Katharina Leipelt
, geborene
Katharina Baron
, auch
Kaethe Leipelt
, (*
28. Mai
1892
in
Boskowitz
,
Osterreich-Ungarn
; †
9. Dezember
1943
in
Hamburg
)
[1]
war eine
deutsche
Chemikerin und am
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
der
Weißen Rose Hamburg
beteiligt. Sie wurde am 7. Dezember 1943 von der
Gestapo
verhaftet und wurde am 9. Dezember 1943 im
Polizeigefangnis Fuhlsbuttel
tot aufgefunden, nachdem ihr die
Deportation
nach
Auschwitz
angekundigt worden war.
Katharina Leipelt stammte aus einer
judischen
Familie in Wien und war
promovierte
Chemikerin
. Wahrend des
Ersten Weltkriegs
lernte sie den Diplomingenieur Conrad Leipelt aus
Schlesien
kennen, den sie nach dem Krieg heiratete. 1921 kam ihr gemeinsamer Sohn
Hans
in Wien zur Welt. Anfang der 1920er Jahre ubernahm Conrad Leipelt die Stelle des Technischen Direktors der
Zinnwerke Wilhelmsburg
, die Familie bezog eine Villa in dem Dorf
Ronneburg
bei
Harburg
. 1925 wurde ihre Tochter
Maria
geboren.
Aufgrund ihrer Herkunft waren Katharina Leipelt und ihre Familie ab September 1935 von den Bestimmungen der
Nurnberger Gesetze
betroffen, die alle Deutschen, die judische Eltern hatten, zu
Juden
erklarten. Die Kinder Hans und Maria Leipelt galten als ?
Halbjuden
“. 1936 zog die Familie in das
Wilhelmsburger
Reiherstiegviertel um. Mit dem ?
Anschluss Osterreichs
“ an das
Deutsche Reich
im Marz 1938 wurden die in Wien lebenden Verwandten Opfer nationalsozialistischer Verfolgungsmaßnahmen. Leipelts Bruder nahm sich am 12. Marz 1938 das Leben und ihre Eltern fluchteten nach
Brunn
, wo auch der Vater starb. Konrad Leipelt reiste nach Osterreich und holte seine Schwiegermutter Hermine Baron nach Wilhelmsburg.
Mit Beginn des
Zweiten Weltkrieges
wurden die Restriktionen verscharft, der Tochter Maria Leipelt wurde der weitere Besuch auf der
Oberschule
untersagt, Hans Leipelt wurde am 29. August 1940 aus der
Wehrmacht
ausgestoßen. Hermine Baron wurde am 19. Juli 1942 ins
Ghetto Theresienstadt
deportiert, sie starb dort am 22. Januar 1943. Als Konrad Leipelt im September 1942 uberraschend einen todlichen
Herzinfarkt
erlitt, war die Familie ihres letzten Schutzes vor den
antisemitischen
Ubergriffen des NS-Staates beraubt.
Katharina Leipelt fuhrte in der Kirchenallee in Wilhelmsburg, heute Mannesallee, ein gastfreies Haus, es verkehrte dort ein generationsubergreifender Freundeskreis, der insbesondere Menschen umfasste, die aus personlicher Betroffenheit in Opposition zum
NS-Regime
standen. Man traf sich sowohl zu Geselligkeiten wie zu politischen Gesprachen und zum Informationsaustausch. Nachdem im Jahr 1943 die Flugblatter der
Weißen Rose
auch nach Hamburg gelangt waren, wurden diese auch im Kreis der alteren Generation zustimmend diskutiert. Nachdem Hans Leipelt am 8. Oktober 1943 in
Munchen
verhaftet wurde, reiste Katharina Leipelt nach Munchen und versuchte Hilfe fur ihren Sohn zu organisieren. Am 9. November 1943 wurde auch ihre Tochter Maria Leipelt im Zusammenhang mit den Aktivitaten der Weißen Rose in Hamburg festgenommen.
Am 7. Dezember 1943 wurde Katharina Leipelt selber verhaftet und im
Polizeigefangnis Fuhlsbuttel
inhaftiert. Zwei Tage spater, am 9. Dezember 1943, wurde sie tot in ihrer Zelle aufgefunden.
[2]
Altere Quellen besagen, Leipelt habe sich in der Nacht vom 8. zum 9. Januar 1944 in ihrer Zelle erhangt, um dem angekundigten Transport in das
KZ Auschwitz
zu entgehen.
[3]
Nach umfangreichen Recherchen der
Initiative Gedenken in Harburg
und Schulern des
Heisenberg-Gymnasiums
in Harburg zur Familie Leipelt wurde zum einen, standesamtlich belegt, das Todesdatum korrigiert und sind zudem Zweifel an den Todesumstanden aufgekommen.
An Katharina Leipelt erinnern
Stolpersteine
in der Mannesallee und der Rotenhauser Straße in Hamburg-Wilhelmsburg sowie in der Vogteistraße in
Hamburg-Ronneburg
.
[4]
Namentlich benannt ist sie neben den weiteren Opfern der Weißen Rose mit dem Mahnmal
Weiße Rose
in
Hamburg-Volksdorf
. Gemaß Senatsbeschluss vom 11. Juli 2017 ist auch Katharina Leipelt die
Leipeltstraße
in Wilhelmsburg gewidmet, die bislang nur nach ihrem Sohn Hans benannt war.
[5]
- Christiane Benzenberg:
Denkmaler fur die Widerstandsgruppe ?Weiße Rose‘ in Munchen und Hamburg
, Magisterarbeit vorgelegt der Philosophischen Fakultat der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universitat zu Bonn 1993; als PDF-Datei verfugbar unter:
Benzenberg: Denkmaler
(PDF; 520 kB), abgerufen am 23. Mai 2010
- Angela Bottin:
Enge Zeit. Spuren Vertriebener und Verfolgter der Hamburger Universitat.
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Audimax der Universitat Hamburg vom 22. Februar bis 17. Mai 1991. Hamburger Beitrage zur Wissenschaftsgeschichte Band 11, Hamburg 1992,
ISBN 3-496-00419-3
- Ursel Hochmuth
:
Candidates of Humanity. Dokumentation zur Hamburger Weißen Rose anlaßlich des 50. Geburtstages von Hans Leipelt
; Herausgeber: Vereinigung der Antifaschisten und Verfolgten des Naziregimes Hamburg e.V., Hamburg 1971
- Ursel Hochmuth,
Gertrud Meyer
:
Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933?1945
, 2. Auflage, Frankfurt 1980,
ISBN 3-87682-036-7
- ↑
Gedenkbuch ? Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945.
In:
www.bundesarchiv.de.
Bundesarchiv,
abgerufen am 27. Februar 2020
.
- ↑
Klaus Moller uber Kaethe Leipelt
, abgerufen am 29. September 2013
- ↑
Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer:
Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933?1945
, S. 417
- ↑
Info uber Katharina Leipelt auf
Stolpersteine Hamburg
- ↑
Senatsbeschluss
vom 11. Juli 2017, veroffentlicht im Amtlichen Anzeiger Nr. 56 vom 18. Juli 2017, abgerufen am 20. Januar 2023