Klaus Fischer (Fußballspieler)

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Klaus Fischer
Aufnahme aus dem Jahr 2013
Personalia
Geburtstag 27. Dezember 1949
Geburtsort Lindberg Deutschland
Große 178 cm
Position Sturm
Junioren
Jahre Station
1958?1961 SC Kreuzstraßl
1961?1968 SC Zwiesel
Herren
Jahre Station Spiele (Tore) 1
1968?1970 TSV 1860 Munchen 60 0 (28)
1970?1981 FC Schalke 04 295 (182)
1981?1984 1. FC Koln 96 0 (31)
1984?1988 VfL Bochum 84 0 (27)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1971 Deutschland U23 2 0 (0)
1977?1982 Deutschland 45 0 (32)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1988?1989 VfL Bochum (Co-Trainer)
1989?1992 FC Schalke 04 (Co-Trainer)
1990 → FC Schalke 04 (interim)
1992 → FC Schalke 04 (interim)
1992?1995 FC Schalke 04 Amateure
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Klaus Fischer (* 27. Dezember 1949 in Lindberg - Kreuzstraßl , Landkreis Regen ) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer . Seine Glanzzeit hatte der Bayer in den 1970er Jahren mit dem FC Schalke 04 , mit dem er Vizemeister und Pokalsieger wurde. Der Bundesligaspieler mit der dritthochsten Torausbeute in der Geschichte der Bundesliga spielte in spateren Jahren auch beim 1. FC Koln und dem VfL Bochum . Fischer, der mit Fallruckziehertoren nachhaltige internationale Bekanntheit erreichte, nahm fur Deutschland an zwei Fußball-Weltmeisterschaften teil und erreichte 1982 das WM-Finale.

Leben und Karriere [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Klaus Fischer trieb schon als kleines Kind Sport. Im Sommer spielte er Fußball, im Winter stand Eisstockschießen auf dem Programm. Als Jugendlicher wurde er mit dem SC Kreuzstraßl aus dem Bayerischen Wald Bayrischer Meister, Deutscher Meister und Europameister im Eisstockschießen . [1] [2] [3] Er erlernte den Beruf Glasblaser .

Klaus Fischer wurde vom spateren Monchengladbacher Meistermacher Hennes Weisweiler fur eine Woche zum Probetraining eingeladen, doch dieser fand ihn korperlich noch zu schwach und vertrostete ihn auf das folgende Jahr. [4] Wahrenddessen solle er bei seinem Verein in Zwiesel bleiben. [5] Der TSV 1860 Munchen hatte keine derartigen Bedenken und so kam Fischer 1968 als 18-Jahriger vom Bezirksligisten SC Zwiesel zu den Lowen . Er etablierte sich dort rasch als Stammspieler und brachte es bereits in seiner ersten Saison auf 26 Bundesligaspiele, in denen er insgesamt neun Tore erzielte. Am 21. Spieltag handelte er sich bei der 0:2-Niederlage der Sechzger in Dortmund in der 86. Minute den einzigen Feldverweis seiner Karriere ein ? in 535 Bundesligaspielen brachte er es ansonsten auf nur acht Gelbe Karten. Seine zweite Saison bei den Lowen spielte er komplett. Dabei schoss er 19 Tore (Platz 3 der Torjagerliste). Den Abstieg des TSV 1860 im Jahr 1970 konnte er nicht verhindern.

