Tanzer bei den
Highland Games
im Kilt
Das Wort
Kilt
kommt aus dem
Schottischen
und bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert einen knielangen Rock.
[1]
Der Little Kilt oder moderne Kilt entstand im 18. Jahrhundert und ist im Wesentlichen die untere Halfte des Großen Kilts. Seit dem 19. Jahrhundert wird er mit der schottischen Kultur im Allgemeinen und mit dem galischen oder keltischen Erbe im Besonderen in Verbindung gebracht.
[2]
Weiterhin ist er Bestandteil der Uniform von
Pipe Bands
. Die Lange eines Kilts wird so gewahlt, dass er dem Trager bis an die Knie reicht und beim Hinknien nicht den Boden beruhrt. Traditionell ist der Kilt Mannern vorbehalten, Frauen tragen dagegen die so genannten
kilted Skirts
, das sind kiltahnliche
Rocke
, die auch langer oder kurzer sein konnen als tatsachliche Kilts.
Alteste bekannte Darstellung des
Highland Dress
(mit Hosen, Tunika und belted plaid): Mitglieder eines schottischen Soldnerregiments im Dreißigjahrigen Krieg (1631) bei der Landung in Stettin
Das heute als
Kilt
(galisch
am feileadh beag
? das kleine
Plaid
,
Scots
fillebeg
) bekannte Kleidungsstuck soll
Hugh Trevor-Roper
zufolge nach 1725 vom englischen Fabrikbesitzer
Thomas Rawlinson
erfunden worden sein. Da er einige Hochlandschotten an seinem
Hochofen
beschaftigte und sie durch das Tragen ihres voluminosen Plaids gefahrdet sah, kurzte er den
great belted plaid
(galisch
am feileadh mor
, das große Plaid) und schneiderte die zuvor durch Wicklung hervorgerufenen Falten in das Kleidungsstuck mit ein. Allerdings zeigt
The Armorial Bearings of the Chief of the Skenes
von 1692 diesen bereits im
feileadh beag
.
Der Plaid als Begriff und spater auch als Kleidungsstuck lasst sich dagegen gesichert ab dem spaten 16. Jahrhundert nachweisen. Vorher wurden Tunika und lange Hosen, die
triubhas
oder (anglisiert)
trews
getragen. Er ist, wie auch der Begriff nahelegt, aus einer Decke entstanden, die zumindest nachweislich im fruhen 17. Jahrhundert von Hochlandschotten um die Schultern uber ihrem Kittel
(cotte)
getragen wurde. Etwas spater wird der Begriff als Bezeichnung fur den Stoff notiert, aus dem Wams, Hosen und Strumpfe der Hochlandschottenarmee im Burgerkrieg von 1639 angefertigt sind.
Die Karos der Schottenkleidung sind beruhmt, aber der
Clan
war daran nicht erkennbar, dagegen mehr der Reichtum des Tragers. Arme trugen einfarbige oder einfach karierte Stoffe, derweil Reiche sich mehrfarbige Karos leisten konnten.
Der große Kilt,
belted Plaid
, war Decke und Kleidungsstuck in einem. In heißen Sommern legte der Hochlandschotte ihn ab und verknotete das lange Hemd, das er trug, zwischen den Beinen oder aber nahm einen wesentlich dunner gewebten Plaid. So wurde im Sommer auch gekampft. Wer es sich leisten konnte, trug die fur das Hochland typischen langen Hosen, die
trews
, wahrend die Lowlandschotten einfarbige Kniehosen und weiße Strumpfe bevorzugten.
Nach der schottischen Niederlage in der
Schlacht von Culloden
wurden Kilts und Plaids als Element schottischer Identitat im
Disarming Act
von 1746 verboten, und erst 1782 wieder erlaubt. Der Kilt erlebte eine große Renaissance, als der britische Konig
Georg IV.
