Kanaaniter

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Die Kanaaniter oder Kanaanaer waren die vorwiegenden Bewohner des heutigen Israel , des biblischen Landes Kanaan , vor dem Auftreten der Israeliten im 13. Jahrhundert v. Chr. [1]

Fruhe bis mittlere Bronzezeit

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Die Kanaanaer sind ab dem ausgehenden dritten Jahrtausend vor Christus als vorherrschende Bevolkerung im Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Israel und der derzeitigen palastinensischen Autonomiegebiete (Kanaan) nachweisbar. [2] Sie waren in Stadtstaaten organisiert, deren Konige meist unabhangig voneinander agierten. Sie sind insofern mit den Phoniziern identisch, als Phonizier die griechische und Kanaaniter oder Kanaanaer die hebraische Bezeichnung fur die an den Kusten des ostlichen Mittelmeers und im benachbarten Binnenland beheimateten semitischen Stamme ist. Da die im Judaischen Bergland siedelnden, halbnomadischen Hebraer die Kanaanaer, deren Bezeichnung auf Hebraisch ( ?????????? Kna?ani ) aber nicht auf ??“, sondern ??“ lautet, als Handler und Kaufleute wahrnahmen, identifizierten sie diese durch das hebraische קנע, qana ?Handel treiben“, so dass Kanaanaer auch mit ? Handler “ ubersetzt werden kann. Da die Griechen in historischer Zeit mehr Begegnungen mit den seefahrenden ?phonizischen“ Handelsstadten der Kuste hatten, werden die Begriffe ?Phonizier“ und ?Kanaanaer“ nicht synonym gebraucht, obwohl es sich um ein und dieselbe Ethnie handelt. [1]

Fruhe Eisenzeit

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Nach der Besiedlung des Landes Kanaan durch die Israeliten lebten Kanaanaer und Israeliten im selben Land und existierten uber einige hundert Jahre, nur durch Religion ( JHWH -Kult und Baal -Kulte) voneinander getrennt, nebeneinanderher. Durch die ? Landnahme “ der Hebraer und die wenigstens teilweise durch militarische Macht eroberten Stadte ging der territoriale Besitz der Kanaanaer mit der Zeit an die Hebraer uber, so auch Jerusalem , doch existierten die Abgrenzungen der Volker noch lange durch die Unterscheidung im Glauben.

In den Zeiten der beiden Reiche Israel und Juda , vor allem nach den Einigungsbestrebungen Davids und Salomos ging die Vermischung beider Kulturen ? der kanaanaischen und der israelitischen ? voran. Die Israelitern ubernahmen kanaanitische Uberlieferungen, den Weinanbau und Organisationsformen in Staat, Verwaltung und Militarwesen. [2] Im nordlichen Palastina, bei den Phoniziern, blieb die bronzezeitliche, matriarchal bestimmte Kultur der Kanaanaer bis in die Eisenzeit hinein enthalten. Im Lande Kanaan gliederten sich die Kanaanaer in sieben Volksgruppen: die Amoriter , Girgaschiter , Hethiter , Hiwiter , Jebusiter , die eigentlichen Kanaaniter und die Perisiter .

Nach neueren archaologischen Forschungen (unter anderem auch des israelischen Archaologen Israel Finkelstein [3] ) ist der Unterschied zwischen Israeliten und Kanaanaern nicht durch Angehorigkeit zu verschiedenen Volkern, sondern durch unterschiedliche Lebensweisen (stadtisch zentral in der Ebene mit intensiver Landwirtschaft im Gegensatz zu halbnomadischer dorflicher Lebensweise im Hugelland) bedingt. Dies steht in Einklang mit der bisher bereits beobachteten engen sprachlichen Verwandtschaft fruhester kanaanaischer und hebraischer Inschriften. Fur diese nicht wie in den spaten Schriften der Bibel postulierte strikte Trennung in zwei verschiedene Volker (wobei die Kanaanaer nach JHWH gebannt sind und vernichtet werden mussen), sondern eines einzigen Volkes in ursprunglich zwei deutlich verschiedene Lebensweisen sprechen auch

  • die materielle archaologische Hinterlassenschaft aus der beginnenden Eisenzeit , vor allem im judisch- galilaischen Hugelland (die keine Anzeichen einer Eroberung, aber einen deutlichen Anstieg der Besiedlungsdichte zu Beginn der Eisenzeit zeigt, parallel zum hauptsachlich infolge Wegfalls des fruheren Protektors Agypten bedingten wirtschaftlichen und politischen Zerfall der einstmals machtigen Stadtstaaten in der Ebene),
  • vergleichbare Hauptgottheiten in Israel und Ugarit (wobei JHWH als Stammesgott halbnomadischer Stamme aus Seir , d. h. den Gebieten von Edom und Midian zu stammen scheint und bzgl. Bann wie der Gott Chemosch der moabitischen Mescha-Stele spricht) mit verschiedenenorts in der Bibel vergleichbaren Attributen und Symbolen von JHWH, wie sie bereits fruher in Ugarit den Gottern El und Baal zugeschrieben wurden,
  • verschiedene Erzahlungen der Bibel selbst (z. B. Erscheinung von JHWH als El Schaddai vor Abraham , Psalm 82 mit dem der Gotterversammlung vorsitzenden Gott ??l ?Ely?n [4] und die bis weit in die Konigszeit in Israel und Juda ubliche Verehrung des Fruchtbarkeitsgottes Baal und der Gattin des El, Aschera ).

Insbesondere unter Konig Joschija und den spateren Propheten scheint eine strikte Zentralisierung des Kultes in Jerusalem erfolgt zu sein. Alle bisher noch verehrten oder zumindest im Sinne einer Monolatrie geduldeten anderen Gotter wurden durch den nunmehr allmachtig angepriesenen JHWH verdrangt.

Aufgrund der nach Zerstorung des Nordreiches durch die Assyrer im Konigreich Juda verbliebenen Deutungshoheit uber die Geschichte ganz Kanaans wurden auch die chronologisch fruheren Erzahlungen neu abgefasst, abgeandert und umgedeutet. ?Kanaanaer“ wurde so zu einem Generalbegriff aller in Kanaan nicht-fremden (wie die Philister ) JHWH ablehnenden Personengruppen.

Einzelnachweise

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  1. a b Marc Haber, et al.: Continuity and Admixture in the Last Five Millennia of Levantine History from Ancient Canaanite and Present-Day Lebanese Genome Sequences . In: The American Journal of Human Genetics, Volume 101, Issue 2, P 274-282 . 27. Juli 2017, doi : 10.1016/j.ajhg.2017.06.013 .
  2. a b Manfred Clauss : Geschichte des alten Israel. In: Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 12, 2009, S. 7.
  3. Israel Finkelstein , Neil Asher Silberman : Keine Posaunen vor Jericho. Die archaologische Wahrheit uber die Bibel. C. H. Beck, Munchen 2003, ISBN 978-3-406-49321-8 .
  4. http://www.bibletopics.com/BIBLESTUDY/154.htm