Wechsel zu Schalke 04 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vom FC Schalke 04 bekam er ein sehr gutes Angebot, das er auch unterschrieb. Kurze Zeit spater unterschrieb er auch einen neuen Vertrag bei 1860 Munchen. Er erhielt eine Geldstrafe vom DFB und durfte fur Schalke spielen. In dieser Zeit absolvierte er auch seinen Grundwehrdienst . [6] Im Ruhrgebiet fand er eine neue Heimat und hielt dem Verein uber mehr als ein Jahrzehnt die Treue. Auch etablierte er sich dort sofort in der Stammformation. In der Saison 1971/72 war Fischer ein Leistungstrager in einer spielstarken Mannschaft um den Mittelfeldregisseur Heinz van Haaren , bei der Norbert Nigbur im Tor eine herausragende Saison hatte. Hinter ihm wirkten die Abwehrrecken Klaus Fichtel und Rolf Russmann und sorgten dafur, dass Schalke weniger Tore hinnehmen musste als alle Bundesligakonkurrenten. Stan Libuda und die Kremers-Zwillinge, Erwin und Helmut , waren weitere Hauptakteure jener starken Formation, die das Meisterschaftsrennen bis zum letzten Spieltag offen halten konnte. Beim ersten Bundesligaspiel in der Geschichte des Munchener Olympiastadions gaben dann allerdings die neuen Hausherren des FC Bayern mit der beruhmten Achse Maier ? Beckenbauer ? Muller eine Galavorstellung und errangen mit einem klaren 5:1-Sieg den Titel. Fischer schoss den Ehrentreffer . Sein 22. Saisontor sicherte ihm gemeinsam mit dem Bochumer Hans Walitza den zweiten Platz in der Torschutzenliste hinter Gerd Muller, der in dieser Spielzeit 40-mal traf.

Etwas trosten konnten sich die Gelsenkirchener im DFB-Pokal . Im Halbfinale beim 1. FC Koln erzielte Fischer schnell das 0:1, doch in der zweiten Halbzeit zogen die Gastgeber mit 4:1 davon. Im damals ublichen Ruckspiel erzielte Fischer ebenfalls fruh das 1:0 fur Schalke, die nach 120 Minuten mit 5:2 vorne waren und das fallige Elfmeterschießen gewannen. Im Finale im Niedersachsenstadion von Hannover, das nur drei Tage nach dem Bundesligafinale stattfand, besiegte Schalke den 1. FC Kaiserslautern mit 5:0, wobei Fischer das 4:0 beisteuerte (sein sechster Treffer im Wettbewerb). Das 5:0 ist noch heute Endspiel-Rekord, der allerdings im DFB-Pokalfinale 2011 von den Schalkern selbst eingestellt wurde, als sie den MSV Duisburg mit 5:0 schlugen.

Manipulation und Konsequenzen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die folgenden Spielzeiten wurden schwierig fur Schalke 04. Der Verein war 1970/71 in den großen Bundesliga-Skandal verstrickt. Zahlreiche Spieler, auch Klaus Fischer, verbrachten viel Zeit in Gerichtssalen. Die Schalker Spieler hatten in der besagten Saison ein Spiel gegen Arminia Bielefeld gegen relativ geringe Bezahlung und als ?Gefallen fur Waldemar Slomiany [7] absichtlich mit 0:1 verloren. In der Saison 1972/73 konnte Schalke sich erst in den letzten Spieltagen von den Abstiegsrangen losen. Fischer selbst, wie weitere Mannschaftskollegen, spielte uberhaupt nicht, da er vom DFB zunachst lebenslang gesperrt wurde. Jahre spater meinte Fischer: ?Mein Gott, was waren wir damals dumm. Fur 2.300 Mark pro Mann ein Spiel zu verlieren, bloder kann man nicht sein. Eine Siegpramie betrug damals 2.000 Mark.“ [8]

