Karl Eduard Schedl
(*
17. Januar
1898
in
Lienz
,
Osttirol
; †
18. Mai
1979
ebenda) war ein
osterreichischer
Zoologe
und
Forstwissenschaftler
. Der
Forstentomologe
erlangte internationale Bekanntheit als einer der fuhrenden Spezialisten fur
Borkenkafer
. Er baute eine der bedeutendsten Borkenkafersammlungen der Welt auf. Sein Sohn ist der Innsbrucker Zoologe
Wolfgang Schedl
.
Karl E. Schedl besuchte in Lienz die Volksschule, wechselte dann an die Oberrealschule in
Marburg an der Drau
. Von 1915 bis 1918 nahm er am
Ersten Weltkrieg
teil, und zwar als
Kaiserschutze
des K.k. Landesschutzenregiments Innichen zunachst in
Sudtirol
, 1917/18 an der Sudostfront. Nach Kriegsende begann Schedl das Studium der
Forstwissenschaften
an der
Hochschule fur Bodenkultur in Wien
, das er 1921 als
Diplom-Ingenieur
abschloss.
Am 16. November 1922 heiratete er in Wien Hertha M. Tretzmuller. Seine forstliche Laufbahn begann Schedl als
Forsteinrichter
in
Hopfgarten in Defereggen
(Osttirol). Anschließend leitete er funf Jahre lang den Forstbetrieb der Guter
Mayr-Melnhof
in
Goss
in der
Steiermark
. Diese Tatigkeit war auch mit der Borkenkaferbekampfung im Raum Goss-Schladnitz verbunden. Dabei fand Schedl sein kunftiges berufliches Betatigungsfeld: Die Forstentomologie.
Von 1926 bis 1932 ging er nach
Kanada
, wo er als Entomologe beim Entomological Branch des Department of Agriculture arbeitete, zunachst im Parasiten-Laboratorium in
Chatham
(
Ontario
), dann bei der ersten Flugzeugbekampfung von
Forstschadlingen
. Diese Erfahrungen verarbeitete er in seiner
Dissertation
Quantitative Freilandsuntersuchungen uber drei neue Kiefernblattwespen Kanadas einschließlich einer Kritik uber Freilandversuchsmethoden im allgemeinen und einer prinzipiellen Besprechung quantitativer Untersuchungsmethoden im besonderen
, mit der er 1933 an der Hochschule fur Bodenkultur in Wien promovierte. Anschließend wechselte er nach Munchen, wo er sich 1934 an der
Universitat
habilitierte
. In dieser Zeit richtete er zudem ein Laboratorium bei
Magdeburg
ein.
Von 1936 bis 1939 wirkte er als Dozent fur Forstliche Entomologie und
Forstschutz
an der
Forstlichen Hochschule Hann. Munden
. 1939 folgte er dem Ruf an die
Forstliche Hochschule Eberswalde
, wo er zum Professor ernannt wurde. Doch der
Zweite Weltkrieg
entriss Schedl alsbald diesem neuen Wirkungskreis, und von 1940 bis 1945 leistete er erneut Kriegsdienst, kam spater in Kriegsgefangenschaft.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft kehrte Schedl in seine osterreichische Heimat zuruck, wo er von 1947 bis 1949 zunachst eine
Nonnen
-Waldstation in der
Obersteiermark
leitete. Daraus entstand die Schrift
Erfahrungen und Beobachtungen anlasslich der Nonnengradation in der Steiermark in den Jahren 1946 bis 1948
(1949). Anschließend leitete Schedl bis zum Eintritt in den Ruhestand Ende 1963 das Institut fur Entomologie, das als Außenstelle in
Karnten
beziehungsweise Osttirol erst in
Bodensdorf
am
Ossiacher See
, ab 1954 dann in Lienz angesiedelt und fur die Forstschutzberatung in Karnten, Osttirol und Steiermark verantwortlich war. Der Entomologe kehrte somit aus beruflichen Grunden in seinen Geburtsort zuruck. Dort starb Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl Eduard Schedl am 18. Mai 1979.
Karl E. Schedl war einer der weltweit fuhrenden Spezialisten fur
Borken-
und
Ambrosiakafer
, an deren
Morphologie
,
Anatomie
,
Systematik
und
Biologie
er mehr als vier Jahrzehnte intensiv forschte. Darin bezog er nicht nur europaische, sondern unter anderem auch
afrikanische
Arten mit ein und trug eine der international bedeutendsten Sammlungen dieser Kafer zusammen. Die ?Sammlung Schedl“ ist wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Sammlungen des
Naturhistorischen Museums in Wien
.
Nicht nur zu Borkenkafern, sondern auch zu solch bedeutenden Forstinsekten wie dem
Schwammspinner
, dem
Kleinen Fichtennadelwickler
, dem
Fichtennestwickler
, der
Kleinen Fichtenblattwespe
und
Tannentriebwicklern
legte er
Monographien
vor. Insgesamt verfasste Schedl rund 300 Veroffentlichungen.
