Autowerkstatt

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Autowerkstatt um 1920
Moderne Autowerkstatt in der Ukraine

Eine Autowerkstatt ist ein handwerklicher Betrieb, der Reparaturen an Kraftfahrzeugen (Deutschland, Osterreich) bzw. Motorfahrzeugen (Schweiz) durchfuhrt und fur die Abwicklung von Gewahrleistungs - und Garantieanspruchen sorgt. In Deutschland wird sie als Kfz-Werkstatt , in Osterreich als Kfz-Werkstatte , in Belgien, Osterreich, Sudtirol und der Schweiz als Garage bezeichnet. [1] Weiter bietet sie vorbeugende Service-Arbeiten sowie Beratung und technische Uberprufungen von Fahrzeugen an, wie beispielsweise die Kfz-Inspektion (Deutschland) oder den Service (Schweiz).

Die Geschichte der Autowerkstatt ist so alt wie die Geschichte des Automobils .

In Deutschland organisierte und strukturierte der 1909 gegrundete Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe die Kfz-Werkstatten.

Marktentwicklung

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Der Markt fur Reparaturwerkstatten teilt sich in die beiden großen Gruppen der so genannten markengebundenen (das heißt von Fahrzeugherstellern autorisierten) und den freien Werkstatten.

Laut dem aktuellen DAT -Report 2012 existierten in Deutschland im Jahr 2011 38.000 Kfz-Service-Betriebe. Dabei handelt es sich um 17.600 Markenbetriebe und 20.400 nicht markengebunden Kfz-Betriebe. In den letzten Jahren ist die Gesamtzahl der Werkstatten rucklaufig; 2004 gab es noch 41.700 Kfz-Werkstatten. [2]

Markengebundene/Freie Werkstatten

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Rucklaufig ist die Anzahl der markengebundenen Unternehmen. Deren Zahl hat sich in Deutschland von 2004 bis 2011 von 20.120 auf 17.600 verringert. [2] Eine Verlagerung der Zahlen zugunsten der freien Werkstatten hat sich vor allem durch die Verkleinerung der Servicenetze ergeben, die so gut wie alle Fahrzeughersteller und Importeure in den letzten Jahren vorgenommen haben. Viele Vertragswerkstatten sind Teil eines Autohauses; viele großere Unternehmen betreiben auch eine Tankstelle oder eine Autowasche sowie den Verkauf von Neuwagen und/oder Gebrauchtwagen.

Wahrend im Segment der Markenbetriebe seit langerem ein Trend zu wirtschaftlich großeren Einheiten festzustellen ist, handelt es sich bei den freien Werkstatten in der Regel um kleinere, inhabergefuhrte Betriebe, die in ihrem lokalen Umfeld fest verwurzelt sind. Zwar bekommen markengebundene Servicebetriebe seitens der Marke Unterstutzung in den Bereichen technische Informationen, Teilehandel, Schulungen etc., doch bieten ? vermehrt seit Mitte der 1990er Jahre ? Werkstattsysteme den freien Werkstatten diese Leistungen bei gleichzeitigem Nutzen eines eigenen Mehr-Marken-Profils. Getragen werden die Werkstattsysteme durch den Teilegroßhandel bzw. die Fahrzeugteileindustrie.

Wahrend sich die markengebundenen Werkstatten in ihrem Leistungsspektrum lange Zeit auf einen Fahrzeughersteller konzentriert haben, waren die freien Werkstatten schon immer fur alle Fahrzeugtypen und Marken offen. Diese Flexibilitat zahlt sich gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten aus. Zunehmend ist deshalb auch erkennbar, dass markengebundene Werkstatten eine Zweitmarke ? oder aber ein Werkstattsystem als Zweitmarke hinzunehmen. Seit Inkrafttreten der Kfz-GVO 1400/2002 [3] sind in der Europaischen Union Fahrzeughersteller daruber hinaus verpflichtet, ihre Fahrzeugdaten auch an andere Marktteilnehmer weiterzugeben, um den Wettbewerb zu starken.

Freie Werkstatten sind teilweise Franchise-Unternehmen oder Marketing-Ketten angeschlossen. Diese Ketten bezeichnet man auch als Werkstattsysteme oder Werkstattkonzepte.

Werkstatt-Service

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Der Service einer Werkstatt umfasst die Dienstleistungen Inspektion (unterschieden wird in große und kleine Jahresuntersuchungen), Hauptuntersuchung (TUV) nach § 29 StVZO , Achsvermessung , Olwechsel, Bremsen-Service, Klimaanlagen-Service inkl. Hygiene-Wartung, Glasservice, Autoelektrik, Stoßdampfer , Batterieservice sowie Auspuffservice. Zu den Wartungs-Services kommen jegliche Arten von Reparaturen hinzu. Hierfur werden oft markengebundene Betriebe aufgesucht.

