Carl Robert Osten-Sacken

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Carl Robert Osten-Sacken

Carl Robert (von der) Osten-Sacken , auch Karl, russisch Роберт Романович Остен-Сакен , Robert Romanowitsch Osten-Saken , (* 21. August 1828 in Sankt Petersburg ; † 20. Mai 1906 in Heidelberg ) war ein russischer Diplomat und Entomologe , spezialisiert auf Zweiflugler (Diptera) aus Nordamerika , uber die er mit Hermann Loew eine große Sammlung aufbaute.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Carl Robert von der Osten-Sacken stammte aus der adeligen baltendeutschen Familie der Barone Osten-Sacken . Seine Eltern waren Reinhold Friedrich von der Osten-Sacken und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. von Engelhardt .

Osten-Sacken ging nach seiner Ausbildung in Sankt Petersburg 1849 in den russischen diplomatischen Dienst. Von 1856 bis 1862 war er Sekretar der russischen Botschaft in Washington, D.C. und von 1862 bis 1871 Generalkonsul in New York (also auch in der Zeit des Burgerkriegs ). 1871 nahm er seinen Abschied aus dem diplomatischen Dienst, reiste viel nach Europa , lebte aber noch bis 1877 in Cambridge (Massachusetts) , wohin ihn die Bekanntschaft mit Louis Agassiz zog. Danach zog er nach Heidelberg als Ausgangsbasis fur Reisen durch Europa in entomologische Sammlungen ( London , Oxford , Berlin , Paris , Wien ) zur Vorbereitung eines Katalogs der Dipteren Europas. Nach 1877 kehrte er nie wieder in die USA zuruck.

Osten-Sacken schrieb eine Autobiographie seines Lebens als Entomologe. Osten-Sacken war Ehrendoktor in Heidelberg.

Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Er legte eine große Sammlung an, die er schon in seiner Jugend begann (wobei er fast alles außer Schmetterlinge sammelte) und sammelte viel in seiner Zeit in Nordamerika, vor allem Dipteren. Er veroffentlichte aber auch zu Dipteren aus Russland, Malaysia , Neuseeland , den Philippinen , Mittelamerika (generell Amerika nordlich des Isthmus von Panama ). Unter anderem befasste er sich mit Schnaken , Bremsen und Pflanzengallen . Von ihm gibt es rund 180 Veroffentlichungen.

Er korrespondierte mit Hermann Loew und ubersetzte dessen Arbeiten [1] ins Englische, veroffentlicht in den Monographs of the Diptera of North America (Smithsonian Miscellaneous Collections, erschienen 1862 bis 1873). Loew beschrieb darin die Exemplare aus beider Sammlung, mit Erganzungen von Osten-Sacken (nur Teil 4 von 1869 wurde ganz von Osten-Sacken geschrieben. [2] ) Osten-Sacken uberließ die Erstbeschreibungen meist Loew (er selbst hatte aber auch rund 500 Erstbeschreibungen). Beide bauten eine große Sammlung von Dipteren auf, mit vielen Typexemplaren, die 1977 ans Museum of Comparative Zoology in Harvard ging. [3] Fur Loews Anteil an der Sammlung (er beschrieb die meisten Exemplare) sorgte Osten-Sacken fur eine finanzielle Entschadigung durch das Museum. Loew war 1877, als ihn Osten-Sacken zum letzten Mal in Guben sah (insgesamt sahen sie sich nur funf Mal) um die gemeinsame Sammlung nach Harvard zu verschicken, schon unheilbar erkrankt. An der Sammlung waren viele Entomologen in den USA beteiligt, denn Osten-Sacken inserierte, um deren Mithilfe zu erlangen, mit dem Versprechen, dass sie in den USA bleiben sollte. Osten-Sacken selbst sammelte vor allem an der Ostkuste , wo er stationiert war, reiste aber auch nach Kalifornien ( Sierra Nevada ), Alabama , Georgia und Florida .

Er veroffentlichte einen Katalog der Dipteren Nordamerikas, in zweiter Auflage 1878 mit rund 2500 gelisteten Arten, [4] was vor allem auf der Arbeit von Loew basierte. Die erste Auflage von 1858 basierte noch auf alterer Literatur, umfasste 1800 Arten, enthielt aber viele Synonyma oder unzureichend beschriebene Arten.

Um 1877 erwarb er die Sammlung europaischer Dipteren von Philipp Christoph Zeller (1808?1883). Die weiteren Sammlungen von Osten-Sacken (besonders europaische Dipteren) gingen an die Russische Entomologische Gesellschaft und von dieser an das Zoologische Museum Leningrad (1923), wo sie 1924 durch Uberschwemmung zerstort wurde. Eine Spezialsammlung Eichengallen und zugehorige Dipteren ging an die American Entomological Society in Philadelphia, eine weitere Teilsammlung europaischer Dipteren ging ans Deutsche Entomologische Institut in Berlin-Dahlem (1911 uber L. Oldenberg und Goler von Ravensberg). Eine großere Studiensammlung fur Anfanger in der Entomologie (die 3800 Arten außer Schmetterlinge umfasste) stiftete Osten-Sacken 1870 dem American Museum of Natural History in New York.

Osten-Sacken gilt als Begrunder der Chaetotaxie . [5]

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • On the Oxen-born Bees of the Ancients (Bugonia) and their Relation to Eristalis Tenax, a Two-Winged Insect . Horning, Heidelberg 1894.
  • Record of my life-work in entomology, 4 Teile, erste drei Cambridge/Massachusetts 1903, 4. Teil Heidelberg 1904 (Neuauflage 1978)
  • mit Hermann Loew : Catalogue of the described Diptera of North America, Smithsonian Miscellaneous Collections, Band 3, 1858, S. 1?92
    • 2. Auflage: Smithsonian Miscellaneous Collections, Band 16, 1878, S. 1?276

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • C. P. Alexander: Baron Osten Sacken and his Influence on American Dipterology, Annual Review of Entomology, 14, 1969, S. 1?19, PDF (583 kB; englisch)
  • George Henry Verrall , Nachruf in The Entomologist, 1906, Band 39, S. 192

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise und Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Ursprunglich zehn Abhandlungen (Centuria) in der Berliner Entomologischen Zeitschrift 1861 bis 1872.
  2. Smithsonian Miscellaneous Collections, Band 8, 1869, S. 1?345.
  3. Seine wertvolle Dipteren-Bibliothek sollte ursprunglich auch nach Harvard, wurde dann aber nach seinem Tod weit zerstreut. Das war umso bedauerlicher, als Osten-Sacken selbst umfangreiche bibliographische Anmerkungen machte.
  4. Ein 1905 veroffentlichter Katalog hatte schon rund 5500 Arten und einer von 1965 rund 16.100 Arten.
  5. Zuerst in einer Arbeit von 1881, erweitert in: C. R. Osten-Sacken: An essay on comparative chaetotaxy, or the arrangement of characteristic bristles of Diptera, Transactions of the Entomological Society of London, 1884, S. 497?517, Biodiversity Library .