Kiepenheuer & Witsch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co KG
Logo
Grundung   1948
Sitz   Koln [1]
Verleger   Kerstin Gleba
Verlagsnummer   462 [1]
Verlagsgruppe   Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck
Gattung   Belletristik , Sachbuch
Website   www.kiwi-verlag.de
Stand: 30. September 2023 Vorlage:Infobox Verlag/Wartung/Stand 2023

Der 1948 gegrundete Verlag Kiepenheuer & Witsch ist ein deutscher Publikumsverlag mit Sitz in Koln , der kritische und populare Sachbucher sowie literarische Werke von renommierten ebenso wie von jungen Schriftstellern publiziert. Derzeit werden die Werke von uber 500 Autoren verlegt. Seit 1982 hat der Verlag eine eigene Taschenbuch -Reihe, die KiWi-Paperbacks , seit 2000 als Regional- Imprint ≫KiWi Koln≪, eine auf Bucher aus und uber das Rheinland spezialisierte Reihe, und seit 2009 das Berliner Imprint Galiani Berlin . Das großte editorische Unternehmen der Verlagsgeschichte ist die 2002 begonnene textkritische und kommentierte Kolner Ausgabe der Werke Heinrich Bolls , deren 27. und letzter Band im Herbst 2010 erschien.

Die Grundungsversammlung des Verlages fand am 27. November 1948 vor dem Hagener Notar Walter Meyer statt. Gustav Kiepenheuer war erkrankt und ließ sich notariell vertreten. Die Anteile am Stammkapital in Hohe von 100.000 DM teilten die Grunder folgendermaßen auf: Gustav Kiepenheuer hielt 40 Prozent, Joseph C. Witsch 30 Prozent. Weitere Gesellschafter mit je 10 Prozent waren Witschs Freund Fritz Breuer , der Hagener Unternehmer Adalbert Borgers und der britische Offizier und ortliche Befehlshaber der Britischen Militarregierung F. Peter Alexander. [2] [3] Nach dem Tode von Kiepenheuer im Jahr 1949 vollzogen die Anteilseigner eine Trennung vom Weimarer Gustav-Kiepenheuer-Verlag . Die Anteile der Jenaer Neugrundung ubernahm Witsch. Nach wechselnden Geschaftssitzen erwarb der Verlag 1953 in Koln-Marienburg ein eigenes Verlagshaus. 1956 kam es zur Angliederung eines Theaterverlages, der in Berlin unter dem Namen Gustav Kiepenheuer Buhnenvertrieb firmiert. [4]

Witschs erste verlegerische Leistung war die Neuauflage der Werke Joseph Roths , begonnen 1949 mit dessen letztem Roman, Die Legende vom heiligen Trinker , und (vorlaufig) abgeschlossen 1956 mit der von Hermann Kesten herausgegebenen Werkausgabe. Der Roman Marion von Vicki Baum wurde 1951 als erstes Buch bei ≫Kiepenheuer & Witsch≪ veroffentlicht.

Annemarie Selinko erzielte kurz darauf mit dem Roman Desiree den ersten großen Verkaufserfolg und ist neben Wolfgang Leonhard mit Die Revolution entlasst ihre Kinder (1955) ein Klassiker aus der Fruhgeschichte des Verlages. Heinrich Boll wurde mit Und sagte kein einziges Wort 1953 Autor des Verlags und 1972 dessen erster Nobelpreistrager , dem noch weitere folgen sollten: Saul Bellow , Czesław Miłosz , Patrick White , Gabriel Garcia Marquez , Dario Fo und Jean-Marie Gustave Le Clezio .

Von 1953 bis 1968 gab der Verlag Die Kiepe als ?literarische Hauszeitschrift“ heraus.

In den 1960er Jahren verschaffte sich der Verlag mit einem ehrgeizigen Lyrik-Programm, dem vom Lektor Dieter Wellershoff ? selber sowohl wissenschaftlich wie literarisch tatig ? proklamierten Neuen Realismus und mit Autoren wie Rolf Dieter Brinkmann , Nicolas Born und Gunter Herburger Anerkennung als ein fuhrender Verlag fur deutsche Gegenwartsliteratur. Nun wurden auch die ersten Sachbucher veroffentlicht, zunachst in der Reihe Neue Wissenschaftliche Bibliothek , spater verstarkt durch die Studien-Bibliothek .