Ruckkehr [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anfang der Saison 1973/74 wurde Fischer begnadigt und er durfte ab dem zehnten Spieltag wieder spielen. Er schoss in 25 Spielen 21 Tore (dritter Platz in der Torjagerliste). Die große Mannschaft von 1972 aber, in die viele Hoffnungen gesetzt worden waren, war zerstort ? es reichte nur noch fur Platze im oberen Mittelfeld. Platz 6 genugte 1976 noch fur eine UEFA-Pokal -Teilnahme. Fischer hatte mit seiner personlichen Bestleistung von 29 Treffern, die ihm auch die Torjagerkanone einbrachten, entscheidenden Anteil daran, zumal die Tordifferenz uber die Platzierung entschied. In der folgenden Saison wurden die inzwischen unter anderem mit dem Rechtsaußen der Nationalmannschaft, Rudiger Abramczik , und dem groß aufspielenden jugoslawischen Mittelfeldregisseur Branko Oblak verstarkten Schalker sogar Vizemeister. Fischer steuerte zu Schalkes 77 Saisontreffern 24 Tore bei. Saisonhohepunkt war der 7:0-Sieg beim FC Bayern, bei dem Fischer vier Tore erzielte.

Zur nachsten Saison wurde Oblak an den FC Bayern verkauft und weitere wichtige Spieler verließen in den folgenden Jahren den von Finanznoten geplagten Schalke 04, der immer weiter an Boden verlor. Besonders schwere Konsequenzen hatte fur Fischer ein komplizierter Schienbeinbruch, den er im Marz 1980 im Heimspiel gegen Bayer Uerdingen erlitt. Er fiel fur zehn Monate aus und konnte nicht an der Europameisterschaft 1980 in Italien teilnehmen, bei der Deutschland mit Mittelsturmer Horst Hrubesch den Titel gewann.

Der personell damit noch mehr geschwachte Verein geriet in der Spielzeit 1980/81 bald in die Abstiegszone der Bundesliga und stieg 1981 als Vorletzter ab. Nach elf Jahren in Schalke gab Klaus Fischer in der laufenden Saison 1980/81 seinen Wechsel zum 1. FC Koln bekannt. Hierfur wurde Fischer von Fans massiv beschimpft und mit korperlicher Gewalt bedroht; gegen seine Haustur wurden Eier geworfen. [9]

Spate Jahre in Koln und Bochum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der 1. FC Koln unter Trainer Rinus Michels wurde in Fischers erster Saison dort Vizemeister. Fischer schoss in dieser Saison sieben Tore (dritten Platz in der vereinsinternen Torschutzenliste ? hinter dem Englander Tony Woodcock und dem jungen, aufstrebenden Pierre Littbarski ). In den beiden folgenden Jahren schoss er jeweils zwolf Tore. Ein Hohepunkt seiner Zeit in Koln war 1983 der Gewinn des DFB-Pokals , als die Geißbocke im Finale den zweitklassigen Stadtrivalen SC Fortuna Koln mit 1:0 besiegten. Nach drei Spielzeiten und 31 Toren in 96 Spielen wurde sein Vertrag nicht verlangert.

Ottokar Wust , Prasident des VfL Bochum, holte Fischer nach Bochum. [4] Mit dem VfL Bochum hatte er eine große erste Saison. Der nunmehr im 35. Lebensjahr stehende Fischer absolvierte 1984/85 alle Saisonspiele und schoss 16 Tore. Sein letztes Bundesligaspiel absolvierte er am 19. Marz 1988 im Alter von 38 Jahren [10] .

Zusammenfassung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Klaus Fischer hatte in der Fußball-Bundesliga 535 Einsatze fur die Vereine TSV 1860 Munchen, FC Schalke 04, 1. FC Koln und VfL Bochum.

In der Nationalmannschaft erzielte er zwischen 1977 und 1982 in 45 Spielen 32 Tore. Das ist nach Gerd Muller die beste Quote (0,71) eines Top-10-Sturmers und eines Sturmers mit mindestens 45 Landerspielen. Fischer nahm an zwei Fußball-Weltmeisterschaften teil und wurde in Spanien 1982 Vizeweltmeister.

