pfarrei St. Benedikt Benediktbeuern.

Die ca. 700 Hektar landwirtschaftlichen Flachen wurden an uber 150 Kaufer, meist Bauern aus der Umgebung, verkauft. [16]

Zwischen Sakularisation und 1930 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kloster Benediktbeuern als Remonte-Depot

Die Kloster- und Okonomiegebaude kaufte 1805 der Hofrat Josef von Utzschneider , der dort unter anderem eine Glashutte fur Gebrauchsglas und eine fur hochwertiges optisches Glas einrichtete, in der Joseph Fraunhofer von 1808 bis 1819 tatig war. [16] [17] Er konnte hier unter anderem das schlierenfreie bzw. wellenfreie Flintglas entwickeln und entdeckte die Fraunhoferschen Linien , die fur die Entwicklung der Spektralanalyse bedeutsam geworden sind. [18] 1818 ubernahm der bayerische Staat das Kloster (bis auf die Fraunhofer-Glashutte ) und nutzte es als militarischen Fohlenhof ( Remonte -Depot) bis 1921, als Kaserne, Invalidenheim, Genesungskrankenheim fur Soldaten, als Gefangnis und ab 1921 als landwirtschaftlichen Reichsbetrieb. [19] 1925 wurde die ehemalige Klosterbrauerei geschlossen.

Salesianische Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seit 1930 nutzen die Salesianer Don Boscos die Gebaude wieder als Niederlassung einer Ordensgemeinschaft. Im Jahr 2022 umfasst die Gemeinschaft dort rund 35 Salesianer Don Boscos. Direktor des Klosters ist P. Lothar Bily SDB; die Salesianer haben einen Direktor statt eines Abts. Stellvertreter ist P. Claudius Amann SDB.

Philosophie und Theologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1931 grundeten die Salesianer in den Gebauden eine ?Theologische Studienanstalt“ fur ihre Ordensmitglieder, aus der spater die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH Benediktbeuern) hervorging. 1941 wurde im Kloster eine Zahlmeisterschule der Wehrmacht eingerichtet. Nach 1945 konnte sich die Ordensniederlassung neu entfalten. 1946 wurde ein Gymnasium fur spatberufene Priesteramtskandidaten gegrundet. Dieses bestand bis 1964, als es nach Buxheim bei Memmingen verlegt wurde. Durch die Affiliation der Philosophisch-Theologischen Hochschule 1970 zunachst an die Theologische Fakultat, dann 1976 auch an die Philosophische Fakultat der Universitas Pontificia Salesiana (UPS) in Rom, erwarb sich die Hochschule weitere Rechte. 1981 erfolgte die staatliche Anerkennung der PTH als nichtstaatliche wissenschaftliche Hochschule . 1990 wurde der PTH das staatliche Promotionsrecht im Bereich der Katholischen Theologie verliehen. Außerdem wurde in diesem Jahr das Institut fur Salesianische Spiritualitat errichtet. 1992 wurde sie durch die Congregatio de Institutione Catholica zur Theologischen Fakultat erhoben und erhielt dadurch auch das kirchliche Promotionsrecht . 2000 folgte das Habilitationsrecht . 2003 wurde aufgrund dieser Veranderungen auch ein neues Leitbild erstellt. 1998 wurde an der PTH die Clearingstelle Kirche & Umwelt errichtet, die bis 2007 bestand. Die PTH Benediktbeuern wurde zum Wintersemester 2013/14 geschlossen. Ab dem WS 2014/15 wurde der Studiengang Religionspadagogik der Katholischen Stiftungsfachhochschule Munchen in den Raumen der ehemaligen PTH eingefuhrt.

Sozialpadagogik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1967 wurde ein Jugendleiterseminar eroffnet, das 1968 in die ? Hohere Fachschule fur Sozialpadagogik der Salesianer Don Boscos“ umgewandelt wurde. 1971 wurde die Hohere Fachschule fur Sozialpadagogik in die Kirchliche Stiftung des offentlichen Rechts ?Katholische Bildungsstatten fur Sozialpadagogik in Bayern“ als Abteilung Benediktbeuern der Katholischen Stiftungsfachhochschule Munchen (KSFH) integriert. Am 1. Oktober 1990 wurde an der KSFH der Studienschwerpunkt ?Umwelt- und Kulturpadagogik“ eingerichtet. 2017 wurde die Hochschule in Katholische Stiftungshochschule Munchen (KSH) umbenannt.

