Karl Gruber (Politiker, 1909)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karl Gruber (* 3. Mai 1909 in Innsbruck ; † 1. Februar 1995 ebenda) war ein osterreichischer Politiker und Diplomat .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Karl Gruber wurde als dritter Sohn von Maria und Peter Gruber in Innsbruck geboren. Seine Familie war politisch stark im sozialdemokratischen Lager engagiert; seine Mutter in der sozialdemokratischen Frauenbewegung, sein Vater in der Eisenbahnergewerkschaft. Auch Grubers politische Karriere begann in sozialistischen Organisationen wie den Roten Falken und der sozialistischen Jugend.

Nach dem Besuch der Gewerbeschule studierte Gruber Elektrotechnik und spater Rechtswissenschaften in Wien. Wahrend seiner Studienzeit war er unter anderem bei der osterreichischen Post tatig. In seine Wiener Studienzeit fiel auch der Wechsel ins christlich-soziale Lager. Seit 1935 war er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KOStV Austria Wien . [1]

Nach dem ?Anschluss“ Osterreichs im Marz 1938 entging Gruber einer Verhaftung durch die Gestapo und konnte nach Berlin fliehen, wo er wahrend des Zweiten Weltkriegs als ausgebildeter Elektroingenieur in einem Labor der Rustungsindustrie (zuerst bei AEG , spater bei Telefunken ) arbeitete. Bereits wahrend des Kriegs war Gruber in Widerstandszellen in Deutschland aktiv, leitete in Berlin die Organisation ?Rosengarten“, die sich in enger Kooperation mit der osterreichischen Gruppe O5 sowie deutschen Organisationen wie dem Kreisauer Kreis befand. Eines seiner Hauptanliegen galt dem Knupfen von Kontakten mit dem alliierten Ausland . Gegen Kriegsende kehrte Gruber nach Osterreich zuruck, wo er im Fruhjahr 1945 die Leitung der Tiroler Widerstandsbewegung ubernahm und es ihm gelang, Innsbruck als einzige Stadt Nazi-Deutschlands vor dem Einmarsch der Alliierten von der nationalsozialistischen Herrschaft zu befreien.

Nach der Wiederherstellung der Republik Osterreich wurde Gruber 1945 provisorischer Landeshauptmann von Tirol und grundete dort die sogenannte ?Osterreichische Staatspartei“, die er spater in die Osterreichische Volkspartei (OVP) eingliederte.

Nach den Bundeslanderkonferenzen des Jahres 1945 wurde Gruber als Vertreter der westlichen Bundeslander nach Wien, in die Provisorische Staatsregierung unter Karl Renner berufen, wo er vom 26. September an in der Staatskanzlei als Unterstaatssekretar fur Außeres fungierte. Vom 20. Dezember 1945 bis zum 26. November 1953 fungierte er in den Bundesregierungen Figl I , Figl II , Figl III und Raab I als Außenminister im Bundeskanzleramt. In der ersten Zeit seiner Tatigkeit galt sein Hauptinteresse der Losung der Sudtirolfrage . Er erreichte zwar nicht sein Ziel, namlich die Selbstbestimmung fur Sudtirol, doch konnte er die Autonomie und weitere andere Vorteile fur Sudtirol erringen, die am 5. September 1946 im sogenannten Gruber-De-Gasperi-Abkommen festgelegt wurden. Hinsichtlich Deutschlands machte sich Gruber Forderungen des Landes Salzburg nach Abtretung des Berchtesgadener Landes zu eigen. In den weiteren Jahren war Gruber maßgeblich an den Verhandlungen zum Staatsvertrag beteiligt und nahm eine stets pro-amerikanische Position ein.

Aufgrund parteiinterner Konflikte trat Gruber am 26. November 1953 als Außenminister zuruck und wurde zunachst zum Botschafter in Washington ernannt, danach in Bern , Bonn und Madrid . Die am 29. Juli 1957 gegrundete Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) hielt im Oktober 1957 ihre erste Generalversammlung unter Vorsitz von Gruber in Wien ab und beschloss, ihren standigen Sitz in Wien zu errichten. [2] Vom 19. April 1966 bis zum 13. Mai 1969 gehorte er der bis 1970 amtierenden Bundesregierung Klaus II , der in der Zweiten Republik bis heute einzigen OVP -Alleinregierung, als Staatssekretar im Bundeskanzleramt an.

1986 war Gruber Sonderbotschafter in der Waldheim-Affare und ubernahm bis zu seinem Tod beratende Funktionen bei fuhrenden Politikern.

Gruber war Langzeitprasident des Lateinamerikanischen Institutes in Wien.

Karl Gruber war verheiratet mit Helga geborene Ahlgrimm.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Karl Gruber weitestgehend in Wien sowie in seinem Haus in Andalusien . Er starb am 1. Februar 1995 in Innsbruck und ist auf dem dortigen Landesfriedhof Mariahilf beigesetzt. [3]

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Karl Gruber (Politiker, 1909) im Biographischen Lexikon (Biolex) des Osterreichischen Cartellverbands (OCV)
  2. Sigvard Eklund: Statement of the Director General to the 21st Session of the General Conference of the IAEA , in: IAEA Bulletin , 1977, vol. 19, no. 6 (PDF; 748 kB)
  3. knerger.de: Das Grab von Karl Gruber
  4. Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  5. Ehrung osterreichischer Freiheitskampfer. In:  Der neue Mahnruf. Zeitschrift fur Freiheit, Recht und Demokratie , Heft 11/1977, S. 2 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/dnm
Vorganger Amt Nachfolger
Max Lowenthal-Chlumecky osterreichischer Botschafter in Washington, D.C.
1954?1958
Wilfried Platzer
Erich Filz osterreichischer Gesandter in Madrid
1961?1966
Heinz Standenat
Josef Schoner osterreichischer Botschafter in Deutschland
1966?1966
Rudolf Ender