- Quantitative Freilandsuntersuchungen uber drei neue Kiefernblattwespen Kanadas einschließlich einer Kritik uber Freilandversuchsmethoden im allgemeinen und einer prinzipiellen Besprechung quantitativer Untersuchungsmethoden im besonderen
, Dissertationsschrift, Wien 1933
- Der Schwammspinner (Porthetria dispar L.) in Euroasien, Afrika und Neuengland
, Zeitschrift fur angewandte Entomologie (Band 22), Beiheft Monographien zur angewandten Entomologie (Nr. 12), Berlin 1936
- Erfahrungen und Beobachtungen anlasslich der Nonnengradation in der Steiermark in den Jahren 1946 bis 1948
, Klagenfurt 1949
- zusammen mit Charlotte Schedl:
Der Fichtennestwickler (Epiblema tedella Cl.).
Klagenfurt 1951
- Die kleine Fichtenblattwespe (Lygaeonematus pini Retz.). Verbunden mit einem Bericht uber die in Karnten in den Jahren 1950/51 aufgetretenen Forstschaden und deren Bekampfung
, Mariabrunn 1953
- Der kleine Fichtennadelwickler (Asthenia pygmaeana Hb.) in Sudtirol
, Region Trentino ? Tiroler Etschland, Amt fur Statistik und Studien (Heft 1), Trento 1957
- zusammen mit Harald und Hakan Lindberg:
Coleoptera insularum Canariensium. Teil: 2.:
Scolytidae
, Entomologische Ergebnisse der finnischen Kanaren-Expedition 1947?51 (Band 18)/Commentationes biologicae; Societas scientiarum Fennica (Nr. 20), Kopenhagen 1959
- Chapuis
Platypodidae
. Eine Revision mit Erganzungen. 184. Beitrag zur Morphologie und Systematik der
Scolytoidea
, Memoires; Institut Royal des sciences naturelles de Belgique (Nr. 62), Brussel 1960
- Forstentomologische Beitrage aus
Belgisch-Kongo
, Mitteilungen der Forstlichen Bundes-Versuchsanstalt Mariabrunn (Heft 61), Wien 1961
- Uber einige Tannentriebwickler in der Provinz
Bozen
, Region Trentino ? Tiroler Etschland, Amt fur Statistik und Studien (Band 2), Trento 1963
- Neue Scolytidae und Platypodidae aus Afrika. 278. Beitrag zur Morphologie und Systematik der Scolytoidea
, Opuscula zoologica (Nr. 119), Munchen 1971
- Monographie der Familie Platypodidae Coleoptera
, Den Haag 1972 (
ISBN 90-6193-255-6
)
- Die Scolytidae und Platypodidae
Madagaskars
und einiger naheliegender Inselgruppen. 303. Beitrag zur Morphologie und Systematik der Scolytoidea [The Scolytidae and Platypodidae of Madagascar and some of the neighbouring island groups; Les Scolytidae et Platypodidae de Madagascar et de quelques groupes d'iles avoisinants]
, Mitteilungen der Forstlichen Bundes-Versuchsanstalt Wien (Heft 119), Wien 1977
- Kataloge der wissenschaftlichen Sammlungen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 1: Entomologie (Heft 1): Die Typen der Sammlung Schedl Familie Platypodidae (Coleoptera)
, Wien 1978
- Kataloge der wissenschaftlichen Sammlungen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 3: Entomologie (Heft 2): Die Typen der Sammlung Schedl Familie Scolytidae (Coleoptera)
, Wien 1979
- als Bearbeiter:
Catalogus faunae Austriae. Teil 15: Insecta, Insekten. Coleoptera, Familien Scolytidae und Platypodidae.
Wien 1980 (
ISBN 3-7001-0327-1
)
- Zoltan Rozsnyay, Frank Kropp:
Karl E. Schedl.
in dies.:
Niedersachsische Forstliche Biographie. Ein Quellenband.
Aus dem Walde (1998): Mitteilungen aus der Niedersachsischen Landesforstverwaltung (Heft 51). Niedersachsischen Ministerium fur Ernahrung, Landwirtschaft und Forsten (MELF), Wolfenbuttel 1998, S. 380?381 (knapp gehaltene Biografie mit kurzer Literaturliste und Bild).
- K. Egger:
Prof. Dipl. Ing. Dr. Karl E. Schedl im Ruhestand.
In:
Centralblatt fur das gesamte Forstwesen
, Band 83, Heft 1/1964, Wien und Leipzig, S. 40?51 (mit umfangreicher Literaturliste und Bild).
- Wolfgang Schedl:
Karl E. Schedl ? ein Leben fur die Forstentomologie.
In:
Entomologica Austriaca
, 13/2006, S. 120?122 (
zobodat.at
[PDF]).
- Alois Kofler:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl Eduard Schedl.
In:
Osttiroler Heimatblatter
, 48. Jahrgang, Heft 3/1980