Jugendpastoralinstitut [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1978 kam es zur Grundung des Jugendpastoralinstituts Don Bosco Benediktbeuern als kooperierende Institution sowohl zur PTH als auch zur KSFH. Es dient der Fort- und Weiterbildung von Fachkraften aus Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe.

Jugendherberge, Aktionszentrum und Zentrum fur Umwelt und Kultur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sehr fruh wurde im ehemaligen Kloster eine Jugendherberge untergebracht, die dem Deutschen Jugendherbergswerk angeschlossen ist. Sie ist spezialisiert auf Klassenfahrten, Jugendfreizeiten, Expeditionen, Exkursionen und Huttentouren.

Fur die praktische Jugendarbeit wurde Mitte der 1970er Jahre das sog. Aktionszentrum Benediktbeuern eroffnet, das sich vor allem auf Orientierungstage fur Schulklassen und offene Veranstaltungen fur Jugendliche und Junge Erwachsene spezialisiert hat. 14.000 Jugendliche nehmen jahrlich an Orientierungstagen und offenen Veranstaltungen der Jugendbildungsstatte Aktionszentrum teil.

1988 wurde das Zentrum fur Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK) errichtet. Es dient der Jugend- und Erwachsenenbildung zu diesen beiden Themen. Dazu gibt es ein Museum, Ausstellungen, Konzerte, Landschaftspflege, Biotope und Lehrpfade. Das ZUK erreicht mehr oder weniger intensiv rund 90.000 Besucher im Jahr.

Stiftungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

2001 kam es zur Grundung der Don-Bosco-Stiftung Benediktbeuern und der Don-Bosco-Hochschulstiftung, die die Arbeit der Salesianer in Benediktbeuern finanziell mit absichern helfen sollen. Beide Stiftungen sind Teil des Don-Bosco-Stiftungszentrums .

Schadensereignisse durch Feuer und Naturkatastrophen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Großbrande [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Kloster erlebte mehrere Großbrande. Außer der Zerstorung durch den Ungarnsturm wurde die Klosterkirche 1248 durch einen Brand geschadigt und sturzte 1288 ein; 1490 wurde das zentrale Klostergebaude zerstort und es folgte ein spatgotischer Neubau. [20] Den letzten Brand erlebte das Kloster 1979, als unter anderem der halbe Nordtrakt mit dem Fachhochschulgebaude in Flammen aufging.

Unwetterereignis 2023 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 26. August 2023 waren in Folge eines Unwetters mit Hagel und Starkregen alle Gebaude einschließlich Basilika und Anastasiakapelle der Anlage betroffen. So wurden fast alle Dacher zerstort, zahlreiche Fenster zerschlagen sowie Fassaden beschadigt. Folgeschaden bahnen sich durch Wassereintritt in Verbindung mit der Aufnahme dessen in die historische, holzerne Bausubstanz an, sodass einige Teile als einsturzgefahrdet gelten. In einer ersten Ubersicht beziffert das Kloster den Gesamtschaden auf einen "hohen, zweistelligen Millionenbetrag". Die Anlage wurde vollstandig evakuiert und bis auf weiteres geschlossen. [21] [22]

Museen, Sammlungen und Einrichtungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fraunhofer-Glashutte

Im Kloster Benediktbeuern ist die historische Glashutte als Museum eingerichtet. In dieser forschte von 1807 bis 1819 Joseph von Fraunhofer am Glasschliff und der Herstellung von optischen Geraten. Besucher konnen seine Schmelzofen, optische und andere Gerate besichtigen und die Technik des Glasmachens zur Zeit Fraunhofers kennenlernen. [23]

Im Westflugel des Maierhofs ist außerdem seit 2004 das Heimatpflege-Informationszentrum des Bezirks Oberbayern angesiedelt, das auch das Zentrum fur Trachtengewand beinhaltet. [24] Letzteres baut eine Sammlung und Fachkompetenz in Sachen historischer Bekleidung auf. [25] [26]

Fraunhofer-Gesellschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt im Kloster das Zentrum fur energetische Altbausanierung und Denkmalpflege . [27] Dort wird einerseits Forschung betrieben, wie Denkmalpflege und Altbausanierung unter dem Gesichtspunkt moderner Warmedammung optimiert werden konnen. Andererseits bietet das Zentrum Beratung zum Thema fur individuelle Bauherrn, Handwerker und Denkmalpfleger.