Bekannt wurde er insbesondere auch durch seine Fallruckzieher , denen meist Flanken von Rudiger Abramczik vorausgingen. Im Landerspiel Deutschland ? Schweiz (4:1) am 16. November 1977 erzielte er durch einen Fallruckzieher das Tor des Jahres der ARD - Sportschau , das spater auch Tor des Jahrzehnts wurde. Auch das wichtige 3:3 in der Verlangerung des WM-Halbfinales 1982 gegen Frankreich ( Nacht von Sevilla ) erzielte Fischer per Fallruckzieher ? dieses Tor wurde zum Tor des Jahres 1982 gewahlt. Insgesamt erzielte Fischer wahrend seiner Karriere vier Treffer durch Fallruckzieher. [11] Sechs seiner Tore wurden jeweils zum Tor des Monats gewahlt, wobei er einen besonderen Rekord halt: Zwischen seinem ersten Tor des Monats im September 1975 und seinem letzten im Juli 2003 liegen fast 28 Jahre. [12]

Mit 268 Toren (Quote 0,5 Tore/Spiel) liegt er hinter Gerd Muller (365 Tore, Quote 0,85) und Robert Lewandowski (310, Quote 0,81, Stand: Juni 2022) auf Platz drei der Ewigen Torschutzenliste der Fußball-Bundesliga . [13] Klaus Fischer beendete seine aktive Laufbahn im Jahr 1988.

Tatigkeit als Trainer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Saison 1988/89 war Fischer Co-Trainer von Franz-Josef Tenhagen in Bochum. Anschließend arbeitete er von 1989 bis 1992 als Co-Trainer fur den FC Schalke 04. Nach den Entlassungen von Peter Neururer und Aleksandar Risti? ubernahm er kurzzeitig das Training der Profimannschaft. Nach der Verpflichtung von Udo Lattek trainierte Fischer drei Jahre lang die Amateurmannschaft des FC Schalke 04. Zur Saison 2024/25 ubernimmt er das Amt als Co-Trainer bei den Nachwuchsmannschaften der Schalker Damen-Abteilung. [14]

Privates [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fischer war zeitweise Spieler in der Uwe-Seeler-Traditionself. 1997 eroffnete Fischer eine Fußballschule, die er immer noch betreibt. 2006 veroffentlichte er zusammen mit der Autorin Alexandra Steil-Wehr seine Autobiografie mit dem Titel Fallruckzieher ? …und mehr . Fischer ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Gelsenkirchen.

Erfolge [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Alexandra Steil-Wehr: Klaus Fischer: Fallruckzieher ? ...und mehr. Wittich, Herbstein 2006, ISBN 978-3-00-018783-4 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Klaus FIscher  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Klaus Fischer: Meister im Eisstockschießen. ( Memento vom 5. Juni 2016 im Internet Archive ) Der Westen 3. November 2008
  2. Ein Fischer lasst's im Netz zappeln, WAZ vom 24. Mai 2004, PDF ( Memento vom 20. September 2014 im Internet Archive )
  3. Ausfuhrliches Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  4. a b ?Niemand musste mich zum VfL uberreden“; vflbochum.de, 5. September 2010 ( Memento vom 8. September 2010 im Internet Archive )
  5. Ausfuhrliches Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  6. Ausfuhrliches Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  7. so Fischer im ausfuhrlichen Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  8. Klaus Fischer wird 60 ( Memento vom 13. Juni 2013 im Internet Archive ) Financial Times Deutschland , 26. Dezember 2009
  9. vgl. Ausfuhrliches Interview in: RevierSport 15/2012, S. 52 f.
  10. Karlsruher SC - VfL Bochum, 1:0, Bundesliga 1987/88 24. Spieltag. Abgerufen am 18. Februar 2024 .
  11. Klaus Fischer: So trainiert man Fallruckzieher Interview auf welt.de vom 6. Juni 2010, abgerufen am 4. September 2014
  12. Sportschau: Tor des Monats. ( Memento vom 25. Februar 2013 im Internet Archive )
  13. Bundesliga - Ewige Torjager. In: sport.de. ntv Nachrichtenfernsehen GmbH , abgerufen am 23. Juni 2022 .
  14. Mit 74 Jahren! Klaus Fischer wieder als Co-Trainer fur S04 tatig