Klaus Gysi

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Klaus Gysi, 1946
Klaus Gysi auf der Jahreskonferenz des Deutschen Schriftstellerverbandes in Ost-Berlin 1966

Klaus Gysi (* 3. Marz 1912 in Neukolln ; † 6. Marz 1999 in Berlin ) war im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv, von 1966 bis 1973 Minister fur Kultur und von 1979 bis 1988 Staatssekretar fur Kirchenfragen der DDR .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gysi wurde als Sohn des Arztes Hermann Gysi (1888?1950) und der Buchhalterin Erna Potolowsky (1893?1966) geboren. [1] Vaterlicherseits stammte er aus einer Berliner Familie, deren Stammvater, der Seidenfarber Samuel Gysin (* 1681), im fruhen 18. Jahrhundert aus Laufelfingen ( Schweiz ) eingewandert war. [2] Uber seine Mutter war er judischer Herkunft. [3] Klaus Gysi besuchte die Volksschule im Berliner Bezirk Neukolln und das Realgymnasium . Die Eltern ließen sich 1929 scheiden. 1931 legte er nach dem Besuch der Odenwaldschule das Abitur in Darmstadt ab.

Er war seit 1928 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands , der Internationalen Arbeiterhilfe und des Sozialistischen Schulerbundes und trat 1931 der KPD bei. Zeitweise wirkte er als Jugendfunktionar der KP in Hessen . Er studierte von 1931 bis 1935 Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main , an der Sorbonne in Paris und in Berlin.

Von 1931 an war Gysi in der Roten Studentenbewegung aktiv. 1935 wurde er von der Friedrich-Wilhelms-Universitat zu Berlin verwiesen , ging 1936 nach Cambridge und wurde 1939 Mitglied der Studentenleitung der KPD in Paris. Von 1939 bis 1940 war er in franzosischen Lagern interniert . Beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht konnte er untertauchen. Mitten im Krieg kehrte er 1940 auf KPD-Beschluss mit seiner Frau Irene Gysi [4] (geb. Lessing, Schwester von Gottfried Lessing ) nach Deutschland zuruck, was zu diesem Zeitpunkt ein hohes Risiko bedeutete, da die Nationalsozialisten Klaus Gysi als sogenannten ? Halbjuden “ und Kommunisten verfolgten. Mit Gluck und Geschick uberlebten die Gysis die funf Jahre bis Kriegsende in der Illegalitat Berlins. Gysi war in dieser Zeit freischaffend wissenschaftlicher Mitarbeiter des Verlags Hoppenstedt & Co. und auch weiterhin illegal politisch tatig. [5]

Nach der Vereinigung von SPD und KPD wurde Gysi 1946 Mitglied der SED . Von 1945 bis 1948 war er Chefredakteur der kulturpolitischen Monatsschrift Aufbau , von 1945 bis 1977 Mitglied des Prasidialrates, Bundessekretar und schließlich Mitglied des Prasidiums des Kulturbundes und von 1949 bis 1954 Abgeordneter der Volkskammer . Von 1952 bis 1957 arbeitete er beim Verlag Volk und Wissen und war danach bis 1966 als Nachfolger von Walter Janka Leiter des Aufbau-Verlages . Von 1956 bis 1964 arbeitete Gysi als inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen ?Kurt“ fur das Ministerium fur Staatssicherheit . [6]

Ab 1963 war Gysi Mitglied der Westkommission des Politburos des ZK der SED . Von 1966 (ab 12. Januar 1966) bis 1973 war er Minister fur Kultur und damit Mitglied des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Außerdem war er Mitglied der Kulturkommission des Politburos des ZK der SED. Von 1967 bis Marz 1990 war er wieder Abgeordneter der Volkskammer.

Von 1973 bis 1978 war Gysi Botschafter in Italien . Anschließend war er von Dezember 1978 bis 1979 Generalsekretar des offiziosen DDR-Komitees fur Europaische Sicherheit und Zusammenarbeit, das der Vorbereitung der KSZE diente. Von November 1979 bis zum Ruhestand 1988 war Gysi Staatssekretar fur Kirchenfragen. 1990 blieb er auch nach der Umbenennung der SED in PDS dort Mitglied.

Gysi wurde 1969 mit dem Banner der Arbeit , 1970 der Erinnerungsmedaille des Ministeriums fur Staatssicherheit und der Lenin-Erinnerungsmedaille, 1962 und 1972 dem Vaterlandischen Verdienstorden , 1977 dem Karl-Marx-Orden , 1982 mit der Ehrenspange zum Vaterlandischen Verdienstorden und 1987 mit dem Großen Stern der Volkerfreundschaft ausgezeichnet. Ihm wurde 1987 der Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universitat Jena verliehen.

Grabstatte

Gysi lebte in Berlin-Johannisthal . [7] Er starb am 6. Marz 1999 im Alter von 87 Jahren und wurde auf dem Dahlemer Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf bestattet. (Grablage Feld 013-22) Der Spiegel schrieb in seinem Nachruf, Gysi sei ?jahrzehntelang das eloquente kultur- und kirchenpolitische Aushangeschild“ der DDR gewesen; der großburgerlich gepragte Kulturfunktionar habe ?weltmannisch, aber linientreu“ gehandelt. [8] Christoph Dieckmann bezeichnete Gysi 2008 als ?hochkultivierte[n] Zyniker“ und Teil des ?roten Adels der DDR“. [9]

Klaus Gysi war dreimal verheiratet und hatte sieben Kinder, [10] [11] darunter:

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Klaus Gysi  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vgl. ?Feodor Potolowsky“ , auf: Stolpersteine in Berlin , abgerufen am 29. September 2018.
  2. Stefan Hess : Gysin. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  3. Michael Wolffsohn : Die Deutschland-Akte. Juden und Deutsche in Ost und West. Tatsachen und Legenden. Edition Ferenczy bei Bruckmann Munchen, Munchen 1995 ( Rezension ).
  4. Dem Heldenkind gehort die Zukunft. In: taz. 5. August 2005.
  5. Jens Konig: Gregor Gysi. Eine Biographie . 1. Auflage. Rowohlt, Berlin 2005, ISBN 3-87134-453-2 , S.   56   ff .
  6. Clemens Vollnhals : Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz (= Analysen und Dokumente. Band 7). Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-122-4 , S. 96 ; Gerhard Besier : Die Ost-CDU, ihre Religionspolitik und das MfS. In: KAS.de , PDF ( Memento vom 16. Oktober 2013 im Internet Archive ), S. 5.
  7. Waldstraße in Johannisthal. In: waldstrasse.georgiu.de. Abgerufen am 5. Mai 2022 .
  8. Gestorben: Klaus Gysi. In: Der Spiegel , 15. Marz 1999.
  9. Christoph Dieckmann: Gysi: Schuldig oder nicht? In: Die Zeit , 29. Mai 2008.
  10. Gunnar Decker: Eine verspatete Bestattung. Kulturminister, Verleger, Botschafter, Ehemann, Vater. Im Kino: Der Dokumentarfilm ?Der Funktionar“. In: Neues Deutschland. 11. April 2019, abgerufen am 13. April 2019 (Link kostenpflichtig).
  11. Barbara Wurm: Filmisches Essay uber Klaus Gysi: ?Die DDR ist aktuell“ . In: Die Tageszeitung: taz . 11. April 2019, ISSN   0931-9085 ( taz.de [abgerufen am 5. Juni 2019]).
  12. Der Funktionar. Film von Andreas Goldstein . Information des Fernsehsenders Phoenix zum Film, abgerufen am 2. Juli 2023.