Kleine Inspektionen variieren nach Hersteller und werden deshalb auch meist anders bezeichnet. Oftmals umfasst diese neben der Untersuchung kleinerer Mangel nur den Olwechsel sowie die Prufung der Scheibenwischanlage, des Luftfilters und der Bremsen. [4]

Eine große Inspektion ist deutlich umfangreicher. Hier werden Motor, Abgassystem, das Getriebe, die Achsen sowie die Karosserie, Elektrik und die Rader mit Reifen gepruft. Bei VW umfasst die große Service-Inspektion beispielsweise 34 Positionen [5] . In der Regel findet ein großer Service alle ein bis zwei Jahre oder alle 15.000 bis 40.000 Kilometer statt. [6]

Bei freien Werkstatten hingegen erfolgt ein (Jahres-)Service, die Reparatur und Instandsetzung der Fahrzeuge auch markenubergreifend und um einiges individueller.

Oft sind dem Verbraucher nicht alle Services sowie die Umfange der einzelnen Inspektionen bekannt. Vor allem im Bereich der Klimahygiene wird innerhalb der Inspektion nicht nach dem aktuellen Stand der Technik ? nach VDI 6032 ? gewartet.

Oftmals werden zum Beispiel aufgrund von nicht eindeutigen Vorgaben und aus Kostengrunden unzureichende Filterqualitaten ohne Aktivkohlefilter verwendet. [7] Diese erfullen nicht die notwendigen Anforderungen. Der unwissende Autofahrer geht allerdings von einem hochwertigen und sauberen Servicedienstleistung aus. In der Realitat werden aber fast uberall ein frischer Pollenfilter in eine kontaminierte Filterbox geschoben. [8]

Die Ausbildungsberufe , die in einer Autowerkstatt benotigt werden, sind unter anderem Kfz-Mechatroniker (Deutschland) bzw. Automobil-Mechatroniker (Schweiz), Mechaniker fur Karosserieinstandhaltungstechnik (Deutschland), Karosseriebauer (Spengler) und Sattler . Der Betreiber einer Autowerkstatt wird in der Schweiz als Garagist bezeichnet. [9]

Außerdem besteht in Deutschland ein Meisterzwang und damit ist ein Meister der Kfz-Werkstatt als verantwortlicher Werkstattleiter notwendig, u. a. da Arbeiten an sicherheitsrelevanten Systemen oder Arbeiten mit gefahrlichen Stoffen (Chemikalien, Gase, Airbags etc.) nur unter Federfuhrung eines entsprechenden Meisters durchgefuhrt werden durfen. Berufsabschlusse der genannten Gewerke als Geselle reichen dazu nicht aus.

In Deutschland muss die Abrechnung der Leistungen nach konkreter Arbeitszeit und verbrauchtem Material erfolgen. Eine pauschalierte Abrechnung nach den Arbeitszeitwerten beziehungsweise Richtzeiten der Autohersteller ist grundsatzlich nicht rechtmaßig. [10]

Bei großeren Reparaturen ist die Erstellung eines Kostenvoranschlags moglich. Er kann seitens der Werkstatt angeboten oder vom Kunden angefordert werden.

Zur Ausstattung einer Kfz- Werkstatt gehoren neben verbreiteten allgemeinen Werkzeugen wie Schraubenziehern , Schraubenschlusseln , Zangen und Hammern unter anderem Hebebuhne , Bremsenprufstand , Scheinwerfereinstellgerat, Diagnosegerate/-vorrichtungen (elektronisch, chemisch, mechanisch), Bremsenentluftungsgerat (meist elektropneumatisch), Standpresse (hydraulisch), Achsvermessungsstand , Klimaanlagenservicegerat, Reifenmontiermaschine und Auswuchtmaschine.

Wahrend in Deutschland fruher Olabscheideanlagen fur den Betrieb einer Kfz-Werkstatt vorgeschrieben waren, wird seit Anfang der 2000er-Jahre entsprechend der Abwasserverordnung , Anhang 49 ?Mineralolhaltiges Abwasser“, [11] nach Moglichkeit ein abwasserfreier Betrieb (?trockene Werkstatt“) bevorzugt. Kein eigener Abscheider wird benotigt bei Trockenreinigung der Werkstatt oder Reinigung mit Bodenreinigungsgerat (die anfallenden Ruckstande sind als gefahrlicher Abfall zu entsorgen), Montagegruben ohne Entwasserung (Schadstoffeintrag von z. B. Altol unzulassig) und Einleitung von Abwasser von Handwaschbecken.

