Der
Kapitalmarkt
ist derjenige
Teilmarkt
des
Finanzmarktes
, auf dem der mittel- und langfristige
Kapitalbedarf
auf das
Kapitalangebot
trifft. Kurzfristige Transaktionen erfolgen auf dem
Geldmarkt
.
Das
Kompositum
?Kapitalmarkt“ setzt sich aus dem
Homonym
?Kapital“ und
Markt
zusammen. Unter
Kapital
ist hier nicht der
Produktionsfaktor
zu verstehen, sondern die auf diesem Markt als
Handelsobjekte
dienenden mittel- oder langfristigen
Finanzierungsinstrumente
.
Marktteilnehmer
sind alle
Wirtschaftssubjekte
(
Privathaushalte
,
Unternehmen
, der
Staat
mit seinen Untergliederungen (wie
offentliche Verwaltung
und
Staatsunternehmen
oder
Kommunalunternehmen
). Sie treten als
Kapitalgeber
(
Anleger
),
Finanzintermediare
(
Kreditinstitute
,
Versicherungen
,
Investmentfonds
) oder
Kapitalnehmer
auf. Handelsobjekte sind konkret mittel- oder langfristige
Kredite
(
Investitionskredite
,
Kommunalkredite
),
Darlehen
(
Hypothekendarlehen
,
Immobilienfinanzierungen
) oder
Mezzanine-Kapital
(
Kreditmarkt
),
Anleihen
jeder Art (
Rentenmarkt
),
Aktien
und
Partizipationsscheine
oder
Genussscheine
(
Aktienmarkt
). Sind die Handelsobjekte in Form von
Wertpapieren
verbrieft
(
Effekten
: Aktien, Anleihen und
Investmentzertifikate
), so heißen sie
Kapitalmarktpapiere
und konnen wegen ihrer
Verkehrsfahigkeit
an der
Wertpapierborse
gehandelt werden.
[1]
Der
Preis
auf dem Kapitalmarkt ist verallgemeinernd der
Kapitalmarktzins
, der jedoch wegen der Verschiedenartigkeit der
Finanzprodukte
keinen einheitlichen
Zins
darstellt. Als
Marktzins
fungieren bei Anleihen die
Emissionsrendite
(
Primarmarkt
) oder die
Umlaufrendite
(
Sekundarmarkt
) bei Aktien die
Dividendenrendite
, bei Krediten der
Kreditzins
. Den einzigen organisierten Kapitalmarkt bilden die
Borsen
mit dem
Borsenkurs
.
Der Kapitalmarkt unterscheidet sich vom Geldmarkt vor allem durch die
Fristigkeit
der Handelsobjekte. Diese Einteilung fuhrte im Jahre 1909 der
Okonom
Arthur Spiethoff
ein.
[2]
Sie betrifft auf dem Kapitalmarkt
Laufzeiten
oder
Falligkeiten
von mehr als vier Jahren, wobei die Abgrenzung unterschiedlich vorgenommen wird. Die
mittlere Fristigkeit
(2?4 Jahre) wird in der
Fachliteratur
entweder dem Geldmarkt
[3]
oder dem Kapitalmarkt zugeordnet.
[4]
Der Kapitalmarkt wird haufig auch auf den
Wertpapiermarkt
verengt, welcher sowohl Dividendenwerte, beispielsweise Aktien, als auch festverzinsliche Wertpapiere, wie Anleihen beinhaltet.
[5]
Samtliche klassischen volkswirtschaftlichen
Produktionsfaktoren
werden auf
Faktormarkten
gehandelt, und zwar die
Arbeit
auf dem
Arbeitsmarkt
, der
Boden
auf dem
Immobilienmarkt
,
Geld
auf dem
Geldmarkt
und das Kapital auf dem Kapitalmarkt:
Wahrend Arbeits- und Bodenangebot stark von
Natureinflussen
abhangen (
Witterung
,
Bodenbeschaffenheit
), wird das Geld- und Kapitalangebot ausschließlich von wirtschaftlichen Erwagungen beeinflusst.
[6]
Das
Kapitalangebot
stammt von
Anlegern
, die bereit sind, ihr Kapital langfristig zwecks
Geldvermogensbildung
zur Verfugung zu stellen. Das sind einerseits diejenigen Anleger, die von vorneherein hierzu bereit waren (
Sparer
), und andererseits die Anleger, denen der
Geldmarktzins
auf dem Geldmarkt zu niedrig erscheint. Bei letzteren wirkt sich ihre Anlageentscheidung negativ auf das
Geldangebot
auf dem Geldmarkt und erhohend auf das Kapitalangebot auf dem Kapitalmarkt aus. Steigt das Kapitalangebot bei gegebener Kapitalnachfrage, sinkt der Kapitalmarktzins und umgekehrt.