Ab 2013 plante die Fraunhofer-Gesellschaft zudem den Bau eines Konferenzzentrums auf dem Klosterareal unter dem Namen Netzwertzentrum . [28] Eine Burgerinitiative versuchte die Umsetzung zu verhindern. 2018 nahm jedoch auch die Fraunhofer-Gesellschaft aus rechtlichen Grunden Abstand vom Projekt. [29]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Didier F. Isel: Zur Grundungs- und Fruhgeschichte des Klosters Benediktbeuern, eine quellenkritische Studie . In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, herausgegeben von der historischen Sektion der bayerischen Benediktinerakademie, Band 121 / 2010. Online verfugbar: http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b035674.pdf
  • Josef Hemmerle : Die Benediktinerabtei Benediktbeuern . Hrsg.: Max-Planck-Institut fur Geschichte (=  Germania Sacra . Neue Folge 28, Das Bistum Augsburg: Teil 1). Walter de Gruyter, Berlin 1991, ISBN 3-11-012927-2 ( Volltext [PDF; 12,3   MB ; abgerufen am 24. Juni 2017]).
  • Leo Weber : Vestigia Burana: Spuren und Zeugnisse des Kulturzentrums Kloster Benediktbeuern. Don Bosco Medien, 1995, ISBN 3-7698-0790-1 .
  • Leo Weber: Kloster Benediktbeuern: mit papstlicher Basilika und Anastasiakapelle. Schnell und Steiner, Regensburg 2001 (11. Auflage), ISBN 3-7954-4095-5 .
  • Leo Weber: Kloster Benediktbeuern: Hoheits-, Wirtschafts- und Kulturzentrum seit dem fruhen 8. Jahrhundert im Pfaffenwinkel. Schnell und Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1412-1 .
  • Geert Muller-Gerbes (Text), Friedemann Mayer (Bearb.): Carmina burana. Ein Rundgang in Bildern mit Sieger Koder und seinen Schulern. Heidenheimer Zeitung, Heidenheim an der Brenz 2007, ISBN 978-3-920433-13-4 (gemalte Bilder im Zentrum fur Umwelt und Kultur).
  • Norbert Wolff (Hrsg.): Benediktbeuern. Erbe und Herausforderung. FG fur Leo Weber SDB zum 80. Geburtstag. (= Benediktbeurer Studien. 12). Don Bosco, Munchen 2008, ISBN 978-3-7698-1721-8 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Kloster Benediktbeuern  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b c P. Leo Weber: Kloster und papstliche Basilika St. Benedikt Benediktbeuern . In: Hugo Schnell, Johannes Steiner (Hrsg.): Kleine Kunstfuhrer . 8., erganzte Auflage. Nr.   34 . Verlag Schnell & Steiner, Munchen / Zurich 1989.
  2. Keine Erwahnung in den Regesta Imperii Online
  3. Handbuch der Bayerischen Geschichte, Erster Band, Das Alte Bayern, Von der Vorgeschichte bis zum Hochmittelalter , neu herausgegeben von Alois Schmid, Verlag C.H. Beck oHG, Munchen 2017, S. 181
  4. Ludwig Holzfurtner, Grundung und Grundungsuberlieferung. Quellenkritische Studien zur Grundungsgeschichte der Bayerischen Kloster der Agilolfinger Zeit und ihrer hochmittelalterlichen Uberlieferung , Oberpfalzverlag Michael Laßleben, Kallmunz 1984, ISBN 3-7847-3011-6 , S. 57 ff.
  5. Joachim Jahn, Ducatus Baiuvariorum, Das Bayerische Herzogtum der Agilolfinger, Kloster Benediktbeuern , Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1991 S. 449 ff
  6. Kilian Streidl, Ratsel um die Grundungsgeschichte des Klosters Buron/Benediktbeuern, Auszuge aus den Werken anerkannter Historiker der jungeren Generationen , Bichl Oktober 2021, begrenzter Verteiler