Abfallmanagement

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Das Kfz-Gewerbe gehort zu den Branchen mit einer vergleichsweise hohen Zahl an Arbeitsunfallen. Eine von vielen Ursachen dafur stellt die falsche Handhabung oder Lagerung von brennbaren, explosionsfahigen Flussigkeiten wie Kraftstoffen, Frostschutzkonzentraten oder Bremsenreinigern dar. Umso bedeutsamer wird die Schaffung einer Praventionskultur, eines Sicherheitsbewusstsein bei den Beschaftigten und der verpflichtend durchzufuhrenden Gefahrdungsbeurteilungen fur jeden Arbeitsplatz. [12] Organisatorische und personliche Maßnahmen schließen auch die sichere Lagerung und Entsorgung von gefahrlichen Abfallen ein. Dazu gehoren typischerweise Altol , olverschmutzte Betriebsmittel, Olfilter , Brems- und Kuhlflussigkeiten, Losemittel , Emulsionen, Bleibatterien und ? durch den Vormarsch der Elektromobilitat ? zunehmend auch (defekte) Lithium-Ionen-Batterien . [13] Deren Abfallmanagement mussen Werkstatten nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), der Abfallbeauftragtenverordnung (AbfBeauftrV) und der Nachweisverordnung (NachwV) organisieren. [14]

Begriffsabgrenzung

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Neben den Marken- oder Freien Autowerkstatten haben sich Tuning-Werkstatten auf die technische und optische Veranderung von Fahrzeugen in Ubereinstimmung mit dem Hersteller oder nach Kundenwunsch spezialisiert. Der Begriff ?Tuning“ wird dabei eher neueren Fahrzeugen zugeordnet (ab ~1980er-Jahre bis heute), wohingegen die Veranderung von Oldtimern haufig mit dem Begriff ?Customising“ (engl.: Customer = Kunde) beschrieben wird, wobei die Ubergange nicht exakt abzugrenzen sind.

Da der Begriff des Tunings haufig mit minderwertigen oder (aus heutiger Sicht) optisch fragwurdigen Veranderungsmaßnahmen der 1980er- und 1990er-Jahre in Verbindung gebracht wird, nennen sich Tuning-Werkstatten im PKW/SUV-Bereich euphemistisch auch ?Fahrzeug-Veredler“, um die Hochwertigkeit heutiger Umbauten zu unterstreichen. Spezialbetriebe fur die Umbauten von Motorradern legen haufig Wert auf die Herausstellung der Nahe ihres Gewerkes zur Technik und zum Handwerk (siehe z. B. Thunderbike ).

Commons : Kfz-Werkstatten  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Autowerkstatt  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Ammon : Die deutsche Sprache in Deutschland, Osterreich und der Schweiz. de Gruyter, 1995, ISBN 3-11-014753-X , S. 410.
  2. a b dat.de ( Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive ) DAT-Report 2012, Kfz-Betrieb
  3. Verordnung (EG) Nr. 1400/2002 der Kommission vom 31. Juli 2002
  4. Gibt es eine ?kleine“ und eine ?große“ Inspektion? In: Werkstatt-Tipp. 28. April 2015, abgerufen am 29. August 2022 (deutsch).
  5. Die große Inspektion nach Herstellervorgaben | VW FS. Abgerufen am 25. Juni 2022 .
  6. Kfz-Inspektion: Das mussen Sie wissen! Abgerufen am 25. Juni 2022 .
  7. NDR: Giftige Abgase: Die Gefahr im Auto. Abgerufen am 29. August 2022 .
  8. Autohygiene: Warum ein regelmaßiger Austausch des Pollenfilters Pflicht ist. 25. April 2018, abgerufen am 29. August 2022 (deutsch).
  9. Berufsportrat: Der Garagist. In: Espresso. Radio SRF 1, 30. Oktober 2009, abgerufen am 9. September 2019 .
  10. AG Munchen: Ubliche Vergutung fur Kfz-Reparatur ? Keine pauschale Berechnung nach fiktiven Arbeitswerten (DATListe), Abrechnung nur nach konkret geleisteten Arbeitsstunden
  11. Anhang 49 Mineralolhaltiges Abwasser , Verordnung uber Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewasser (Abwasserverordnung ? AbwV), abgerufen am 1. Dezember 2020.
  12. Jurgen Dispan: Branchenanalyse Kraftfahrzeuggewerbe ? Digitale Transformation, Technologiewandel und Beschaftigungstrends in Autohausern und Kfz-Werkstatten. (PDF) Hans Bockler Stiftung, August 2021, abgerufen am 9. September 2022 .
  13. Abfallarten und Abfallmanagement in Kfz-Werkstatten. In: Sonderabfallwissen. 1. Juli 2022, abgerufen am 9. September 2022 .
  14. Abfallmanagement in Kfz-Betrieben. (PDF) Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe Zentralverband, August 2022, abgerufen am 9. September 2022 .