Kampfschwimmer

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Kampfschwimmer des osterreichischen Bundesheeres

Als Kampfschwimmer (veraltet Froschmann , im Zweiten Weltkrieg Meereskampfer ) bezeichnet man besonders fur den Kampf im und unter Wasser ausgebildete Marinesoldaten , die heute zu den Spezialkraften gerechnet werden. Kampfschwimmer, deren Einsatzgebiet das Meer ist, stehen in Abgrenzung zu amphibischen Sondereinsatzkraften wie denen des KSK oder zu Pioniertauchern, die keinen Kampfauftrag haben.

Kampfschwimmer in verschiedenen Landern

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Soldat des Kampfschwimmerkommandos 18 (KSK-18) der DDR bei einem Sprung aus Hubschrauber Mil Mi-8 des Marinehubschraubergeschwader 18 (MHG-18)

Erste deutsche Kampfschwimmereinheiten wurden bereits wahrend des Ersten Weltkrieges im Heer des deutschen Kaiserreichs aufgestellt. Ihre Hauptaufgabe war, feindliche Schiffe mit Haftminen und Sprengladungen zu versenken. So brachten beispielsweise am 17. August 1915 drei Kampfschwimmer der 2. Reserve-Kompanie des Pommerschen Pionierbataillons Nr. 2 auf der Memel bei Kaunas nachts am Schiffsrumpf eines russischen Wachschiffs mehrere Sprengladungen an und versenkten es. [1]

Hans Hass entwickelte 1941 gemeinsam mit dem Dragerwerk durch einige Umbauten aus einem serienmaßigen Tauchretter ein Schwimmtauchgerat. In Verbindung mit Schwimmflossen wurde so eine dreidimensionale Fortbewegungsweise moglich und begrundete das Schwimmtauchen. Die Kriegsmarine hat im Zweiten Weltkrieg erst spat eigene Kampfschwimmereinheiten aufgestellt. Sie waren Teil des ab 1944 entstehenden Kommando der Kleinkampfverbande der Kriegsmarine (K-Verband) unter Konteradmiral Hellmuth Heye , der ahnlich den britischen Commandos einen speziellen Verband fur amphibische Kommandooperationen bilden sollte. Heye konnte auf Einheiten des militarischen Geheimdienstes zuruckgreifen, die er in den K-Verband integrierte. An der Bildung einer deutschen Kampfschwimmereinheit war maßgeblich Alfred von Wurzian beteiligt. Die SS-Jagdverbande zu Friedenthal unter dem Kommando von Otto Skorzeny , war eine Spezialeinheit im Dritten Reich , mit ebenfalls einer Kompanie Kampfschwimmer (Jagdkommando-Ost), die in Wien, Theresienstadt ihre Basis hatten. [2] [3]

Auf den Erfahrungen der Kriegsmarine aufbauend, stellte auch die Bundesmarine eine Kampfschwimmerkompanie auf. Sie ist seit ihrer Grundung 1958 [4] in Eckernforde stationiert und kann als alteste Spezialeinheit der Bundeswehr gelten. Die ersten Soldaten wurden von Januar bis Juli 1959 bei den Nageurs de combat in Frankreich geschult. Im August 1959 wurde der erste Kampfschwimmerzug dem Seebataillon in Sengwarden mit Standorten in Eckernforde und Borkum unterstellt. [5] Im Laufe der Zeit hat die Kampfschwimmerkompanie mehrfach ihre Unterstellung gewechselt und gehort derzeit zum Kommando Spezialkrafte der Marine . Uber Einsatze macht die Deutsche Marine keine offiziellen Angaben. Die Kampfschwimmer der Marine gelten zusammen mit dem KSK des Heeres als die bestausgebildete Einheit der Bundeswehr. [6]

Die Volksmarine (VM) der DDR hatte das Kampfschwimmerkommando 18 (KSK-18), das in Kuhlungsborn stationiert war. [7] Die Einheit unterstand direkt dem Chef der Volksmarine. Die ehemaligen Kampfschwimmer der Volksmarine sind heute in der ?Marinekameradschaft der Kampfschwimmer Ost e. V.“ organisiert.

