Kaufhaus Uhlfelder

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Der Oberanger mit dem Kaufhaus Uhlfelder (links) neben dem Grasseltrakt des Munchner Stadtmuseums und dem Zeughaus, 1927

Das Kaufhaus Uhlfelder (Firmenbezeichnung Kaufhaus Heinrich Uhlfelder GmbH ) war ein Warenhaus in der Altstadt von Munchen .

Gedenktafel zur Erinnerung an das Kaufhaus Uhlfelder

Das Haus wurde 1878 vom judischen Kaufmann Heinrich Uhlfelder zunachst als Haushalts- und Galanteriewarengeschaft im Rosental gegrundet. Mit seinem stark an der Zielgruppe unterer Einkommen ausgerichteten Sortiment war Uhlfelder so erfolgreich, dass er die Verkaufsflache seines Geschafts stetig vergroßern konnte. Um 1930 hatte es sich auf den gesamten zwischen Oberanger , Rosental und Nieserstraße gelegenen Hauserblock ausgedehnt. Auf 7000 m² Verkaufsflache erfullten 1000 Angestellte und Arbeiter die Wunsche der Kunden. Das Haus war damit nach dem Kaufhaus Tietz am Bahnhofplatz das zweitgroßte Warenhaus der Stadt. Als besondere Attraktion galten die sich uber drei Stockwerke erstreckenden Rolltreppen , die dort 1931 erstmals uberhaupt in einem Munchner Kaufhaus eingebaut wurden.

Nach dem Tod des Unternehmensgrunders im Jahr 1928 ging die Leitung des Geschafts auf dessen Sohn Max uber, der bereits zu Lebzeiten seines Vaters in die Fuhrung eingebunden war. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 begann der langsame Untergang des Kaufhauses. Max Uhlfelder wurde im Marz 1933 zusammen mit 280 anderen Juden in ? Schutzhaft “ genommen. Als die SA fur den 1. April 1933 zu einem landesweiten Boykott judischer Geschafte aufgerufen hatte, marschierten vor dem Gebaude Demonstranten auf. In der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde das Kaufhaus geplundert und in Brand gesetzt. Eigentumer Max Uhlfelder und sein Sohn saßen zu diesem Zeitpunkt im KZ Dachau in Haft. Im Januar 1939 wurde deren Freilassung erwirkt und die Familie floh mit einem Visum nach Indien. Das gesamte Vermogen wurde eingezogen.

Die Vermogensverwertung Munchen , die unter Gauleiter Adolf Wagner die Arisierung judischen Besitzes vorantrieb, betrieb uber die Industrie- und Handelskammer und unterstutzt von interessierten Einzelhandlern die Liquidation des Kaufhauses Uhlfelder. Mit der Unterstutzung des Munchner Oberburgermeisters Karl Fiehler wurde sie schließlich von Reichswirtschaftsminister Hermann Goring genehmigt. Das Warenlager des Hauses ging an verschiedene Einzelhandler, die Grundstucke wurden der Lowenbrau AG als Ersatz fur den zwangsenteigneten Burgerbraukeller ubertragen. 1944 wurde das Gebaude bei den Luftangriffen auf die Stadt stark beschadigt.

Nach der Ruckkehr Uhlfelders nach Munchen im Jahr 1953 erkampfte er sich in uber 100 Wiedergutmachungsverfahren seinen Besitz zuruck. 1954 verkaufte er alle Kaufhausgrundstucke mit Ausnahme des Anwesens Rosental 9, der Keimzelle der Firma seines Vaters, an die Stadt Munchen. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Erweiterung des Munchner Stadtmuseums . Neben einer Gedenktafel aus Stein erinnert heute auch eine blaue Leuchtschrift mit dem Namenszug Kaufhaus Uhlfelder in den dem Oberanger zugewandten Fenstern des Museumsgebaudes an die Vergangenheit.

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In Ausubung seines Mandats fur Max Uhlfelder wurde der Rechtsanwalt Michael Siegel 1933 von der SS misshandelt und mit einem Schild um den Hals durch die Straßen von Munchen gefuhrt. Zwei Fotos davon gingen durch die internationale Presse.

  • Landeshauptstadt Munchen Kulturreferat/NS-Dokumentationszentrum: ThemenGeschichtsPfad. 2012, 2. Auflage, S. 66?69 ( PDF; 3,6 MB ).
  • Helga Pfoertner: Mit der Geschichte leben. Bd. 3, Literareron, Munchen 2005, ISBN 3-8316-1026-6 , S. 119?123 ( PDF; 6,0 MB ( Memento vom 26. Juni 2008 im Internet Archive )).
Commons : Kaufhaus Uhlfelder  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 8′ 7″  N , 11° 34′ 25″  O