Nach dem Tode von Joseph C. Witsch im Jahr 1967 ubernahm Reinhold Neven DuMont die verlegerische Leitung. Am 19. April 1969 wurde Neven DuMont der Inhaber des Verlages Kiepenheuer & Witsch, der den Namen und das Programm beibehielt. Fast alle Autoren konnten gehalten werden, und neue Autoren kamen im Zuge der 68er-Bewegung hinzu, z. B. Wilhelm Reich , Ronald D. Laing und Charles Bukowski . Fur die neue sozialkritische Literatur (zu Themen wie antiautoritare Erziehung , Leben in Kommunen , soziale Randgruppen ) wurde die Reihe pocket gegrundet. Mit den ersten Buchern von Gunter Wallraff und mehreren Schwarzbuchern sowie Bolls Bild ? Bonn ? Boenisch legte sich der ?kleine“ Verlag mit den ?Goliaths“ des bundesdeutschen Establishments an, wie dem Springer-Imperium oder der CSU unter Franz Josef Strauß .

In den 1980er Jahren wurde zum einen die Taschenbuchreihe KiWi lanciert (1982), zum andern die kulturelle Aufbruchsstimmung in West und Ost eingefangen, nicht zuletzt mit der neuen Reihe Kunst heute , welche die Ideen von Joseph Beuys , Georg Baselitz und weiteren Kunstlern zu verbreiten half.

Im Herbst 1989 sah sich der Verlag in Person seines Verlegers, Neven DuMont, Beschuldigungen der Feigheit ausgesetzt, da er sich aus Angst vor Ubergriffen weigerte, Salman Rushdies Roman Die Satanischen Verse zu veroffentlichen, dessen deutsche Rechte er im Sommer 1988 erworben hatte. [5]

Nach der Wende von 1989 konzentrierte sich der Verlag darauf, seine ?Hausautoren“ (neben Boll, Roth, Wellershoff und Garcia Marquez etwa Peter Hartling , Uwe Timm , Nathalie Sarraute , Jean-Marie Gustave Le Clezio , Don DeLillo ) mit neuen Werkausgaben zu pflegen, sein Profil durch kritischere Auswahl zu verscharfen und dennoch ?am Puls der Zeit“ zu bleiben: in allen Bereichen gute neue Autoren zu verpflichten.

Der Verlag brachte jahrlich etwa 80 Bucher heraus und beschaftigte circa 25 Mitarbeiter. [6]

Seit 2002 gehort Kiepenheuer & Witsch uber die Georg von Holtzbrinck GmbH & Co. KG, Stuttgart, zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck . Verleger war seit dem Jahr 2002 Helge Malchow . Er wurde 2019 von Kerstin Gleba abgelost.

Das Archiv des Verlages wurde dem Stadtischen Archiv Koln ubergeben; beim Einsturz des Stadtarchivs 2009 gingen die Bestande uberwiegend verloren bzw. wurden erheblich beschadigt. [7]

Das belletristische Programm von Kiepenheuer & Witsch wurde und wird neben den oben erwahnten von Autoren wie Don DeLillo , Erich Maria Remarque , Breyten Breytenbach , Jean Giono , Ignazio Silone , Jerome D. Salinger , John le Carre , Erik Fosnes Hansen , V.S. Naipaul , Jean-Marie Gustave Le Clezio , Uwe Timm und Katja Lange-Muller gepragt.

In den letzten Jahren fanden weitere englischsprachige Autoren wie John Banville , Julian Barnes , Michael Chabon , Bret Easton Ellis , Dave Eggers , Jonathan Safran Foer , Nick McDonell , Nick Hornby , David Foster Wallace oder Irvine Welsh im Kolner Verlag ebenso ihre Heimat wie ihre deutschsprachigen Kollegen Maxim Biller , Michael Kumpfmuller , Sibylle Berg , Feridun Zaimoglu , Benjamin von Stuckrad-Barre , Joachim Lottmann , Thomas Hettche , Katharina Hagena , Eva Menasse , Christian Kracht , Volker Kutscher , Kathrin Schmidt , Leif Randt und Daniela Droscher .