1822 Schottland besuchte und sich im Kilt prasentierte (nebst fleischfarbener Strumpfhose); in diese Zeit fallt auch die Erfindung des Mythos von ?Clan-Tartan“.
Kilt als (heute seltene) Alltagskleidung in
Edinburgh
Das heutige Karomuster, das typisch fur den jeweiligen
Clan
ist, ist vermutlich eine Erfindung des romantischen 18. Jahrhunderts. Obwohl es in Schottland, wie aber auch auf dem Festland, eine sehr lange Tradition in Karos gemusterter Kleidungsstucke gibt, waren diese vermutlich nicht familienspezifisch.
Der alteste Fund eines Stoffs mit ?Karomuster“, das
Falkirk
sett
, stammt aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Das Muster entstand durch Verwendung der Wolle von hellen und dunklen Schafen. Dieses Muster wurde spater als
the shepherd's plaid
bezeichnet, jedoch lasst sich keine Verbindung mit dem heutigen Clan-Tartan nachweisen. Allerdings enthielt diese Kleidung Hosen, keinen Kilt oder Plaid. Die altesten nachgewiesenen Tartans sind Regionen
(
districts
)
zugeordnet, nicht Clans. Eine mogliche Erklarung dafur ist, dass die Weber in einer bestimmten Gegend bestimmte Muster bevorzugten und die Bewohner sich lokal einkleideten.
[3]
Einer dieser Tartans, der
Huntly tartan
,
[4]
aus der gleichnamigen Region im Nordosten Schottlands, wurde wahrend des Jakobitenaufstands von 1745 von etlichen Clans getragen, so von den Clans Gordon, Forbes, Munro, MacRae, Ross und Brodie. Auch der legendare
Bonnie Prince Charlie
soll eine Variante davon getragen haben.
Auch wenn die feste Zuordnung von Tartans zu Clans nicht haltbar ist, tragen ?echte“ Schotten auch heute gerne ?ihren“ Tartan. Nach wie vor gibt es neutrale Muster, die statt der Namen von Clans die von Regionen (etwa der
Edinburgh
-Tartan) oder Organisationen (etwa die Tartans der
Royal Scottish Country Dance Society
oder des
Debian
-Projekts
[5]
) tragen oder vollig von solchen Assoziationen freigehalten werden. Es wird auch nicht kontrolliert, ob der Kaufer eines Kilts ?berechtigt“ ist, den betreffenden Tartan zu tragen, und auch als Nicht-Schotte kann man unter allen Tartans wahlen, die der Kiltmacher im Angebot hat. Tartanwebereien stellen auf Wunsch beliebige, auch neu erfundene Tartans her; das
Scottish Register of Tartans
versucht, die existierenden Tartans zu katalogisieren und Dopplungen zu vermeiden.
Ein Mitglied des Clans
Campbell
im Campbell-of-
Argyll
-Tartan
Typisch fur den Kilt ist das
Karomuster
, der
Tartan
. Viele Tartans tragen den Namen des Clans, dem sie zugeordnet sind. Oft wird angenommen, dass diese Tartans den Angehorigen des jeweiligen Clans vorbehalten sind. Tatsachlich wird in Schottland das Tragen eines Clan-Tartans durch Clanfremde nicht gern gesehen. Aber es gibt keine bindende rechtliche Vorschrift, die dies verbietet. Schotten, die sich als Mitglied eines Clans verstehen, tragen naturlich nur den korrekten Tartan. Dabei haben die meisten Clans je nach Anlass unterschiedliche Tartans (zum Beispiel
Mod
,
Dress Mod
,
Weath
oder
Faded Weath
bezeichnet). Andere Tartans heißen nach Orten, Regionen, Vereinen oder Berufsstanden.