[7]
Der
Grenzertrag
nimmt fur den Kapitalanbieter mit steigendem Kapitalangebot ab. Die Hohe des Kapitalmarktzinses ist einerseits ein Signal fur die
Knappheit
, andererseits auch stets ein
Risikomaß
fur das mit der Kapitaluberlassung verbundene
Kreditrisiko
. Stammt das Kapitalangebot aus dem
Ausland
, spricht man vom
Kapitalimport
.
Als
Kapitalnachfrager
kommen die
offentliche Hand
(
Kommunalanleihen
,
Kommunalobligationen
), die
Privatwirtschaft
(
Industrie
:
Investitionskredite
,
Unternehmensanleihen
;
Immobilienwirtschaft
:
Wohnungsbau
,
Gewerbeimmobilien
), der
Staat
(
Staatsanleihen
) und
Privathaushalte
(
Immobilienfinanzierung
) in Betracht. Kapitalnachfrager werden nur dann investieren, wenn die
Grenzleistungsfahigkeit
des Kapitals den aktuellen
Marktzins
ubersteigt.
[8]
Steigt der Kapitalmarktzins uber die Grenzleistungsfahigkeit des Kapitals, sinkt die Kapitalnachfrage und umgekehrt. Steigt die Kapitalnachfrage bei gegebenem Kapitalangebot, steigt auch der Kapitalmarktzins und umgekehrt. Auslandische Kapitalnachfrage fuhrt zum
Kapitalexport
.
Der Kapitalmarkt befindet sich im
Marktgleichgewicht
, wenn das gesamtwirtschaftliche Kapitalangebot
(
Sparen
) der gesamtwirtschaftlichen Kapitalnachfrage
(
Investitionen
) entspricht:
[9]
[10]
Das
langfristige Marktgleichgewicht
ist hergestellt, wenn sich die
Kapitalintensitat
(Kapitalausstattung pro Kopf) nicht mehr verandert.
[11]
Befindet sich der Kapitalmarkt im Gleichgewicht, so gelangen
Ersparnis
und
Investitionen
beim Gleichgewichtszinssatz zum Ausgleich. Ein hoher Kapitalmarktzins kann Privathaushalte zur Kapitalanlage (zu Lasten des Konsums) anregen und damit uber ein hoheres Kapitalangebot zur Reduzierung des Zinses beitragen und umgekehrt.
Die Aufgabe der Intermediare liegt darin, das Gleichgewicht zwischen Kapitalangebot und -nachfrage zu erleichtern, indem sie Transaktionen in den
Zahlungsstromen
der Kapitalnachfrager und -anbieter durchfuhren, den Informationsstand verbessern und Transaktionsabwicklungen unterstutzen.
[12]
Zu unterscheiden ist zwischen der Allokations-, Informations- und Bewertungsfunktion
[13]
[14]
[15]
[16]
:
- Die
Allokationsfunktion
betrifft die Verteilung von Kapitalangebot und -nachfrage. Die
Kapitalallokation
gilt als effizient, wenn diejenigen Kapitalnachfrager die angebotenen Finanzierungsmittel erhalten, die mit dem Kapitaleinsatz den hochsten
Nutzen
erzielen konnen.
[17]
Effizienzmaßstab ist der Kapitalmarktzins.
- Die
Informationsfunktion
hat fur die Funktionsfahigkeit der Kapitalmarkte entscheidende Bedeutung, weil die Marktteilnehmer ihre
Entscheidungen
auf der Grundlage verfugbarer
Informationen
treffen mussen. Kapitalanbieter mussen Zugang zu Informationen uber ihr Kreditrisiko beispielsweise durch den
Jahresabschluss
der Kapitalnachfrager erhalten.
[18]
- Die
Bewertungs- und Preissetzungsfunktion
entfaltet sich vor allem an Borsen, wo
Borsenkurse
(
Aktienkurse
oder
Anleihekurse
) den zukunftigen Erfolg des
Emittenten
reflektieren. Außerborslich gehandelte
Finanzkontrakte
werden durch
Ratingagenturen
oder Kreditinstitute (
Kreditwurdigkeitsprufung
)
[19]
sowie durch die
Risikoklassen
der Finanzkontrakte bewertet.
