Karl Wilhelm Augustin

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Karl Wilhelm Augustin (* 23. Februar 1845 in Segeberg ; † 7. April 1932 in Hamburg ) war ein deutscher Gymnasiallehrer und Entomologe .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lehrer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Karl Wilhelm Augustin war ein Sohn von Caspar Hinrich Augustin (* 19. Mai 1817 in Bobs ; † 18. September 1881 in Hogsdorf ) und dessen Ehefrau Amalie Dorothea Henriette, geborene Westphal. Der Vater, der seit 1850 als Lehrer in Hogsdorf unterrichtete, praparierte neben der Lehrtatigkeit Vogel und Saugetiere. Außerdem sammelte er mehr als 4000 verschiedene Kaferarten. Es handelte sich seinerzeit um eine der wichtigsten zoologischen Sammlungen Schleswig-Holsteins. Außerdem schrieb er den ?Wegweiser fur angehende Kafersammler“, der in der Lehrmittelanstalt Christian Vetter vormals Ludwig Hestermann in Hamburg erschien.

Augustin besuchte von 1859 bis 1866 das Gymnasium in Eutin und studierte anschließend an der Universitat Kiel Klassische Philologie und Geschichte. Vor Studienende wurde er als Vizefeldwebel zum Deutsch-Franzosischen Krieg eingezogen. Dabei kampfte er in der Schlacht bei Gravelotte , bei der Belagerung von Metz , der Schlacht von Orleans und der Schlacht bei Le Mans . Nahe Le Mans erlitt er bei der Ersturmung einer franzosischen Geschutzstellung Verletzungen. 1899 bekam er den Titel eines Leutnants der Reserve verliehen.

1872 beendete Augustin das Studium mit der Promotion zum Dr. phil. (Dissertation ?De participii apud Plautum et Terentium usu“) und absolvierte danach eine einjahrige Probezeit an der Realschule in Neumunster . Am 31. Dezember 1872 heiratete er dort Wilhelmine Catharina Charlotte (* 1. Juli 1841 in Kiel ; † im September 1919 vermutlich in Hamburg). Das Ehepaar bekam eine Tochter und drei Sohne.

Ostern 1874 ubernahm Augustin den Posten des Rektors der zweigliedrigen hoheren Stadtschule in Lunen und wechselte Ostern 1882 an das Wilhelm-Gymnasium in Hamburg. Hier unterrichtete er Naturgeschichte, Geographie, Latein und Religion. Ostern 1887 wurde er zum Oberlehrer befordert. Wegen finanzieller Probleme bei der Erziehung seiner Kinder und wiederkehrender Badekuren aufgrund seiner Kriegsverletzung vertrat er Fraulein Nemitz und Frau Fromm im Naturkundeunterricht der Schule fur hohere Tochter. Hinzu kamen mitunter Privatunterricht und Schuler, die bei ihm zur Pension wohnten.

Augustins Schuler lobten insbesondere seinen Biologieunterricht, der sie zu eigenen Beobachtungen anregte. Die Schulleitung kam zu einem weniger positiven Fazit, was primar darin begrundet war, dass der Rektor den naturwissenschaftlichen Fachern keinen hohen Stellenwert einraumte. Carl Albert Lange meinte 1948 in seinem Buch ?Das Kabinett der kleinen Freuden“, dass der Padagoge sehr fortschrittliche Lehrmethoden angewendet habe.

Augustin schrieb spater uber seine ?Kriegserlebnisse eines Funfundachtzigers“, die nach vorherigen Teilveroffentlichungen 1898 bei Lipsius & Fischer erschienen. Darin stellte er die vom Krieg 1870/71 verursachten Probleme vieler Einwohner Schleswig-Holsteins dar. Nachdem der Verlag allen Schulern Augustins Prospekte hierzu zugeschickt hatte, bekam der Padagoge, der die Adressen zweifelsfrei zur Verfugung gestellt hatte, Probleme. Der Rektor der Schule sprach von fehlendem Gespur ?fur Anstand und Standesbewusstsein“ und beantragte eine Versetzung an eine Realschule. Die Oberschulbehorde kam diesem Wunsch jedoch nicht nach.

Nach einem spateren Rektorenwechsel bekam Augustin bessere Beurteilungen. 1903 erhielt er den Professorentitel und ging 1913 auf eigenen Wunsch in Pension.

Insektenkundler [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Augustins wesentliche Bedeutung lag im Bereich der Koleopterologie . Schon wahrend der Zeit als Schulrektor in Lunen schrieb er kleinere Beitrage zum Themengebiet. 1885 beschaftigte er sich als einer der ersten Forscher wissenschaftlich mit der Akklimatisation uberseeischer Insekten in Europa . 1886 erganzte er den ?Wegweiser“ seines Vaters umfassend und publizierte eine neue Auflage des Buches. Er beschrieb darin 1125 Arten von Kafer und gab oftmals detaillierte Informationen zu deren Fundorten in Ostholstein , Segeberg, Lauenburg , Meldorf , Flensburg , Hamburg, Lubeck , Itzehoe oder Neumunster .

In spateren Jahren verfasste Augustin interessante popularwissenschaftliche Beitrage, die beispielsweise im Hamburger Fremdenblatt , dem Hamburgischen Correspondenten oder den Hamburger Nachrichten erschienen und signifikant dazu beitrugen, biologisches Wissen zu verbreiten.

Veroffentlichungen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Zur Akklimatisation uberseeischer Insekten in Europa . In: Festschrift zur Einweihung des Wilhelms-Gymnasiums in Hamburg am 21. Mai 1885 . Hamburg 1885, S. 31?39.
  • Caspar Hinrich Augustin: Wegweiser fur Kafersammler. Anleitung zum zweckmaßigen Bestimmen der Kafer fur Lehrer und Lernende . 2., vermehrte und mit 360 Abbildungen bereicherte Auflage. Bearbeitet von Karl Wilh. Augustin. Meißner, Hamburg 1886.
  • Bestimmungstafeln . 2., vermehrte Auflage. Hamburg 1897.
  • Kriegserlebnisse eines Funfundachtzigers. Allen Mitkampfern, Vaterlandsfreunden und insonderheit der heranwachsenden Jugend gewidmet . Lipsius & Tischer, Kiel/Leipzig 1898. 2. Auflage 1905.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Carl Albert Lange : Das Kabinett der kleinen Freuden . Hamburger 1948, S. 48?54.
  • Herbert Weidner : Geschichte der Entomologie in Hamburg . Hamburg 1967, S. 174?178.
  • Herbert Weidner: Augustin, Karl Wilhelm . In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon . Band 4. Karl Wachholtz Verlag, Neumunster 1976, S. 13?14.
  • Franz Kossler : Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts. Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825-1918 mit Veroffentlichungsverzeichnissen. Band: Abbehusen?Axt. Universitatsbibliothek Gießen 2008 ( Digitalisat ).