Im Sachbuchprogramm finden sich weitere renommierte Namen wie Ralph Giordano , [8] Joschka Fischer , Heiner Geißler , Carola Stern , Alice Schwarzer , Gerd Koenen , Necla Kelek , Hans Weiss , Helmut Schmidt , Christoph Schlingensief , Ranga Yogeshwar , Sascha Lobo , [9] Ulrike Herrmann , [10] Sophie Passmann , Robert Habeck , Deniz Yucel [11] und Aladin El-Mafaalani . [12]

Auch Publikumslieblinge aus der Unterhaltungsbranche wie Carolin Kebekus , [13] Kurt Kromer , [14] Matthias Brandt , [15] Mario Adorf , Alfred Biolek , Renan Demirkan , Dieter Hildebrandt , Heike Makatsch , Helge Schneider , Elke Heidenreich , Christine Westermann , Jorg Thadeusz , Harald Schmidt und Michael Mittermeier sowie die Bestseller-Autoren Frank Schatzing , Monika Peetz und Bastian Sick schreiben fur Kiepenheuer & Witsch.

Im Jahr 2013 wurde die Ubersetzerbarke , ein Literaturpreis des Verbands deutschsprachiger Ubersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdU), an die Verlagslektorin Barbel Flad als ?ubersetzerfreundlicher Verlagsmensch“ verliehen. Sie betreute unter anderem die Werke von Don DeLillo, Gabriel Garcia Marquez, Nathalie Sarraute und Julian Barnes.

Die taz kritisierte im Marz 2023, dass der Verlag sich in den ? sozialen Medien “ in dem Format ?Unverlangt eingesandt“ uber die Anschreiben von Autoren lustig macht. Der Verlag trete damit nach unten, und scheine einen mitleidig bis verachtlichen Blick auf (noch) nicht kommerziell erfolgreiche Autoren zu kultivieren. [16]

Commons : Kiepenheuer & Witsch  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. a b Profilansicht: Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Verlag. In: Adressbuch fur den deutschsprachigen Buchhandel . Abgerufen am 30. September 2023 .
  2. Frank Moller: Das Buch Witsch: Das schwindelerregende Leben des Verlegers Joseph Caspar Witsch. Eine Biografie . Kiepenheuer & Witsch, Koln 2014, ISBN 978-3-462-30734-4 , S.   346 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Frank Moller: Joseph Caspar Witsch ? Als Bibliothekar und Verleger zwischen Jena und Koln , in: Die große Stadt: das kulturhistorische Archiv von Weimar-Jena Bd. 2, 2009, S. 117?142, hier S. 130
  4. Curt Vinz u. Gunter Olzog: Dokumentation deutschsprachiger Verlage. Olzog, Munchen/Wien 1983, S. 213.
  5. Glaubenskrieger unter sich - SPIEGEL-Redakteur Willi Winkler uber die ?Satanischen Verse“ Spiegel, 16. Oktober 1989
  6. Quelle: Reinhold Neven DuMont im Gesprach mit Jochanan Shelliem in hr2-kultur (?Doppel-Kopf“), 6. Oktober 2009
  7. Bucherfest: Zuruck im Großburgertum mit Reinhold Neven DuMonts ?Villa“ , Schwabisches Tagblatt, 25. Mai 2009 ( Memento vom 9. Oktober 2013 im Webarchiv archive.today )
  8. https://www.kiwi-verlag.de/autor/ralph-giordano-4000047
  9. https://www.kiwi-verlag.de/autor/sascha-lobo-4000822
  10. https://www.kiwi-verlag.de/autor/ulrike-herrmann-4003207
  11. https://www.kiwi-verlag.de/autor/deniz-yuecel-4001344
  12. https://www.kiwi-verlag.de/autor/aladin-el-mafaalani-4001262
  13. https://www.kiwi-verlag.de/autor/carolin-kebekus-4002604
  14. https://www.kiwi-verlag.de/autor/kurt-kroemer-4000864
  15. https://www.kiwi-verlag.de/autor/matthias-brandt-4000956
  16. Fatma Aydemir: Tiktok-Format ?Unverlangt eingesandt“: Lustiger Literaturbetrieb . In: Die Tageszeitung: taz . 24. Marz 2023, ISSN   0931-9085 ( taz.de [abgerufen am 1. April 2023]).