- Die
Koordinationsfunktion
sorgt dafur, dass die dezentral erstellten und meist nicht miteinander harmonierenden
Wirtschaftsplane
der Kapitalmarktteilnehmer so weit wie moglich in Einklang gebracht werden.
[20]
- Individualschutz
: Durch diese Schutzfunktion erhalten die Investoren einen Schutz gegenuber anderen Teilnehmern, die sich einen Vorteil mit Informationsvorsprungen zu Lasten der Anleger verschaffen wollen.
[21]
Man unterscheidet zwischen Mengentransformation, Fristentransformation, Losgroßentransformation und Risikotransformation.
Die Mengentransformation umfasst die Ansammlung der in einer Volkswirtschaft gebildeten Ersparnisse und deren Verteilung zu den Investoren in gewunschter Fristigkeit und Mengenordnung.
[22]
Die
Fristentransformation
ermoglicht den Ausgleich der
Fristen
zwischen Kapitalgebern und -nehmern. Dabei handelt es sich um die Frist, wahrend der ein Kredit durch einen Anleger in Anspruch genommen wird und um die Frist, die verstreicht, bis ein Sparer seine finanziellen Mittel zur Verfugung stellt. Diese Fristen weichen in der Regel voneinander ab.
Die
Losgroßentransformation
ermoglicht durch eine Zusammenfuhrung von mehreren Kapitalgebern eine Ubereinstimmung, der durch die Kapitalnehmer nachgefragten Betrage, die ein einzelner Kapitalgeber nicht zur Verfugung stellen konnte.
[23]
Eine
Risikotransformation
findet auf Kapitalmarkten statt, wenn
Finanzintermediare
zwischen die Marktteilnehmer mit unterschiedlicher Risikobereitschaft treten und das
Ausfallrisiko
verandern. Durch die Risikotransformation erhalten die Sparer die Moglichkeit, ihr
Kreditrisiko
abzusichern oder zu verteilen. Unsichere Zahlungsstrome konnen so in sichere Zahlungsstrome umgewandelt werden. So konnen beispielsweise Risiken durch schwankende Wechselkurse umgewandelt werden.
[24]
Marcus Tullius Cicero
berichtete im Jahre 66
vor Christus
daruber, dass eine
Finanzkrise
in der Provinz Asia wegen ihrer Verflechtungen auch Rom ansteckte: ?Dieses Kreditwesen und diese Geldgeschafte, welche in Rom, welche auf dem
Forum
getatigt werden, sind eng verflochten mit jenen Geldern in Asien“.
[25]
Im
Spatmittelalter
kam es zwischen der zweiten Halfte des 14. Jahrhunderts und dem Ende des 15. Jahrhunderts durch die herrschende Edelmetallknappheit und die hieraus resultierende monetare Kontraktion zu einer
Liquiditatskrise
. Die europaische Edelmetallforderung versiegte, die Munzstatten verringerten ihre Produktion oder stellten sie sogar vollig ein. Das Geldangebot verknappte sich, weil auch die Kreditversorgung auf den Edelmetallvorraten beruhte.
[26]
Grund war aber nicht nur das geringere Edelmetallangebot, sondern auch die Hortung von Munzen. Zwischen 1331?1340 und 1491?1500 schatzte man den Ruckgang der europaischen Munzproduktion auf 80 %.
[27]
Kapitalmarkte begannen institutionell mit der Errichtung von Borsen. Die
Antwerpener
Borse startete 1532 mit einem geregelten Handel von Anleihen, worunter sich niederlandische Hofbriefe (
Staatsanleihen
), Privat-Obligationen der niederlandischen Staatsbeamten und Magnaten (fur Rechnung der Regierung), Obligationen der niederlandischen Provinzialstande, Stadtobligationen, Rentmeisterbriefe und Obligationen der englischen Krone und des Konigs von Portugal befanden.
[28]
Die erste Aktienborse entstand mit der
Amsterdam Stock Exchange
(
niederlandisch
Amsterdam beurs
) im Jahre 1612. Sie gilt als erste Aktienborse, die im 17. Jahrhundert einen dauerhaften Aktienhandel ermoglichte.
[29]
Es folgten Borsen in
Konigsberg
(1613),
Lubeck
(1614),
Frankfurt am Main
(1615) oder
Leipzig
(1635), die zunachst ausschließlich mit
Wechseln
und
Sorten
handelten.