In Schottland ist der Kilt heute weniger als Alltagskleidung denn als Festtagskleidung ublich. Auch die Anhanger der schottischen Fußball- oder Rugby-Nationalmannschaften treten gerne im Kilt auf. Es gibt Kilts in unterschiedlichen Stoffqualitaten und -gewichten vom leichtgewichtigen ?
casual
“ fur den Tagesgebrauch bis zum schwereren ?
full weight worsted
“ fur formelle Anlasse. Neben dem traditionellen hochwertigen, aber teuren Wollstoff werden heute auch billigere Kilts aus Baumwolle oder Polyester angeboten, dazu ?Designer-Kilts“ aus Materialien wie Leder oder Jeansstoff. Die verwendete Stoffmenge variiert ebenfalls: Fur einen traditionell gearbeiteten Kilt braucht man etwa 7 bis 8 Meter Stoff, einfachere und billigere Kilts kommen mit der Halfte aus. Die genaue Menge hangt auch von den Maßen des Tragers und der Breite des Tartanmusters
(sett)
ab. Ein weiterer Faktor ist die Faltung, die entweder so erfolgen kann, dass sich das Tartanmuster uber den ganzen Kilt wiederholt
(
pleating to the sett
)
oder derselbe Farbstreifen des Musters in der Mitte jeder Falte erscheint
(
pleating to the stripe
)
. Es gibt auch Kilts mit
Kellerfalten
(
box pleats
)
. Hoherwertige Kilts unterscheiden sich von Billigware zum Beispiel dadurch, dass sie am unteren Rand keinen
Saum
haben, sondern der Kilt mit der
Webkante
des Stoffs abschließt.
Ob man den Kilt mit oder ohne Unterwasche tragt, ist dem personlichen Geschmack uberlassen. Aufgrund der Falten und der Stoffdicke friert man auch ohne Unterwasche meist nicht. Aus praktischen bzw. hygienischen Grunden wird allerdings heutzutage manchmal Unterwasche getragen, besonders wenn der Kilt nur von einer Leihfirma geliehen ist.
Zum Kilt werden oft die Messer
Sgian dubh
und
Dirk
getragen. Da ein klassischer Kilt keine Taschen hat, wird stattdessen ein
Sporran
verwendet. Als Schmuckstuck wird haufig eine Kiltnadel am Kilt getragen. Sie verhindert auch, dass die Vorderseite des Kilts durch einen Windstoß aufgeweht wird.
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-
Die Falten eines Kilts
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-
Highland-Kapelle im Kilt
-
-
Kilt-
Fibel
in 800-er Silber
- J. Charles Thompson:
So You’re Going to Wear the Kilt
. Lang Syne Publishers, Glasgow 1989,
ISBN 1-85217-126-X
- Iain Zaczek, Charles Phillips:
The Illustrated Encyclopedia of Tartan
. Lorenz Books, London 2004,
ISBN 0-7548-1339-8
- Elsie Stuehmeyer, Barbara Tewkesbury:
The Art of Kiltmaking
.
celticdragonpress.com
- Matthew A. C. Newsome:
Patented Advice for First Time Kilt Wearers
.
albanach.org
(
Memento
vom 25. Oktober 2010 im
Internet Archive
)
- Hugh Trevor-Roper:
The Invention of Tradition: The Highland Tradition of Scotland
in
The Invention of Tradition
. Cambridge University Press, Cambridge 1983,
ISBN 0-521-24645-8
- Eric Hobsbawm und Terence Ranger:
The Invention of Tradition
, Cambridge University Press, Cambridge 1992,
ISBN 0-521-43773-3
.
- ↑
Die traditionelle schottische Hochzeit mit einem Kilt als unverzichtbares Outfit - Moselbook.
22. April 2023,
abgerufen am 8. Mai 2023
(deutsch).
- ↑
Authors: Andrew Bolton:
The Kilt | Essay | The Metropolitan Museum of Art | Heilbrunn Timeline of Art History.
Abgerufen am 8. Mai 2023
(englisch).
- ↑
Thompson, S. 18f.
- ↑
Tartan TS853 der Scottish Tartans Society
- ↑
Tartan - Debian Wiki.
Abgerufen am 11. April 2024
.