Die danische Marine besitzt mit dem Frømandskorpset seit 1970 eine 200 Mann umfassende Kampfschwimmerkompanie.

Die finnische Marine bildet jedes 2. Jahr 10?20 Wehrpflichtige zu Kampfschwimmern aus. [8]

Soldaten des franzosischen Commando Hubert bei einer Ubung

In Frankreich gab es wahrend des Zweiten Weltkriegs verschiedene maritime Spezialeinheiten. Jedoch hat sich im Laufe der Zeit das Commando Hubert fur Kampfschwimmereinsatze herausgebildet. So wurde das Kommando 1953 wahrend des Algerienkrieges erstmals offiziell als Kampfschwimmer eingesetzt. [9]

Großbritannien

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Die Kampfschwimmerverbande der britischen Royal Navy tragen den Namen Special Boat Service (SBS). Die Einheit wurde 1940 aufgestellt und operiert seitdem weltweit in den Bereichen Sabotage , Aufklarung, Beobachtung , Unterwasserangriffe, Landeoperationen sowie als maritime Anti-Terror-Einheit. Der SBS gilt als eine der besten und modernsten Spezialeinheiten der Welt und hat seine Basis in Poole ( Dorset ). Er ist unter anderem mit Hubschraubern , Hovercrafts und Mini-U-Booten ausgestattet.

Italien war Vorreiter in der Unterwasserkriegfuhrung mit Kampfschwimmern und Kleinkampfmitteln. Bereits im Ersten Weltkrieg versenkten zwei Kampfschwimmer mit einem modifizierten Torpedo das osterreichische Schlachtschiff Viribus Unitis in der Flottenbasis Pola . [10]

Im Zweiten Weltkrieg erzielten italienische Kampfschwimmer der Einheit Decima Flottiglia MAS spektakulare Erfolge. So beschadigte ein Team die britischen Schlachtschiffe Queen Elizabeth und Valiant im Hafen von Alexandria schwer.

Heute sind die italienischen Kampfschwimmer im Comando Subacquei e Incursori (COMSUBIN) zusammengefasst.

Kaiserliches Japan

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Fukury? waren japanische Kampfschwimmer, die sich in der Endphase des Pazifikkriegs mit Sprengladungen auf feindlichen Landungsschiffen in die Luft sprengen sollten (ahnlich den Kamikazepiloten ), jedoch nicht mehr zum Einsatz kamen. Die Fukury? wurden nach dem Kriegsende aufgelost.

In Norwegen besteht seit 1951 das Marinejegerkommandoen .

Osterreich verfugt uber Kampfschwimmer als Teil des Jagdkommandos . Die Ausbildung dauert, nach erfolgreich absolviertem Jagdkommando-Kurs, mehrere Jahre. [11]

Russland/Sowjetunion

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Russischer Kampfschwimmer mit einem Unterwasser-Sturmgewehr APS

In der Sowjetunion wurde 1953 in Sewastopol ein Zentrum fur Marinespezialeinheiten gegrundet. Heute werden sie unter anderem in Tschetschenien eingesetzt. [12]

Die Schweizer Armee unterhielt von 1969 bis 1980 sogenannte Tauchschwimmer (franz. Nageurs de combat, ubersetzt Kampfschwimmer), die den Genietruppen zugeteilt waren. Die Kampfschwimmer der Schweizer Armee wurden vielseitig ausgebildet fur Nahkampf und Sabotage zu Land und zu Wasser. Seit ca. 2008 werden wieder Tauchschwimmer ausgebildet, jedoch nicht als Kampfschwimmer. [13] Die Schweizer Armee verfugt aktuell mit der Spezialeinheit AAD 10 uber eine Berufsformation, die nicht nur im Bereich von Luft und Land, sondern auch Wasser einsetzbar und somit uber Befahigungen im Wasser verfugt. [14]

In Sudafrika gibt es seit 1957 die Operational Diving Division .