[30]
Eine der ersten Kapitalmarktkrisen war der
Grunderkrach
, der erstmals am 5. Mai 1873 zu großeren Kursverlusten an der
Wiener Borse
fuhrte, wo die Kurssturze am 9. Mai 1873 (
Schwarzer Freitag
) ihren vorlaufigen Hohepunkt erreichten. Die Krise ubertrug sich vor allem im Wege des
Contagion-Effekts
als
Große Depression
auf das
Deutsche Reich
.
Der Volkswirt
Rudolph Eberstadt
hat fur seine Monographie aus dem Jahre 1901 uber den deutschen Kapitalmarkt sein Material hauptsachlich durch direkte Anfragen bei den Stadtverwaltungen beschafft. Er wies hierin darauf hin, dass die ?dauernde Schwache des deutschen Kapitalmarktes, die Unfahigkeit, zu produktiven Zwecken das notige Kapital aufzubringen, durfte durch die Anspruche der Bodenverschuldung [Hypothekendarlehen, d. Verf.] … zur Genuge erklart sein“.
[31]
Eberstadts Hinweis entstand noch in einer Zeit, als die Kapitalmarkte wenig entwickelt und noch weniger erforscht waren.
Die systematischen Untersuchungen uber Kapitalmarkte begannen in der
Volkswirtschaftslehre
erst mit der Entstehung der Kapitalmarkttheorien. Die
klassische Kapitalmarkttheorie
analysiert, welche Wertpapierkurse oder Wertpapierrenditen sich im Marktgleichgewicht auf einem vollkommenen Kapitalmarkt einstellen. Sie beruht auf dem Prinzip, dass es eine
lineare
Beziehung zwischen
Risiko
und
Rendite
gibt, wonach hohere Renditen nur durch hoheres Risiko erzielt werden konnen. Sie geht von der Existenz eines
vollkommenen Kapitalmarktes
aus.
Die klassische Kapitalmarkttheorie entwickelte
Harry Markowitz
im Jahre 1952.
[32]
James Tobin
wandte 1958 das Markowitz-Modell bei der Entwicklung seiner
Geldnachfragetheorie
an.
[33]
Dabei erweiterte er die klassische Theorie um die Moglichkeit einer risikofreien Kapitalanlage.
William F. Sharpe
definierte 1964 das Risiko einer Kapitalanlage ausschließlich als deren statistische
Volatilitat
, also das Ausmaß der Schwankungen der Borsenkurse.
[34]
Jack Treynor
trug 1965 mit der nach ihm benannten Kennzahl
Treynor-Quotient
[35]
zum weiteren Verstandnis des
Capital Asset Pricing Model
(CAPM) bei.
Jan Mossin
vervollstandigte 1966 das nunmehr entstandene CAPM,
[36]
das als das wichtigste Preisbildungsmodell auf dem Kapitalmarkt gilt.
Eugene Fama
entwickelte 1970 den Begriff der
Markteffizienz
. Demnach ist ein Markt effizient, wenn seine Marktpreise alle verfugbaren Informationen reflektieren.
[37]
Robert C. Merton
erweiterte 1973 die CAPM durch die Mitarbeit am
Black-Scholes-Modell
zur Bewertung von Finanzoptionen.
[38]
Die von
Stephen Ross
1976 entwickelte
Arbitragepreistheorie
fordert im Gegensatz zum CAPM kein Marktgleichgewicht mehr, sondern lediglich einen
arbitragefreien
Wertpapiermarkt.
[39]
Die
neoklassische Kapitalmarkttheorie
baut auf der durch
John von Neumann
und
Oskar Morgenstern
1944 entwickelten
Erwartungsnutzentheorie
[40]
auf, bei der rational handelnde
Akteure
den Erwartungswert ihrer Risikonutzenfunktion maximieren. Sie bildet die Grundlage rationalen Handelns bei
Entscheidungen unter Risiko
. Sie postuliert, dass, wenn die
Praferenz
eines entscheidenden Akteurs bezuglich riskanter Handlungsalternativen die Axiome der Vollstandigkeit, Stetigkeit und Unabhangigkeit erfullt, eine
Nutzenfunktion
existiert, deren Erwartungsnutzen die Praferenz abbildet.
