Karl Ritter von Goebel, c. 1898
Karl Ritter von Goebel
Karl Immanuel Eberhard Goebel
, seit 1909
Ritter von Goebel
, (*
8. Marz
1855
in
Billigheim
; †
9. Oktober
1932
in
Munchen
) war ein
deutscher
Botaniker
. Sein offizielles
botanisches Autorenkurzel
lautet ?
K.I.Goebel
“.
Goebel war der Sohn eines Fabrikbesitzers. Da er nach dem fruhen Tod seines Vaters eigentlich Pfarrer werden sollte, besuchte er das Knabeninstitut in
Korntal
und das
Seminar in Blaubeuren
. Ab 1873 studierte er
Theologie
und
Philosophie
, daneben
Botanik
bei
Wilhelm Hofmeister
an der
Universitat Tubingen
. 1876 wechselte er nach
Straßburg
, wo er bei
Anton de Bary
studierte und bei diesem 1877 zum Dr. phil promoviert wurde. 1878 wurde Goebel Assistent bei
Julius Sachs
, wo er sich 1880 habilitierte und Privatdozent an der
Universitat Wurzburg
wurde.
1881 wurde er erster Assistent bei
August Schenk
an der
Universitat Leipzig
, dann außerordentlicher Professor in
Straßburg
, 1882 außerordentlicher und 1883 ordentlicher Professor an der
Universitat Rostock
, wo er 1884 den
Botanischen Garten
und ein botanisches Institut grundete. Von 1887 bis 1891 war er Professor in
Marburg
und von 1891 bis 1931 an der
Universitat Munchen
. Hier legte er den neuen
Botanischen Garten in Nymphenburg
an und war dessen erster Direktor. 1892 wurde er ordentliches Mitglied der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften
. 1909 erhob ihn der bayerische Konig in den Adelsstand.
In den Jahren 1885 und 1886 unternahm er Forschungsreisen nach
Ceylon
und
Java
, 1890 und 1891 nach
Venezuela
und in das damalige
Britisch-Guayana
.
Hauptarbeitsgebiete von Goebel waren die vergleichend-funktionelle
Anatomie
,
Morphologie
und Entwicklungsphysiologie der Pflanzen unter phylogenetischen Gesichtspunkten und der Einfluss außerer Faktoren auf die
?Reaktionsbreite“
ihrer Keimlinge. Goebel betonte die Abhangigkeit der Form eines Organismus von dessen Funktion und war damit einer der Begrunder der experimentellen Richtung in der Morphologie.
Seit 1889 war Goebel Herausgeber der Zeitschrift ?Flora“. 1931 wurde ihm die
Linne-Medaille
der
Linnean Society of London
verliehen. Seit 1892 war er ordentliches Mitglied der Kaiserlichen
Moskauer Gesellschaft der Naturforscher
, seit 1900 war er Mitglied der
Koniglichen Physiographischen Gesellschaft in Lund
, seit 1901 auswartiges Mitglied der
Koniglich Danischen Akademie der Wissenschaften
, seit 1902 der Gottinger
Akademie der Wissenschaften
,
[1]
seit 1908 war er Ehrenmitglied der Kaiserlichen Moskauer Gesellschaft der Naturforscher, seit 1910 Ehrenmitglied (
Honorary Fellow
) der
Royal Society of Edinburgh
, seit 1912 Mitglied der
Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala
, seit 1913 korrespondierendes Mitglied der
Preußischen Akademie der Wissenschaften
, seit 1914 auswartiges Mitglied der
Accademia Nazionale dei Lincei
in Rom, seit 1917 Mitglied der
Koniglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
, seit 1924 korrespondierendes Mitglied der
Russischen Akademie der Wissenschaften
und seit 1932 der
National Academy of Sciences
.
Im Vorwort zum 1941 im Verlag der
Ahnenerbe-Stiftung
veroffentlichten Briefwechsel mit
Ernst Bergdolt
beschrieb dieser Goebels wahrend des
Ersten Weltkriegs
geaußerten Wunsch nach einer ?
Militardiktatur
“ und weitere
antiparlamentaristische
Ansichten Goebels. In weiteren seiner Briefe, teils noch aus dem 19. Jahrhundert, finden sich
antisemitische
Außerungen (z. B. ?Juden der widerwartigsten Sorte“). In
rassistischer
Weise kritisierte er im Ersten Weltkrieg England, das ?auf Seiten biologisch dem Untergang geweihter Volker kampft, statt sich des gemeinsamen germanischen Blutes zu erinnern.“
[2]
Fur seine Leistungen wurde er 1909 durch
Prinzregent
Luitpold
mit dem
Ritterkreuz
des
Verdienstordens der Bayerischen Krone
ausgezeichnet.
[3]
Mit der Verleihung war die
Erhebung
in den
personlichen Adelsstand
verbunden und er durfte sich nach der Eintragung in die
Adelsmatrikel
Ritter von Goebel
nennen. Er war außerdem seit 1902 Inhaber des
Verdienstordens vom Heiligen Michael
III. Klasse
[4]
sowie seit 1911 Ritter in der Abteilung fur Wissenschaft des
Maximiliansordens fur Wissenschaft und Kunst
.
[5]
Goebel in einem Brief an
Eduard Strasburger
am 21. Januar 1908:
- ?Die Gartenverlegung ist im Bayerischen Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer genehmigt und wird wohl auch vom Plenum unserer ?Dunkelkammer‘ (Bayerischer Landtag) akzeptiert werden. Da heißt es fur mich der Wissenschaft entsagen und Gartentechniker werden“
.
Ernst Kuster
uber seine Studienzeit in Munchen (Erinnerungen eines Botanikers, 1956):
- ?Der Meister aller Lehrer aber war Karl Goebel, der Botaniker ... ?Ich bin ein Despot‘ sagte Goebel damals gern ... niemand zogerte aber, ihn seines Despotentums wegen zu bewundern; denn jedermann wußte, daß er mit ihm der Sache diente.“
- Martin Mullerott:
Goebel, Karl Ritter von.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964,
ISBN 3-428-00187-7
, S. 504 f. (
Digitalisat
).
- Uwe Albrecht:
Die Natur als Kunstler: Der Botaniker Karl von Goebel (1855?1932).
In: Ders.:
Himmelreich auf Erden. Evangelische Pfarrer als Naturforscher und Entdecker.
Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Stuttgart 2007,
ISBN 978-3-920207-22-3
, S. 64?72.
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Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1975,
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- ↑
Holger Krahnke:
Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751?2001
(=
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen, Philologisch-Historische Klasse.
Folge 3, Bd. 246 =
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Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2001,
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Jan-Peter Frahm
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Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):
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- ↑
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):
Hof- und Staats-Handbuch des Konigreichs Bayern fur das Jahr 1914.
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