Vereinigte Staaten

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Zwei US-Marines mit einem Tauchscooter

Die United States Navy verfugt seit 1962 mit den US Navy Seals (Sea, Air, Land Teams) uber eine ebenso renommierte wie schlagkraftige Kampfschwimmereinheit. Sie besteht aus etwa 8.000 Soldaten, die uber acht Teams und Reserveeinheiten verteilt sind. Die Antiterroreinheit SEAL Team Six wird zwar aus den Seal Teams rekrutiert, steht aber unter dem Kommando des United States Joint Special Operations Command . [15]

  • Christin-Desiree Rudolph: Die Kampfschwimmer der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-613-03647-5 .
  • Horst Kerzig, Jurgen Knittel, Kurt Schulz: Die Kampfschwimmer der Volksmarine. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01919-6 .
Wiktionary: Kampfschwimmer  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Lawrence Paterson: Waffen der Verzweiflung ? Deutsche Kampfschwimmer und Kleinst-U-Boote im Zweiten Weltkrieg . 1. Auflage. Ullstein Verlag, 2009, S. 114, ISBN 978-3-548-26887-3
  2. Otto Skorzeny: My Commando Operations , Schiffer Publishing, Ltd. (1. Januar, 1995), ISBN 978-08874-07185
  3. Charles Foley: Commando Extraordinary: Otto Skorzeny . (1999), Cassel 1999 S. 30, ISBN 0-304-35080-X .
  4. 1958. 1. September 2023, abgerufen am 17. Marz 2024 .
  5. Die ersten Kampfschwimmer auf der Website der Kampfschwimmer Association e. V.
  6. Kampfschwimmer.de. Archiviert vom Original am 11. Juli 2013 ; abgerufen am 3. Dezember 2013 .
  7. Siehe hierzu das Buch ?Die Kampfschwimmer der Volksmarine“. Das militargeschichtliche Nachschlagewerk handelt von der Geschichte des Kampfschwimmerkommandos 18, von seiner Entstehung bis zur Auflosung der Volksmarine.
  8. Sukeltajat - Varusmies. Abgerufen am 7. September 2018 (finnisch).
  9. Mike Ryan, Chris Mann, Alexander Stilwell: Die Enzyklopadie der Spezialeinheiten . Moewig Verlag, ISBN 3-8118-1895-3 , S.   158   ff .
  10. Schicksal der absurden Art. Das Ende der "Viribus Unitis" - eine groteske Tragodie. In: Der Standard. 29. Oktober 2007, abgerufen am 26. August 2014 .
  11. Tauchausbildung. Sie stehen auf kaltes Wasser? Vielleicht gleich fur ein paar Stunden? Und wenn man die Hand vor der Tauchermaske kaum noch erkennen kann, dann geht es fur Sie erst richtig los? Willkommen bei den Kampfschwimmern. Archiviert vom Original am 15. Juli 2018 ; abgerufen am 21. Juli 2022 .
  12. Henry Plater-Zytek: Russias Special Forces. (pdf) Conflict Studies Research Centre, September 2005, S. 13 , abgerufen am 24. November 2014 (englisch, Aus der 3. Fußnote).
  13. Sehr spezielles ≪Klassentreffen≫. In: Generalanzeiger Brugg. 16. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 15. Marz 2017 ; abgerufen am 13. Dezember 2016 .
  14. AAD 10: So arbeitet die Elite-Einheit der Schweizer Armee SWI , aufgerufen am 8. Dezember 2022
  15. Charles Recknagel: Who Are The Navy SEALs And What Is Team Six. 6. Mai 2011, abgerufen am 25. Januar 2018 .