[41]
Sowohl die Klassiker als auch die neoklassische Kapitalmarkttheorie gehen zunachst vom idealtypischen Zustand vollkommener Kapitalmarkte aus. In der Realitat liegt jedoch aufgrund von
Transaktionskosten
,
Informationsasymmetrien
, begrenzt
rationalem
Verhalten,
Liquidationskosten
und nicht
risikodiversifizierten
Portfolios
eine
Kapitalmarktunvollkommenheit
vor.
[42]
Kapitalmarkte werden anhand des Organisationsgrads und der Einteilung in Primar- oder Sekundarmarkte unterschieden.
Der Kapitalmarkt wird in der Praxis in zwei Hauptsegmente gegliedert, den
Primarmarkt
und den
Sekundarmarkt
. Der Primarmarkt liefert Informationen uber den Emittenten und dessen Finanzprodukt und ist daher besonders fur die Anleger von großer Bedeutung. Der Sekundarmarkt umfasst die Durchfuhrung und Abwicklung der Wertpapiergeschafte. Der Primarmarkt beschaftigt sich mit dem Angebot von neu herausgebrachten Wertpapieren, die von Investoren nachgefragt werden sollen. Dieser Markt wird auch als
Emissionsmarkt
bezeichnet, da unter diesem Segment die Erstplatzierung der Aktien und Anleihen wahrend des Emissionsverlaufs zu verstehen ist. Der Sekundarmarkt, auch als Zirkulationsmarkt bezeichnet, umfasst den
Wertpapierhandel
zwischen den Marktteilnehmern, also den Wiederverkauf der neu emittierten Wertpapiere durch den Ersterwerber an die neuen Anleger. Der bekannteste Ort des Sekundarmarktes sind die
Wertpapierborsen
.
Beim
Organisationsgrad
wird unterschieden in
organisierte Markte
und in
nicht organisierte Markte
.
Ein hoch organisierter Kapitalmarkt, wie der borslich organisierte Markt, zeichnet sich durch kostengunstige, schnelle, sichere und jederzeit handelbare, staatlich genehmigte
Transaktionen
aus. Die Wertpapierborsen, wie beispielsweise die
Frankfurter Wertpapierborse
, sind die hochst organisierten Kapitalmarkte weltweit. Der organisierte Kapitalmarkt untergliedert sich unter anderem in die Aktien- und Rentenmarkte,
Emissionsmarkte
und Markte fur
Schuldscheindarlehen
.
Der freie Kapitalmarkt und der
Interbankenhandel
weisen hingegen, mit nur wenigen
Marktregulierungen
, einen sehr geringen Grad an Organisation auf. Dort finden hauptsachlich Transaktionen ohne Mitwirkung von Banken, Borsen und Versicherungen statt, die meist unsicher und nicht uberschaubar sind. Der in Deutschland am geringsten organisierte Markt wird als
Grauer Kapitalmarkt
bezeichnet, an dem beispielsweise der Handel von Anteilen an
Immobilienfonds
im Vordergrund steht.
[43]
Sowohl in der
Volkswirtschaftslehre
als auch in der
Betriebswirtschaftslehre
wird versucht, die oben genannten charakteristischen Merkmale durch Modelle abzubilden. Dabei kommen insbesondere die theoretischen Konstruktionen des vollkommenen und unvollkommenen Kapitalmarktes zur Anwendung.
Charakteristisch fur dieses vereinfachte theoretische Modell des
vollkommenen Kapitalmarktes
ist, dass die Handelsobjekte auf dem Markt
homogen
sind und vollkommene
Markttransparenz
vorliegt. Die Moglichkeiten der Aufnahme und Anlage von Kapital sind unbegrenzt. Die Teilnehmer des Marktes konnen schnell auf Anderungen von Menge und Preis reagieren, da es keine
Zeitverzogerungen
(
englisch
time lags
) gibt. Auf dem vollkommenen Kapitalmarkt werden
Eigen-
und
Fremdkapital
nicht unterschieden, womit es folglich nur einen einheitlichen und gleich bleibenden
Marktzins
gibt. Diese Annahmen werden schrittweise an die Realitat angepasst.
Von einem unvollkommenen Kapitalmarkt (auch
imperfekter Kapitalmarkt
genannt) spricht man, wenn mindestens eine der vorangegangenen Annahmen nicht erfullt ist.
Von einem
vollstandigen Kapitalmarkt
wird gesprochen, wenn durch
Linearkombinationen
der gehandelten Zahlungsstrome (
Wertpapiere
) der gesamte
Zustandsraum
abgebildet werden kann.
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