650
BW
Karnburg
(
slowenisch
:
Krnski grad
) ist eine Ortschaft und
Katastralgemeinde
der
Marktgemeinde
Maria Saal
in Osterreich. Sie befindet sich ungefahr 5 km nordlich der
Karntner
Landeshauptstadt
Klagenfurt
und hat 650 Einwohner (Stand: 2023).
Karnburg, Zeichnung von Hugo Charlemont, 19. Jahrhundert
Pfalzkirche von Karnburg
Der Standort erklart sich mit der Romerstraße
Via Julia Augusta
, die von
Aquileia
an der
Adria
uber den
Plockenpass
, durch das
Drautal
nach
Treffen
bei
Villach
, weiter uber
Feldkirchen
und Karnburg in die Provinzhauptstadt
Virunum
fuhrte. Nach dem Zerfall des Romischen Reiches und der Machtubernahme (Oberherrschaft) durch die Franken, wurden von denen vermutlich nur mehr die strategisch wichtigsten Platze besetzt. Dazu zahlt die heutige Karnburg mit
Furstenstein
fur das alte Machtzentrum Virunum, der Konigshof in Treffen fur den Straßenknoten Santicum (
St. Ruprecht bei Villach
) und der Straßenknoten in Potschling (Loncium?) bei
Irschen
(castrum Ursen) ? fruhfrankische Grabplatte 6./7. Jahrhundert.
Nordlich von Klagenfurt im
Zollfeld
und am Fuße des
Ulrichsberges
liegt das Haufendorf auf einem Hochplateau. Das Plateau war bereits in der
Hallstattzeit
besiedelt und wahrend der romischen Antike wegen seiner Nahe zum Municipium Virunum bewohnt.
Karnburg war im Mittelalter Zentrum des alpenslawischen Furstentums
Karantanien
. Mit der Kolonialisierung Karntens durch die Baiern wurde es karolingische
Pfalz
(
Curtis Carantana
), mit der heutigen Kirche als Pfalzkapelle. Im Fruhmittelalter wurde eine Wehranlage mit Palisaden, Mauern, Wallen und Graben angelegt und im Inneren der Befestigung der karolingische Konigshof errichtet. Von der Konigspfalz, die am Fuß des Ulrichsbergs stand, ist außer der Kirche nichts mehr erhalten.
[1]
Der
Furstenstein
diente zur
Karntner Herzogseinsetzung
, sowohl fur die slawischen Fursten als auch spater fur die
Karntner Herzoge
. Er befand sich bis 1862 am Blasfeld nordwestlich der Pfarrkirche.
Nach
Heinz Dopsch
hingegen war die Karnburg nicht Sitz der slawischen Fursten, sondern er bezeichnet sie als Beispiel einer Fluchtburg, die als ?ottonische Großburg“ (Herzogspfalz) anlasslich der Einrichtung des Herzogtums Karnten (976) er- bzw. ausgebaut wurde.
[2]
Innenraum der Pfalzkirche
Die ehemalige Pfalzkirche wurde 927 erstmals urkundlich erwahnt, ist die alteste Kirche Karntens und eine der altesten Kirchen Osterreichs. Sie ist fast ganzlich in der ursprunglichen Gestalt erhalten.
[1]
An einen rechteckigen Saalraum schließt ein nahezu quadratischer, aber stark verzogener und nicht in der Hauptachse liegender Chorraum an. Der Triumphbogen zum Schiff offnete sich ursprunglich im Uberhalbkreis. Der Bau entstand wohl um 888. Fur ihren Bau wurden zahlreiche romische Relief- und Inschriftensteine verwendet; Reste romanischer Wandmalerei (13. Jahrhundert) sind erhalten. Neben der Kirche umfasst die Anlage noch die Annenkapelle, einen kleinen gotischen Bau, und den Verbindungsgang zwischen den beiden Gotteshausern.
Von der Ortschaft hinauf zur Pfalzkirche fuhrt ein Fußweg, gesaumt von den vierzehn Haltepunkten eines
Kreuzweges
mit Bildnischenstocken des Leidensweges
Jesu Christi
.
Ansicht nach Osten
Eine Kreuzigungsgruppe unweit der Kirche ist funfzehnte Station und Endpunkt des
Passionsweges
.
Ein beliebter Fußweg fuhrt von hier aus auf den
Ulrichsberg
. Nach einem zirka eine Stunde dauernden Anstieg wird der Gipfel des 1.022 Meter hohen Berges, der inmitten des
Klagenfurter Beckens
liegt, erreicht.
- Dehio-Handbuch Karnten
.
3. Auflage. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 2001,
ISBN 3-7031-0712-X
, S. 335?337.
- Siegfried Hartwagner
:
Das Zollfeld ? eine Kulturlandschaft
. Karntner Druck- und Verlagsgesellschaft, Klagenfurt 1957.
- Hieronymus Megiser:
Annales Carinthiae
(Nachdruck der Ausgabe von 1612, 2 Bande). Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 1981,
ISBN 3-85366-368-0
und
ISBN 3-85366-369-9
.
- Trude Polley:
Klagenfurt. Vom Zollfeld bis zum Worthersee
. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1973,
ISBN 3-552-02537-5
.
- Herwig Wolfram
:
Die Geburt Mitteleuropas. Geschichte Osterreichs vor seiner Entstehung
. Verlag Kremayr und Scheriau, Wien 1987.
- Heimo Dolenz und Christoph Baur:
Die Karnburg. Forschungen zu Karntens Konigspfalz 2006?2010
. Verlag des Landesmuseums fur Karnten, Klagenfurt am Worthersee 2011,
ISBN 978-3-900575-50-2
.
- ↑
a
b
Kleindel:
Osterreich, Zahlen ? Daten ? Fakten
, Sonderausgabe A&M 2004,
ISBN 3-902397-49-7
.
- ↑
Heinz Dopsch:
Burg ? Burger ? Stadt.
Um 2008 (
PDF bei plus.ac.at
).