  7. Rudolf Steiger, Zwischen Legende und Wirklichkeit, Zum historischen Hintergrund der Grundungsuberlieferung des Klosters Benediktbeuern , in Lech-Isar-Land, Heimatliches Jahrbuch 2021, S. 213 bis 264.
  8. P. Leo Weber SDB: Geschichte des Klosters Benediktbeuern bis zum Jahre 1930 . In: Norbert Johannes Hofmann (Hrsg.): Kloster Benediktbeuern: Ansichten und Eindrucke aus Geschichte und Gegenwart . 2, Auflage. Erich Wewel Verlag, Donauworth 2001, ISBN 3-87904-280-2 , S.   7 .
  9. Ludwig Holzfurtner: Grundung und Grundungsuberlieferung. Quellenkritische Studien zur Grundungsgeschichte der Bayerischen Kloster der Agilolfinger Zeit und ihrer hochmittelalterlichen Uberlieferung. Oberpfalzverlag Michael Laßleben, Kallmunz 1984, ISBN 3-7847-3011-6 , S. 61?185.
  10. Joachim Jahn: Ducatus Baiuvariorum. Das Bayerische Herzogtum der Agilolfinger. Kloster Benediktbeuern. Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9108-0 , S. 449, 453, 456.
  11. Josef Hemmerle : Die Benediktinerabtei Benediktbeuern . Hrsg.: Max-Planck-Institut fur Geschichte (=  Germania Sacra . Neue Folge 28, Das Bistum Augsburg: Teil 1). Walter de Gruyter, Berlin 1991, ISBN 3-11-012927-2 , S.   419?435 .
  12. Michael Hartig: Die oberbayerischen Stifte. Band I: Die Benediktiner-, Cisterzienser- und Augustiner-Chorherrenstifte . Verlag vorm. G. J. Manz, Munchen 1935, DNB 560552157 , S. 17 f.
  13. Benediktbeuern/Abte . In: benediktinerlexikon.de , 27. Juni 2013. Abgerufen am 24. Juni 2017. Abte erst ab Otto 1289?1318 aufgelistet
  14. seefeld.com
  15. Dieter Albrecht: Die Klostergerichte Benediktbeuern und Ettal (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Heft 6, 1953, S. 22)
  16. a b Josef Kirmeier: Forschung und Produktion ? Glasherstellung und optische Werkstatt in Benediktbeuern . In: Fraunhofer in Benediktbeuern, Glashutte und Werkstatt, Fraunhofer-Gesellschaft, Munchen 2008, S. 18 (PDF; 3,2 MB)
  17. Josef Hemmerle : Die Benediktinerabtei Benediktbeuern, Seite 123 . Hrsg.: Max-Planck-Institut fur Geschichte (=  Germania Sacra . Neue Folge 28, Das Bistum Augsburg: Teil 1). Walter de Gruyter, Berlin 1991, ISBN 3-11-012927-2 .
  18. Wolfgang Jahn: ≫Er hat uns die Sterne naher gebracht.≪ Zum Leben des Joseph von Fraunhofer. In: Fraunhofer in Benediktbeuern, Glashutte und Werkstatt, Fraunhofer-Gesellschaft, Munchen 2008, S. 11 (PDF; 3,2 MB)
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  22. Christiane Muhlbauer: Maierhof am Kloster Benediktbeuern einsturzgefahrdet: ?Wir wissen nicht, wie es weitergeht“. In: Munchner Merkur Online, www.merkur.de. 29. August 2023, abgerufen am 29. August 2023 .
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  27. Fraunhofer-Gesellschaft: Fraunhofer-Zentrum Benediktbeuern
  28. Ein attraktives Wissenschaftszentrum. In: Suddeutsche Zeitung. 3. April 2014.
  29. Kloster Benediktbeuern: Umstrittenes Tagungshaus wird nicht gebaut . Beitrag auf merkur.de (zuletzt abgerufen am 9. April 2019).

Koordinaten: 47° 42′ 27,2″  N , 11° 23′ 53″  O