Kieferfische

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Kieferfische

Goldstirn-Brunnenbauer ( Opistognathus aurifrons )

Systematik
Acanthomorphata
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ovalentaria
incertae sedis
Familie : Kieferfische
Wissenschaftlicher Name
Opistognathidae
Swainson , 1839

Die Familie der Kieferfische (Opistognathidae), auch Brunnenbauer genannt, gehort zur Gruppe der Barschverwandten (Percomorphaceae) und umfasst vier Gattungen mit etwa 100 Arten . Die Fische erhielten ihre deutschen Namen wegen ihrer großen Mauler beziehungsweise wegen ihrer senkrechten Wohngange im Meeresboden.

Es sind großkopfige und großmaulige Fische mit einem seitlich abgeflachten, langgestreckten, mit kleinen Cycloidschuppen bedeckten Korper von weißer, grauer oder schmutziggelber Farbe. Die Kopfseiten sind normalerweise schuppenlos. Das Maul ist groß, bei einigen Arten reicht das Maxillare fast bis zum Kiemendeckel . Der Kopf ist schuppenlos mit steiler Stirn, die großen, ovalen Augen sitzen weit vorn. Entlang der Kieferrandes befindet sich eine Reihe kleiner Zahne, eine oder mehrere weitere konnen sich weiter hinten befinden. Das Gaumenbein ist zahnlos. Die Ruckenflosse reicht vom Nacken bis zum Schwanzflossenansatz und hat neun bis zwolf meist flexible Flossenstachel und 12 bis 22 segmentierte Weichstrahlen. Zwischen hart- und weichstrahligem Teil findet sich oft eine leichte Einbuchtung. Auch die Afterflosse ist lang, mit zwei bis drei schlanken Stacheln und 10 bis 21 segmentierten Strahlen. Die Bauchflossen stehen vor den Brustflossen und haben einen Stachel und funf segmentierte Weichstrahlen. Die inneren drei sind schwach, klein und verzweigt, die außeren zwei unverzweigt und starker. Die Schwanzflosse ist abgerundet und wird von 12 bis 14 verzweigten Flossenstrahlen gestutzt. Die Seitenlinie liegt hoch, direkt unter der Ruckenflosse, ist unvollstandig und endet unterhalb der Mitte der Ruckenflosse. Brunnenbauer werden drei bis funfzig Zentimeter lang. Die meisten Arten bleiben unter einer Lange von zwolf Zentimeter. Die Arten der Gattung Stalix werden nur 2,2 bis 6 Zentimeter lang. Bei der Korperfarbe sind meist verschiedene Brauntone vorherrschend. Unter dem hartstrahligen Teil der Ruckenflosse findet sich oft ein schwarzer Fleck.

Kieferfische kommen im tropischen Atlantik und im Indopazifik , besonders artenreich im Golf von Kalifornien und an der Pazifikkuste Mittelamerikas von Mexiko bis Panama vor.

Maulbrutender Opistognathus macrognathus

Kieferfische leben in flachem Wasser, meist nicht tiefer als 30 Meter, auf offenen Sand- oder Gerollboden, in denen sie ihre senkrechten Wohngange bauen. Einige Arten wurden auch in Tiefen bis 200 Metern gefangen. Die Innenwande der Hohlen werden mit Hilfe von Steinen, Korallenstuckchen , Muschelschalen oder anderem befestigt. Die meisten Arten leben oft in kleinen Kolonien in Kleinrevieren, einige andere sind Einzelganger. Die Hohlen werden nur auf kurzen Distanzen verlassen, um Nahrung aufzuschnappen oder um das Revier zu verteidigen. Der ubrigen Tag verharren die Fische, mit dem Kopf hinausschauend im Bau. Von einem potentiellen Beutegreifer bedroht verschwinden sie mit dem Schwanz voran in ihren Bau. Alle Kieferfische sind protogyne Zwitter, die im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht vom Weibchen zum Mannchen wandeln. Zur Paarung lockt das Mannchen ein Weibchen in seine Rohre. Bei allen Kieferfischen sind die Mannchen Maulbruter . Beim am besten erforschten und schon in Aquarien nachgezuchteten Goldstirn-Brunnenbauer schlupfen die Jungfische nach acht bis neun Tagen. Die in einem Klumpen mit Filamenten aneinander haftenden Eier werden abgelegt, um die Wohnrohre auszubessern und um zu fressen. Kieferfische ernahren sich von Zooplankton und Fischbrut, die sie wenige Zentimeter uber ihrer Rohre freischwimmend erbeuten.

Kieferfische sind nah mit den Schildfischen (Gobiesocidae) und den Schleimfischartigen (Blennioidei) verwandt und bilden mit beiden Taxa in der jungsten Revision der Knochenfischsystematik die Uberordnung der Blenniimorphae. [1]

Gattungen und Arten

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Es gibt etwa 100 beschriebene und viele unbeschriebene Arten in vier Gattungen:

Lonchopisthus micrognathus , gefangen im Golf von Mexiko
Der indopazifische Augenring-Brunnenbauer schaut aus seiner Wohnrohre.
Opistognathus brasiliensis
Opistognathus cuvierii
Opistognathus iyonis
Opistognathus lonchurus
Maulbrutender Opistognathus macrognathus
Muscat-Brunnenbauer ( Opistognathus muscatensis )
Opistognathus randalli
Opistognathus robinsi , gefangen im Golf von Mexiko.
Opistognathus whitehursti , gefangen bei den Niederlandischen Antillen.
Stalix histrio
Stalix sp.

Aquarienhaltung

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Einige Kieferfischarten, besonders der Goldstirn-Brunnenbauer aus der Karibik , werden in Meerwasseraquarien gehalten. Sie benotigen hohe (mehr als 10 Zentimeter), nicht zu feine Bodengrunde, um ihre Wohnrohre bauen zu konnen. Kieferfische nehmen nur Futter an, das im Wasser in der Nahe ihrer Wohnrohre vorbeitreibt. Sinkt das Futter auf den Boden, wird es nicht mehr beachtet. Sie konnen deshalb nicht mit großeren, ihnen die Nahrung wegschnappenden Fischen vergesellschaftet werden. Der Goldstirn-Brunnenbauer wird in Fischfarmen kommerziell fur aquaristische Zwecke gezuchtet.

Einzelnachweise

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  1. Ricardo Betancur-R, Edward O. Wiley, Gloria Arratia, Arturo Acero, Nicolas Bailly, Masaki Miya, Guillaume Lecointre und Guillermo Orti: Phylogenetic classification of bony fishes. BMC Evolutionary Biology, BMC series ? Juli 2017, DOI: 10.1186/s12862-017-0958-3
Commons : Brunnenbauer  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien